Die Artillerietruppe des Heeres im Deutschen Reich umfasste die artilleristischen Kräfte des Heeres. Diese setzte sich zusammen aus der Feldartillerie und der Fußartillerie mit der Festungs- und der Belagerungsartillerie.

Zum Einsatz kam die Artillerietruppe hauptsächlich während des Ersten Weltkriegs von 1914 bis 1918.

Schießende Artillerie

Im Zuge der Mobilmachung 1914 wurden planmäßig aufgestellt:

Mit der Mobilmachung 1914 wurde die Fußartillerie schließlich aufgelöst und auf Heeresgruppen und Armeen verteilt. Bei Kriegsausbruch standen bereit:

  • 26 schwere Feldhaubitz-Bataillone, Kaliber 15 cm, zu je 16 Geschützen, die den Armee-Korps unterstellt wurden, dazu ein weiteres Bataillon mit 10-cm-Geschützen, das dem IX. Reservekorps der I. Armee an der Westfront zu Verstärkung des rechten Angriffsflügels unterstellt wurde.
  • 14 Mörser-Bataillone, Kaliber 21 cm zu je acht Geschützen. Diese wurden zur Bekämpfung gegnerischer Festungen an der Westfront verlegt.
  • 5 (drei schienengebundene und zwei motorisierte) Batterien schwere Küstenmörser, Kaliber 30,5 cm zu je zwei Geschützen.
  • 3 Batterien 42-cm-Mörser, davon zwei schienengebunden.
  • weitere 15 ½ Bataillone waren ortsgebunden in Festungen eingesetzt, darunter der Großteil der 50 Reserve-Artilleriebataillone, die über keine Bespannung und keine Munitionskolonnen verfügten.

Insgesamt betrug damit die Kriegsstärke 633 Feldartillerie-Batterien zuzüglich 828 Feldartillerie-Batterien der Reserveformationen. Hinzu kamen 50 Fußartillerie-Bataillone des Heeres und 122 aus Reserveformationen. Die Artillerie zog mit 14.681 Offizieren und 412.323 Unteroffizieren und Mannschaften ins Feld und bildete damit 22 % des Feldheeres. Die französische Feldartillerie bewies sich gegenüber der deutschen, die deutsche und österreichische schwere Artillerie gegenüber der der Alliierten als überlegen, was insbesondere beim Niederringen der Grenzfestungen im Westen von großer Bedeutung war. Andererseits machte sich das Fehlen schwerer Artillerie in den Reserve- und des Landwehrkorps bereits kurz nach dem Kriegsbeginn schmerzlich bemerkbar und erzwang eine entsprechende Truppenvermehrung, zum Beispiel durch die Lieferung von Marinegeschützen, später durch die Entwicklung von Eisenbahngeschützen. Aus Ersatzeinheiten und Festungsverbänden wurden daher weitere Bataillone aufgestellt, so dass bis 1917 jede Division auch eine schwere Abteilung erhielt.

Die höhere Feuergeschwindigkeit ermöglichte auch in der deutschen Feldartillerie im Kriegseinsatz zwischen Herbst 1914 und März 1915 – wie vor dem Kriegsbeginn bereits in der französischen, schwedischen und schweizerischen Armee – eine Reduzierung von sechs auf vier Geschütze je Batterie, womit die Bildung von 300 neuen Batterien für die Neuaufstellung weiterer Divisionen möglich wurde. Auch die Artilleriebrigaden wurden bis 1917 aufgelöst. Die Divisionsartillerie wurde in einem Artillerie-Regiment mit drei Abteilungen zusammengefasst, wovon zwei mit Feldkanonen und eine mit Feldhaubitzen ausgerüstet wurde. Die Umgliederungen der Divisionsartillerie wurden bis zum Frühjahr 1917, die der 1917 geschaffenen Heeresartillerie, die unter Befehl der OHL stand, bis zum Herbst 1917 abgeschlossen. Die Führung der Divisions-Artillerieverbände erfolgte durch einen Artilleriekommandeur (Arko), auf Armee-Ebene wurde der bisherige General der Fußartillerie zum „General der Artillerie“ umbenannt.

