Werbebande
Die Werbebande ist eine verschrobene Gemeinschaft von Propagandisten aus der weltweit operierenden Media-Familie, die offenkundig Firmeninterna vertickt und, unter den Augen der Gesetzeshüter, das Volk gezielt mit der subtilen Botschaft zu infiltrieren sucht: "Kaufen, kaufen, muss ich haben! Krieg ich mir und hol ich mir!" Nicht selten werden ihre Mitglieder deshalb auch Werberächer genannt und sind bei Saturn Abteilungsleiter für Handys: Hast Du Siemens? Brauchst Du Nokia!
Das Unternehmen ist im Wirtschaftsboom der 60'er Jahre dem perfiden Gedanken der Gewinnoptimierung anheim gefallen und organisiert sich damit seit seiner Gründung rein profitorientiert. Haste mal nen Euro? Die Gruppierung sucht mit der Unverschämtheit einfachster Botschaften, durch bunte Bildchen und leuchtende Schriftzüge schäbig unterstützt, einen wahrhaftigen Rausch bei ihren Opfern zu entwickeln. Dadurch wird es tiefenpsychologisch gewährleistet, dass ein unbescholtener Bürger zum sogenannten Kunden oder bei labil schwächeren, ein Bürger zum sogenannten Großeinkäufer wird. "...mehr mehr MEHR ZUCKERBÄRCHEN VON HARIBO! ICH BRAUCHE MEHR! VIEL MEHR! AAAAAAAAAAAALLLLLLLLLLLE" Diese stehen durch die gezielte Beeinflussung in steter Abhängigkeit zum Konsum, der sie auf kurz oder lang, finanziell bindet, ruiniert und zum Product-Junkie werden lässt. Weitreichenden Einfluss hat die Media- Familie in den Bundesligen. Sie verzichtet auf Weisung ihres Oberhaupts vollständig darauf, im unansehnlichen und geächteten Damenfußball Fuß zu fassen, was ihr schnell hohes Ansehen einbrachte. Damit ist der Werberächer einer Art Parasitismus unterlegen, in dem er sich im Geist seiner Delinquenten festsetzt, bis diese vollständig geil auf "anna Kasse inna Schlange anstehen" sind und dadurch ausgesaugt werden. Danach übergibt der Werbebrecher seinen Wirt, von dem er nichts mehr erwarten kann, dem nächsten Wirt und dieser lässt ihn solange volllaufen, bis dass die Welt ihm nur noch eine beruhigende Botschaft bietet: "Alles Scheiße, keiner mag mich! Ich bin so arm dran! ...ich brauche Zuckerbärchen!"
Anders als ihre Widersacher, die Warengüter langweilig und ungesehen unter der Ladentheke anpreisen, "alte Bückstücke", setzt die Werbebande auf die öffentliche Presse, um in der Bevölkerung Angst und Schrecken vor ihrer Omnipräsenz zu schüren. Von Karstadt in den Kaufhof. Ihre Organisation ist dabei über gut platzierte Paten aufgestellt, die so genannten Werbeträger, die sich mit viel Geschick und langjähriger Erfahrung in den Blickwinkel ihrer Zielgruppen stellen. Dort verharren sie stocksteif, bis dass sie ihren Opfern unausweichlich im Weg stehen und diese augstielig gezwungen sind, auf sie niederstarren zu müssen. "Zupf mich Liesbet, das ist aber was ein ganz ein fein angepriesenes Güterprodukt für meinen Enkel! Junger Mann, wo gibt es denn so etwas zu kaufen, sagen Sie mal?" Oftmals werden diese Kampagnen von Prominenten unterstützt, die ihr makelloses Grinsegesicht für diese derben Aktionen hergeben, um dem perfiden Dreck ein harmloses Antlitz zu verleihen. Hinter der Maskerade eines "Bruce Will es auch", oder einer "Soll ich es Ihnen in ein Bündchen einpacken oder nehmen Sie es gleich somit auf die Hand?" steckt zumeist nur die platte und glatt gelogene Floskel: "Das steht Ihnen aber ausgezeichnet Gut, chi! Und wo ist mein Geld, das ich Ihnen abgreifen darf?!" Ein leichtes Spiel für die Media-Familie, die sich ihrer wirkungsvollen Methodik nur zu sicher sein kann. Je öfter der Kunde mit plakativen Botschaften konfrontiert wird, um so eher bricht er ein und wird in die Abhängigkeit getrieben. "Boah isch hasse diese Werbung, aber isch hab's mir jetzt mal gekauft! Is ganz gut, das Zeugs!" Und was er nicht für sich braucht, das kriegt sich der Konsument für seine nächsten Angehörigen abgegriffen und geholt. "...wat soll's! ...is eh bald wieda Weihnachten!"
