Die Bücherverluste in der Spätantike (der Epoche zwischen dem späten 3. und dem späten 6. Jahrhundert) stellen eine unwiederbringliche Einbuße für das kulturelle Erbe der klassischen Antike dar, das zu großen Teilen in den antiken Buchformen niedergelegt war. Durch den Überlieferungsverlust eines Großteils der antiken griechischen und lateinischen Literatur ist die Anzahl der Werke, die bis in die Neuzeit erhalten geblieben sind, äußerst gering. Die meisten der dennoch überlieferten Texte sind in mittelalterlichen Abschriften bewahrt, originale Textzeugnisse der Antike sind nur sehr wenige erhalten.

Die Gründe für diesen massiven Verlust sind vielfältig und umstritten. Ein Einschnitt kann in der sogenannten Reichskrise des 3. Jahrhunderts gesehen werden. Belegt sind systematische Vernichtungen christlicher Schriften während der Christenverfolgung sowie paganer („heidnischer“) Schriften im Zuge der Christianisierung des Römischen Reiches. Andere Ursachen dürften im kulturellen Niedergang und den Wirren der Völkerwanderungszeit besonders im Westen zu finden sein, als zahlreiche Buchbestände kriegerischen Zerstörungen zum Opfer gefallen sein dürften und mit den gebildeten Eliten die noch verbleibenden kulturellen Träger der Überlieferung schwanden. Veränderungen der Medien – so die Umschreibung vom Beschreibstoff Papyrus auf Pergament und von der Schriftrolle zum Codex – sowie des literarischen Kanons und des Schulwesens bildeten weitere Barrieren. Die Überlieferung von Werken endete, wenn sie nicht in das neue Medium umgeschrieben wurden.

Während im byzantinischen Reich die literarische Tradition der Antike noch bis zum Fall Konstantinopels wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung – gepflegt wurde, bewahrte am Ende der Antike im lateinischen Westen nur eine kleine Elite von Wohlhabenden und Gebildeten das literarische Erbe der Antike in geringerer Auswahl. Zu diesem Kreis gehörte der aus einer senatorischen Familie stammende Cassiodor, der im 6. Jahrhundert die für ihn noch erreichbaren Reste antiker Literatur sammelte und in Vivarium die klösterliche Buchproduktion des Mittelalters begründete. Besonders im 7. und 8. Jahrhundert wurden Handschriften sowohl klassischer Autoren als auch einiger christlicher Autoren teils gelöscht und erneut beschrieben. Unter dem spärlichen Bestand dieser heute noch erhaltenen ältesten lateinischen Handschriften sind die meisten Handschriften mit Texten klassischer Autoren nur noch als Palimpseste erhalten. Die anschließende karolingische Renaissance, in der die Produktion von Handschriften klassischer Texte wieder auflebte, hatte somit für die Überlieferung eine umso größere Bedeutung. Die Gründe für die Anfertigung von Palimpsesten waren vielfältig. Ausschlaggebend waren in der Regel praktische Erwägungen wie die Kostbarkeit des Materials, Schriftumstellung oder verändertes literarisches Interesse, bei klassischen und häretischen Texten wohl auch religiöse Motive.

Die Folgen des Verlusts großer Teile der antiken Literatur waren beträchtlich. Erst mit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert wurden die erhaltenen antiken Texte allmählich wieder für einen größeren Leserkreis zugänglich. Viele Errungenschaften der Neuzeit wurden durch diese Schriften direkt oder indirekt mit angeregt. Bestandszahlen wie in der Antike erreichten neuzeitliche Bibliotheken wohl erst wieder im 19. Jahrhundert.

Der Bücherbestand der Antike und seine Überlieferung

Durch die Überlieferung in Bibliotheken, also vor den Papyrusfunden ab 1900, waren von der griechischen Literatur vor dem Jahr 500 etwa 2000 Autorennamen bekannt, aber nur von 253 Autoren waren zumindest Teile ihrer Schriften erhalten. Für die römische Literatur waren es 772 Autorennamen, bei denen von 144 Autoren Schriften erhalten sind. Dies führte zu der häufig anzutreffenden Schätzung, wonach weniger als 10 % der antiken Literatur überliefert wurden. Die fast 3000 Autorennamen stellen dabei eine Mindestzahl dar, nämlich die in überlieferten Texten erwähnten. Neben vielen christlichen handelt es sich dabei überwiegend um klassische Schulautoren, nicht jedoch um den Gesamtbestand antiker Titel. Bezogen auf den Gesamtzeitraum der Antike stellten die christlichen Autoren allerdings nur eine relative Minderheit dar.

Eine Abschätzung des antiken Bestandes an Titeln und Büchern ist nur indirekt über die Bibliotheksgeschichte möglich. Die bekannteste Bibliothek der Antike, die Bibliothek von Alexandria, wuchs von 235 v. Chr. bis 47 v. Chr. von 490.000 auf 700.000 Rollen, größtenteils in griechischer Sprache. Eine Rolle entsprach etwa einem Titel (siehe Bücher in der Antike). Die Titelproduktion der griechischen Welt betrug demnach mindestens 1100 pro Jahr. Hochgerechnet auf das Jahr 350 ergäbe das einen Bestand von etwa einer Million Titel.

Den erheblichen Bruch in der Überlieferungsgeschichte zeigt diese Statistik der Bibliotheksbestände, soweit bekannt oder hochgerechnet, von der Antike bis zur Neuzeit. Demnach erreichten europäische Bibliotheken erst im 19. Jahrhundert wieder vergleichbar große Bestandszahlen wie die Bibliotheken der Antike.

Der Umfang des lateinischen Schrifttums lässt sich nicht genau bestimmen, könnte aber eine vergleichbare Größenordnung erreicht haben. Da eher triviale Werke aus den Provinzen wahrscheinlich keinen Eingang in die großen Bibliotheken fanden, könnte der Gesamtbestand antiker Titel die Millionengrenze auch sehr deutlich überschritten haben. Unter der geschätzten Annahme einer durchschnittlichen Verbreitung von 10–100 Kopien wäre dies eine Anzahl von Rollen bzw. Büchern im zweistelligen Millionenbereich. Von diesen Millionen Büchern aus der Zeit vor 350 ist kein einziges in einer Bibliothek überliefert worden. Alle Quellen aus vorchristlicher Zeit, also etwa vor 350, wurden wahrscheinlich nur als christliche Editionen überliefert, die seit dem 3./4. Jahrhundert (im Westen besonders im 4. Jahrhundert) erstellt wurden.

Die Anzahl der überlieferten antiken Texte (ohne Funde) wurde bisher noch nicht genau bestimmt. Die Größenordnung dürfte bei etwa 3000 liegen, 1000 davon in Latein. Der größte Teil davon liegt nur in Bruchstücken vor. Das gesamte überlieferte nichtchristliche Textvolumen umfasst zumindest in Latein wahrscheinlich weniger, als in 100 Codices passen würde. Der Bruch im Bestand antiker Titel ist daher erheblich und könnte in der Größenordnung von eins zu 1000 liegen. Nach dieser Rechnung hätten sogar nur 0,1 % oder nur einer von 1000 Titeln überlebt. Diese Zahl ergibt sich, wenn man einen geschätzten Gesamtbestand an Titeln von einigen Millionen den einigen 1000 überlieferten Titeln gegenüberstellt, oder wenn man – unabhängig davon – die letzte antike und um das Jahr 475 mit 120.000 Büchern abgebrannte Bibliothek von Konstantinopel mit der ersten bekannten mittelalterlichen von Cassiodor im Westen vergleicht, die 576 rund 100 Codices besaß.

Der Bücherverlust

Antike Bestände

In der Antike gab es eine große Zahl an Bibliotheken. Öffentliche Stadtbibliotheken und private Bibliotheken mit 20.000 bis 50.000 Rollen sind bekannt, sowohl in Rom (29 öffentliche um 350) als auch in den Provinzen. Bei Caesars Besuch in Alexandria verbrannte wahrscheinlich nicht die große Bibliothek, sondern vielleicht nur ein Lagerhaus am Hafen mit 40.000 Rollen, die als Jahresproduktion für den Export bestimmt gewesen sein könnten. Als gesichert gilt, dass Alexandria noch lange danach ein Buch- und Gelehrtenzentrum blieb. Die Bibliothek von Alexandria umfasste bereits in hellenistischer Zeit mehr als 490.000 Rollen, diejenige in Pergamon 200.000 Rollen. Spätestens in der Kaiserzeit dürften einige Städte dieses Niveau erreicht haben, da eine Bibliothek ein Statussymbol war.

Über die Bestandszahlen der großen Bibliotheken Roms sind keine Angaben überliefert. Archäologisch kann über die Größe von Wandnischen für Bücherschränke bei der Palatina und der Ulpia Trajana auf mindestens 100.000 Rollen geschlossen werden. Wahrscheinlich befanden sich darin aber nur die kostbarsten Rollen. Auch die Bibliothek von Pergamon hatte fast alle ihre Bestände in Depoträumen. Von der Größe der Gebäude her hätten die Hauptbibliotheken Roms, wie auch jene in Alexandria und Athen, jeweils Millionen Rollen Platz geboten. Bei einer solchen geografischen Verteilung der antiken Literatur konnten einzelne Ereignisse wie der Verlust einer Bibliothek für die Überlieferung kein wesentliches Problem darstellen.

Mögliche Verlustursachen

Die Schriften einiger antiker Autoren dürften bereits vor der Spätantike zerstört worden sein, wie das Beispiel des Titus Labienus zeigt, dessen Schriften auf Befehl des Augustus wegen Majestätsbeleidigung verbrannt worden sind. Allerdings dürfte es sich um eine Minderheit handeln.

Besonders in älteren Überblicksdarstellungen ist die Umschreibungs-/Verrottungsthese verbreitet, der zufolge um 400 eine Umschreibung von Papyrusrollen auf Pergamentcodices stattgefunden habe. In der christlich dominierten Zeit oder sogar schon früher habe die Gesellschaft dann das Interesse an den nichtchristlichen Rollen verloren. Sie seien daher nicht weiter kopiert worden und im Laufe des Mittelalters in Bibliotheken verrottet, während die haltbareren Pergamentcodices überdauerten.

Auch ist der Forschungsliteratur oft nicht zu entnehmen, wie groß der Verlust überhaupt war. Die Gesamtdarstellung der Überlieferungsgeschichte von Reynolds und Wilson (Scribes and Scholars) etwa gibt keine Angaben zur Größe der Bibliotheken des Cassiodor und des Isidor von Sevilla. Es werden heute verlorene Schriften erwähnt, die um 600 noch zitiert worden seien, ohne zu erörtern, ob dabei aus den Originalwerken oder aus bereits vorliegenden Exzerpten zitiert worden ist, wie dies für Isidor nachgewiesen worden ist. Verbreitet ist die Annahme, dass neben oder sogar noch vor den Zerstörungen der Völkerwanderungszeit die Christianisierung mit ein Faktor für die Verluste antiker Literatur war.

Papyrologen bezweifeln die Vermutung einer geringeren Haltbarkeit von Papyrus. Roberts und Skeat, die das Thema in The Birth of the Codex 1983 untersuchten, stellten fest, dass der Papyrus unter normalen Lagerungsbedingungen in seiner Haltbarkeit dem Pergament nicht nachsteht:

„Die Haltbarkeit beider Materialien unter Normalbedingungen unterliegt keinem Zweifel. Man könnte hierbei auf die Vielzahl gefundener Papyri verweisen, die eine langlebige Erhaltung der Schrift aufweisen, doch ist dies gar nicht mehr notwendig, da der Mythos, dass Papyrus kein haltbares Material sei, zuletzt autoritativ und – so sollte man hoffen – endgültig durch Lewis widerlegt worden ist.“

C. H. Roberts, Th. C. Skeat: The Birth of the Codex. Oxford 1983, S. 6f.

Neuere Studien gehen daher von einer langen Haltbarkeit des Papyrus aus. Um 200 konnte man in einer Bibliothek in Rom eine 300 Jahre alte Papyrusrolle aus der Gründungszeit römischer Bibliotheken lesen. Das Material hätte sicherlich über 400 Jahre aushalten müssen. Aber nach 800 haben die vielen antiken Rollen nicht mehr existiert, wie aus den Katalogen und der Kopiertätigkeit dieser Zeit erschlossen werden kann. Sowohl im lateinischen Westen als auch im griechischen Osten konnte man ab 800 nur noch auf Codices zurückgreifen, die nach 400 geschrieben waren.

Außerdem enthalten die Codices Latini Antiquiores (C.L.A.) mindestens 7 Papyrus-Codices, die in Bibliotheken aus der Zeit zwischen 433 und 600 bis heute zumindest in Teilen überlebten. Einer, C.L.A. #1507, um 550, liegt in Wien und hat noch 103 Seiten. Wenn diese 1500 Jahre überdauern konnten, hätten die vielen anderen mindestens 400 Jahre halten müssen. Der Verlust kann also nicht durch die mangelnde Haltbarkeit von Papyrus, Rollen oder Codices erklärt werden.

Es sieht so aus, als seien nach der Umschreibung auf Codices nach 400 plötzlich viel weniger Bücher und diese nur noch in Form von Codices aus Pergament produziert worden. Die in Oxyrhynchos gefundenen Buchrollen (ca. 34 % der gesamten Papyri, 66 % waren Urkunden) zeigen eine rege Buchproduktion im 2. und 3. Jahrhundert (655 und 489 Stück) und einen massiven Einbruch im 4. und 5. Jahrhundert (119 und 92 Stück) sowie nur noch eine geringe Produktion danach (41, 5 und 2 Stück nach dem 7. Jahrhundert, als auch die Stadt verschwand). Es muss allerdings offenbleiben, inwieweit dies auf einen eventuellen Bevölkerungsrückgang zurückzuführen ist.

Ein ähnliches Bild zeigen die C.L.A. für das lateinische Europa. Danach wurden von 400 bis 700 im lateinischen Europa außerhalb Italiens etwa 150 Codices überliefert. Davon entfallen 100 nur auf Frankreich. Das bestätigt auch die weitere Paläografie nach dem Zeitraum der C.L.A. Die Bestände der großen Klosterbibliotheken um 900 der Klöster Lorsch, Bobbio, Reichenau, die jeweils um 700 Codices enthielten, stammen fast alle aus der Zeit nach 750 und zeigen damit die so genannte Karolingische Renaissance. Für viele antike Bücher stammen die ältesten heute erhaltenen Kopien aus dieser Zeit. Wahrscheinlich kopierte man damals Bücher aus dem 5. Jahrhundert, die heute nicht mehr erhalten sind. Die C.L.A. verzeichnen für die Zeit bis 800 nur 56 überlieferte klassische Bücher, davon nur 31 aus dem 5. Jahrhundert. (Zur geografischen Verteilung im Einzelnen siehe den Hauptartikel: Codices Latini Antiquiores)

Es gab also nicht nur eine Auswahl und Selektion in der Phase der Umschreibung, sondern überhaupt eine extrem reduzierte Buchproduktion. Erreichte sie vor 300 die Größenordnung von mindestens 10.000 pro Jahr, so lag sie nach 400 im lateinischen Westen bei durchschnittlich 10 pro Jahr.