Ab Mai 1918 wurden sechs Artillerie-Regimenter erstmals mit Lastkraftwagen motorisiert.

Die Batterien der schweren Artillerie der Kaliber 13 cm und 21 cm wurden im Sommer 1917 auf drei Geschütze, 15 cm, 17 cm auf zwei Geschütze gebracht. Jede Batterie bekam nun eine eigene Munitionskolonne.

Die deutsche Artillerie verwendete im Krieg 73 verschiedene Geschütztypen, davon 57 Typen Beutegeschütze.

Während des Ersten Weltkrieges wuchs die Artillerie u. a. an auf

  • 297 Feldartillerie-Regimenter mit je drei Abteilungen zu je drei Batterien mit vier Geschützen (also insgesamt 36 Geschütze pro Feldartillerie-Regiment)
  • 6 selbständige Abteilungen
  • 3 reitende Abteilungen
  • 6 fahrende Abteilungen
  • 7 Gebirgsartillerie-Abteilungen
  • 50 Infanterie-Geschütz-Batterien
  • 53 Infanterie-Begleit-Batterien
  • 785 leichte Munitionskolonnen

Damit besaß die Artillerie bei Kriegsende 11.300 Feldgeschütze, der Anteil der Haubitzen zu Kanonen hatte sich seit der Mobilmachung (1:3) verdoppelt (1:1,5). Die Stärke der schweren Artillerie war um 30 % gewachsen.

Einsatz- und Führungsgrundsätze

Das offene Auffahren und Abprotzen der Batterie zum Feindbeschuss im direkten Richten beim Angriff oder im Begegnungsgefecht verlor nach 1914 im Stellungskrieg an Bedeutung. Wichtig war vielmehr das gedeckte Auffahren der Geschütze, wobei die Feuerstellung einer beobachteten Bekämpfung durch den Feind entzogen wurden und der Feuerkampf im – in Friedenszeiten bei der Feldartillerie kaum geübten – indirekten Richten über eine Beobachtungsstelle geleitet wurde. Im Verlaufe des Krieges wurde mit zunehmender Präzision das Planschießen entwickelt, das ohne langwieriges und den Gegner vorwarnendes Einschießen überraschende Feuerüberfälle nach voraus berechneten Schusswerten auf geortete Feindziele ermöglichte.

Die Feldartillerie wurde ab 1889 auch als fahrende Artillerie bezeichnet, denn während des Marsches saßen die Kanoniere auf den Zugpferden, der Protze und dem Geschütz auf, um jederzeit aus dem Marsch in Stellung gehen und den Feuerkampf eröffnen zu können. Neben den Geschützprotzen verfügte jede Batterie auch über einen sechsspännigen Beobachtungswagen mit Mannschaft und Gerät zum Aufbau der Beobachtungsstelle.

Beim In-Stellung-gehen fuhren die Geschütze in Linie nebeneinander auf, die Munitionswagen der Staffel etwa acht Schritt dahinter. Die Geschützmannschaft bestand aus dem Geschützführer und sechs Kanonieren (K1-K6), die jeweils fest zugeordnete Aufgaben hatten, etwa beim Richten des Geschützes, der Vorbereitung von Munition mit Zünder, Kartusche oder Treibladung, dem Abfeuern oder Auswischen des Rohres usw.

Etwa 300 m rückwärts der Feuerstellung fuhren die Protzen und die übrigen Munitionsfahrzeuge der Batterie in Deckung, 600 m rückwärts hielt sich die leichte Munitionskolonne bereit.

Nach dem Herstellen der Wirkungsbereitschaft begann das Einschießen der Geschütze, geleitet vom Batteriechef aus der Artilleriebeobachtungsstelle heraus. Von dieser mussten sowohl die Batterie als auch das Ziel einsehbar sein.