Erster Syndikatsboss und bekanntester Oberschurke der Media-Familie ist Ernest von Litfaß, dessen Anschläge vor allem in den 40'er-Jahren weltweit für Aufsehen sorgten. Der gemeinberüchtigte Don, mit seinem dicken Bauch, erwirkte mit seiner suggestiven Art auf Menschen einzugehen, eine vertrauensbildende Atmosphäre bei ihm anheimfallenden Bürgern. Diese Hypnose ermöglichte es ihm eine rundum neue Sicht der Dinge zu vermitteln, die Dinge noch schöner, noch bunter und noch begehrlicher wirken zulassen. "Kaufen Sie nicht den Velux Staubsauger 2000, kaufen Sie den einzigartigen Velux Superstaubsauger 300und1 mit fünf Saugfunktionen zusätzlich!" Als hinterhältiger Empath erschlich er sich so das Vertrauen seiner Opfer in dem er auf fiese Weise kleine Gefälligkeiten für seine Kunden erledigte und ihnen somit kleine Pröbchen seines Könnens mit auf den Weg gab. "Ein Saugbeutel gratis, wenn Sie sich jetzt für den Extrasuperstarkstaubsaugenden Velux 4000 S-Comfort entscheiden!" Seine immer wieder gleiche Masche, plumb an prominenten Ecken seine Ware ins Volk zutragen, war revolutionär. Nachdem ihm genug Opfer ins Netz gegangen waren, schnappte die Falle zu und erwies sich als ausgezeichneter Kundenfang. Litfaß brauchte nichts weiter zu tun als darauf zu warten, dass eine Kunden ihrer eigenen Schwäche nachgaben und in gönnerhaften Manier ihr Geld gen Ware eintauschten, in der tiefsten Überzeugung, dass alle so förmlich angepriesenen Produkte genau das versprachen, was Litfaß ihnen zuschrieb: "Kaufen Sie den Flugautomaten Velux 7040 New Generation, der unter anderem auch Staubsaugen kann oder Ihnen per Knopfdruck eine Putzfrau ins Haus holt!". Auf diesem Wirken von Ernest von Litfaß gründete sich die Media-Familie.
Die wichtigsten Köpfe der Media-Familie stellen die vier Unterbosse: Marc de Campaign, Justine d'Annonce, David Duke of Advertising und Vladimir „Reclam“ Slogan. Das auffällig elitär gehaltene Ensemble, das ausschließlich aus altem Adel rekrutiert wurde, lässt erahnen, was dem Opfer später zur Falle werden soll. Nur der Bessergestellte kann auch entsprechend für Produkte werben und Lockangebote aussprechen. Wer nimmt schon einem Obdachlosen die Parole ab: „Auch ich nehme Oil of Douglas, sehen Sie wo es mich hingebracht hat!“ Dabei organisieren sich die Bosse über ihren Hauptsitz, die Villa Kaufhaus! Der Blick hinter diese Fassaden, erlaubt einen Einblick in die komplexe Unternehmensstruktur, von Gewinnoptimierung hin zu Gewinnmaximierung. Dabei ist auffällig, dass Opfer vor allem über ein stets freundliches Image manipuliert werden, das in den Strategiezentren erarbeitet und zusammengestellt wurden. Grins! "Darf es noch etwas sein?" Grins! Denk: Ich bin Ihr neuer bester Freund! Ein Gefühl, das Sie außerhalb unserer Geschäfte wohl nie kennen lernen werden! Diese verlockenden Angebote auf etwaige Freundschaft führen zu den richtigen Kassenschlagern. Wie in politischen Hierarchien üblich, ist auch die Mediazentrale in Etagen aufgeteilt, von der untersten Etage bis hinauf zu den Edelboutiquen. Von Penny bis zu Dolce&Gabbana! Einmal oben angekommen, gibt es für Interessenten nur noch die Rolltreppe abwärts oder die nicht minder attraktive Alternative, ein Leben im Konsumrausch mit gerümpfter Nase zu vollbringen. In den mittleren Etagen des Unternehmens befinden sich zumeist die Handlanger, die Paperboys, die für die alltägliche Ausstaffierung des Unternehmens Verantwortung tragen und mit Parolen die Straßen unsicher machen, wie: "ABSOLUTES TOPANGEBOT! SPENDEN SIE JETZT BEI UNS 50 PROZENT BILLIGER! ABSOLUTES TOPANGEBOT!".