Die Umschreibung auf Pergament kann also damit erklärt werden, dass aufgrund dieser geringen Produktion für den billigen Papyrus kein Bedarf mehr bestand und man das bisher edlere, aber nun leichter verfügbare Pergament vorzog. Es gab ein „nachfragebedingtes Selektionsverfahren“. Papyrus wurde nur noch in Ausnahmefällen für Bücher oder Urkunden verwendet und war im lateinischen Bereich ab etwa 600 kaum noch verfügbar.

Betroffene Themenbereiche

Das naturwissenschaftlich-technische Wissen in der Spätantike war sicher so umfangreich und kompliziert, dass eine mündliche Überlieferung nicht mehr möglich war. Sofern dieses Wissen mit nichtchristlichen Namen und Anschauungen verbunden war, konnte es in Konkurrenz zum Christentum stehen. In der nichtchristlich-römischen Kultur waren auch pornografische Darstellungen aller Art im Alltag verbreitet, die vom Christentum verachtet wurden. Um 200 verdammte der christliche Schriftsteller Tertullian nicht nur die Philosophen, sondern auch die Schauspieler und wünschte sie zur Hölle. Isidor von Sevilla warnt später ausdrücklich vor den nichtchristlichen Dichtern und stellte Schauspieler, Prostituierte, Verbrecher und Räuber auf eine Stufe. Die klassische Literatur war außerdem voll von Anspielungen auf nichtchristliche Götter und Heroen.

Unter den nachweisbaren Verlusten im lateinischen Bereich sind vor allem republikanische Geschichtswerke, Dichtkunst aller Art sowie besonders Tragödien zu beklagen. Bereits in der römischen Kaiserzeit wurden Bücher dissidenter Geschichtsschreiber, wie etwa Cremutius Cordus, vernichtet. Das zehnte Buch der Institutio oratoria des Quintilian bespricht gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. zahlreiche literarische Werke, von denen ein durchaus beträchtlicher Teil heute noch erhalten, vieles jedoch auch verloren ist. Rezensiert wird die zu dieser Zeit besonders etablierte überwiegend fiktionale Literatur.

Hintergrund

Innerhalb der Überlieferungsgeschichte ist der Zeitraum von 350 bis 800 der entscheidende. Im Hochmittelalter meinte man, Papst Gregor der Große (540–604) habe die große Palatina-Bibliothek in Rom verbrennen lassen. Nach heutigem Forschungsstand ist auszuschließen, dass Papst Gregor die Bibliothek vernichten ließ, da der Verlust bereits vor seinem Pontifikat stattgefunden haben muss. Die Palatina-Bibliothek, von Augustus gegründet und wahrscheinlich die größte Roms, verschwand aus der Geschichte ohne jeden Hinweis auf ihr Schicksal. Dies ergab der Forschungsstand seit den 1950ern, wonach gesichert erschien, dass der Verlust vor 500 eingetreten war. Mit dem Abschluss der C.L.A. in den 1970ern wurde diese Erkenntnis noch weiter gefestigt.

In der säkular geprägten deutschen Forschung um 1900 (Deutschland war damals führend in der Erforschung der Antike) war die Vernichtung der antiken Literatur einer der Gründe dafür, das Mittelalter mit der stark abwertenden, zur Zeit der Renaissance und Aufklärung geprägten Bezeichnung „Finsteres Mittelalter“ zu stigmatisieren. Sie wurde auch zum Argument im anti-katholischen Kulturkampf am Ende des 19. Jahrhunderts.

Die Gründe für die Bücherverluste blieben im 19. Jahrhundert umstritten. Auf der einen Seite stand die protestantische und säkular orientierte Geschichtsschreibung, der antikatholische Absichten unterstellt wurden, wenn sie die Bücherverluste vor allem der Christianisierung zuschrieb, auf der anderen Seite stand die kirchliche Geschichtsforschung, der apologetische Interessen nachgesagt wurden, wenn sie die Bücherverluste eher dem allgemeinen Niedergang der römischen Kultur zuschrieb. Aufgrund der Quellenlage ergab sich kein zwingender Konsens der Forschung.

Die wissenschaftliche Diskussion über die Gründe für den Untergang des Weströmischen Reiches wird ebenfalls seit über 200 Jahren geführt, ohne dass ein Konsens in Sicht ist. Während für den Untergang des Reichs die Barbareneinfälle eine wenigstens nicht unwichtige Rolle spielten, verbinden Altertumsforscher mit eher kulturwissenschaftlichem Ansatz das Ende der Antike mit dem Erlöschen seiner nichtchristlichen Tradition im Jahre 529. Der Verlust an Literatur war dabei besonders folgenreich.

Der Untergang Roms wurde von manchen Zeitgenossen als apokalyptisch empfunden. Im Alten Testament musste der jüdische Staat erst in höchste Not geraten, ehe Gott seine himmlischen Heerscharen schickte, um das Reich Gottes auf Erden zu errichten. Auch laut dem Neuen Testament muss sich erst eine große Katastrophe ereignen, bevor das Paradies auf Erden kommt und die Geschichte der Menschheit sich erfüllt. So lautet die Prophezeiung in der Apokalypse des Johannes. Der Glaube an das nahe bevorstehende katastrophale Ende der Welt zeigt sich in der Eschatologie und im Millenarismus.

Auch wenn die Märtyrergeschichten übertrieben erscheinen, ist bekannt, dass der römische Staat seit Kaiser Decius (247–251) das frühe Christentum phasenweise systematisch verfolgen ließ. Die Christen ihrerseits wendeten diese Maßnahmen später gegen die Religionen der Antike an. Für die meisten Übergriffe seitens der Christen lässt sich ein früheres Beispiel der Christenverfolgung finden.

Das spätantike „Heidentum“ war eine polytheistische Vielfalt antiker Religionsgemeinschaften. Noch im 3. Jahrhundert waren griechisch-römische Kulte verbreitet, wurden jedoch schon früher durch so genannte „orientalische“ Religionen zunehmend verdrängt, darunter durch den Kult des Mithras, der Kybele und der Isis, aber auch etwa durch den synkretistischen Manichäismus. Hinzu kam lokaler Volksglaube. Unter diesen Religionen bestand keine Konkurrenz, da jedem die Teilnahme an beliebig vielen Kulten offenstand. Besonders in Auseinandersetzung mit dem Christentum wurden die intellektuellen Anhänger nichtchristlicher Religionen durch hellenistische Ideen geprägt.

Obwohl sich Beispiele von konfliktlosem Zusammenleben von Nichtchristen und Christen im Reich finden lassen, ist gerade in neuester Zeit die Gewalt der Religionskämpfe wieder betont worden. Religiöse Konflikte waren oft sozial motiviert und wurden von christlichen institutionellen oder spirituellen Autoritäten geschürt. Das frühe Christentum wirkte besonders auf die literarisch weniger gut ausgebildeten Unterschichten anziehend. Die offizielle Religionspolitik hing vom jeweils herrschenden Kaiser ab, wobei etwa Theodosius I. und andere Kaiser hauptsächlich nur in innerkirchliche Auseinandersetzungen staatlich eingriffen, jedoch durch einzelne Gesetze die Religionskämpfe legitimierten. Der Untergang der Religionen der Antike war ein langer Prozess. Ein Werk zur Christianisierung des Römischen Reiches fasst zusammen: „Zum Schweigen bringen, verbrennen und zerstören waren jeweils Erscheinungsformen der theologischen Beweisführung. Und sobald diese Lehrstunde vorbei war, haben Mönche und Bischöfe sowie Generäle und Kaiser ihren Feind von unserem Blickfeld vertrieben. Wir können nicht über Ereignisse berichten, die wir nicht mehr nachvollziehen können.“

Der Bücherverlust vor 500

Die antiken Bücher waren in Ost und West ab 800 sicher nicht mehr vorhanden. Wahrscheinlich waren sie im lateinischen Westen bereits ab etwa 550 nicht mehr verfügbar. Während hier Autoren wie Quintus Aurelius Memmius Symmachus und Boethius um 520 noch auf eine Fülle an Werken zurückgreifen konnten, brachte für Italien der verheerende Gotenkrieg Kaiser Justinians eine Zäsur, der die gebildete, wohlhabende weströmische Elite ruinierte und teils ausrottete, die zuvor der wichtigste Träger der antiken Kultur und der Abnehmer neuer Kopien alter Texte gewesen war.

Cassiodor lebte von ca. 490 bis 583 in Italien. Er war Senator und zunächst magister officiorum des Ostgotenkönigs Theoderich. Während des Gotenkrieges zog er sich nach einem Aufenthalt in Konstantinopel um 540 auf seine privaten Ländereien nach Süditalien zurück und gründete das Kloster Vivarium. Er sprach Latein, Griechisch und Gotisch, sammelte und übersetzte Bücher vom Griechischen ins Lateinische. Sein erklärtes Ziel war die Rettung der klassischen Bildung, und er machte als erster das Kopieren von Büchern zur Pflicht für Mönche.

Aufgrund seiner wohlhabenden Position und seiner weiten Kontakte, auch in den griechischen Bereich, war er in einer außergewöhnlich guten Position, die wichtigsten zu seiner Zeit im Mittelmeerraum noch verfügbaren Bücher zu erhalten. In seinen eigenen Texten beschreibt er seine Bibliothek, einzelne Bücher und gibt Zitate aus ihm wahrscheinlich vorliegenden Werken. Aufgrund dieser Angaben haben zunächst A. Franz und später R.A.B. Mynors „einen vorläufigen Überblick über den Bestand der Bibliothek von Vivarium“ erstellt. Das Ergebnis war, dass Cassiodor nicht wesentlich mehr antike Texte kannte als wir heute. Er hatte die einzige größere Bibliothek des späteren 6. Jahrhunderts, über deren Inhalt etwas bekannt ist. Auf Grundlage der Zitierungen verfügte sie etwa über 100 Codices – gerade im Vergleich mit Symmachus und Boethius belegt dies, wie massiv die kulturellen Verluste um 550 gewesen waren. Cassiodors Bibliothek bildete gleichsam einen Flaschenhals – was er retten konnte, blieb meist erhalten.

Auf die Überlieferungsgeschichte des lateinischen Westens hatte seine Bibliothek aber einen erheblichen Einfluss: „In Italien konnte eine dünne, miteinander versippte Schicht des alten senatorischen Adels, repräsentiert durch die Familien der Symmachi und Nicomachi, die Konservierung antiker Autoren als der Zeugen einstiger römischer Größe zu ihrer Aufgabe machen. Ein Angehöriger dieses Kreises, Cassiodor, initiierte den Übergang der antiken Buchkultur in das Ethos monastischer Schreibtätigkeit. Die von ihm gegründete Bibliothek Vivarium wirkte über die Zwischenstationen Rom und Bobbio weit über die Alpen.“

Ähnlich war die Situation bei Bischof Isidor von Sevilla, der von ca. 560 bis 636 in Spanien lebte. Er hatte die einzige Bibliothek des 7. Jahrhunderts, über deren Inhalt etwas bekannt ist. Paul Lehmann unternahm eine entsprechende Untersuchung von Isidors Schriften. Er kam zu dem Ergebnis, dass Isidor wahrscheinlich auf mindestens drei Büchern Cassiodors aufbaute. Lehmann: „Die meisten Schriften, die Isidor mit Titel und Verfasser angibt, hat er wahrscheinlich nie gelesen.“ Isidor hat 154 Titel zitiert. Seine Bibliothek war demnach wahrscheinlich sogar deutlich kleiner als die von Cassiodor.

Die Fortexistenz großer Bibliotheken ist nach 475 nicht mehr belegt. Kleine Klosterbibliotheken hatten vielleicht nur einen Umfang von 20 Büchern. Wie das faktenreiche Standardwerk „Geschichte der Bibliotheken“ 1955 angab, musste der Verlust vor 500 eingetreten sein: „Bereits zu Beginn des 6. Jahrhunderts war der große Verlust an antiken Texten eingetreten, und der Vorrat der Schriftsteller, die Cassiodor und Isidor zur Hand waren, überschreitet nicht erheblich den Kreis des auch uns Bekannten.“

Die christliche Subskription

Eine Subskription war ein kurzer Nachtext, der beschrieb, wann das Buch kopiert wurde und wer es auf seine Richtigkeit überprüft hatte. Das einzige bekannte vorchristliche Beispiel zeigt mit der Nennung mehrerer Vorlagen deutliches Bemühen um Textverbesserung.

Im überlieferten Bücherbestand sind Subskriptionen aus christlicher Zeit die Regel. Darin ist dieses Bemühen um philologische Korrektur teilweise nicht mehr zu erkennen; Reynolds und Wilson bezweifeln daher, dass die christliche Subskription der klassischen Literatur eine wesentliche Hilfe war. Sie sehen kaum Anhaltspunkte, dass die Herausgabe nichtchristlicher Texte auf irgendeine Opposition zum Christentum hindeutet; unklar ist eher, ob in dieser Zeit Nichtchristen überhaupt noch beteiligt waren. Die Urheber von Subskriptionen aus den Familien der Nicomachi und Symmachi waren bereits Christen.

Reynolds und Wilson sehen das „plötzliche Wiederauftreten der Subskriptionen in säkularen Texten gegen Ende des 4. Jahrhunderts“ eher verbunden mit der Umschrift von der Papyrus-Rolle zum Pergament-Codex. Und wie Michael von Albrecht schreibt: „Autoren, die hierbei keine Berücksichtigung finden, sind fortan aus der Überlieferung ausgeschieden“, oder anders formuliert: sie „waren damit endgültig dem Schicksal des zufälligen Überlebens auf Papyrus ausgeliefert.“

Als historisch interessant betrachten Reynolds und Wilson aber den größtenteils hohen gesellschaftlichen Status der Personen, die in den christlichen Subskriptionen erwähnt sind: „Der überwiegend hohe Rang der in den Subskriptionen erscheinenden Personen legt es sehr nahe, dass es deren stattliche Buchschränke waren, in denen unsere Texte lagen, bevor sie ihren Weg in die Klöster und Kathedralen fanden, was ihr Überleben sicherte.“ Alexander Demandt würdigt in diesem Zusammenhang die Verdienste der aristokratischen Nachfahren des nichtchristlichen „Symmachus-Kreises“ um die Rettung der klassischen Literatur für den lateinischen Westen. Interessant ist ebenfalls, dass Korrekturen eines Textes offenbar noch Jahrhunderte nach seiner Abschrift erfolgt sind.