Die Zielortung nach Gelände und Karte erfolgte mit dem Scherenfernrohr, der Winkel zum Ziel wie zur Batterie wurde mit dem auf einen Vollkreis von 6400 Strich eingeteilten Richtkreis eingemessen und in ein Feuerkommando umgesetzt, das der Winkertrupp den Kanonieren mit Signalflaggen übermittelte, bei der Feldartillerie per Morsesystem mit einer Flagge, bei der Fußartillerie mit zwei Signalflaggen nach der Winkerrose. Im Stellungskrieg wurde auch per Feldfernsprecher kommuniziert, wobei das Leitungsnetz bei heftigem Feindbeschuss ständig gefährdet war. Die Kommunikation zwischen Kampftruppe, Beobachtungsstelle und Feuerstellung war unter Feindeinwirkung oder im Bewegungsgefecht stets gefährdet.

Neben die Erd- trat die Luftbeobachtung, zunächst mittels an Seilwinden befestigter Fesselballons der Feldluftschiffer oder vom Flugzeug aus durch Artillerieflieger, vor allem, nachdem ab 1915 die Verständigung vom Flugzeug mittels Funktelegrafie möglich wurde.

Feld- und Fußartillerie verwendeten die gleichen Schießverfahren, d. h. die Ortung des Ziels nach Lage, Höhe, Ausdehnung, dessen Eingabeln durch Kurz- und Weitschüsse in 100-m-Sprüngen.

Als Feuereinheit galt die Batterie oder die Abteilung. Als Wirkungsfeuer galten folgende Verfahren:

  • Salvenfeuer: Gleichzeitiges Abfeuern aller Geschütze auf ein Kommando
  • Staffelfeuer: Abfeuern der Geschütze nacheinander auf jeweils etwas kürzere Entfernung
  • Flügelfeuer: Abfeuern der Geschütze der Linie vom befohlenen Flügel aus mit Zeitverzug
  • Gruppenfeuer: Geschützweises Abfeuern und Nachladen unter Leitung der Geschützführer
  • Schnellfeuer

Munition

Das Schwarzpulver wurde nach der Erfindung des Dynamits 1867 durch Alfred Nobel, der Sprenggelatine 1877 und des rauchlosen Pulvers 1887 durch rauchschwache Treibladungen in Metallhülsen oder bei Haubitzen durch entsprechende Kartuschen ersetzt. Damit vereinfachte sich der Ladevorgang; die geringe Qualmentwicklung behinderte bei Schnellfeuer nicht die Sicht und erschwerte die Aufklärung der Feuerstellung durch den Feind.

Als Munitionsarten wurden Brisanzgranaten und Schrapnells – zur Nahverteidigung auch Kartätschen – eingesetzt, später auch Leuchtgranaten sowie Panzergranaten zur Panzerabwehr. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs verfügte Deutschland außerdem über ein Einheitsgeschoss, das je nach Bedarf als Sprenggranate oder Schrapnell verwendet werden konnte. Als Zünder wurden je nach Bedarf Aufschlag- oder Zeitzünder (Doppelzünder) verwendet.

Ab 1916 wurden auch mit farblichen Kreuzen gekennzeichnete Gasgranaten verschossen, darunter

Feldartillerie

Der Auftrag der Feldartillerie war die unmittelbare Unterstützung der Kampftruppe, insbesondere der Infanterie, wobei die Feldartillerie mit ihren Geschützen die Feindziele niederkämpfen sollte, die außerhalb des Wirkungsbereichs der infanteristischen Handfeuerwaffen lag. Dabei lag aufgrund der Kriegserfahrungen 1864–71 der Schwerpunkt beim weitreichenden Schrapnellschuss gegen lebende Ziele.

Eine Batterie der Feldartillerie wurde geführt von einem Batteriechef im Rang eines Hauptmanns oder Rittmeisters. Sie umfasste 1914 etatmäßig fünf Offiziere und 148 Unteroffiziere/Mannschaften mit 139 Pferden, 17 Fahrzeugen und sechs Geschützen.