Schon lange liegen die Mobsters um den Schreienden Jakob der Propaganda-Familie sowie die Werbebande der Media-Familie mit dem Bund des Kartellamtes in tiefem Klinsch, in dem weitaus schlimmere Drohungen ausgesprochen wurden als: "Sie zwirpende Zwiebel!" oder "Sie rüttelnde Rotfeder, Sie!". Das in Insiderkreisen als Schreiende Jakob bekannt gewordene Oberhaupt der Propaganda-Familie leitet den Clan, der sich von der Media-Familie in den Promotionswirren der 50er Jahre löste und selbstständig machte! Seine im Dubiosen agierenden Salesmen übernahmen das Revier der Großhandelsmärkte und Obststände, auf denen sie alles als "Frisch" anboten, was unter ihren schmierigen Fingern, Einzug in die Obst- und Warenkisten fand. "HERANGETRETEN! Kommste her da, pack ich Dir ne Tüte voll von besten Produkten, die Du sonst gar nicht hättest haben wollen würden! HERANGETRETEN HIER BEIM GEMÜSE INGO IST ALLES FRISCH WIE NATUR! HERANGETRETEN und ZUGEGRIFFEN!" Ihre Auftraggeber und Agrarwirte sorgten dann im großen Stil und in mitunter namenhaften Handelsketten für den Rest, um die Geldbörsen ihrer Opfer zu prellen, in dem sie auf ihre Kisten geschickt die Werbeslogans etikettierten: "Noch frischer als frisch!". Dadurch zählen die Schreienden Jacobs laut Forbes-Liste zu den Top 20 bekanntesten Werbevermittlern, kurz Werbmittler genannt. Unbescholtene Bürger werden bei ihnen noch vom Don Jacob höchst persönlich geködert und mit Propaganda infiltriert: „Frischer Fisch noch frischer als Fisch! Gerade erst vom Baum gefallen! JETZT ZUGREIFEN!“. Und was den einen zum Zungenbrecher werden sollte, entwickelte sich zum Zorn der anderen. Vor allem die nicht über die Familien organisierten Einzelhändler und Kleinkrämer gingen in dem wachsenden Wald der bunten Werbeblätter unter wie das Swifta Bodentuch neben dem autonom agierenden Flugautomaten Velux Sensitive 8005 Smart Tomorrow. Der Bund des Kartellamtes, unter Verwaltung von spießigen Bürokraten und Anzugträgern, nahm sich der hilflosen Seelen an und postulierte die spätere Maxime im Wettbewerbsumgang: "Wer zu mächtig wird, dem drohen Razzien"! Dies sollte sich zu einem der schlagkräftigesten Werbeslogans für die staatlichen Gefängnisse entwickeln!
Die Schreienden Jakobs der Propaganda-Familie sowie die Werbebande der Media-Familie, die sich nach dem gestrengem Ehrenkodex der Familien gegen ihre Verbündeten vereinten, trugen ihre Angelegenheiten letzten Endes in offenen Straßenkämpfen aus. Während die Salesmen mit modrigem Obst und Gemüse zu Gefecht zogen und an die Vorwehen der französischen Revolution zu erinnern vermochten blieben sie ihren einverleibten Werbesprüchen treu: „FRISCHES OBST UND GEMÜSE GEN DIE VASALLEN DES GUTEN GESCHMACKS! ABSOLUT FRISCHE WARE!“! Dagegen schoss die Werbebande mit verkaufsoffenen Sonntagen gegen ihre Widersacher, um sieben Tage die Woche ohne Unterlass werben zu können und damit sogar dem ruhenden Gott ein Schnippchen zu schlagen! "Kaufen Sie jetzt! Damit der Wert Ihres Geldes nicht in Ihren Händen verfällt!" Damit rannten sie offene Türen bei den Wirtschaftsvertretern ein, die neben Zuckerbärchen nun Sekunde für Sekündchen reicher und reicher wurden! Drollige Gemeinschaften von Trittbrettfahrern drehten parallel ihr eigenes Ding und sprangen auf den Zug der Werbebande auf. Allüberall über den Einkaufsmeilen, taten sich mehr und mehr bunte Werbebanner auf, die alle raffinierter und verlockender, Honig um die süßen Mäuler ihrer Kunden schmierten. Der einstige Racheakt, der im Monopol geeinten Familien und ihre illegalen Machenschaften wendeten sich nun gegen selbige, die ihren einstigen Einfluss und ihre Alleinhalterposition wie Sand in Händen verschwinden sahen. Das blütenweiße Image der Familien wurde rufschädigend und öffentlichkeitswirksam mit Contra-parolen beschmutzt: "Was will man mit einem Superduper Alleskönner Velux 12111 Innovation Systems, wenn er so lapidare Angelegenheiten wie Stroh zu Gold spinnen nicht erledigen kann!?".
Das Ende der Werbebande kam nach den Wirren und Kämpfen um eine Vorreiterposition in der Gesellschaft für niemanden mehr überraschend. Es gab viele Stadien in denen sich die Gemeinschaft etabliert hatte und von denen sie ausgehend ruhmreiche Streifzüge startete. Den Glanz einer Cosa Nostra Boliviens, oder den weitreichenden Einfluss der Rote Brigaden aber sollte die Organisation nie erwerben. Ministerien versuchten die Kontrolle zu erzwingen, letztlich aber brach die Gemeinschaft von innen auf. Ersetzt wurden sie von Vertretern, den sogenannten Werbetretern, die von Tür zu Tür stiefelten und Werbung und ihre Produkte genau da abliefern, wo sie der Konsument einzusetzen bereit war. Zu namenhaftem Ruf sollten die Vertreter der Thyssengesellschaften gelangen, die Staubsauger anboten, die Staub saugten! |