Der Höhepunkt der Religionskämpfe um 400

In der Zeitspanne von 300 bis 800 gab es immer wieder Ereignisse, bei denen einzelne Bibliotheken zerstört worden sein könnten, insbesondere Naturkatastrophen. Die letzte bekannte Bibliothek der Antike ist die Kaiserliche Bibliothek von Konstantinopel, die um 475 mit 120.000 Codices durch ein Feuer zerstört wurde. Die nächste bekannte Bibliothek ist erst wieder 100 Jahre später die von Cassiodor mit etwa 100 Codices.

Die Zeit um 391 wird oft als ein Höhepunkt der Religionskämpfe zwischen Christentum und paganen Glaubensvorstellungen betrachtet. Zuletzt hat allerdings Alan Cameron in einer umfassenden Studie argumentiert, dass diese Gegensätze im späten 4. Jahrhundert nicht immer so scharf ausgeprägt waren wie oft angenommen. Es sei beispielsweise unzutreffend, dass die Pflege der klassischen Bildung für Christen angeblich keine größere Bedeutung hatte und hingegen überzeugte Pagane das als Ausdruck ihrer religiösen Überzeugung betrieben. Ein entscheidender Schub in der Christianisierung der Amts- und Bildungsträger erfolgte nach dem Tod des letzten nichtchristlichen Kaisers Julian, in der Zeit zwischen den 60er und 90er Jahren des 4. Jahrhunderts. Der Senat in Rom wurde im Verlauf des späteren 4. Jahrhunderts immer mehr „christianisiert“, auch wenn Pagane in ihm wenigstens bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts noch eine nicht unbedeutende Gruppe stellten.

Zu den verbreiteten Konkurrenzreligionen des Christentums gehörte etwa der Mithraskult, dessen tatsächliche Attraktivität seitens der Kirchengeschichtsschreibung unterschiedlich bewertet wird. So urteilte Ernest Renan im Jahr 1882: „Wenn das Christentum im Laufe seiner Verbreitung an einer tödlichen Krankheit verendet wäre, so wäre die Welt heute eine Gemeinschaft von Mithrasgläubigen.“ Alison B. Griffith bezeichnet die Annahme, „dass der Mithraskult der primäre Konkurrent des Christentums gewesen sei“, als „grundfalsch“. Mitglieder der Reichselite waren häufig Angehörige dieser „orientalischen“ Religionsgemeinschaften, bevor sie nach und nach konvertierten. So ließ Konstantin der Große († 337) auch nach seiner Konversion im Jahre 312 den mit Mithras assoziierten Sonnengott öffentlich verehren.

Während Konstantin der Große aber nur wenige Tempel nachweislich niederreißen ließ, empfahl der christliche Konvertit Firmicus Maternus um 350 in seiner apologetischen Schrift „Über den Irrtum der gottlosen Kulte“ den Söhnen Konstantins die Ausrottung aller antiken Religionen sowie die Zerstörung ihrer Tempel. Im Jahre 391 erließ Kaiser Theodosius I. ein Gesetz, wonach alle nichtchristlichen Tempel zu schließen seien. Im Begriff der damaligen Zeit waren Tempel aber die meisten nicht-kirchlichen Kulturgebäude, etwa eine den Göttern geweihte Bibliothek oder auch das Museum, ein Tempel der Muse. In diesem Kontext wurde Theodosius’ Edikt von manchen Forschern als Versuch interpretiert, auch alle nichtchristlichen Bibliotheken zu vernichten. Die moderne Geschichtsforschung bewertet die Gesetzgebung des Kaisers freilich differenzierter, offensichtlich hat Theodosius I. Tempelzerstörungen nie angeordnet.

Unter Honorius gab es 399 einen Erlass zum Schutz öffentlicher Kunstwerke, die mit wohlwollender Unterstützung von „Autoritäten“ durch Christen zerstört wurden. Ein ähnlicher Erlass sah Gewaltvermeidung bei der Zerstörung ländlicher Heiligtümer vor. Im Jahre 408 wurde durch ein reichsweites Gesetz die Zerstörung aller bis dahin verbliebenen nichtchristlichen Kunstwerke angeordnet (Ikonoklasmus): „Wenn irgendwelche Bildnisse noch in Tempeln oder Schreinen stehen, und wenn sie heute oder jemals zuvor Verehrung von Heiden irgendwo erhielten, so sollen sie herunter gerissen werden.“

Über das Serapeum, das die Stadtbibliothek von Alexandria darstellte, ist überliefert, dass es 391 von Christen zerstört wurde, nachdem sich Nichtchristen in dem Gebäude verschanzt und aus Widerstand gegen die Durchführung der Gesetze Christen ermordet hatten. Von dem Museum von Alexandria, das die berühmte große Bibliothek enthielt und als Gebäude bis etwa 380 belegt ist, gibt es nach 400 keine Spur mehr. Im 5. Jahrhundert wird das Gelände als Ödnis beschrieben. Der bedeutende christliche Aristoteleskommentator Johannes Philoponos erwähnt um 520 die „große Bibliothek“, die einstmals der Stolz Alexandrias war. Bei Ausgrabungen 2003 stieß man auf Fundamente.

Ein Asclepiades war um 490 einer der wenigen nichtchristlichen Gelehrten in Alexandria. Er und sein Kreis hielten sich für die letzten Priester des Osiris und verwendeten Hieroglyphen bei rituellen Handlungen. Haas geht aber davon aus, dass dieser Kreis Hieroglyphen nicht mehr lesen konnte. Denn Asclepiades’ Sohn, Horapollon, verfasste das einzige überlieferte spätantike Werk über die Bedeutung der Hieroglyphen. Darin fehlt aber jeder Hinweis auf deren lautsprachliche Funktion. Es werden nur phantasievolle allegorisch-mystische Funktionen beschrieben. Bis ins 4. Jahrhundert wurden Hieroglyphen verwendet, und es waren damals sicher entsprechende Bücher dazu vorhanden. Selbst ein ausgewiesener Fachmann scheint demnach um 500 in seiner Privatbibliothek im Gelehrtenzentrum Alexandria kein solches Buch mehr besessen zu haben.

Die Res gestae des Ammianus Marcellinus (ca. 330 bis ca. 395), die wichtigste Quelle für diesen Zeitraum, erwähnen die Verfolgung und Hinrichtung offenbar gebildeter Leute, denen der Besitz von Büchern mit verbotenem Inhalt vorgeworfen wurde. Ihre Codices und Rollen wurden in großer Zahl öffentlich verbrannt. Bei den Büchern soll es sich angeblich um „Zaubertexte“ gehandelt haben. Ammianus meinte aber, es seien vor allem Werke der „artes liberales“, der klassischen antiken Wissenschaften gewesen. Infolgedessen hätten, nach Ammianus, in den „östlichen Provinzen“ „aus Furcht vor ähnlichen Schicksalen die Besitzer ihre ganzen Bibliotheken verbrannt“.

Ammianus kritisiert außerdem die oberflächliche Unterhaltungslust der römischen Oberschicht und fügt dabei ein: „Die Bibliotheken waren geschlossen für immer, wie Grüfte.“ Dies wurde im 19. und dem größten Teil des 20. Jahrhunderts von den meisten Gelehrten so interpretiert, als wären die großen öffentlichen Bibliotheken Roms geschlossen gewesen. In neuerer Zeit vermuten manche, die Aussage könne sich nur auf die Hausbibliotheken und die Vergnügungen des römischen Adels bezogen haben.

Etwas später, um 415, besuchte der christliche Gelehrte Orosius Alexandria. Er beschreibt, er habe dort selbst in einigen Tempeln leere Bücherregale gesehen. Diese seien „durch unsere eigenen Leute zu unserer Zeit ausgeplündert worden – diese Aussage ist sicher wahr.“ Auch in Rom scheinen ab 400 die großen Bibliotheken geschlossen oder leer gewesen zu sein. Selbst unter der Annahme, die Gebäude der Trajansbibliothek hätten 455 noch gestanden, gibt es keinen Hinweis, wonach sie oder andere dort noch geöffnet waren oder noch Bücher enthielten.

Untergang und Wandel der antiken Stadt

Viele Städte im Westen des römischen Reiches und hier vor allem in Gallien (allerdings weniger im südlichen Teil) und Britannien verschwanden praktisch im fünften Jahrhundert infolge der reichsweiten Invasionen. Trier, bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts Sitz der Gallischen Präfektur, wurde beispielsweise mehrmals geplündert und in Brand gesetzt. Lokale Werke, etwa die Chronica Gallica, konnten allerdings überleben. Die neuen germanischen Machthaber im Westen versuchten an anderen Orten (Spanien, Italien, teilweise Nordafrika und Südgallien) die antiken Strukturen fortzusetzen. Ammianus Marcellinus berichtet in seinem Geschichtswerk darüber, dass viele römische Offiziere germanischer Herkunft an der klassischen Kultur interessiert und oftmals auch darin ausgebildet waren. Noch gegen Ende des 5. Jahrhunderts lobte der gebildete Gallo-Römer Sidonius Apollinaris den Germanen und römischen Offizier Arbogast den Jüngeren, der Trier gegen germanische Invasoren verteidigte, für seine Bildung.

In den einzelnen Gebieten des Reiches wurde allerdings die antike Stadt weitflächig umstrukturiert. Der Unterhalt öffentlicher Gebäude, darunter auch der öffentlichen Bibliotheken, stützte sich in der Antike weitestgehend auf Freiwillige, meist wohlhabende Bürger. Schon im dritten Jahrhundert gibt es Klagen, dass immer mehr Bürger nicht mehr bereit waren, einzelne Institutionen zu unterstützen oder nicht mehr freiwillig bestimmte Ämter antraten. Die dadurch gewonnenen Ehren schienen offensichtlich die Bürden eines öffentlichen Amtes nicht aufzuwiegen. Bis zum 6. Jahrhundert verschwanden die alten Strukturen vielerorts fast vollständig. Die Städte organisierten sich nun eher um den Bischof als Hauptfigur.

Eine Freistellung von diesen finanziellen Bürden bot besonders der Anschluss an den Klerus. Konstantin der Große versuchte noch, diese Abwanderung gesetzlich zu untersagen, doch bevorzugte er bereits auf der Ebene der Städte die lokalen christlichen Eliten. Im Austausch für die Vertreibung einer nichtchristlichen Gemeinde oder den Nachweis der vollständigen Konversion sprachen die christlichen Kaiser den Städten Privilegien oder Statuserhöhungen aus, wobei Steuererleichterungen eine besondere Rolle spielten. Seinen Höhepunkt erreichte dieser Prozess wohl gegen Ende des 4. Jahrhunderts, mit der Folge, dass städtische Eliten nur noch in nichtchristlichen Hochburgen ohne Taufe ihren gesellschaftlichen Status behalten konnten, zumal auf die Kultausübung in öffentlichen Tempeln seit Theodosius I. grundsätzlich die Todesstrafe stand. Im privaten Bereich konnten nichtchristliche Kulttätigkeiten zunächst noch weitgehend gefahrlos ausgeübt werden. Neben spirituellen dürften auch materielle Interessen die Konversion zum Christentum für viele adlige Familien reizvoll gemacht haben.

Die epigrafischen Quellen, die seit dem ersten vorchristlichen Jahrtausend städtische Formen der Unterhaltung, wie Theater-, Musik- und Sportveranstaltungen durchgehend bezeugen, versiegen in dieser Zeit. Die griechischen Gymnasien und andere Wirkstätten der nichtchristlichen Lehrer und Philosophen wurden aufgegeben, teilweise auch weil die dort praktizierte männliche Nacktheit in den Augen der Christen die Homosexualität begünstigte. Der christliche Autor Theodoret schrieb eine der letzten antiken Schriften gegen Nichtchristen (um 430), worin er darlegt, dass diese Veranstaltungen durch christliche Alternativangebote ersetzt worden seien:

„Wahrlich, ihre Tempel sind so vollständig zerstört, dass man sich nicht einmal ihre frühere Stätte vorstellen kann, während das Baumaterial nunmehr den Märtyrerschreinen gewidmet ist. […] Siehe, statt der Feste des Pandios, Diasos und Dionysios und eure anderen Feste werden die öffentlichen Veranstaltungen nun zu Ehren des Petrus, Paulus und Thomas zelebriert! Statt unzüchtige Bräuche zu pflegen, singen wir nun keusche Lobeshymnen.“

Theoderet, Heilung der griechischen Krankheiten 8,68f. Nach Pierre Canivet (Hrsg.): Théodoret de Cyr, Thérapeutique des maladies helléniques. Bd. 1, Paris 1958 (Sources Chrétiennes 57), übersetzt von Rominator (2007)

Ähnlich spöttisch schreibt auch Johannes Chrysostomos ebenfalls in einer apologetisch-polemischen Schrift:

„Obwohl daher diese teuflische Farce noch nicht vollständig vom Erdboden ausgelöscht wurde, so ist das bereits Geschehene ausreichend, euch hinsichtlich der Zukunft zu überzeugen. Der größere Teil ist in sehr kurzer Zeit zerstört worden. Fortan wird niemand über die Überreste streiten wollen.“

Johannes Chrysostomos, Über den gesegneten Babylas, gegen Julian und die Heiden 13, nach Migne, PG, 50,537, übersetzt von Rominator (2007)

Die Notitia dignitatum, ein Katalog der offiziellen Verwaltungsposten im Römischen Reich um 400, gibt keinen Hinweis, dass noch irgendjemand für Bibliotheken zuständig war. Aus anderen Dokumenten und Grabinschriften wissen wir aber, dass die Verantwortung für eine oder mehrere Bibliotheken vor 300 als wichtiges und ehrenvolles Amt betrachtet wurde. Hätte es nach 400 noch die großen Bibliotheken gegeben, so wäre ihre Verwaltung von höchster Bedeutung gewesen. Denn der Verwalter hätte bestimmt, welche Bücher nach der Christianisierung noch verfügbar sein durften und welche nicht.

