Stehgreif

Gelegentlich wird in der deutschen Sprache die Redewendung „...aus dem Stehgreif heraus...“ verwendet. Über Sinn und Ursprung der Formulierung besteht unter Sprachwissenschaftlern bislang keine endgültige Klarheit.

Typischer Stehgreif
Verwechslungsgefahr: Sitzgreife!

Skulpturenthese

Allerdings steht zu vermuten, dass der Begriff aus einer Zeit stammt, in der man noch - ohne dadurch die Missgunst von Besuchern auf sich zu ziehen - stolze Adlerstatuen auf dem repräsentativen Eichenschreibtisch oder auf dem Marmorfußboden direkt neben dem Eingangsportal zur Empfangshalle der Staatskanzlei oder zum Hauptquartier stehen haben konnte. Auch ein oder zwei Steinlöwen machen sich immer recht nett als Willkommensgruß am Hoftor. Möglicherweise geht die Entstehung des Wortes noch weiter zurück. Der Greif ist ja als Fabelwesen eine vierbeinige Kreatur mit Flügeln und Löwenschweif und in seiner Erscheinung noch etwas beeindruckender als ein simpler Löwe oder Adler. Diese Greif-Skulpturen sind ja trotz all ihrer imposanten Erscheinung weder des Fliegens mächtig noch im Stande, zu gehen und daher dazu verdammt, fortwährend stehend am selben Fleck zu verharren. Für Lampen, die dasselbe Verhalten an den Tag legen, hat sich über die Jahrzehnte hinweg der Begriff Stehlampe herauskristallisiert. Es ist also naheliegend, einen stehenden Greifen in Abgrenzung zu einem sitzenden Exemplar als Stehgreif zu bezeichnen.

Anwendungsthese

Kommen wir nun zu dem Aspekt des „Herausschüttelns“. Gerade klobige Skulpturen werden häufig im Inneren ausgehöhlt um ihr Gewicht nicht unnötig zu belasten. Diese Hohlräume laden natürlich geradezu dazu ein, als Geheimversteck zu fungieren. Dinge, wie Geld, Schnaps, Drogen oder auch Witze, Reime oder noch unfertige Stupiartikel konnte man so vor den Blicken Unbefugter bewahren. War man allein oder in vertrauter Runde und es war einem nach etwas Auflockerung zumute, so konnte man einfach mal einen flotten Spruch aus dem Stehgreif schütteln und alle waren froh.

Traurig hingegen war es, wenn man wusste, dass man einen guten Whiskey im Stehgreif stehen hatte und die Putzfrau mit dem Putzwagen einmal zu heftig an die mythische Faunendarstellung anecken sah. Dann musste man buchstäblich den Schnaps aus dem Stehgreif herausplätschern lassen. Man war dann völlig entgeistert, da ja der Geist nun langsam ins Parkett oder den Perser sickerte und der Großteil im Feudel der unachtsamen Reinigungskraft landete.

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