Ubuntu 16.04 Xenial Xerus
Ubuntu 14.04 Trusty Tahr
Ubuntu 12.04 Precise Pangolin
pdfocr ist ein Programm, das es ermöglicht, aus gescannten PDF-Vorlagen durchsuchbare Dokumente zu machen. Das in Ruby verfasste Skript greift dabei zur Texterkennung standardmäßig auf das OCR-Programm tesseract-ocr, optional Cuneiform-Linux, oder auch OCRopus , zurück und verwendet zur Zusammenführung des Originals mit der Texterkennung hocr2pdf
aus ExactImage. Außerdem kommen pdftk und pdfimages zum Einsatz.
Das Programm ist ein reines Kommandozeilenwerkzeug ohne grafische Oberfläche. Siehe auch Alternativen.
Für pdfocr wird eine Installation[1] von
ruby
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install ruby
sudo aptitude install ruby
benötigt.
Das Programm selbst ist bisher nicht in den Ubuntu-Paketquellen vorhanden. Die einfachste Installationsart besteht über das Projekt-PPA.
Adresszeile zum Hinzufügen des PPAs:
ppa:gezakovacs/pdfocr
Zusätzliche Fremdquellen können das System gefährden.
Ein PPA unterstützt nicht zwangsläufig alle Ubuntu-Versionen. Weitere Informationen sind der PPA-Beschreibung des Eigentümers/Teams gezakovacs zu entnehmen.
Damit Pakete aus dem PPA genutzt werden können, müssen die Paketquellen neu eingelesen werden.
Nach der Einrichtung des PPAs wird das folgende Paket installiert:
pdfocr (ppa)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install pdfocr
sudo aptitude install pdfocr
Momentan (05.09.2016) befindet sich für Ubuntu 16.04 noch kein Paket im PPA. Es ist aber kein großer Aufwand, sich das Programm direkt von der Git-Hub-Seite herunterzuladen. Dann das Archiv entpacken[3], und die eigentliche Programmdatei pdfocr.rb mit Rootrechten[4] z.B. nach /usr/local/bin verschieben, noch die Endung löschen, dann kann pdfocr systemweit verwendet werden. Um die Manpage nutzen zu können, pdfocr.1 nach usr/local/share/man/man1 kopieren.
pdfocr ist ein Skript, das folgende Schritte automatisiert:
Aufteilung einer mehrseitigen PDF-Datei in Einzelseiten (bei Bedarf, via pdftk
)
Extrahieren der Bild-Daten mit pdfimages
Ausführung der Texterkennung mittels tesseract-ocr, ggf. Cuneiform-Linux oder OCRopus (Ausgabe im hOCR-Format)
Einfügen des Textes in die PDF-Datei mit hocr2pdf
Wiederzusammenführung der Dateien (bei Bedarf, via pdftk
)
Es können die Schritte daher auch einzeln angepasst ausgeführt werden, wenn andere Einstellungen als im Standard vorgegeben erwünscht sind. Die "Passung" der Lagen ist abhängig vom Ausgangsmaterial, dabei sind die Ergebnisse für reine Textvorlagen erfahrungsgemäß besser als für PDF-Dateien mit vielen Bildern.
pdfocr wird auf der Kommandozeile[2] ausgeführt, die allgemeine Syntax lautet:
pdfocr [OPTIONEN] -i INPUT.pdf -o OUTPUT.pdf
Folgende Optionen stehen zur Verfügung:
pdfocr-Optionen | |
Aufruf | Funktion |
-t | tesseract-ocr als Texterkennungsprogamm nutzen (ohne Angabe ab 0.1.4. Standard) |
-c | statt tesseract-ocr Cuneiform als OCR-Programm verwenden |
-o | statt tesseract-ocr ocropus als OCR-Programm verwenden |
-l, --lang LANG | zu verwendende Sprache (Sprachkürzel) festlegen (siehe aber unten)! |
-w, --workingdir DIR | Ordner für die Temporärdateien festlegen |
-k, --keep | die Temporärdateien nicht löschen |
-h | Hilfe |
-v | Versionsnummer ausgeben |
Nutzung von Cuneiform
Leider funktioniert die hOCR-Funktion in der Cuneiform-Version 0.9.0 und höher im Zusammenspiel mit hocr2pdf nicht richtig. Nach der Zusammenführung der Bildebene mit der erstellten .hocr-OCR-Datei kann die Schrift teilweise in überdimensionierter Größe dargestellt werden, sodass die Passung nicht stimmt und im schlimmsten Fall sogar Teile des OCR-Ergebnis in der erstellten PDF-Datei gar nicht mehr vorhanden sind.
