Awdijiwka
Авдіївка
Awdijiwka
Basisdaten
Oblast:Oblast Donezk
Rajon:Rajon Pokrowsk
Höhe:200 m
Fläche:29 km²
Einwohner:32.531 (2019)
Bevölkerungsdichte: 1.122 Einwohner je km²
Postleitzahlen:86060–86075
Vorwahl:+380 6236
Geographische Lage:48° 8′ N, 37° 46′ O
KATOTTH: UA14160010010073615
KOATUU: 1410200000
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt, 1 Ansiedlung
Bürgermeister: Wolodymyr Mychatschow
Adresse: вул. Молодіжна 5
86063 м. Авдіївка
Statistische Informationen
Awdijiwka
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Awdijiwka (ukrainisch Авдіївка, russisch Авдеевка Awdejewka) ist eine Kleinstadt in der Oblast Donezk in der Ukraine mit etwa 32.500 Einwohnern (Stand 2019). Sie liegt ca. 15 km nördlich vom Donezker Stadtzentrum.

Sie wurde im März 2023 durch russische Angriffe weitgehend zerstört. Die verbliebenen rund 2.000 Zivilisten wurden am 26. März 2023 von der ukrainischen Militärverwaltung aufgefordert, die Stadt zu verlassen.

Wirtschaft

Ab 1963 wurde in der Stadt eine Kokerei (ukrainisch Авдіївський коксохімічний завод AKHZ) errichtet und Schritt für Schritt zu einer der größten Anlagen Europas ausgebaut. Das Werk umfasst 3,4 Mio. m² und beschäftigt 4.000 Angestellte. Die Kohle stammt aus zwei naheliegenden Kohlebergwerken und der erzeugte Koks versorgte die Eisenhüttenwerke der Region, z. B. das Metallurgisches Kombinat Asow-Stahl in Mariupol. Die Tageskapazität betrug 12.000 Tonnen Koks (Stand 2013) und es wurden auch Produkte der Kohlechemie wie technische Schwefelsäure, Ammoniumsulfat, Rohbenzol, Kohleöl, Phenolate, Naphthalinfraktion, Elektrodenkohlenteerpech usw. erzeugt. Die Kokerei befindet sich im Besitz der Metinvest-Gruppe.

Geschichte

Awdijiwka wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts gegründet und ist damit einer der ältesten Orte des Donezbeckens. 1956 erhielt Awdijiwka Stadtrecht.

Seit 1965 verkehrt in der Stadt die Straßenbahn Awdijiwka.

Seit dem Beginn des Krieges im Donbass im Jahr 2014 kam es seit 2014 des Öfteren zu Kämpfen in der Stadt. Am 30. Juli 2014 gelang es der Ukrainischen Armee nach eigenen Angaben, die prorussischen Separatisten aus dem Ort zu vertreiben. Im April 2016 versuchten prorussische Separatisten erneut ein Industrieviertel am Rand der Stadt Awdijiwka zu erobern und Ende Januar 2017 Stellungen der Ukrainischen Armee. Beide Seiten beschossen sich bei der Eskalation im Januar 2017 mit schweren Waffen, wobei mehrere Zivilisten und Kämpfer starben. Nachdem in Awdijiwka Ende Januar und Anfang Februar 2016 mehrere Zivilisten durch Artilleriefeuer pro-russischer Kämpfer getötet worden waren, evakuierten ukrainische Behörden etwa die Hälfte der 35.000 Einwohner, der Rest wollte zunächst bleiben.

Am 24. Februar 2022 begannen russische Streitkräfte auf Befehl von Präsident Putin den Überfall auf die Ukraine. Im Mai/Juni 2022 war Awdijiwka dabei Kriegsschauplatz. Die Front hielt auch noch im August 2022, als Stellungen im benachbarten Pisky aufgegeben werden mussten. In Awdijiwka lebten damals noch etwa 2.500 Zivilisten, also weniger als 10 Prozent seiner ursprünglichen Bevölkerung. Die Russen setzten laut Angaben des Bürgermeisters TOS-1-Raketenwerfer ein, der thermobarische Sprengköpfe verschießt.

Am 12. Oktober 2022 beschossen russische Truppen einen gut besuchten Markt und töteten dabei sieben Menschen und verletzten acht weitere. Im März 2023 lagen mittlerweile ganze Straßenzüge in Trümmern und die meisten Menschen waren geflüchtet. Von den mehr als 30.000 Bewohnern waren nur noch zirka 2500 in der Stadt verblieben. Die russischen Angreifer versuchten die Stadt zu umzingeln und nahmen sie unter Dauerbeschuss. Da die Versorgung der Menschen sich immer weiter verschlechterte, wurden sie zur Evakuierung aufgefordert. Die etwa 1600 verbliebenen Menschen waren aber mehrheitlich unfähig zu fliehen. Bis Herbst 2023 war Awdijiwka von den ukrainischen Streitkräften zu einer Festung ausgebaut worden.

