Limoges
Staat Frankreich
Region Nouvelle-Aquitaine
Département (Nr.) Haute-Vienne (87)
Arrondissement Limoges
Kanton Limoges-1, Limoges-2, Limoges-3, Limoges-4, Limoges-5, Limoges-6, Limoges-7, Limoges-8, Limoges-9
Gemeindeverband Limoges Métropole
Koordinaten 45° 50′ N,  16′ O
Höhe 209–431 m
Fläche 78,03 km²
Einwohner 130.592 (1. Januar 2020)
Bevölkerungsdichte 1.674 Einw./km²
Postleitzahl 87000
INSEE-Code 87085
Website http://www.ville-limoges.fr/

Rathaus von Limoges

Limoges [liˈmɔʒ] (okzitanisch Limòtges, Aussprache: [leˈmɔt͡ʒes]) ist eine Stadt in Frankreich mit 130.592 Einwohnern (Stand 1. Januar 2020), gelegen am Fluss Vienne im nordwestlichen Zentralmassiv, Hauptstadt des Départements Haute-Vienne und der ehemaligen Region Limousin.

Geschichte

Die Zeit bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs

In vorrömischer Zeit war die Gegend von den keltischen Lemoviken besiedelt. Nach der Eroberung Galliens durch die Römer gründeten diese um 10 v. Chr. die Stadt als Augustoritum auf einer Anhöhe über der Vienne an der Stelle, wo sich die Straßen von Orléans nach Agen bzw. von Saintes nach Lugdunum (Lyon) kreuzten. In der Stadt entstanden zahlreiche Bauten, die sich zum Teil bis heute erhalten haben, so ein Amphitheater (136 × 115 Meter), ein Theater, die Thermen und das Forum (im Hof der heutigen Stadtverwaltung). Der Tempel befand sich an der Stelle der späteren Kathedrale. Limoges wurde in der Spätantike Bischofssitz (später dem Erzbistum Bourges zugeordnet). Während der Völkerwanderung entstand auf dem Puy Saint-Étienne eine befestigte Rückzugssiedlung, die spätere Cité; ein weiterer Siedlungskern legte sich um eine Nekropole im Nordwesten von Augustoritum, in welcher sich das Grab des heiligen Martial befand und dann später die Burg Saint-Martial gebaut wurde. In der unmittelbaren Nachbarschaft von Saint-Martial wurde in der Folgezeit die Residenz des Vizegrafen der Gegend angelegt, die bald mit Saint-Martial zusammenwuchs.

In der Merowingerzeit war Limoges eine wichtige königliche Münzprägestätte. Spätestens nach der Aufteilung des Teilreiches von Charibert I. von Paris, also 567, gehörte Limoges zu Neustrien. Nach der Heirat des neustrischen Königs Chilperich I., gab dieser die Stadt, zusammen mit Bordeaux, Cahors, Bearn und Bigorre jedoch als Morgengabe an seine Braut Gailswintha. Diese fünf Städte lagen strategisch zum Gebiet des Schwiegervaters Athanagild, dem König der Westgoten. Nachdem Chilperich die Ermordung seiner Gattin veranlasst hatte, ging dieses Erbe, nach einer Regelung eines von Guntram, dem König der Burgunder einberufenen Malbergs, auf das Königreich Austrasien über. Letzten Endes damit nicht einverstanden, versuchte Chilperich ab dem Jahr 573 die Städte zurückzuerobern, was zu einem der vielen merowingischen Bürgerkriege führte.

In der Cité, der Bischofsstadt, wurde im Hochmittelalter die Kathedrale Saint-Étienne erbaut. Stadt und Grafschaft kamen 1152 an die Anjous und wurden damit Teil des Angevinischen Reichs; die englischen Besitzungen im Südwesten Frankreichs gelangten allerdings rund 50 Jahre später wieder weitgehend an Frankreich. Im Hundertjährigen Krieg erneuerten die Engländer ihre Ansprüche auf das alte Herzogtum Guyenne, zu dem die Grafschaft Limousin gehörte. Nach dem Sieg von Maupertuis 1356 und dem Frieden von Bretigny im Jahr 1360 wurde ihnen dann tatsächlich alles Land südlich von Loire und Vienne zugestanden, einschließlich der Stadt Limoges, die dadurch in eine prekäre Grenzlage geriet. Die Einwohner versuchten, die englische Oberherrschaft abzuschütteln. Daraufhin kam der Schwarze Prinz Edward of Woodstock als Landesherr mit seinen Leuten in die Stadt, die er in einer sechstägigen Strafaktion plündern ließ; 3000 Einwohner kamen dabei ums Leben. Diese vom Historiker Jean Froissart überlieferte Zahl der Todesopfer steht jedoch in Frage, man geht in neuerer Zeit nur von etwa 300 Getöteten aus. Auch wenn die Bischofsstadt bald darauf wieder französisch wurde, erholte sie sich von diesem Schlag lange nicht, stattdessen stieg die von 12 Meter hohen Mauern umgebene gräfliche Siedlung Saint-Martial auf. In ihrem Umfeld entstanden neue Vororte, in denen sich auch Franziskaner, Karmelitinnen und Dominikaner niederließen.

