Das Arbeiterlied bezeichnet in erster Linie ein Gesangsstück aus der sozialistischen Arbeiterbewegung.

Arbeiterlieder im allgemeinen Sinn haben aber eine viel längere Tradition. Es sind die Gesänge der Sklaven und Sträflinge, welche zu Zwangsarbeit verdammt wurden. In dieser Tradition steht unter anderem der Blues. Sie zählen zu den Arbeitsliedern, die während körperlicher Arbeit gesungen wurden.

Mit dem Aufkommen des Marxismus im 19. Jahrhundert und der Gründung der 1. Internationale entstand die gleichnamige Hymne der Arbeiterbewegung. Auf dieser Tradition aufbauend, entstanden die klassischen Arbeiterlieder, die dann in den 1970er Jahren vor allem in Deutschland eine Renaissance erlebten.

Neben den deutschen Liedern von Bertolt Brecht oder aus dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus und den italienischen oder spanischen Faschismus sind es auch immer wieder Lieder der Befreiungsbewegungen der Dritten Welt, die von den einschlägigen Interpreten gesungen werden.

Varianten

Arbeiterlieder entstanden aus der Arbeitermusikbewegung, die sich wiederum als Teil der Arbeiterbildung und Arbeiterkultur verstand. Ziel dieser war es, dem Proletariat eine umfassende Bildung zukommen zu lassen und eine eigene proletarische Kultur zu entwickeln, die die Voraussetzung für einen gesellschaftlichen Wandel sein soll. Genauso wie sich die bürgerliche Musik in der Zeit der Klassik und Romantik im Zusammenhang mit den bürgerlich-demokratischen Revolutionen entwickelte, sollte auch dem Proletariat die Aufgabe zukommen, eine eigene Kultur zu entwickeln, die den Warencharakter bürgerlicher Musik unter kapitalistischen Produktionsbedingungen überwinden sollte.

Unter Arbeiterliedern kann man daher verschiedenen Spielarten verstehen, die nicht nur das bekannte Kampf- bzw. Tendenzlied beinhalten, das vor allem in der Gegenwart das Bild des Arbeiterliedes prägt. Ein wichtiger Inhalt der Arbeitermusikbewegung war ebenso die Pflege der bürgerlichen Musik, die in der Tradition der bürgerlich-demokratischen Revolutionen gesehen wurde. Während der Spaltung der Arbeiterbewegung in einen kommunistischen und sozialdemokratischen Teil entwickelten sich auch unterschiedliche Ansichten von Arbeiterliedern und Arbeitermusik. Während sich die sozialdemokratischen Arbeitermusiker mehr und mehr auf die Pflege von bürgerlicher Musik und Volksliedern konzentrierten, entstanden im kommunistischen Teil neue Werke, vor allem aus der Feder Hanns Eislers, die heute das Bild des Arbeiterliedes bestimmen. Sozialdemokratische Kompositionen aus der Zeit der Weimarer Republik – der Hochzeit des Arbeiterliedes – sind vor allem durch eine politische Harmlosigkeit gekennzeichnet, während kommunistisch geprägte Lieder von revolutionären und systemoppositionellen Inhalten bestimmt waren.

Bekannte Lieder

Bekannte Texter

Bekannte Komponisten

Bekannte Interpreten und Bands

Deutschsprachiger Raum

International

Immaterielles Kulturerbe

Im Dezember 2014 wurde das Singen der Lieder der deutschen Arbeiterbewegung in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Zusammen mit 26 weiteren Traditionen und Wissensformen wurde es gemäß der UNESCO-Konvention zum immateriellen Kulturerbe damit zu einem besonders zu pflegenden gelebten nationalen Erbe. In ihrer Begründung hebt die Deutsche UNESCO-Kommission die Bedeutung des gesungenen Liedgutes für den Zusammenhalt der Völker und das Streben nach Frieden hervor. Das Arbeiterlied bleibe ein Beispiel für gelebte Volkskultur, die sich immer wieder an die zeitgenössischen Umstände anpasst und damit ständig selbst jung hält. Das Arbeiterlied beschreibe das Leid aber auch die willensstarke Gegenkraft und Hoffnung der unterdrückten Lohnarbeiter durch die Zeit.

Literatur

  • Karl Adamek: Lieder der Arbeiterbewegung: LiederBilderLeseBuch. Erweiterte Neuauflage. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-7632-2563-3.
  • Karl Adamek: Politisches Lied heute: Zur Soziologie des Singens von Arbeiterliedern: empirischer Beitrag mit Bildern und Noten. Klartext, Essen 1987, ISBN 3-88474-600-6.
  • Reinhard Dithmar: Arbeiterlieder 1844 bis 1945. Luchterhand, Neuwied/Kriftel/Berlin 1993, ISBN 3-472-01048-7.
  • Jürgen Elsner: Zur vokalsolistischen Vortragsweise der Kampfmusik Hanns Eislers. Dissertation, Berlin (DDR) 1964
  • Axel Körner: Das Lied von einer anderen Welt: Kulturelle Praxis im französischen und deutschen Arbeitermilieu 1840-1890. Campus, Frankfurt am Main/New York 1997, ISBN 3-593-35847-6.
  • Inge Lammel: Das Arbeiterlied. 3., veränderte Auflage. Reclam, Leipzig 1980 (1970). Lizenzausgabe: Röderberg, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-87682-477-X.
  • Inge Lammel: Arbeiterlied – Arbeitergesang: Hundert Jahre Arbeitermusikkultur in Deutschland. Hentrich und Hentrich, Berlin 2002, ISBN 3-933471-35-4.
  • Friedrich Waldmann: Arbeiterlied – Blas-, Marschmusik, Hymnen auf Schallplatten, „Tonträgern“ (DLK Erfurt) in der SBZ, DDR (1946–1990). 12. ergänzte Auflage. Waldmann, Niederstetten 2006, ISBN 3-932040-88-0.

Einzelnachweise

  1. „Dt. UNESCO-Kommission - Singen der Lieder der deutschen Arbeiterbewegung“ abgerufen am 16. Januar 2015
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.