Vernichtung von Zauberbüchern

Die antike Literatur war auch in kleinen und kleinsten privaten Bibliotheken verbreitet (wie etwa der Villa dei Papiri). Der Verlust der großen öffentlichen Bibliotheken konnte daher wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte des Bestandes betreffen. Der vollständige Verlust der Millionen vor ca. 350 erstellten Bücher muss ein längerer Prozess gewesen sein. Zusätzlich zu den Beschreibungen von Bücherverfolgungen bei Ammianus Marcellinus berichtet Johannes Chrysostomos, dass „Zauberbücher“ verfolgt wurden. Diese Literaturgattung war zu Beginn des ersten Jahrtausends eher selten (höchstens 0,3 % in Oxyrhynchos). Sie wurde seit der offiziellen Anerkennung des Christentums im 4. Jahrhundert deutlich häufiger zum Ziel von Verfolgungen. Da Ammianus über die Verbrennung von Büchern der klassischen Wissenschaften im Rahmen von Zauberbücher-Verfolgungen berichtet, ist es möglich, dass auch andere nichtchristliche Literatur in diesem Zusammenhang vernichtet wurde.

Eine umfangreiche Arbeit von Wilhelm Speyer widmete sich 1981 dem Thema der antiken Büchervernichtung. Zum Aspekt Die Vernichtung der heidnischen Literatur fand Speyer Hinweise auf die Vernichtung christenfeindlicher Schriften, von heidnischen Ritualbüchern, von lasziver Literatur sowie von Zauberbüchern. Nach Speyers Ansicht sind Schriften der klassischen Literatur und Wissenschaften nie gezielt vernichtet worden. Verfolgung von Zauberschriften, wahrscheinlich Fluch- und Schadsprüche/Rituale, gab es schon zu nichtchristlicher Zeit. Gebildete, wie Plinius der Ältere, hielten Zauberei schlicht für Betrug. Im Volksglauben war Magie aber immer mehr oder weniger vorhanden.

Ob ein Buch Magie oder Wissenschaft enthielt, konnte man nur durch die Lektüre des Buches erfahren. Selbst dann bedurfte es noch einiger Bildung, den Unterschied in jedem Fall zu erkennen, und nicht jeder Christ, der in Büchervernichtungen involviert war, dürfte über eine hinreichende Bildung verfügt haben. Ein nichtchristliches Buch konnte als Zauberbuch erkannt werden, wenn es einem berühmten Nichtchristen oder einer Gottheit gewidmet ist oder nur einen inzwischen als Magier angesehenen Wissenschaftler zitierte. Der Vorwurf der Magie war sehr weit gefasst und wurde auch gegen antike Religionen insgesamt verwendet.

Die Verbrennung von Zauberbüchern durch Christen geht nach Speyer auf eine Passage in der Apostelgeschichte des Lukas zurück. Dabei wird erzählt, wie Paulus Dämonen austrieb, um Kranke zu heilen. Er war dabei erfolgreicher als die „Söhne eines jüdischen Hohenpriesters Skeva“, die als „umherziehende jüdische Beschwörer“ bezeichnet werden. Nach dem Triumph von Paulus in der Stadt: „Viele aber von denen, die gläubig geworden waren, kamen und bekannten und verkündeten ihre Taten. Viele aber von denen, welche vorwitzige Künste getrieben hatten, trugen die Bücher zusammen und verbrannten sie vor allen; und sie berechneten den Wert derselben und fanden ihn zu fünfzigtausend Stück Silber.“ (Apg 19,18–19). In dieser Passage kann man nur aus dem Kontext vermuten, dass Bücher mit Zaubersprüchen gemeint sind. Die große Menge der hier vernichteten Bücher macht es eher unwahrscheinlich, dass es sich nur um Zauberbücher im heutigen Sinne gehandelt hat.

Abgesehen von dieser Bibelstelle gibt es erst wieder ab dem 4. Jahrhundert Nachweise für die Verbrennung sogenannter Zauberbücher im Rahmen christlicher Bekehrung. Von ca. 350 bis ins Mittelalter hinein gibt es Schilderungen, dass Zauberbücher aufgesucht und vernichtet wurden. Zwischen 350 und 400 konnten Besitzer solcher Zauberbücher auch mit dem Tode bestraft werden:

„In dieser Zeit wurde mit größter Strenge gegen die Besitzer von Zauberbüchern vorgegangen. Von Johannes Chrysostomos erfahren wir, dass Soldaten seine Heimatstadt Antiochien am Orontes genau nach magischen Schriften durchsuchten. Als er selbst zu dieser Zeit mit seinem Freund am Orontes entlangging, sahen sie einen Gegenstand auf dem Fluss schwimmen. Sie zogen ihn heraus und erkannten, dass sie ein verbotenes Zauberbuch in Händen hielten. Im selben Augenblick zeigten sich in ihrer Nähe Soldaten. Doch es gelang ihnen noch, das Buch unbemerkt im Gewand zu verstecken und es wenig später wieder in den Fluss zu werfen. So entgingen sie der Lebensgefahr. Wie Chrysostomos weiter berichtet, hatte ein Besitzer eines Zauberbuches dieses aus Angst vor den Verfolgern in den Fluss geworfen. Er wurde dabei beobachtet, der Zauberei überführt und mit dem Tode bestraft.“

Speyer (1981), S. 132.

Außer Ammianus gibt es noch weitere Quellen, wonach zu dieser Zeit zum Auffinden nichtchristlicher Bücher auch Hausdurchsuchungen durchgeführt wurden. Etwa 100 Jahre später (487 bis 492) gibt es einen weiteren Bericht von Hausdurchsuchungen. Studenten in Beirut fanden bei einem „Johannes mit dem Beinamen ‚Walker‘ aus dem ägyptischen Theben“ Zauberbücher. Nachdem er sie verbrannt hatte, wurde er gezwungen, die Namen von anderen Besitzern anzugeben. Daraufhin begannen die Studenten, „unterstützt vom Bischof und der weltlichen Obrigkeit“, eine größere Suchaktion. Sie fanden bei anderen Studenten und einigen namhaften Personen derartige Bücher und verbrannten sie vor der Kirche.

In einem kaiserlichen Gesetz wurden seit 409 „Mathematiker“ verpflichtet, „ihre Bücher vor den Augen der Bischöfe zu verbrennen, andernfalls seien sie aus Rom und allen Gemeinden zu vertreiben.“ Üblicherweise wurden Mathematiker in der Spätantike mit Astrologen gleichgesetzt, allerdings konnten in der Antike unter Mathematik auch wesentliche Teile der klassischen Wissenschaften verstanden werden. Nur im einfachen Sprachgebrauch wurden darunter Astrologen (Sterndeuter) verstanden.

Im Jahre 529 ließ Kaiser Justinian I. die Akademie von Athen schließen. Im Jahre 546 verkündete er ein Lehrverbot für Nichtchristen und ordnete die Verfolgung nichtchristlicher „Grammatiker, Rhetoren, Ärzte und Juristen“ sowie im Jahre 562 die öffentliche Verbrennung „heidnischer Bücher“ an. Möglicherweise waren diese Bücher im Zuge der Verfolgungen konfisziert worden. Ein neuerer Aufsatz zu Büchervernichtungen im Römischen Reich fasst zusammen:

„Bücherverbrennung wurde zu einer hervorstechenden Erscheinungsform religiöser Gewalt im spätantiken Römischen Reich. Religiös legitimierte Gewalt in der Spätantike, für welche die Verbrennung eines verbotenen Buches nur ein Beispiel darstellt, wurden als Handlungen verstanden, die Gott fundamental befriedigten und daher den Ausübenden spirituellen Nutzen brachten. Da Bücherverbrennung Gott befriedigte, wurde sie häufig vollzogen, und zwar von Personen, die als Repräsentanten des Christentums agierten, sowie in der Nähe von Kirchen. Indem sie so handelten, passten Bischöfe, Mönche und sogar religiös engagierte Laien ein antikes Ritual, das schon immer dem zweifachen Vorsatz der Auslöschung und der Reinigung diente, ihren Bedürfnissen an. […] Die Fülle solcher Vorkommnisse in diesem Zeitraum lässt einen stufenweisen Prozess der Transformation zum Vorschein kommen.“

Daniel Sarefield: Bookburning in the Christian Roman Empire: Transforming a Pagan Rite of Purification. In: H. A. Drake (Hrsg.): Violence in Late Antiquity. Aldershot, Hampshire 2006, 295f.

Bildung und Überlieferung

Die antike Welt hatte wahrscheinlich einen relativ hohen Alphabetisierungsgrad. Plinius hat seine Enzyklopädie Naturalis historia ausdrücklich „für das niedere Volk geschrieben, für die Masse der Bauern, der Handwerker…“ Papyrusfunde aus Ägypten bestätigen, dass offenbar auch arme Bauern in den Provinzen lesen und schreiben konnten. Ein in Bayern gefundener Grabstein, den ein Sklave für einen Mitsklaven errichtete, deutet sogar auf Alphabetisierung ländlicher Sklaven in den Provinzen. Für städtische Sklaven war dies schon länger belegt.

Bereits seit dem späten 4. Jahrhundert wurden Nichtchristen zunehmend aus dem Bildungsbetrieb zurückgedrängt. Kaiser Julian hatte 362 durch das Rhetorenedikt noch versucht, die Christen vom Lehrbetrieb faktisch auszuschließen. Dieser staatliche Eingriff schlug später auf die Nichtchristen zurück.

Weströmisches Reich

Der Verlust antiker Papyri sowie des öffentlichen Zugangs zur Literatur hatte unmittelbare Auswirkung auf den Bildungsstand der Gesamtbevölkerung im weströmischen Reich. Am Ende dieses Prozesses erlischt die Schriftlichkeit weitgehend und die historischen Informationen sind mehr als lückenhaft. In Hinblick auf die Überlieferung beurteilte Karl Büchner diesen Zeitraum: „Schlimmer [als die Germanisierung] für die römische Kultur ist der endgültige Sieg des Christentums.“

Die Bewahrung nichtchristlicher Traditionen konzentrierte sich auf die entmachtete Senatsaristokratie, zum Beispiel die Angehörigen des sogenannten Symmachus-Kreises. Alexander Demandt schreibt: „Ein Großteil der lateinischen Literatur ist von Angehörigen oder Angestellten dieser Senatsgeschlechter gerettet worden.“

Zu Beginn des sechsten Jahrhunderts wirkte am Hofe des Theoderich im ostgotischen Italien der gelehrte Boethius. Er übersetzte und kommentierte Werke des Aristoteles und die Isagoge des Porphyrios und verfasste als erster Christ Lehrbücher zu den artes. Da er des Verrats angeklagt und hingerichtet wurde, konnte er sein großes Projekt, die Hauptwerke von Platon und Aristoteles durch Übersetzungen für den lateinischen Westen zu erschließen, nicht vollenden. Immerhin blieben seine Übertragungen bis ins 12. Jahrhundert die einzigen in der lateinischsprachigen Welt verfügbaren Schriften des Aristoteles. Da Griechischkenntnisse im Westen seit dem Frühmittelalter fast nirgends mehr vorhanden waren, ist es sein Verdienst, einen Teil der antiken griechischen Philosophie dem lateinischen Mittelalter erhalten zu haben.

Die christliche Haltung zur paganen Literatur

Die Haltung der Christen zur nichtchristlichen Literatur wandelte sich im Laufe der Zeit. Oft zitiert wird der Angsttraum des Hieronymus (347–420), in dem sich der junge Gelehrte von seinen geliebten weltlichen Büchern abwendet. Obwohl das kanonische Recht es Klerikern verbat, pagane Literatur zu lesen, war zumindest im 4. Jahrhundert pagane Literatur bei Klerikern noch bekannt, insofern sie Teil des vom Christentum bekämpften Rhetorikunterrichts war, im 6. Jahrhundert sind lateinische pagane Texte nicht mehr Teil der Ausbildung.

Der Kirchenvater Augustinus (354–430) argumentierte zwar für den Erhalt des nichtchristlichen Schrifttums, wollte es aber im Prinzip nur verschlossen in einer Bibliothek aufbewahrt sehen; es sollte weder verbreitet noch gelehrt werden. Er sprach sich gegen die Lehre der ars grammatica und alles, was dazugehört, aus. Nur kirchliche Schriften seien zu benutzen.

Papst Gregor der Große (540–604) nahm eine deutlich negative Haltung zur antiken Bildung ein. Er vermied klassische Zitate und duldete diese auch nicht in seiner Umgebung. Außerdem verbot er den Bischöfen gesetzlich, Grammatik zu lehren und sprach auch persönlich Rügen hierzu aus, wobei auch die Furcht vor einer Profanierung heiliger Texte eine Rolle gespielt haben mag.

Auch Isidor von Sevilla gab in seinen Regeln für das Mönchstum zu bedenken, dass es nur sehr gefestigten Schülern erlaubt sein dürfe, nichtchristliche Schriften zu lesen. „Man fühlt sich nach Cassiodor,“ sagt Manitius, „in eine andere Welt versetzt: Mystik, Aberglaube und Wundersucht überwuchern jetzt die früher oft so logische und sachgemäße Darstellung‘“.

Als Folge dieser Kulturpolitik konnte auch der Klerus den Alphabetisierungsgrad nicht halten. Cassiodor schrieb ein Lehrbuch zur antiken Grammatik. Elias Avery Lowe urteilte darüber: „Von den Regeln der Orthographie und Grammatik, die er niederlegte, kann man ermessen, wie tief die Gelehrsamkeit zu seiner Zeit bereits abgesunken war.“ Für den lateinischen Westen „ist das 6. Jahrhundert die dunkelste Phase im kulturellen Verfall dieser Zeit, in der das Abschreiben klassischer Texte so sehr abnahm, dass es einem Abbruch der Kontinuität der heidnischen Kultur gefährlich nahe kam. Die Dunklen Jahrhunderte bedrohten unwiederbringlich die Überlieferung klassischer Texte.“

Die Briefe des Bonifatius, in denen er den Bildungsnotstand des Klerus zu seiner Zeit beklagt, deuten ebenfalls auf den Verfall, der nach Laudage und anderen auf das 5. Jahrhundert zurückgeht. Zur Zeit Isidors wurde ein Gesetz erlassen, das Analphabeten vom Amt des Bischofs ausschloss – dem höchsten Amt, das die Kirche damals zu vergeben hatte. Laut den Briefen des Alkuin, der sich bemühte, den Bildungsstand im karolingischen Reich zu heben, hatte dieses Gesetz allerdings kaum Erfolg.