Im Mittelalter und in der Renaissance war Limoges eines der wichtigsten europäischen Zentren der Emailherstellung. Das Limoges-Email ist für seine aufwendige, meist figürliche Verzierung berühmt. Seit 1771 ist die Stadt auch für die Herstellung von Porzellan bekannt, da die Gegend reich an Kaolinvorkommen ist: Limoges belieferte bis ins 19. Jahrhundert unter anderem den Hof in Paris. Noch heute kommt mehr als die Hälfte des französischen Porzellans aus den ehemals königlichen Manufakturen. 1792 wurden die beiden Siedlungen Cité und Château Saint-Martial vereinigt und bilden seither die Stadt Limoges. Hier fand die Revolution begeisterte Anhänger, da die Kirchenherrschaft besonders verhasst war: Die Zerstörung der Abtei Saint-Martial ist ein deutlicher Beleg für diese Haltung.

Durch den Porzellan- und Emaillehandel kam es insbesondere mit den USA zu engen Kontakten, sodass in dieser Provinzstadt des 19. Jahrhunderts sogar ein US-amerikanisches Konsulat eingerichtet wurde. 1832 entsteht der Pont Neuf über die Vienne. Seit 1856 hat Limoges einen Bahnanschluss. Die Stadt wuchs durch die Industrialisierung rasch, sodass die alten Stadtbefestigungen abgerissen wurden. Das heutige Rathaus wurde 1883 errichtet, der Pont de la Révolution 1885. Zugleich wuchs die Bedeutung der Arbeiterbewegung: Bereits 1830 kam es zu einem mehrmonatigen Streik, von April bis Mai 1848 bestand sogar eine regelrechte Arbeiter-Stadtverwaltung, sodass Limoges als „Rom des Sozialismus“ galt. So wundert es nicht, dass die französische Gewerkschaft CGT 1895 in dieser Stadt gegründet wurde. 1905 kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Streikenden und Sicherheitskräften, die ein Todesopfer forderten. 1929 wurde der alte Gare des Bénédictins, der zu klein geworden war, durch einen größeren Bahnhof ersetzt.

Verfolgungen und Internierungen in Limoges, 1939–1945

Limoges scheint zu Beginn des Zweiten Weltkriegs eher Zufluchts- als Internierungsort gewesen zu sein. Die AJPN berichtet von einer starken Bevölkerungszunahme seit dem September 1939 durch Kriegsflüchtlinge, insbesondere auch jüdischen Flüchtlingen. Über die Internierungen sogenannter unerwünschter Ausländer (vorwiegend deutscher oder österreichischer Emigranten) gibt es nur wenige Hinweise. Bei der APJN heißt es, deutsche und österreichische Juden seien zwar im April 1940 als feindliche Staatsangehörige festgenommen, am 10. Juni aber angesichts des Vormarsches der deutschen Wehrmacht auf Paris wieder freigelassen worden.

Nach dem Waffenstillstand von Compiègne (1940) verblieb Limoges in der Freien Zone. Jüdische Flüchtlinge konnten zunächst in Limoges bleiben, bevor sie durch die Behörden des Vichy-Regimes nach dem 20. Mai 1941 auf Kleinstädte im Haute-Vienne verteilt wurden. Zuvor war bereits ein Internierungslager als Betreutes Aufenthaltszentrum (Centre de séjour surveillé) für Deutsche und Italiener in der Rue François Chénieux entstanden, das aber offenbar nur im September 1940 bestand. Dass es zu keinen größeren Internierungen in der Stadt kam, lag sehr wahrscheinlich daran, dass die französische Verwaltung bereits seit 1939 „im Limousin etwa fünfzig Sammel-, Überwachungs-, Internierungs- und Arbeitslager eingerichtet [hatte]. Während des gesamten Krieges dienten sie der Unterdrückung von Gegnern des Vichy-Regimes und später von Opfern der Nazi-Besatzer.“ Die wichtigsten Lager im Umkreis von Limoges waren:

Camp de Nexon, das von November 1940 bis August 1944 existierte, war nach Coussy eines der wichtigsten Lager im Limousin. Es wurde am 11. Juni 1944 von Widerstandskämpfern der Forces françaises de l’intérieur (FFI) angegriffen, wodurch 54 Gefangenen die Flucht gelang. Die im Camp verbliebenen Internierten wurden nach Limoges ins Camp Grand Séminaire verlegt. Wie lange die Internierten in diesem Priesterseminar ausharren mussten, ist nicht bekannt. Am 21. August 1944 wurde das seit November 1942 von den Deutschen besetzte Limoges von den Maquisards unter der Führung von Georges Guingouin befreit.