Die in den offiziellen Paketquellen bis Ubuntu 11.04 vorhandene Cuneiform-Version 0.7.0 lieferte in diesem Zusammenhang wesentlich bessere Ergebnisse. Aktuell ist in den Paketquellen allerdings Cuneiform-Version 1.1.0 enthalten, das ebenfalls von dem beschriebenen Problem betroffen ist.
Verwendung von OCRopus
Die Verwendung von OCRopus ist nicht getestet; das Programm erwartet eine Version, in der ocroscript
zum Einsatz kommt (die aktuelle Version 0.7 ist nicht kompatibel). pdfocr verwendet Tesseract als Ersatz, wenn keine passende OCRopus-Installation gefunden wird.
Leider erkennt diese Version mit Tesseract 3.02 die installierten Tesseract-Sprachen nicht. Ohne Angabe der Option -l
wird Englisch zugrunde gelegt. Eine provisorische Lösung besteht darin, in in einem Editor [5] mit Root-Rechten in der Datei pdfocr.rb die Standardsprache auf deu
(oder die gewünschte tesseract-Sprache, Zeile 73) zu setzen, und die Option usetesseract
auf true
zu stellen (Zeile 77), dann kann ohne die Angabe der -l
-Optionen direkt Tesseract mit der angegebenen Sprache verwendet werden, wenn diese installiert ist.
Alternativ können die Zeilen 252 bis 265 mit vorangestelltem #
auskommentiert werden, dann funktioniert die Sprachauswahl wieder. Hintergrund scheint zu sein, dass die Funktion --list-langs
unter Tesseract 3.02 nicht mehr existiert, aber vom Skript verwendet wird.
Für Tesseract 3.03 sind diese Änderungen nicht nötig; die Option --list-langs
funktioniert dort wieder.
Die von Tesseract 3.03 (für Ubuntu 14.04 in den Quellen) erstellten hOCR-Dateien haben statt .html jetzt .hocr als Endung. Daher muss in pdfocr.rb die Zeile 336
sh "tesseract", "-l", language, basefn+'.ppm', basefn+'.hocr', "hocr"
in
sh "tesseract", "-l", language, basefn+'.ppm', basefn, "hocr"
umgeändert werden, die nachfolgende Zeile
sh "mv", basefn+'.hocr.hocr', basefn+'.hocr'
muss zudem gelöscht oder durch Vorstellen eines #
-Zeichen auskommentiert werden.
Leider scheint aber das Zusammenspiel zwischen hocr2pdf und den von Tesseract erstellten hOCR-Datein nicht mehr gut zu funktionieren; es treten unter Trusty ähnliche Probleme auf (schlechte Passung durch überdimensionierte Bounding Boxes, z.T. fehlen Textelemente, weil sie zu groß dargestellt werden) wie bei der Nutzung von Cuneiform. Eine Lösung, bei der statt der hocr-Konfigurationsdatei für Tesseract die pdf-Konfigurationsdatei verwendet wird, findet sich in dieser Beitrag auf github .
OCRmyPDF ist ein ähnlicher Programm, das momentan mit tesseract-ocr die besten Ergebnisse für die Textebenenerkennung und Passung für grafische PDF-Dateien liefert.
gscan2pdf liefert mit dem OCR-Programm tesseract-ocr sehr gute Ergebnisse für "Sandwich-PDFs", da damit auch eine akzeptable Layout-Erkennung für die Passung der Lagen möglich ist.
xsane2sandwich ist ein Wrapper-Skript, mit dem aus XSane heraus Sandwich-PDFs mit Textlage direkt erstellt und auch erweitert werden können; zur Texterkennung wird tesseract direkt oder OCRmyPDF verwendet.
pdfsandwich beschreitet einen ganz ähnlichen Weg wie pdfocr, seit Version 0.0.5 auch mit tesseract als OCR-Programm. Die Ergebnisse sind damit momentan wesentlich besser als mit pdfocr.
In diesem Blogeintrag von Konrad Voelkel wird eine ähnliche Vorgehensweise beschrieben.
ocrodjvu ist Programm, um Texterkennung für DjVu-Dateien durchzuführen. Eine Konvertierung von PDF-Dateien kann mittels pdf2djvu erfolgen, mit xsane2djvu auch eine direkte Erstellung. Die Texterkennung arbeitet generell zuverlässiger und die Dateien sind bei gleicher Qualität wesentlich kleiner.
PDF - Übersichtsseite
Texterkennung - Übersichtsseite
Projektseite auf github.com
HowTo auf ubuntuforums.org
Diese Revision wurde am 7. September 2016 21:30 von Heinrich_Schwietering erstellt.