Die klösterliche Überlieferung

Es ist vor allem der Abschreibtätigkeit der Mönche zu verdanken, dass der noch vorhandene Teil der antiken Literatur erhalten blieb, der nunmehr auf dem im kontinentalen Klima haltbaren Pergament überliefert wurde. Da dieser Beschreibstoff seit dem Frühmittelalter den Gebrauch von ägyptischem Papyrus abgelöst hatte, sind wir auch heute noch in etwa im Besitz derjenigen Texte, die Cassiodor zur Verfügung standen: „Die ausgesprochen dürftige Überlieferung der klassischen Kultur in diesen Dunklen Jahrhunderten verleiht dann der Karolingischen Renaissance besondere Bedeutung, in der aufgrund antiker Codices, die den Zusammenbruch des Römischen Reiches überlebt haben, wiederum antike Autoren ans Licht kommen, die von den Dunklen Jahrhunderten wahrscheinlich zur damnatio memoriae verurteilt worden wären.“

„Es gehört zu den erstaunlichsten Paradoxien der Weltgeschichte, daß gerade Kirche und Mönchtum, die einst so erbittert und grundsätzlich gegen die freizügige, erotische Literatur der heidnischen Antike aus tiefer religiöser Überzeugung gekämpft hatten, die wichtigsten Übermittler auch von Texten solcher Art wurden. War es der lebendige ästhetische Reiz derselben, der ihr Überleben in Klosterbibliotheken ermöglichte oder war es die nun mehr freiere Geisteshaltung des Mittelalters gegenüber einer vergangenen Kulturtradition, die das siegreiche Christentum nicht mehr als bedrohlich bekämpfen mußte? Auf jeden Fall kam es zu einer geradezu lustvollen Übernahme des sehr weltlichen, antiken Erbes, das man einst als teuflische Gegenwelt auszutilgen versucht hatte.“

Friedrich Prinz: Die geistigen Anfänge Europas

Aus dem 16. und 17. Jahrhundert zurückrechnend kommt man für den Beginn des Spätmittelalters (um 1250) auf einen Alphabetisierungsgrad in Kontinentaleuropa von etwa 1 %. Grob geschätzt bedeutet dies: Die 90 % Landbevölkerung waren Analphabeten, von den 10 % Stadtbevölkerung waren es dann wiederum nur 10 %, die lesen und schreiben konnten. Die regionalen Unterschiede konnten aber erheblich sein: In Skandinavien war dies die Saga-Zeit mit sehr hohem Alphabetisierungsgrad. Das Mittelalter zeigte von 700 bis 1500 aber Hinweise für eine ständige Zunahme der Schriftlichkeit. Im 6. und 7. Jahrhundert muss demnach die Verbreitung von Schriftlichkeit im Westen sehr gering gewesen sein.

Antike Bildung im Oströmischen und Byzantinischen Reich

Im griechischen Osten des römischen Reiches wiesen die Traditionslinien, zumal verglichen mit dem lateinischen Westen, weitaus weniger Brüche auf, sowohl was die Überlieferung als auch was die Bildungstradition anbelangt. Zumindest bis um 600 existierte hier weiterhin eine gebildete Elite, die sich um die Pflege der überlieferten Literatur kümmerte. Dabei ist zu beachten, dass bis ins späte 6. Jahrhundert auch in der oströmischen Oberschicht neben griechischen Texten auch noch lateinische Werke gelesen und tradiert wurden. Nicht nur schrieben hier Autoren wie Jordanes und Gorippus noch um 550 lateinische Werke in klassischer Tradition, sondern es wurden auch noch Texte von Autoren wie Cicero oder Sallust kopiert. Erst nach 600 erlosch im Osten die Kenntnis der lateinischen Sprache und Literatur.

Durch die Paideia, die klassische Form der Bildung, unterschied man sich von den Barbaren und dem gewöhnlichen Bürger und war stolz darauf, durchaus auch als Christ. Im Jahre 529 (531?) wurde zwar die platonische Akademie in Athen durch Justinian I. geschlossen, doch andere ursprünglich nichtchristliche Bildungszentren wie Alexandria existierten weiter. Diese verloren allerdings im 6./7. Jahrhundert an Bedeutung und wurden teils abrupt geschlossen. In Alexandria, dem wohl wichtigsten Zentrum antiker Bildung, kam es im Gegensatz zu Athen zu einem weitgehenden Ausgleich zwischen klassischer Tradition und dem Christentum in den Werken christlicher Autoren wie Johannes Philoponos und Stephanos von Alexandria sowie wohl auch im Großepos des Nonnos von Panopolis. Die dortige Hochschule ging erst nach 600 infolge der persischen Invasion und der folgenden arabischen Eroberung zugrunde.

Auch im Osten gab es Brüche und Krisen, bei denen Buchbestände verloren gegangen sein dürften; insbesondere stellten im 7. Jahrhundert der große Perserkrieg (603–628/29) und die darauffolgende Islamische Expansion einen ersten markanten Einschnitt dar. Dieser fiel allerdings nicht so radikal aus wie jener, der die lateinische Bildung des Westens im 6. Jahrhundert betroffen hatte.

Denn die in Byzanz vorhandene Kulturkontinuität war der Grund dafür, dass die (griechische) klassische Literatur hier auch nach dem Ende der Antike im 7. Jahrhundert und nach den Wirren der frühen mittelbyzantinischen Zeit weiter rezipiert wurde. Nach dem christlichen Bilderstreit in Byzanz (8. und, so die neuere Forschung, vor allem frühes 9. Jahrhundert) gibt es nur noch selten zuverlässige Hinweise auf deutliche Ablehnung klassischer Literatur bei byzantinischen Autoren. So hat der Mönch Maximos Planudes aus seiner 1301 erstellten Edition der Griechischen Anthologie solche Epigramme gelöscht, die ihm anstößig schienen. Doch blieb diese Zensur eine Ausnahme.

Im byzantinischen Reich konnten auch solche Autoren, die bei der Umschreibung von Rolle auf Codex ab dem 3./4. Jahrhundert keine Berücksichtigung fanden, zumindest noch in Auszügen in Kompilationen und Sekundärreferenzen überdauern. Vermutlich zu Beginn des 11. Jahrhunderts entstand dort die Suda, ein Lexikon mit Referenzen auf zahlreiche heute verlorene Werke. Die Autoren der Suda griffen wohl zum größten Teil auf besagte Sekundärreferenzen, vor allem auf bereits früher kompilierte Lexika, zurück.

Im 9. Jahrhundert lagen dem Patriarchen Photios dagegen offenbar noch einige antike und spätantike griechische Texte zur Gänze vor, die heute vollständig oder zu großen Teilen verloren sind; darunter Werke von Ktesias von Knidos, Diodor, Dionysios von Halikarnassos, Arrian, Cassius Dio, Dexippos, Priskos, Malchus von Philadelphia und Candidus (die teils bereits Christen waren). Diese las er gemeinsam mit Freunden, ohne einen Unterschied zwischen paganen und christlichen Autoren zu machen. Kaiser Konstantin VII. ließ im 10. Jahrhundert (hauptsächlich byzantinische) Historiker auswerten und zusammenfassen, die heute teilweise verloren sind, und im 12. Jahrhundert benutzte der Geschichtsschreiber Johannes Zonaras für seine Epitome ebenfalls ältere byzantinische historische Quellen, deren Inhalt nur noch durch seine Zusammenfassungen bekannt ist. Insbesondere in Konstantinopel muss es folglich Bibliotheken gegeben haben, in denen noch im Hochmittelalter heute verlorene byzantinische Werke aufbewahrt wurden.

Als Grund für den Bruch mit älterer Literatur im byzantinischen Mittelalter wird die sinkende Bedeutung von Paideia ab dem späten 11. Jahrhundert vermutet, vor allem aber die militärischen und sozialen Wirren, die die spätbyzantinische Zeit prägten. Dennoch konnten byzantinische Gelehrte wie Georgios Gemistos Plethon dem Abendland nach dem Zusammenbruch von Byzanz im 15. Jahrhundert immerhin einen Nukleus an antiker griechischer Bildung und Literatur übermitteln, der dort das Mittelalter überdauert hatte.

Arabische Überlieferung

Die islamische Expansion des 7. Jahrhunderts brachte große Teile des Oströmischen Reiches unter islamische Herrschaft. In den Regionen Palästina und Syrien war dabei, anders als im lateinischen Westen, eine relative kulturelle Kontinuität zu beobachten: „Da das Interesse der Invasoren an der griechischen Bildung groß war, viele Texte in die neuen Landessprachen übersetzt wurden und außerdem Strukturen und Bibliotheken weiter bestanden, die eine höhere Bildung garantieren konnten.“ Einzelne Werke und Werkzusammenstellungen von arabischen Übersetzern und Bearbeitern sind schon aus dem 7. Jahrhundert bekannt. Eine wichtige Vermittlerrolle spielten christlich-syrische Gelehrte, deren Beschäftigung mit griechischer Wissenschaft und Philosophie bis in die frühe Spätantike zurückreichte. Syrien war dabei ein Sammelpunkt für Häretiker, insbesondere für den Monophysitismus, die von der katholischen Kirche verfolgt und dorthin verbannt wurden.

Schon seit dem 3. Jahrhundert hatte die persische Akademie von Gundischapur im damaligen Sassanidenreich antike wissenschaftliche Schriften gesammelt, die auch arabisch schreibenden Gelehrten zugänglich waren. Hārūn ar-Raschīd berief Yuhanna ibn Masawaih nach Bagdad, der in Gundischapur bei Gabriel ibn Bochtischu studiert hatte. Für sein „Haus der Weisheit“ in Bagdad hatte sich ar-Raschīds Sohn, Kalif al-Ma'mūn im 9. Jahrhundert antike Schriften vom byzantinischen Kaiser Theophilos erbeten, die in Bagdad in großer Zahl ins Arabische übertragen wurden. Bedeutende Übersetzer wie Hunain ibn Ishāq, der Leiter der Übersetzergruppe in Bagdad und Schüler ibn Masawaihs, waren Christen und mit der antiken Kultur vertraut. Neben den medizinischen Lehrbüchern des Hippokrates und Galenos wurden philosophische Schriften des Pythagoras von Samos, Akron von Agrigent, Demokrit, Polybos, Diogenes von Apollonia, Platon, Aristoteles, Mnesitheos von Athen, Xenokrates, Pedanios Dioskurides, Soranos von Ephesos, Archigenes, Antyllos, Rufus von Ephesos direkt aus dem Griechischen übersetzt, andere Werke wie die des Erasistratos waren den arabischen Gelehrten durch lateinische Zitate aus Galens Werken bekannt. In jüngerer Zeit wurde auch im arabischen Raum die Büchervernichtung während der Spätantike mit den Grundlagen des Christentums in Verbindung gebracht. Die wissenschaftlichen Fortschritte des christlichen Europas im 10. und 11. Jahrhundert sind nicht zuletzt dem arabischen Wissen zu verdanken.

Rücküberlieferung nach Europa

Die „Graeco-Arabica“ genannten arabischen Übersetzungen antiker griechischer Gelehrter gelangten ab dem 11. Jahrhundert als Übersetzungen aus dem Arabischen zurück nach Europa. In Monte Cassino übersetzte Constantinus Africanus Werke der islamischen Medizin aus dem Arabischen in die lateinische Sprache.

Sizilien hatte bis 878 zum Byzantinischen Reich gehört, stand von 878–1060 als Emirat von Sizilien unter islamischer, und zwischen 1060 und 1090 unter normannischer Herrschaft. Das normannische Königreich Sizilien blieb weiterhin dreisprachig, daher fanden sich hier sprachkundige Übersetzer, zumal der Kontakt zum griechischsprachigen Byzantinischen Reich erhalten blieb. Meist wurde auf Sizilien direkt aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzt, nur wenn keine geeigneten griechischen Texte verfügbar waren, bediente man sich arabischer Schriften.

Mit der Reconquista, der Rückeroberung des seit dem 8. Jahrhundert zu großen Teilen unter arabischer Herrschaft stehenden al-Andalus, in dem zeitweise auch die jüdische Gelehrsamkeit ein „Goldenes Zeitalter“ erlebt hatte, begann die große Epoche der lateinischen Übersetzung antiker Autoren. Nach der Eroberung der spanischen Stadt Toledo im Jahr 1085 richtete Raimund von Toledo in der Kathedralbibliothek der Stadt die Übersetzerschule von Toledo ein. Einer der produktivsten Übersetzer aus Toledo war Gerhard von Cremona.

Suche in Europa

Die Suche italienischer Gelehrter wie Poggio Bracciolini nach antiken Schriften leitete ab dem 14. Jahrhundert die Renaissance in Europa ein. In einem unbekannten deutschen Kloster entdeckte Poggio 1418 eine erhaltene Kopie von „De rerum natura“ des Lukrez. Originale römische Papyri (Epikur, Philodemos von Gadara) wurden im 18. Jahrhundert in der Villa dei Papiri in Herculaneum aufgefunden. Die Entzifferung der verkohlten und äußerst schwer zu entrollenden Herculanensischen Papyri dauert immer noch an. Die Transkription von Palimpsesten wurde ab 1819 aufgrund der Arbeit Angelo Mais möglich. Unter anderen Werken konnte so Ciceros De re publica aus einem in der Vatikanischen Bibliothek erhaltenen Palimpsest wiedergewonnen werden.