Die Batterie gliederte sich in

  • die Gefechtsbatterie mit Beobachtungswagen, der Gefechtsstaffel aus drei (später zwei) Geschützzügen mit je zwei Geschützen, den dazugehörigen meist sechsspännigen Protzen und drei Munitionswagen,
  • die Gefechtsbagage mit drei weiteren Munitions- und einem Versorgungswagen
  • und die Große Bagage mit je einem Vorrats-, Lebensmittel- und Futterwagen und der Feldschmiede.

Die Kanoniere waren mit Pistolen, die Offiziere mit Degen bewaffnet, zur Nahverteidigung sollten die Besatzungen ihr Geschütz einsetzen. Nachdem es jedoch 1914 an der Ostfront durch Kavallerieüberfälle zu Verlusten gekommen war, begann auch die Ausrüstung der Artilleristen mit Gewehr oder Karabiner. 1918 kamen pro Batterie zwei leichte MG zur Fliegerabwehr und Nahverteidigung hinzu.

Die Munitionsversorgung der Feldartillerie erfolgte über die leichte Munitionskolonne der Abteilung, die im Stellungskrieg zum Teil auch der Armee unterstellt wurden.

Feldgeschütze

Seit 1861 waren die bisherigen Vorderladergeschütze durch Hinterlader ersetzt worden. Standardgeschütz war zunächst das aus Gussstahl gefertigte Flachbahngeschütz C 73 mit dem Kaliber 7,85 cm und 8,8 cm, abgelöst erst 1896 von der Feldkanone 96. Von Rheinmetall und Krupp modifiziert zur Feldkanone 96 n.A. (neuer Art) kamen 1905 weitere wesentliche Verbesserungen hinzu, wie ein Schutzschild gegen direkten Feindbeschuss, Richtsitze für die Kanoniere, die Flüssigkeits-Rohrrücklaufbremse, die das umständliche Neuausrichten des Geschützes nach dem Abfeuern unnötig machte, verbesserte Richtmittel und Visiereinrichtungen wie das Rundblickfernrohr für das indirekte Richten und einen feldgrauen Tarnanstrich. Neben der Kanone wurde die Feldhaubitze 98/09 entwickelt, die durch eine steilere Geschossflugbahn die Bekämpfung von Zielen im indirekten Richten und gegen Feldbefestigungen und gedeckten Unterständen ermöglichen sollte. Dazu kamen weitere Verbesserungen: Die Auswertung der Erfahrungen unter anderem des Russisch-Japanischen Krieges von 1905 zeigten, dass der Feuerkampf vor allem schnell und zielgenau geführt werden musste. Batterien erhielten nun auch einen Beobachtungswagen sowie Munitionsfahrzeuge, Schanzzeug für den Stellungsbau, dazu Feldfernsprecher als Kommunikationsmittel und Patronenmunition ersetzte die Kartuschen. Die schweren Geschütze bekamen Radgürtel, so dass auch der schwere 21-cm-Mörser auf der Lafette transportiert und abgefeuert werden konnte. Für den fortlaufenden Munitionsnachschub wurden Munitionskolonnen aufgestellt.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren die 7,7-cm-Feldkanone 96 n.A. mit 5096 Geschützen und die 10,5 cm leichte Feldhaubitze 98/09 mit 1230 Geschützen die Standardwaffen der deutschen Feldartillerie, erst ab 1916 wurden diese durch verbesserte Geschütztypen ersetzt oder ergänzt.

Bezeichnung Kaliber
[mm]
Schussweite
[m]
V0
[m/s]
Höhenricht-
bereich
Einführung Bemerkungen
Ältere Geschütze ohne Rohrrücklauf
Leichte 8-cm-Feldkanone C/7378,568004651874für die Feldartillerie der Kavallerie-Verbände
Schwere 9-cm-Feldkanone C/738870004441874für die Feldartillerie der Infanterie-Verbände
9-cm-Feldkanone C/73/91887100464−15°/+16°1891Neuberohrte 8- bzw. 9-cm-Feldkanonen mit Einheitskaliber
7,7-cm-Feldkanone 967778004651896mit Seilbremse
10,5-cm-leichte Feldhaubitze 9810556003001898mit Seilbremse
Neuere Geschütze mit Rohrrücklauf
7,7-cm-Feldkanone 96 n. A.777800465−13°/+15°1905Umbau der Feldkanone C/96; Standardgeschütz 1914
7,7-cm-Feldkanone 167710700525−10°/+40°1916
10,5-cm-leichte Feldhaubitze 98/091056300302−10°/+40°1909Umbau der le. Feldhaubitze C/98; Standardgeschütz 1914
10,5-cm-leichte Feldhaubitze 161059700427−10°/+40°1916