Knapp anderthalb Jahre zuvor hatte sich am 28. Februar 1943 in Limoges eine Pétain-treue regionale Miliz gebildet, die sich in der Folge durch Verfolgungen und Folterungen von Widerstandskämpfern hervortat. Sie hatte ihren Sitz zunächst im nahe dem Rathaus gelegenen Petit Séminaire, später im Lycée Gay-Lussac. Am 10. Juni 1944 trafen im Petit Séminaire 311 Geiseln ein, die die SS-Division „Reich“ nach dem Massaker von Tulle gefangenen genommen hatte. 162 von ihnen wurden freigelassen, 149 in Richtung Deutschland deportiert. Zu dieser Zeit wurde auch André Schwarz-Bart im Petit Séminaire festgehalten und gefoltert. Sein Mithäftling dort war der Journalist und Schriftsteller Robert Giraud (1921–1997), der – bereits zum Tode verurteilt – durch die Befreiung Limoges der Hinrichtung entging.

Zwischen Ende Januar 1944 und Ende Juni 1944 verhängte ein von der Vichy-Regierung eingesetztes und von der Miliz kontrolliertes Kriegsgericht im Untersuchungsgefängnis von Limoges 26 Todesurteile gegen Widerstandskämpfer. Die Urteile, gegen die keine Berufung möglich war, wurden von anonymen Richtern gefällt und unmittelbar danach durch ein Erschießungskommando vollstreckt. Die letzte dieser Hinrichtungen fand am 30. Juni 1944 statt.

An die Geschichte der Besetzung und des Widerstands erinnert heute das Musée de la Résistance et de la Déportation de Limoges.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

1968 erhielt Limoges eine Universität. Limoges ist u. a. Partnerstadt von Fürth.

Sehenswürdigkeiten

Sehenswert sind das gallorömische Amphitheater, die Kathedrale Saint-Étienne (Baubeginn 13. Jahrhundert), die Kirche Saint-Pierre-des-Queyroix (13. Jahrhundert), die Kirche Saint-Michel-des-Lions (14. Jahrhundert), die Krypta Saint-Martial, der Karmeliterkonvent, die mittelalterlichen unterirdischen Gänge, das pittoreske mittelalterliche Village de la Boucherie, die Chapelle Saint-Aurélien, das Château des Essarts (17. Jahrhundert), die Fontaine des Barres (17. Jahrhundert), das Château de Beauvais (18. Jahrhundert), die Brücken Pont Saint-Martial und Pont Saint-Étienne, die Kirche Beaune-les-Mines, der Bischofspalast (18. Jahrhundert mit Musée des Beaux-Arts de Limoges), die Halles centrales (Markthallen) das Hôtel Estienne de la Rivière, das Hôtel Maledent de Savignac de Feytiat, das Rathaus (19. Jahrhundert), das Gymnasium Gay-Lussac (früher Jesuitenschule), das Musée Adrian Dubouché (Keramik- und Steingutmuseum, 19. Jahrhundert), sowie aus dem 20. Jahrhundert der Pavillon du Verdurier, das Gebäude der Präfektur und das Porzellanmuseum.

Wirtschaft

Bis heute dominierend sind die Emaille- und Porzellanmanufakturen, die das Kaolin aus dem nahen Saint-Yrieix-de-la-Perche beziehen. Daneben spielen die elektromechanische Industrie (Renault und Legrand haben einen Firmenstandort in der Stadt) und die Chemieindustrie eine Rolle. Nördlich der Stadt wurde in Bessines-sur-Gartempe von 1948 bis 2001 eine Uranmine betrieben, die ganz Europa mit Uran zur Stromerzeugung belieferte. Das Museum Urêka befasst sich mit der Geschichte des Uranabbaus.

Bildung

An der seit 1968 bestehenden Universität Limoges studieren rund 15.000 Studenten. Daneben verfügt die Stadt über 20 Gymnasien, 46 weitere Ober- und 40 Grundschulen. Die Stadt beherbergt auch die auf Keramik spezialisierte Ingenieurschule École d’ingénieurs ENSIL-ENSCI.