Literatur

Monographien und Nachschlagewerke

  • Mostafa El-Abbadi: Life and Fate of the Ancient Library of Alexandria. 2. Auflage. Unesco, Paris 1992, ISBN 92-3-102632-1.
  • Hans Gerstinger: Bestand und Überlieferung der Literaturwerke des griechisch-römischen Altertums. Kienreich, Graz 1948.
  • Geschichte der Textüberlieferung, 2 Bände: Band 1: Antikes und mittelalterliches Buch- und Schriftwesen, Überlieferungsgeschichte der antiken Literatur, von Herbert Hunger u. a., mit einem Vorwort von Martin Bodmer; Band 2: Überlieferungsgeschichte der mittelalterlichen Literatur, von Karl Langosch u. a.; Atlantis Verlag, Zürich 1961–1964, 2 Bände, 623 S., 843 S., ill.; je mit Katalog der behandelten Autoren.
  • Michael H. Harris: A history of libraries in the western world. Scarecrow Press, Lanham, Maryland 1995, ISBN 0-8108-3724-2.
  • Wolfram Hoepfner (Hrsg.): Antike Bibliotheken. Philipp von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2846-X.
  • Herbert Hunger u. a.: Die Textüberlieferung der antiken Literatur und der Bibel. dtv, München 1975, ISBN 3-423-04485-3 (Ausgabe von Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur, Band 1, Atlantis, Hersching 1961).
  • Elmer D. Johnson: A history of libraries in the western world. Scarecrow Press, Metuchen, New Jersey 1965, ISBN 0-8108-0949-4.
  • William A. Johnson: The literary papyrus roll. Format and conventions; an analysis of the evidence from Oxyrhynchus. Yale University Press, New Haven, Connecticut 1992.
  • Manfred Landfester (Hrsg.): Geschichte der antiken Texte. Autoren- und Werklexikon (= Der Neue Pauly. Supplementband 2). Metzler, Stuttgart/ Weimar 2007, ISBN 978-3-476-02030-7.
  • Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz, bearb. von Paul Lehmann u. a., hrsg. von der königlichen Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München; Verlag Beck, München 1918–2009, 4 Bände, nach den mittelalterlichen Bistümern: Band 1 Konstanz und Chur; Bd. 2 Mainz, Erfurt; Bd. 3 Augsburg, Eichstätt, Bamberg; Bd. 4 Passau, Regensburg, Freising, Würzburg.
  • Catherine Nixey: Heiliger Zorn: Wie die frühen Christen die Antike zerstörten. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2019, ISBN 978-3-42-104775-5.
  • Edward A. Parsons: The Alexandrian Library. Glory of the hellenic world. Its rise, antiquities, and destructions. Elsevier, New York 1967.
  • Egert Pöhlmann: Einführung in die Überlieferungsgeschichte und in die Textkritik der antiken Literatur; Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1994–2003; 2 Bände, Bd. 1: Altertum; xii, 243 S.; Bd. 2: Mittelalter und Neuzeit; xvi, 166 S. (Die Altertumswissenschaft), ISBN 3-534-04495-9; 3-534-12440-5; Band 2 mit: Die Überlieferung der griechischen Literatur im Mittelalter, von Christian Gastgeber; Die Überlieferung der lateinischen Literatur im Mittelalter, von Paul Klopsch; Von der Wiederentdeckung der antiken Literatur zu den Anfängen methodischer Textkritik, von Georg Heldmann.
  • Lucien X. Polastron: Livres en feu : histoire de la destruction sans fin des bibliothèques. Paris, Gallimard, 2009, ISBN 978-2-07-039921-5.
  • Leighton D. Reynolds, Nigel G. Wilson: Scribes and scholars. A guide to the transmission of Greek and Latin literature. 3. Auflage. Clarendon Press, Oxford 1992, ISBN 0-19-872145-5.
  • Colin H. Roberts, Theodore C. Skeat: The birth of the codex. Oxford University Press, London 1989, ISBN 0-19-726061-6.
  • Dirk Rohmann: Christianity, Book-Burning and Censorship in Late Antiquity. Studies in Text Transmission (= Arbeiten zur Kirchengeschichte. Band 135). Walter de Gruyter, Berlin/ Boston 2016, ISBN 978-3-11-048445-8 (Besprechung H-Soz-Kult / Besprechung sehepunkte). Durch Crowdfunding finanzierte Open-Access-Version des Ebooks: doi:10.1515/9783110486070
  • Eberhard Sauer: The archaeology of religious hatred in the Roman and early medieval world. Tempus Books, Stroud 2003, ISBN 0-7524-2530-7.
  • Wolfgang Speyer: Büchervernichtung und Zensur des Geistes bei Heiden, Juden und Christen (= Bibliothek des Buchwesens. Band 7). Hiersemann, Stuttgart 1981, ISBN 3-7772-8146-8.
  • Edward J. Watts: City and school in Late antique Athens and Alexandria. University of California Press, Berkeley, California 2006, ISBN 0-520-24421-4.
  • Wayne A. Wiegand (Hrsg.): Encyclopedia of library history. Garland, New York 1994, ISBN 0-8240-5787-2.

Aufsätze und Lexikonartikel

  • William E. A. Axon: On the Extent of Ancient Libraries. In: Transactions of the Royal Society of Literature of the United Kingdom. Series 2, Band 10, 1874, S. 383–405, (Digitalisat).
  • Robert Barnes: Cloistered Bookworms in the Chicken-Coop of the Muses. The Ancient Library of Alexandria. In: Roy MacLeod (Hrsg.): The Library of Alexandria. Centre of Learning in the Ancient World. Tauris, London u. a. 2000, ISBN 1-86064-428-7, S. 61–77.
  • Karl Christ, Anton Kern: Das Mittelalter. In: Georg Leyh (Hrsg.): Handbuch der Bibliothekswissenschaft. Band 3, Hälfte 1: Geschichte der Bibliotheken. 2., vermehrte und verbesserte Auflage. Harrassowitz, Wiesbaden 1955, S. 243–498.
  • Dieter Hagedorn: Papyrologie. In: Heinz-Günther Nesselrath (Hrsg.): Einleitung in die griechische Philologie. Teubner, Stuttgart u. a. 1997, ISBN 3-519-07435-4, S. 59–71.
  • George W. Houston: A Revisionary Note on Ammianus Marcellinus 14.6.18: When did the Public Libraries of Ancient Rome close? In: The Library Quarterly. Band 58, Nr. 3, 1988, S. 258–264, JSTOR:4308259.
  • Robert A. Kaster: Geschichte der Philologie in Rom. In: Fritz Graf (Hrsg.): Einleitung in die lateinische Philologie. Teubner, Stuttgart u. a. 1997, ISBN 3-519-07434-6, S. 3–16.
  • Wolfgang Speyer: Büchervernichtung. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Supplementband 2, Lieferung 10. Hiersemann, Stuttgart 2003, ISBN 3-7772-0243-6, Sp. 171–233 = Jahrbuch für Antike und Christentum. Band 13, 1970, S. 123–151.
  • John O. Ward: Alexandria and its medieval legacy. The book, the monk and the rose. In: Roy MacLeod (Hrsg.): The Library of Alexandria. Centre of Learning in the Ancient World. Tauris, London u. a. 2000, ISBN 1-86064-428-7, S. 163–179.