Anzumerken ist, dass neben den aufgeführten Geschützen noch zahlreiche weitere Beute-Geschütze zum Einsatz kamen.

Flugabwehr-, Gebirgs-, Tankabwehr- und Infanterieartillerie

Flugabwehrgeschütze

Die ersten – damals noch bespannten – Ballon-Abwehrkanonen von Krupp waren bereits im Dezember 1870 bei der Belagerung von Paris zur Bekämpfung von Freiballonen eingesetzt worden. Nach dem Aufkommen der Luftschiffe wurde die Frage der Bekämpfung von Luftfahrzeugen wieder akut. Das preußische Kriegsministerium beauftragte daher Anfang 1906 die Artillerie-Prüfungskommission mit der Klärung dieser Angelegenheit. Die APK ließ zu diesem Zweck seit 1907/08 Geschütze von Krupp und Rheinmetall testen. Nach dem Abschluss der Versuche wurden Anfang 1914 die ersten motorisierten bzw. bespannten Luftabwehrgeschütze vom Heer in Dienst gestellt und den Artillerieregimentern wirtschaftlich angegliedert, d. h., sie blieben taktisch unabhängig. Weil zu Kriegsbeginn die Zahl der im Feld stehenden Geschütze dabei noch nicht ausreichte, wurden zur Flugabwehr allerdings auch normale zum Teil aufgebohrte Feldgeschütze auf improvisierten Lafetten herangezogen. Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Aufklärungs- und Bombenflugzeuge kamen immer mehr der ab 1916 in Flugabwehrkanonen umbenannten Geschütze zum Einsatz. Zur selben Zeit wurde die Flugabwehr von der Artillerie völlig abgekoppelt und unter eigenen Vorgesetzten den neugegründeten Luftstreitkräften zugeordnet.

Gebirgsgeschütze

Die Erfahrungen im Kriegseinsatz machten eine weitere Spezialisierung der Feldartillerie erforderlich.

Der Kampf in den Vogesen erforderte den Einsatz von Geschützen im Gebirgskrieg; ab 1915 wurden deutscherseits erstmals 7,5-cm-Gebirgsgeschütze von Erhardt eingesetzt, die ursprünglich für die kaiserliche Schutztruppe in den Kolonien vorgesehen waren und auf sechs Tragtiere verlastet in Stellung gebracht werden konnten. Besonders bewährten sich die 7,5-cm-Skoda-Geschütze der k.u.k. Artillerie, die ab 1917 auch an Deutschland geliefert wurden. Gebirgsgeschütze kamen vor allem im Westen in den Vogesen, beim Rumänienfeldzug in den Karpaten und an der Italienfront in den Alpen zum Einsatz. 1918 war die Gebirgsartillerie auf insgesamt sieben Gebirgsartillerie-Abteilungen mit 22 Batterien aufgewachsen. Für den besonders schwierigen Transport schwerer Feldhaubitzen und 10-cm-Kanonen per Gebirgskarren wurden Gebirgs-Staffeln eingesetzt.