Politik

Bürgermeister im lange Zeit traditionell „roten Limoges“ (seit 1912) war von 1990 bis 2014 der Sozialist Alain Rodet. Bei den Kommunalwahlen 2014 wurde er in der Stichwahl abgewählt. Neuer Bürgermeister ist Emile-Roger Lombertie von der rechten UMP.

Städtepartnerschaften

Verkehr

In Limoges besteht im Nahverkehr ein Trolleybusnetz, das, wie die übrigen Buslinien, von der S.T.C.L. betrieben wird. Der Eisenbahnverkehr wird über zwei Bahnhöfe, den Gare des Bénédictins und den Gare Montjovis abgewickelt. Es bestehen Verbindungen nach Poitiers, Vierzon(–Paris), Toulouse, Périgueux und Angoulême. Nordwestlich der Stadt befindet sich der Flughafen Limoges. Limoges liegt an der Autobahn A20 (L’Occitane) Vierzon–Montauban sowie an mehreren Nationalstraßen. Bis Ende der 1980er Jahre war Limoges die letzte französische Großstadt ohne Autobahn-Anbindung.

Sport

Der mit Abstand erfolgreichste Sportverein der Stadt war CSP Limoges, der 1993 den Landesmeisterpokal im Basketball gewann und in den 1980er und 1990er Jahren insgesamt neun französische Meisterschaften sowie fünf Europapokale gewann. Ihre Heimstätte Palais des Sports Beaublanc war auch Austragungsort bei der Basketball-Europameisterschaft 1983. Profisport wurde oder wird daneben durch die Vereine USA Limoges (Rugby Union), FC Limoges (Fußball) und Limoges Handball betrieben.

Das Palais des Sports Beaublanc (Bosc Blanc in Okzitanisch) befindet sich im Sportpark der Stadt Limoges. Seine Form ist sehr charakteristisch, insbesondere das Eichendach.

Limoges war bisher 13 Mal Etappenort der Tour de France.

In Limoges wird mit dem WTA Challenger Limoges ein internationales Tennisturnier ausgetragen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Personen mit Bezug zur Stadt

  • Jean Fayen (um 1530 – 1616), Arzt, Dichter und Kartograf
  • Charles Edward Haviland (1839–1921), Porzellan-Industrieller, Vater von Paul und Frank Burty Haviland
  • Raoul Hausmann (1886–1971), Maler und Dadaist (Mitglied der Dadabewegung Berlin), lebte seit 1944 in Limoges, wo er am 1. Februar 1971 verstarb
  • François Reichenbach (1921–1993), Filmemacher, auf dem Friedhof Louyat in Limoges begraben
  • Mario David (1927–1996), Schauspieler
  • Jean-Joseph Sanfourche (1929–2010), genannt Sanfourche, Maler und Dichter, lebte in Limoges
  • Pascal Sevran (1945–2008), Songschreiber und Fernsehmoderator

Sonstiges

Der VII. Teil von Mussorgskis Klavierzyklus Bilder einer Ausstellung: Limoges. Le marché (‚Limoges. Der Marktplatz‘) schildert das quirlige Treiben auf dem Marktplatz dieser Stadt.

Commons: Limoges – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Limoges – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. David Green: Edward the Black Prince: Power in medieval Europe, Seite 92. Harlow 2007. ISBN 0-582-78481-6 (Vorschau in der Google-Buchsuche, abgefragt am 18. September 2010)
  2. AJPN – Anonymes, Justes et Persécutés durant la période Nazie dans les communes de France (Namenlose, Gerechte und Verfolgte während der NS-Zeit in den Gemeinden Frankreichs)
  3. 1 2 3 AJPN: Limoges 1939–1945
  4. Fondation pour la mémoire de la déportation: Camp d'internement Limoges
  5. Pascal Coussy: Il y a 80 ans, les camps oubliés de Pétain en Limousin
  6. Pascal Coussy: Nexon, l'un des camps d’internement oubliés du Limousin
  7. Les camps pour prisonniers civils en France et Allemagne: NEXON (Haute-Vienne)
  8. 1 2 Ici c'est Limoges: Limoges pendant la Seconde Guerre mondiale, france3, 22 März 2017
  9. Le Petit Séminaire et ses martyrs
  10. Zu ihm siehe die Artikel in der französisch- bzw. englischsprachigen Wikipedia: fr:Robert Giraud & en:Robert Giraud
  11. Mort de Robert Giraud, L'Humanité, 22 Januar 1997
  12. Le Prison de Limoges
  13. Michel Feltin-Palas: Municipales à Limoges: la victoire de l'UMP est un tremblement de terre. In: L`Express vom 30. März 2014
  14. Tour de France – Die Etappen im Einzelnen (Memento vom 8. Juli 2009 im Internet Archive)
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