Anmerkungen

  1. Gerstinger (1948).
  2. Although much Greek literature has been preserved, the amount actually brought down to modern times is probably less than 10 % of all that was written „Obwohl viel an griechischer Literatur überliefert worden ist, beträgt der Anteil dessen, was tatsächlich bis in die Neuzeit erhalten geblieben ist, weniger als 10 % von dem, was geschrieben wurde.“ (Johnson 1965). Das gleiche Buch bekam von einem neuen Autor 30 Jahre später eine bedeutende Veränderung dieser Textstelle: Why do we know so little about Greek libraries when such a relatively large amount of classic Greek literature has been preserved? It is estimated that perhaps ten percent of the major Greek classical writings have survived. „Warum wissen wir so wenig über die griechischen Bibliotheken, wenn ein solch relativ großer Bestand der klassischen griechischen Literatur überliefert wurde? Man schätzt, dass knapp 10 % der größeren klassisch-griechischen Schriften überlebt hat.“ (Harris, 1995, S. 51).
  3. So die überlieferten Bestandszahlen beim Tod des Bibliotheksvorstehers Kallimachos (ca. 240–235 v. Chr. nach Parsons) bis zum Besuch Gaius Iulius Caesars in Parsons (1952).
  4. Der Bestand der Bibliothek dürfte überwiegend aus einzelnen Kopien bestanden haben. Durch die Reisen des ersten Buchbeschaffers, Demetrios von Phaleron, kamen bis ca. 280 v. Chr. 200.000 Rollen zusammen (Flavius Josephus, Jüdische Altertümer XII,2,1). Bis zum Tod des Kallimachos ca. 235 v. Chr. waren es dann 490.000 (Tzetzes bei Parsons). Diese wurden ebenfalls von verschiedenen Völkern beschafft. Hätte man den Bestand nur durch Kopien vervielfachen wollen, wäre diese Beschaffung durch Reisen kaum nötig gewesen. Man hätte in Alexandria einen Grundstock beliebig oft kopieren können, da genug Papyrus vor Ort war. Weitere Quellen hierzu bei Parsons (1952).
  5. Parsons (1952) schätzt über eine Million. Der Kleine Pauly schätzt unter dem Stichwort Alexandria ohne Begründung 900.000. Möglich ist ein Rückgang während der so genannten „Krise des 3. Jahrhunderts“.
  6. Der heute erhaltene Bestand lateinischer Texte stellt im Vergleich zu griechischen Texten vom Umfang her etwa ein Drittel dar. Unklar ist, ob dies durch die im Frühmittelalter weitaus schlechteren Überlieferungsbedingungen des lateinischen Westens zu begründen ist oder ob die Titelproduktion tatsächlich niedriger war. Dies dürfte zumindest für die römische Republik im Vergleich zu den griechischen und hellenistischen Poleis der Fall gewesen sein.
  7. Für die frühe Kaiserzeit kann vermutet werden, dass es für Autoren eine Ehre war, in den großen Bibliotheken vertreten zu sein. Der in Ungnade gefallene Ovid beklagte in der Verbannung, dass seine Schriften vom Hüter der (Palatina-)Bibliothek abgewiesen worden waren. (Ovid, Tristia 3,1,59 ff.).
  8. Unter den literarischen Papyri einer Müllhalde in Oxyrhynchos waren ca. 20 % Texte von Homer. Hochgerechnet auf den griechischen Reichsteil um 200 deutet dies auf Millionen Kopien im Umlauf. Die großen Bibliotheken nahmen nicht jeden Titel auf (Ovid, Tristia 3,1,59 ff.). Ein Titel, der es in die Bibliothek von Alexandria schaffte, dürfte reichsweit in etlichen Exemplaren vorgelegen haben. Viele ihrer Bücher bezogen die Bibliotheken von Verlagen, mit denen Subskriptionsverträge bestanden. In Rom gab es zwei Stadtviertel, die als Standort für Verlage und Buchhändler bekannt waren. Umfangreicher Buchhandel ist auch in einigen Provinzstädten bezeugt. Von Horaz, Carmina 2,20,13 ff. und Martial 7,88; 11,3 wird eine Verbreitung ihrer Werke bis in die Grenzgebiete des Reiches behauptet, für Varro wird dies durch Plinius den Älteren bestätigt (Plinius, Naturalis historia 35,11). Um 100 n. Chr. ist in Rom die Startauflage für eine private Gedenkschrift von 1.000 Exemplaren belegt (Plinius, Epistulae 4,7,2), was auf eine erhebliche Produktionskapazität hindeutet. Siehe Julian Krüger: Oxyrhynchos in der Kaiserzeit. Frankfurt a. M. 1990, Horst Blanck: Das Buch in der Antike. München 1992. Siehe dazu auch den Artikel Buchhandel der Antike.
  9. Liste erhaltener Handschriften zuletzt bei Manfred Landfester (Hrsg.): Geschichte der antiken Texte. Werklexikon (= Der Neue Pauly. Supplementband 2). Metzler, Stuttgart 2007.
  10. Codex Theodosianus 14,9,2; Johannes Zonaras 14,2; zur Datierung siehe etwa Viola Heutger: Lieferte die Bibliothek in Konstantinopel einen Beitrag zum Codex Theodosianus? In: Harry Dondorp, Martin Schermaier, Boudewijn Sirks (Hrsg.): De rebus divinis et humanis: Essays in honour of Jan Hallebeek. Vandenhoeck & Ruprecht unipress, Göttingen 2019, S. 179–192, zur Datierung (um das Jahr 475) S. 185 mit Anm. 34; Heinrich Schlange-Schöningen: Kaisertum und Bildungswesen im spätantiken Konstantinopel (= Historia Einzelschriften. Heft 94). Steiner, Stuttgart 1995, S. 106: im Jahr 475; Alexander Demandt: Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian. 284–565 n. Chr. 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Beck, München 2007, S. 445: im Jahr 476; Horst Blanck: Das Buch in der Antike. Beck, München 1992, S. 177, nennt das Jahr 473 ohne weitere Begründung.
  11. Zur Palastbibliothek von Konstantinopel siehe Pöhlmann (1994). Die Schätzung von 100 bei Cassiodor beruht auf der Titelliste von Franz und Mynors (siehe unten) sowie etwa 4 Titeln pro Codex, was eher typisch um 800 war. Die Codices im 5. Jahrhundert waren aber meist deutlich größer als um 800.
  12. Eine Rolle mit 83.300 Zeichen benötigt bei 1 Zeichen pro Sekunde etwa 23 Stunden Schreibzeit. Zusammen mit der Herstellung der Papyrusrolle und einigen Zeichnungen ist das gut innerhalb von 4 Arbeitstagen machbar. Mit 400 Personen (Alexandria hatte nach Diodor (17, 52) über 300.000 Einwohner, mit den Unfreien könnten es über 1 Million gewesen sein [Der Neue Pauly Band I, Sp. 464]) wäre ein Auftrag von 40.000 Rollen dann innerhalb von 400 Tagen zu erledigen.
  13. Bucheditionen aus Alexandria wurden als besonders hochwertig betrachtet und stellten offenbar ein Handelsprodukt dar. Unter Kaiser Domitian (81–96) konnte der Verlust einer öffentlichen Bibliothek in Rom mit einer Lieferung aus Alexandria ausgeglichen werden. (Pöhlmann, 1994).
  14. Tzetzes, Prolegomena de comoedia Aristophanis 2,10.
  15. Zu Belegen siehe auch die oben dargestellte Beschreibung der Bibliothekenstatistik.
  16. Seneca d. Ä., Controversiae 10, praef. 8
  17. Etwa Pöhlmann (1994).
  18. Die Autoren erwähnen mehrere heute verlorene antike Schriften, die um 600 noch zitiert wurden und schließen daraus: The bulk of Latin literature was still extant (S. 81, deutsch: „Der Großteil lateinischer Literatur war noch vorhanden“). Aus der Existenz einiger älterer Bücher ist auch nicht auf die Fortexistenz des Gros des antiken Bestands zu schließen. Dass die Bibliotheken von Cassiodor und Isidor aber zu etwa 90 % uns heute bekannte antike Werke umfasste, zeigt, dass der entscheidende Auswahlprozess auf 1: 1000 bereits vorher geschehen sein dürfte. Reynolds und Wilson (1991) vertreten ausschließlich die Umschreibungs-/Verrottungsthese, ohne mögliche Alternativansichten zu diskutieren. Sie bezweifeln eine Verbreitung des Codex bereits im 1. Jahrhundert und halten die von Martial erwähnten Codex-Editionen der Klassiker für einen erfolglosen Versuch. Obwohl der archäologische Fund von Teilen eines Pergamentcodex aus Martials Zeit (De Bellis Macedonicis, P. Lit. Lond. 121, von unbekanntem Autor in Latein um AD 100) gerade auf eine frühe Verbreitung hindeutet – auch wenn der deutlich teurere Codex sicher weniger zahlreich war als die Rolle.
    Die Behauptung, der Codex may have cost rather less to produce (S. 35, deutsch: „dürfte in der Herstellung eher günstiger gewesen sein als die Papyrusrolle“), ist nicht belegt. Papyrusseiten können mit dem aus Papyrus selbst gewonnenen Klebstoff zu beliebig langen Rollen verklebt werden. Wie die Funde von Oxyrhynchus zeigen, war dies sogar Teil der antiken Büroarbeit. Die Arbeit, einen Codex mit Holzdeckeln zu erstellen, ist erheblich umfangreicher. Die Erzeugung einer Pergamentseite aus Schafhaut erfordert viele langwierige Arbeitsschritte und ein Vielfaches an technischem Aufwand und an Arbeitszeit gegenüber einer Papyrusseite. Mit Bezug auf Galen (s. u.) wird behauptet, eine Papyrusrolle könne bis zu 300 Jahre alt werden (S. 34). Aber Galen erwähnte das Studium einer wahrscheinlich 300 Jahre alten Rolle nur, um die Sorgfalt seiner Textedition zu belegen. Er hat das Alter des Papyrus nicht als etwas Besonderes erwähnt. Daher kann aus seinem Zitat auch auf ein erreichbares Mindestalter für Rollen geschlossen werden. Die Annahme, die durchschnittliche Lebensdauer der Rollen sei geringer, ist nicht belegt.
  19. Der Neue Pauly 15/3, s.v. Überlieferung, 2003, etwa nennt als Gründe für den Bücherverlust „Sieg des Christentums, Verfall der materiellen Kultur und des heidnischen Bildungswesens, Übergang von der Rolle zum Codex“ (Sp. 725) und „Für die Weitertradierung der paganen griechischen Literatur war die Etablierung und offizielle Anerkennung der christlichen Religion von nachhaltiger Auswirkung.“ (Sp. 713) „Die Abschriften der Klassiker waren weder öffentlich ‚institutionalisiert‘ […] noch lagen pagane Texte im Interesse der Kopisten aus dem Klosterbereich.“ (ebd.)
  20. The durability of both under normal condition is not open to doubt. Many instances of long life of writings on papyrus could be quoted, but this is no longer necessary, since the myth that papyrus is not a durable material has at last been authoritatively and, one would hope, finally refuted by Lewis (Naphtali Lewis: Papyrus of Classical Antiquity. Oxford 1974.) Aus: Roberts und Skeat (1983), S. 6f. Das hier und andernorts publizierte Ergebnis ging auf die Untersuchungen der C.L.A. zurück.
  21. C. Mango, in: Ders. (Hrsg.): The Oxford History of Byzantium. Oxford University Press 2002, S. 217: „Papyrus, produced uniquely in Egypt, was relatively cheap and durable“.
  22. B. P. Powell: Homer. 2. Auflage, Oxford 2007, S. 11: „papyrus, an astonishingly durable and transportable material“.
  23. Mit Ausnahme von ca. 10 Codices (deren Datierung um bis zu 80 Jahre schwankt) sind alle heute (in Fragmenten) existierenden Codices aus der Zeit nach 400. Die „Abmalung“ von Text und Bildern hat diese Datierung ermöglicht. Die Aussage, um 400 seien die Archetypi unserer Überlieferung (Ost und West) entstanden, geht auf Alphonse Dain: Les manuscrits. Paris 1949, zurück. Zweifel daran bei Karl Büchner, in: Herbert Hunger: Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur. 1. Antikes und mittelalterliches Buch- und Schriftwesen. Zürich 1961. Als Karl Büchner um 1960 an Hungers Kompendium der griechischen und lateinischen Überlieferung mitarbeitete, sah er im Lateinischen viel mehr offene Überlieferungslinien als im Griechischen (Hunger, 1961, S. 374). Die besonders für den griechischen Osten getroffene Aussage von Dain konnte auf der Basis der C.L.A. auch für den Westen bestätigt werden.
  24. Julian Krüger: Oxyrhynchos in der Kaiserzeit. Frankfurt a. M. 1990.
  25. Dieser Wert gilt für den lateinischen Bereich auf Basis der C.L.A. Die C.L.A. zeigen eine Durchschnittsrate an überlieferten Handschriften von 1 bis 2 pro Jahr für 400 bis 700. Eine Produktionsrate von durchschnittlich 10 Büchern pro Jahr für den lateinischen Westen ergibt sich aus einem stochastisch errechneten Verlustfaktor von 5 bis 10. Zur besonders auf der linearen Entwicklung der überlieferten Handschriften in Italien beruhenden Verlustrate siehe den Artikel C.L.A.
  26. Diesen Begriff verwendet Lorena de Faveri, s.v. Überlieferung. In: Der Neue Pauly. Band 15,3, Metzler, Stuttgart 2003, Sp. 710.
  27. Pornografische Bilder oder Statuen waren weitaus mehr verbreitet, als es die meisten heutigen Sammlungen zeigen. Viel Material wurde in Sondersammlungen weggeschlossen oder im 19. Jahrhundert sogar an der Fundstelle wieder verborgen. Auch pornografische Schriften machten wahrscheinlich einen deutlich größeren Anteil in der Antike aus als in der Überlieferung.
  28. Sauer (2003), S. 14. Tertullian: De spectaculis, 30.
  29. Christ und Kern (1955), S. 306.
  30. Hans-Joachim Diesner: Isidor von Sevilla und das westgotische Spanien. Berlin 1977, S. 38. Ilona Opelt behandelte in ihrer sehr detaillierten Habilitationsschrift das Thema christlich-apologetischer Schimpfwörter. (Ilona Opelt: Die Polemik in der christlichen lateinischen Literatur von Tertullian bis Augustin. Heidelberg 1980).
  31. So Johannes von Salisbury (1120–1180) in Policraticus (De nugis curialium et vestigiis philosophorum, 1. ii. c. 26).
  32. Cassiodors Bibliotheksbestand wurde schon 1937 rekonstruiert (siehe unten), der von Isidors Bibliothek von einem französischen Autor in den 1950ern.
  33. Deutlicher als im Alten Testament sind diese Endzeiterwartungen in den Schriften von Qumran zu finden. Wahrscheinlich repräsentieren diese Schriften eher das Denken in Judäa im 1. Jahrhundert als das Alte Testament. Nach der in den 1990er bekannt gewordenen Interpretation von Eisenman könnten diese Endzeitgedanken eine Motivation beim jüdischen Aufstand gegen Rom gewesen sein. Man wollte vielleicht sogar den Untergang des Staates provozieren, damit die Prophezeiung sich erfüllen konnte.
  34. W.H.C. Frend: Martyrdom and Persecution in the Early Church. Oxford 1965; Glen W. Bowersock: Martyrdom and Rome. Cambridge 1998.
  35. Besonders Speyer (1981) verweist auf diese Parallelen.
  36. G. Alföldy: Die Krise des Imperium Romanum und die Religion Roms. In: W. Eck (Hrsg.): Religion und Gesellschaft in der römischen Kaiserzeit. Köln 1989, S. 53–102.
  37. Siehe M. Beard, J. North, S. Price (Hrsg.): Religions of Rome. 2 Bde., Cambridge 1998. F. Trombley: Hellenic Religion and Christianization. 2 Bde., Leiden 1993/4.
  38. Michael Gaddis: There Is No Crime for Those Who Have Christ. Religious Violence in the Christian Roman Empire (Transformation of the Classical Heritage). Berkeley, CA 2006. Bzgl. der Zeitumstände im 4. Jahrhundert vgl. etwa Arnaldo Momigliano (Hrsg.): The Conflict Between Paganism and Christianity in the Fourth Century. Oxford 1963.
  39. Zur sozialen Schichtung des frühen Christentums am ausführlichsten P. Lampe: Die stadtrömischen Christen in den ersten beiden Jahrhunderten. Tübingen, 2. Aufl. 1989.
  40. Der Umfang der Konversionen in der Aristokratie ist zuletzt von M. Salzman aufgrund des literarischen Befundes zusammengestellt worden: Michele R. Salzman: The Making Of A Christian Aristocracy. Social And Religious Change In The Western Roman Empire. Cambridge, MA 2002.
  41. Ramsay MacMullen: Christianizing the Roman Empire A.D. 100-400. New Haven: Yale UP 1984, S. 119.
  42. Kaster (1997), S. 15.
  43. Christ und Kern über Cassiodors Bibliothek: „In unermüdlichem Sammeln und Suchen, unterstützt durch das Abschreiben seiner Mönche, hat er sie vereinigt. Aus ganz Italien, aus Afrika und den verschiedensten Ländern waren die Codices gekommen; die reichen Mittel Cassiodors, der Ruf seines Namens hatte den Erwerb ermöglicht.“ Christ und Kern (1955), S. 287.
  44. R. A. B. Mynors: Cassiodori Senatoris Institutiones. Oxford 1937: „a provisional indication of the contents of the library at Vivarium“.
  45. Paul Klopsch: Überlieferung. In: Der Neue Pauly. Band 15,3, Metzler, Stuttgart 2003, Sp. 721.
  46. Paul Lehmann: Erforschung des Mittelalters, Ausgewählte Abhandlungen und Aufsätze, Bd. II, Stuttgart 1959.
  47. Encyclopedia of Library History (1994).
  48. „Die bedeutenderen Bibliotheken der Antike verschwanden um 600 n. Chr., und frühe Klosterbibliotheken könnten um die 20 Bücher umfasst haben.“ Ward (2000) glaubt, auch ohne Verweis auf Cassiodor den Verlust vor 500 belegen zu können.
  49. Christ und Kern (1955), S. 243.
  50. The philological as well as the historical significance of the activity that the subscriptions record is similarly disputed. Generalization is clearly impossible. Some texts were corrected by students as part of their training. Others appear to amount to nothing more than the correcting of one’s own copy for personal use. Persius was revised twice by a young officer, Flavius Julius Tryphonianus Sabinus, while he was on military service in Barcelona and Toulouse; he worked „sine antigrapho“ [„ohne kritisches Zeichen“], as he disarmingly tells us, and „prout potui sine magistro“ [„wenn möglich ohne Lehrer“]. Such protestations inspire little confidence in the quality of the product, but may nevertheless suggest that correction against an exemplar and the help of a professional was what one might reasonably expect. (…) Whether the practice did anything to promote significantly the survival of classical literature is doubtful, and the value of these subscriptions for us may lie more in their historical interest. Reynolds und Wilson (1991), S. 42.