Bezeichnung Kaliber
[mm]
Schussweite
[m]
V0
[m/s]
Höhenricht-
bereich
Einführung Bemerkungen
7,5-cm-Gebirgskanone L/17 M.08755750300−7°/+38,5°für die Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika
7,5-cm-Gebirgskanone L/14 (Krupp)755400300−10°/+30°1914ursprünglich von der chilenischen Armee bestellt
7,5-cm-Gebirgskanone M.15 (Skoda)756650–7000224–382−9°/+50°1917österreichisches Geschütz
10,5-cm-Gebirgshaubitze L/11,4 (Krupp)1051916
10-cm-Gebirgshaubitze M.16 (Skoda)1057750180–325−8°/+70°1917österreichisches Geschütz
Infanteriegeschütze

Zur Bekämpfung von Feindzielen im direkten Richten wurden zunächst einzelne Feldgeschütze in die Nähe der vordersten Linie zur direkten Feuerunterstützung der Infanterie gebracht. Nachdem die französische Armee mit der canon d’infanterie ab 1916 spezielle Infanteriegeschütze in den Einsatz gebracht hatte, begann auch auf deutscher Seite die Entwicklung des Infanteriegeschützes 18, das im letzten Kriegsjahr an die Front kam.

Tankabwehrgeschütze

Der massive Einsatz von Tanks durch die Alliierten erforderte zudem die frontnahe Aufstellung von Feldgeschützen, die zunächst improvisiert, ab 1917 durch spezielle Tank-Abwehr-Kanonen übernommen wurde. Infanteriegeschütze und Tankabwehrkanonen wurden zu Infanterie-Begleitbatterien zusammengefasst.

Fußartillerie, Festungs- und Belagerungsartillerie

Am 1. November 1872 wurde im Deutschen Reich die Fußartillerie von der Feldartillerie getrennt: Ihr Auftrag lag in der Bekämpfung von Festungen, Ortschaften, Verkehrsverbindungen und Feindartillerie im indirekten Richten mit Brisanzgranaten, vor allem bei der Unterstützung von Belagerungsoperationen. Die Fußartillerie erhielt ab 1893 eigene Bespannung und war damit beweglich gemacht worden, ausgezeichnet ausgebildet und verfügte über enorme Feuerkraft. Ebenfalls war ihr die ortsfeste Festungsartillerie zugeordnet.

Die Fußartillerie gliederte sich in Regimenter, Bataillone und Kompanien; letztere wurden 1908 in Batterien umbenannt.

Die Notwendigkeit, im Kampf um Feldbefestigungen auch schwere Geschütze heranziehen zu können, führte 1896 zur Bildung der Schweren Artillerie des Feldheeres. Die Geschütze wurden ebenfalls durch Pferdebespannung mobil gemacht, dabei oft in mehrere Lasten zerlegt. Als Bespannungspferde dienten schwere Kaltblüter. Standardgeschütze bei Kriegsausbruch 1914 waren die 15-cm-Haubitze und der 21-cm-Mörser. Hinzu kamen später die weitreichende 10-cm-, 10,5-cm-, 13-cm- und 15-cm-Kanonen.

Eine Batterie schwerer Feldhaubitzen wurde geführt von einem Batteriechef im Rang eines Hauptmanns. Sie umfasste 1914 etatmäßig fünf Offiziere, einen Veterinäroffizier und 224 Unteroffiziere/Mannschaften mit 122 Pferden, 18 Fahrzeugen und vier Geschützen. Eine Batterie mit zwei 42-cm-Mörsern umfasste sogar 280 Mann.

Schwere Geschütze

Kaliber/Typ Reichweite V0 (m/s) Erhöhung Einführung Bemerkung
10-cm-Kanone 1410.200 m−5°/+45Mai 1915
10-cm-Kanone 1716.500 m−2°/+451917
13-cm-Kanone16.500 m−5°/+261910
15-cm-schwere Feldhaubitze 138.675 m3850°/+45°1914
15-cm-Kanone 1622.000 m757+8°/+32°1916
21-cm-Mörser 1611.100 m393+6°/+70°1916
21-cm-Kanone26.000 mSchnellladekanone
24-cm-Kanone26.600 m1916Schnellladekanone als Eisenbahn- oder Eisenbahnbettungsgeschütz
28-cm-Haubitze L/1210.400 m3500°/+65°1900Küstengeschütz, auch als Belagerungsgeschütz eingesetzt
28-cm-Kanone27.750 mSchnellladekanone als Eisenbahn- oder Eisenbahnbettungsgeschütz
30,5-cm-Küstenmörser12.000 mverschiedene Ausführungen, Eisenbahngebunden
30,5-cm-Geschütz62.500 mSchnellladekanone als Eisenbahnbettungsgeschütz
38-cm-Geschütz47.500 mSchnellladekanone als Eisenbahn- oder Eisenbahnbettungsgeschütz
42-cm-Mörser14.100 mzwei verschiedene Geschütze; Eisenbahn- oder Straßengebunden