Im Herbst 2023 rückten russische Truppen erneut gegen die Stadt vor und bombardierten dabei auch Awdijiwka und umliegende Gebiete mit ihrer Luftwaffe. Ukrainische Stellen meldeten Mitte Oktober mehrere Angriffe durch Bodentruppen abgewehrt zu haben.

Verwaltungsgliederung

Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Awdijiwka (uk:Авдіївська міська громада/Awdijiwska miska hromada). Zu dieser zählen auch die Ansiedlung Opytne, bis dahin bildete die Stadt die gleichnamige Stadtratsgemeinde Awdijiwka (Авдіївська міська рада/Awdijiwska miska rada) unter direkter Oblastverwaltung und im Osten des ihn umschließenden Rajons Jassynuwata lag.

Am 17. Juli 2020 wurde der Ort selbst ein Teil des Rajons Pokrowsk.

Folgende Orte sind neben dem Hauptort Awdijiwka Teil der Gemeinde:

Name
ukrainisch transkribiertukrainischrussisch
Opytne Опитне Опытное (Opytnoje)

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
192619391959197019791989200120052015 2019
5.084 17.288 18.206 29.181 34.795 39.833 37.210 36.407 34.728 32.531

Quellen:

Volksgruppe Einwohner 2001 (%)
Ukrainer 23.636 63,5
Russen 12.553 33,7
Weißrussen 343 0,9
Griechen 206 0,6

Söhne und Töchter (Auswahl)

Galerie

Commons: Awdijiwka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Chyselnist Naselennya po mistakh ta rayonakh. In: donetskstat.gov.ua. Abgerufen am 24. Juli 2022 (ukrainisch).
  2. dw.com: Ukraine aktuell: Angriffe konzentrieren sich auf Awdijiwka
  3. Andriy Dubchak: Ukraine's Avdiyivka Coke Plant Roars Past Prewar Production. Radio Free Europe / Radio Liberty, 19. Januar 2019, abgerufen am 19. März 2023.
  4. Tom Burridge: Ukraine crisis: The factory that has been shelled 165 times. BBC, 17. April 2015, abgerufen am 19. März 2023.
  5. AVDIIVKA COKE PLANT - Products. PJSC «AVDIIVKA COKE», abgerufen am 19. März 2023.
  6. Tom Burridge: Ukraine conflict: Army claims strategic town in Donetsk. In: bbc.com. 30. Juli 2014, abgerufen am 24. Juli 2022 (englisch).
  7. Ukraine: Neue Kämpfe in der Region Donezk. In: zeit.de. 9. April 2016, abgerufen am 24. Juli 2022.
  8. Tote bei Gefechten in der Ostukraine. In: nzz.ch. 29. Januar 2017, abgerufen am 24. Juli 2022 (Text teils hinter Paywall).
  9. Anhaltende Kämpfe. Ostukraine zwischen Krieg und Winter (heute.de) 3. Februar 2017 (Memento vom 3. Februar 2017 im Internet Archive)
  10. Paul Flückiger: Kämpfe flammen wieder auf. In: nzz.ch. 31. Januar 2017, abgerufen am 24. Juli 2022.
  11. Christian Borys: ‘Everything is destroyed’: on the ground as latest surge of deadly violence strikes eastern Ukraine. In: independent.co.uk. 4. Februar 2017, abgerufen am 24. Juli 2022 (englisch).
  12. siehe auch Reportage von Korrespondent Florian Hassel, sueddeutsche.de vom 3. Oktober 2017: Wenn es Nacht wird, fallen die Bomben auf Awdijiwka
  13. Russland erobert wohl wichtigen religiösen Ort. In: faz.net. 7. Juni 2022, abgerufen am 24. Juli 2022.
  14. «Es ist die Hölle» – ein militärischer Rückschlag im Donbass schreckt die Ukrainer auf, NZZ online 6. August 2022
  15. Markt in der Ostukraine getroffen. 12. Oktober 2022, abgerufen am 13. Oktober 2022.
  16. Awdijiwka droht zweites Bachmut zu werden. In: n-tv. 23. März 2023, abgerufen am 23. März 2023 (Video; 2:15 min).
  17. 1 2 Schlacht um Awdijiwka: Schwere Kämpfe flammen in Ostukraine auf. In: Der Spiegel. 13. Oktober 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 13. Oktober 2023]).
  18. Remaining Avdiyivka Residents Told To Evacuate Amid Russian Shelling. In: Radio Free Europe / Radio Liberty. YouTube, 23. März 2023, abgerufen am 23. März 2023 (englisch, Video; 2:35 min).
  19. "Ukraine will Angriffe auf Awdijiwka abgewehrt haben" FAZ vom 13. Oktober 2023
  20. Кабінет Міністрів України Розпорядження від 12 червня 2020 р. № 710-р "Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Донецької області"
  21. Верховна Рада України; Постанова від 17.07.2020 № 807-IX "Про утворення та ліквідацію районів"
  22. Demographie ukrainischer Städte auf pop-stat.mashke.org. Abgerufen am 24. Juli 2022 (englisch).
  23. Національний склад та рідна мова населення Донецької області (PDF; 236 kB). In: history.org.ua. Abgerufen am 24. Juli 2022 (ukrainisch).
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