Bekannt wurden die „Paris-Geschütze“, die auf Schienen verlastet und aus versteckten Stellungen die feindliche Hauptstadt Paris zwischen März und August 1918 auf eine Entfernung von über 130 km mit 21-cm-Granaten unter Beschuss nahmen.

Minenwerfer

Für den Einsatz im Stellungskrieg gegen Feldbefestigungen wurden ab 1910 Minenwerfer als Steilfeuergeschütze geliefert und im Belagerungstrain mitgeführt. Die Minenwerfer waren zunächst eine Waffe der Pioniertruppe. Sie bewährten sich besonders im Grabenkampf des Stellungskrieges. Bei Kriegsausbruch verfügte das Heer über 44 schwere 25-cm-Minenwerfer mit einer Reichweite von 900 m und 116 mittlere 17-cm-Minenwerfer, im Laufe des Krieges erfolgte die Einführung leichter Minenwerfer mit dem Kaliber 7,58 cm und einer Reichweite 1.300 m, von denen je zwei den Infanterie-Bataillonen zugeordnet wurden. Dazu kamen zum Teil veraltete Festungs- und Beutegeschütze zum Einsatz. Gegen Ende des Krieges wurde das Minenwesen von der Pioniertruppe der Infanterie übertragen. Minenwerfer des Ersten Weltkrieges waren:

Eisenbahngeschütze

Mit dem Stellungskrieg kam den weitreichenden schweren Eisenbahngeschützen bei den Materialschlachten eine besondere Bedeutung zu.

Sonder- und Spezialeinheiten

Artillerie-Messwesen

Neben den Luftschifferabteilungen und den Artilleriefliegern, die den Luftstreitkräften zugeordnet wurden, stellte die Artillerie weitere Beobachtungs- und Messeinheiten auf, die zum Vorläufer der Aufklärenden Artillerie wurden. Um die Weiterentwicklung dieser neuen Spezialeinheiten kümmerte sich der am 30. August 1916 ernannte Inspekteur des Artillerie-Messwesens in der OHL, im Oktober 1917 wurde die Artillerie-Mess-Schule in Wahn am Rhein gegründet. Zur Ortung feindlicher Batterien entstanden ab 1915 Messtrupps. 224 Mastfernrohrtrupps wurden aufgestellt. Ziel war die vom Feind unbemerkte Vorbereitung der Feuerwalze. Stellungen konnten vorab plangenau vermessen werden, die Schusswerte für die Batterien wurden vorausberechnet. Durch dieses nach dem deutschen Artillerie-Offizier Bruchmüller („Durchbruchmüller“) benannte und ständig perfektionierte Verfahren konnte aus im Schutze der Nacht bezogenen Feuerstellungen bei Tagesanbruch ein überraschender Feuerschlag mit hoher Treffsicherheit gegen aufgeklärte Feindstellungen ausgelöst werden.

Lichtmesstrupps

Das Prinzip des Lichtmessverfahrens wurde 1915 aus den Messplantrupps heraus entwickelt, die auf Divisionsebene Zielmeldungen auswerteten und daraus Feuerpläne der Artillerie entwickelten. Im September 1915 wurden aus den verfügbaren Messplantrupps insgesamt 101 Lichtmesstrupps mit je einer Messplanstelle und fünf bis sechs Messstellen aufgestellt. Von diesen wurden die Mündungsblitze feindlicher Artilleriestellungen eingemessen und zur zentralen Auswertung weitergemeldet. Damit wurde ein Planschießen auch gegen versteckte oder gedeckte Feindartillerie möglich. Bis zum Kriegsende wurden 160 Lichtmesstrupps eingesetzt.

Schallmesstrupps

Parallel begann die Entwicklung des Schallmessverfahrens. Im Januar 1916 wurden 51 Schallmesstrupps aufgestellt, die mit an verteilten Geländepunkten aufgestellten Mikrofonen die Abschussdetonation feindlicher Geschütze aufgezeichneten und zeitlich präzise abglichen. Bei Kriegsende bestanden 110 Schallmesstrupps.

Richtungshörer

Im Mai 1918 wurden drei Lichtmess- und fünf Schallmesstrupps aufgelöst und dafür drei Richtungshörerzüge gebildet, die beide Verfahren kombiniert zur Zielortung anwenden konnten.

Karten- und Wetterdienst

Da die Wetterbedingungen erheblichen Einfluss auf die Feuerleitung der Artillerie hatten, griffen die Befehlsstellen hier auf die Unterstützung durch die Wetterwarten der Luftstreitkräfte zurück. Artillerie-Berichtigungstrupps der Artillerie setzten deren Wettermeldungen über die Barbara-Meldung ballistisch zur Schaffung sicherer Schießgrundlagen unter Berücksichtigung der „Besonderen und Witterungseinflüsse (BWE)“ aus.

Mit den Luftreitkräften entwickelte sich darüber hinaus eine enge Zusammenarbeit beim Einsatz von Feld-Luftschiffern und Artilleriefliegern in der Feuerleitung sowie den Reihenbildzügen, die wesentlich zur Kartenerstellung und -korrektur in den Vermessungsabteilungen und zur Zielortung beitrugen.

Panzerzüge

Panzerzüge gehörten nicht zur Artillerie, sondern waren dem Militär-Verkehrswesen zugeordnet.

Abkürzungen

AFlAArtilleriefliegerabteilung (bis 1916)
ArkoArtilleriekommandeur (ab 1917)
BAKBallonabwehr-Kanone
B-StelleBeobachtungsstelle
FA(A)Fliegerabteilung, Artillerie (ab 1916)
FlakFlugzeugabwehrkanone
IGInfanterie-Geschütz
K1–6Kanoniere 1–6 der Geschützgruppe
OHLOberste Heeresleitung
TAKTankabwehr-Kanone
V0Mündungsgeschwindigkeit in Metern pro Sekunde. Eine hohe V0 steigert Treffgenauigkeit und Durchschlagskraft.

Siehe auch

Literatur

  • Bernard Fitzsimons (Hrsg.): The big Guns. Artillery, 1914–1918. Phoebus, London 1973 (englisch).
  • Hans Linnenkohl: Vom Einzelschuss zur Feuerwalze. Der Wettlauf zwischen Technik und Taktik im Ersten Weltkrieg. Bernhard und Graefe, Bonn 1996, ISBN 3-7637-5966-2.
  • Edgar Graf von Matuschka: Organisationsgeschichte des Heeres 1890–1919. In: Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden 1648–1939. Pawlak, Herrsching 1983, ISBN 3-88199-112-3.
  • Georg Ortenburg: Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Millionenheere (= Heerwesen der Neuzeit. Abteilung 5: Das Zeitalter der Millionenheere. Bd. 1). Bernard & Graefe, Bonn 1992, ISBN 3-7637-5811-9.
  • Reinhard Scholzen: Heeresaufklärung. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-613-03408-2.
Commons: Deutsche Artillerie im Ersten Weltkrieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Joachim Engelmann, Horst Scheibert: Deutsche Artillerie 1934–1945. Verlag Starke, Limburg an der Lahn 1974, DNB 750160349, S. 7.
  2. Erlass vom 16. Februar 1917.
  3. Siegfried Fiedler: Taktik und Strategie der Millionenheere. Bonn 1993, S. 57.
  4. Reinhard Scholzen: Heeresaufklärung. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-613-03408-2, S. 119.
  5. Reinhard Scholzen: Heeresaufklärung. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-613-03408-2, S. 118ff.
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