  51. A more probable hypothesis is that the process had been given special point and impetus by the transference of literature from roll to codex, as works were brought together and put into a new and more permanent form. But subscriptions continued even when that process was complete and must, whatever the original motivation, have become a traditional practice. Reynolds und Wilson (1991), S. 42.
  52. „Besonders gefährdet ist das Fortleben bestimmter Werke in der Phase der Umschrift der römischen Literatur von Papyrusrollen auf Pergament-Codices. Dieser Prozess ist etwa im 4. Jahrhundert n. Chr. abgeschlossen. Autoren, die hierbei keine Berücksichtigung finden, sind fortan aus der Überlieferung ausgeschieden.“ Michael von Albrecht (1997), S. 1383.
  53. „Autoren, die der Weitertradierung (für klass. Lit. ab dem 3./4. Jahrhundert) nicht für würdig empfunden wurden, waren damit endgültig dem Schicksal des zufälligen Überlebens auf Papyrus ausgeliefert.“ Lorena de Faveri: Überlieferung. In: Der Neue Pauly. Band 15,3, Metzler, Stuttgart 2003, Sp. 710.
  54. The predominantly high status of the men recorded in surviving subscriptions strongly suggests that it was upon their stately shelves that many of our texts had resided before finding their way into the monasteries and cathedrals that ensured their survival. Reynolds und Wilson (1991), S. 42f.
  55. Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 489f.
  56. Dies bezeugt eine Subskription aus dem 7. Jahrhundert im Codex Sinaiticus. Der Sinaiticus ist eine Mitte des 4. Jhs. geschriebene Bibel und gilt allgemein als das älteste überlieferte Buch überhaupt. Zu dieser Subskription: Pöhlmann (1994), S. 81.
  57. Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford University Press, Oxford/New York 2011, zusammenfassend S. 783ff.; ebd. S. 801: „There was no pagan revival in the West, no pagan party, no pagan literary circles, no pagan patronage of the classics, no pagan propaganda in art or literature…“
  58. Peter Gemeinhardt: Das lateinische Christentum und die antike pagane Bildung. Tübingen 2007, S. 137f.
  59. Zum Wandel der Senatsaristokratie vgl. die wichtige Studie Michele R. Salzman: The Making of a Christian Aristocracy: social and religious change in the western Roman Empire. Cambridge/Mass. 2002.
  60. Vgl. etwa neuerdings R. Beck: The Religion of the Mithras Cult in the Roman Empire: Mysteries of the Unconquered Sun. Oxford 2006.
  61. Ernest Renan: Histoire des origines du christianisme. Band 7: Marc Aurèle ou la Fin du monde antique. Calmann-Levy, Paris 1882, S. 597: On peut dire que, si le christianisme eût été arrêté dans sa croissance par quelque maladie mortelle, le monde eût été mithriaste (online).
  62. Alison B. Griffith: Mithraism. In: Early Church On-line Encyclopedia Initiative. Evansville 1995: Mithraism had a wide following from the middle of the second century to the late fourth century CE, but the common belief that Mithraism was the prime competitor of Christianity, promulgated by Ernst Renan (Renan 1882 579), is blatantly false (Online-Klone auf ostia-antica.org).
  63. Quantitative Auswertung bei Michele R. Salzman: The Making Of A Christian Aristocracy. Social And Religious Change In The Western Roman Empire. Cambridge, MA 2002.
  64. Johnson (1965), S. 77; Wendel und Göber sehen diese Motivation auch auf lokaler Ebene: Handbuch der Bibliothekswissenschaft. Bd. 1, S. 79.
  65. Vgl. etwa Hartmut Leppin: Theodosius der Große. Darmstadt 2003, S. 124 f, S. 165 ff. Die Bekanntheit dieser Gesetze hielt sich in Grenzen: Robert Malcolm Errington: Christian Accounts of the Religious Legislation of Theodosius I. Klio 79 (1997), S. 398–443.
  66. Der Wortlaut des entsprechenden Gesetzes vom 29. Januar 399 lautet: Sicut sacrificia prohibemus, ita volumus publicorum operum ornamenta servari. Ac ne sibi aliqua auctoritate blandiantur, qui ea conantur evertere, si quod rescriptum, si qua lex forte praetenditur. „Genauso wie wir Opfer verbieten, so wollen wir doch auch, dass Kunstwerke in öffentlichen Gebäuden gerettet werden und dass diejenigen, die versuchen, Kunstwerke zu zerstören, nicht von einer Autorität dazu noch eingeladen werden, indem ein Erlass oder ein Gesetz bei einer bestimmten Gelegenheit zum Vorwand dient.“ (Codex Theodosianus 16,10,15).
  67. Codex Theodosianus 16,10,16 vom 10. Juli 399.
  68. Codex Theodosianus 16,10,19; Watts (2006), S. 199.
  69. So die Interpretation von Wendel und Göber (siehe oben), zusätzlich gestützt durch die Aussage des Aphthonios, der sie Ende des 4. Jahrhunderts besuchte. Er beschrieb die Räume voll mit Büchern, die für jeden zugänglich seien und „die ganze Stadt anzogen um die Weisheiten zu verinnerlichen.“ (Aphthonius, Progymnasmata 12).
  70. Die große Bibliothek existierte damals wahrscheinlich noch, von Caesar wurde sie jedenfalls nach heutigem Stand der Forschung nicht zerstört, vgl. Sylwia Kaminska, in: Hoepfner (2002). Dem caesarkritischen Geschichtsschreiber Cassius Dio zufolge vernichtete das Feuer nur Warenhäuser am Hafen, die Getreide und Bücher enthielten. Dies ist auch das Ergebnis der Analyse von Barnes (2000) und der umfangreichen Quellenkritik von Parsons (1952). Das Museion, das Gebäude der Bibliothek, ist bis um 380 nachgewiesen, so Mostafa El-Abbadi (1992): „Synesius von Cyrene, der gegen Ende des 4. Jahrhunderts unter Hypatia studierte, sah das Museion und beschrieb die Bilder der Philosophen darin. Wir haben keinen späteren Beleg über seinen Fortbestand im 5. Jahrhundert. Da Theon, der renommierte Mathematiker und Vater der Hypatia, die selbst eine anerkannte Wissenschaftlerin war, das letzte bezeugte akademische Mitglied war (um 380).“ [33 Synesius, Calvitii Encomium 6.], [34 Suidas, s. v. Theon].
  71. Milkau und Leyh (1940): Geschichte der Bibliotheken: Bd. 1, Kapitel 2, S. 80.
  72. Christopher Haas: Alexandria in Late Antiquity. London 1997, S. 129 und 171f. Haas bezieht sich zu dem Kreis auf Damaskios: Leben des Isidor, fr. 174 (ed. Zintzen, S. 147).
  73. „Sodann wurden zahllose Bücher und viele Haufen von Schriftrollen zusammengetragen und vor den Augen der Richter verbrannt. Man hatte sie in Häusern wegen ihres angeblich verbotenen Inhalts ausfindig gemacht, und nun sollten sie dazu dienen, den üblen Eindruck der Hinrichtungen zu verwischen. Dabei handelte es sich größtenteils doch nur um Werke über die verschiedenen freien Wissenschaften und über Rechtsfragen.“ (Ammianus Marcellinus 29,1,41). Nach den Hinrichtungen, die mit dem Besitz von „Zaubertexten“ begründet wurden: „So kam es denn in den östlichen Provinzen, dass aus Furcht vor ähnlichen Schicksalen die Besitzer ihre ganzen Bibliotheken verbrannten; denn ein solcher Schrecken hatte alle erfasst.“ (Ammianus Marcellinus 29,2,4).
  74. Bibliothecis sepulcrorum ritu in perpetuum clausis: Ammianus Marcellinus 14,6,18.
  75. Am deutlichsten bei Houston (1988), der auch ältere Literatur angibt: Nach Houston gebe es keine weiteren Hinweise auf eine Schließung, und zumindest die Trajansbibliothek sei bis 455 nachweislich geöffnet gewesen. Das Edikt Kaiser Theodosius’ I. von 391 zum Schließen der Tempel ist von ihm aber nicht erwähnt, welches in der übrigen Literatur als wesentlich dafür angesehen wurde, Ammians Text auf die Schließung der Bibliotheken in Rom zu beziehen. Houston führt stattdessen an, ein Draconitus solle gegen Ende des 4. Jahrhunderts einen Text in der „scola“ des Trajansforums in Rom gelesen und ediert haben. Wenn dies vor 390 war, ist der Beleg aber nicht relevant. Selbst danach sollten Schulen am Trajansforum, das ein Geschäftszentrum Roms war, noch lange zu erwarten sein. Über die Existenz der Bibliothek sagt es nichts. Ein weiteres Argument Houstons ist, dass Sidonius Apollinaris schrieb, ihm sei 455 eine Statue verliehen worden. Sie sei auf dem Trajansforum „zwischen den Autoren der beiden Bibliotheken“ aufgestellt worden. Die Trajansbibliothek war in zwei Gebäude (latein/griechisch) verteilt, und die Statuen der Autoren standen davor. Da die Statuen noch standen, schließt Houston, auch die Bibliotheksgebäude mussten noch da gewesen sein – und sie müssten auch noch geöffnet gewesen sein. Woraus er dies schloss, schrieb Houston nicht.
  76. Paulus Orosius: Historiarum Libri septem contra paganos 6,15. (Text nach Jacques-Paul Migne, Patrologia Latina 31,1036B): Unde quamlibet hodieque in templis exstent, quae et nos vidimus armaria librorum; quibus direptis, exinanita ea a nostris hominibus, nostris temporibus memorent, qod qidem verum est.
  77. wegen Sidonius Apollinaris, s. o. Houston.
  78. Sidonius Apollinaris, Epistulae, 4,17; online.
  79. Wolf Liebeschuetz: The Decline and Fall of the Roman City. Oxford 2001, S. 104–136.
  80. Konstantin untersagte 320 die „Kurialenflucht“ in den Klerus: Elisabeth Herrmann-Otto: Konstantin der Große. Darmstadt 2007, S. 164f., 182f.
  81. Hierzu neuerdings Mark Edwards: The Beginnings of Christianization. In: Noel Lenski (Hrsg.): The Cambridge Companion to the Age of Constantine. Cambridge 2006, S. 137–158. Besonders häufig diskutiert wurden die Reskripte des Konstantin an die Gemeinde von Orkistos (Monumenta Asiae Minoris Antiqua 7,235) sowie an Hispellum (Inscriptiones Latinae selectae, herausgegeben von Attilio Degrassi, 705). Relevant ist außerdem die Darstellung des Eusebius von Caesarea (Vita Constantini, 2,45,1), deren Deutung allerdings umstritten ist. Vgl. dazu Elisabeth Herrmann-Otto: Konstantin der Große. Darmstadt 2007, S. 171f., die die von einer Minderheit geäußerte Vermutung, damit sei ein allgemeines Opferverbot verbunden gewesen, ablehnt.
  82. Nach Salzman vollzog sich die Konversion zweistufig, wobei schließlich Christentum und senatorische Lebensart keinen Gegensatz mehr darstellten: Zusammenfassend Michele R. Salzman: The Making Of A Christian Aristocracy. Social And Religious Change In The Western Roman Empire. Cambridge MA 2002, S. 135–137.
  83. Epigraphische Befunde zum Niedergang griechischer Agone in der christlichen Spätantike zuletzt bei Michael Lehner: Die Agonistik in Ephesos der römischen Kaiserzeit. Diss. München 2005, Digitale Hochschulschriften der LMU München (PDF; 1,1 MB) Zu den Möglichkeiten römischer Bühnentechnik wie auch zu deren Grausamkeit maßgeblicher Aufsatz von Kathleen M. Coleman: Fatal Charades. Roman Executions Staged as Mythological Enactments. In: The Journal of Roman Studies 80, 1990, S. 44–73.
  84. Nach Pierre Canivet (Hrsg.): Théodoret de Cyr, Thérapeutique des maladies helléniques. Bd. 1, Paris 1958 (Sources Chrétiennes 57). Zu christlichen Einstellungen über römische Spektakel siehe auch Magnus Wistrand: Entertainment and Violence in Ancient Rome. The Attitudes of fhe Ancient Writers in the First Century AD. Göteborg 1992, S. 78f.
  85. Plinius der Ältere schrieb in seinem 30. Buch der Naturgeschichte auch eine kurze Geschichte der Magie. Darin polemisierte er von Anfang an gegen den „leeren und unsinigen Glauben an die Magie“. Er nennt sie darin fraudulentissima artium ‚betrügerischste aller Künste‘. (Fritz Graf: Gottesnähe und Schadenzauber: die Magie in der griechisch-römischen Antike. München 1996, S. 48)
  86. Daniel Christopher Sarefield: “Burning Knowledge”: Studies of Bookburning in Ancient Rome. Diss. Ohio State 2004 (PDF, 1, 08 MB) (Memento des Originals vom 4. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., S. 86.
  87. Speyer (1981), S. 130.
  88. Apg 19,13–14; Elberfelder Übersetzung, wie auch folgend.
  89. Bereits der jüdisch-hellenistische Verfasser des Pseudo-Phokylides aus dem 6. Jahrhundert hielt sie für Magier-Bücher.
  90. Speyer (1981), S. 34 vermutet „Ritualbücher“.
  91. Lebensbeschreibung des Monophysiten Severos von Antiochien, verfasst von Zacharias Rhetor (gest. vor 553). Speyer (1981), S. 132.
  92. Codex Theodosianus 9,16, 12 (= Codex Iustinianus 1,4,14): mathematicos, nisi parati sint codicibus erroris proprii… Speyer (1981), S. 170: „… Astrologen haben ihre Schriften vor den Augen der Bischöfe zu verbrennen, andernfalls seien sie aus Rom und allen Gemeinden zu vertreiben“.
  93. Mathematik ist „die Gesamtheit des von der Philosophie geforderten Lernstoffs, also Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik(-theorie), ja noch in der Kaiserzeit fielen Grammatik (elem. Sprachlehre und Philologie) wie Rhetorik mit darunter… Im Latein nach Gell. 1,9,6 die arithm. und geometr. Operationen bedürfenden Wissenschaften, im vulg. Sprachgebrauch einfach die Nativitäts-Astrologie…“ Der Kleine Pauly, Band 3, S. 1078.
  94. Speyer (1981), S. 136.
  95. Plinius, Naturalis historia Praefatio 6.
  96. Wolfgang Czysz: Die Römer in Bayern. Stuttgart 1995, S. 237.
  97. Karl Büchner: Überlieferungsgeschichte der lateinischen Literatur des Altertums, in: H. Hunger et al.: Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur. Bd. 1, Antikes und mittelalterliches Buch- und Schriftwesen, Zürich 1961, S. 309–422, bes. S. 362.
  98. Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl. München 2007, S. 489.
  99. Peter Gemeinhardt: Das lateinische Christentum und die antike pagane Bildung. Tübingen 2007, 307–309, 494.
  100. Kaster (1997), S. 14 f.
  101. Corpus iuris canonici 1,86,5: Sacram scripturam, non grammaticam licet exponere episcopis. „Den Bischöfen ist es erlaubt, die Heilige Schrift, nicht die Grammatik zu lehren.“ Dazu Horst Scheibelreiter: Die barbarische Gesellschaft. Darmstadt 1999, S. 41: „Papst Gregor der Große berührte das [sc. die Lehrtätigkeit des Desiderius von Vienne] unangenehm, und er verbot ihm, solch heidnischen Unterricht zu erteilen.“; R. A. Markus: Gregory the Great and His World. Cambridge 1997, S. 36: far from condemning grammar as such, what Gregory condemns is grammar as a ‚means of sterilising the word of God‘ („weit entfernt davon, die Grammatik an sich zu verdammen, verdammte Gregor vielmehr die Grammatik, ‚um dadurch das Wort Gottes zu reinigen.‘“).
  102. Max Manitius: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Bd. I. München 1911, S. 94. Zitiert nach Hagendahl (1983), S. 114.
  103. E. A. Lowe: Handwriting. In: The Legacy of the Middle Ages. Oxford 1926, S. 203.
  104. 1 2 Lorena de Faveri: Überlieferung. In: Der Neue Pauly. Band 15,3, Metzler, Stuttgart 2003, Sp. 712.
  105. Johannes Laudage, Lars Hageneier, Yvonne Leiverkus: Die Zeit der Karolinger. Darmstadt 2006, S. 106ff.
  106. Paul Klopsch: Die Überlieferung der lateinischen Literatur im Mittelalter in: Egert Pöhlmann: Einführung in die Überlieferungsgeschichte und in die Textkritik der antiken Literatur; Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1994–2003; 2 Bände, Band 2 bes. S. 47–95.
  107. Friedrich Prinz: Die geistigen Anfänge Europas. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Zeit online, 12. Juni 2002
  108. So die Schätzung von Carlo M. Cipolla: Literacy and Development in the West. London 1969. Sie wird unterstützt durch die Stichprobe von Montaillou in Südfrankreich. In diesem Dorf wurden 1308 alle 250 Einwohner über dem Alter von 12 Jahren von der Heiligen Inquisition verhaftet. Aus den Akten der Inquisition geht hervor, dass nur 4 Personen (1,6 %) lesen konnten. (Montaillou: The Promised Land of Error von Emmanuel LeRoy Ladurie (1978). Nachdruck in Harvey J. Graff: The Literacy Myth. Literacy and Social Structure in the Nineteenth-Century City. New York 1979, S. 46f.) Auf einen Wert von 1,0–1,4 % in England um 1300 kommt man, wenn man die ersten statistisch nachweisbaren Werte von 1530 (David Cressy: Levels of Illiteracy in England, 1530–1730. In: Historical Journal 20, 1977, S. 1–23, hier S. 13: Chart: Illiteracy of Social Groups, Diocese of Norwich, 1530–1730) mit der Anzahl der Schulen 1340–1548 (Jo A. H. Moran: The Growth of English Schooling 1340–1548. New Brunswick, NJ 1985) zurückrechnet und mit der Bevölkerungsverteilung korrigiert.
  109. Vgl. Averil Cameron: Old and New Rome. Roman Studies in Sixth-Century Constantinople. In: P. Rousseau u. a. (Hrsg.): Transformations in Late Antiquity. Aldershot 2009, S. 15–36.
  110. Vgl. Watts (2006).
  111. Vgl. dazu speziell John Haldon: Byzantium in the seventh century. 2. Auflage. Cambridge 1997.
  112. Vgl. H. Hunger: Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner. München 1978. Daher ist auch der teils gebrauchte Begriff „Renaissance“ im Zusammenhang mit Byzanz unpassend, vgl. Peter Schreiner: Renaissance in Byzanz. In: Lexikon des Mittelalters. Bd. 7, Sp. 717f.
  113. Vgl. Warren Treadgold: The Early Byzantine Historians. New York 2007, S. 18.
  114. Lorena de Faveri: Überlieferung. In: Der Neue Pauly. Band 15,3, Metzler, Stuttgart 2003, Sp. 711.
  115. 1 2 Fuad Sezgin: Geschichte des arabischen Schrifttums Bd. III: Medizin – Pharmazie – Zoologie – Tierheilkunde. E. J. Brill, Leiden 1970, S. 20–171.
  116. Cristina D’Ancona Costa: Greek Sources in Arabic and Islamic Philosophy. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
  117. Julia Hillner: Imperial Women and Clerical Exile in Late Antiquity. In: Studies in Late Antiquity 3 (2019), S. 369–412, hier: S. 373f., doi:10.1525/sla.2019.3.3.369.
  118. Mostafa El-Abbadi (1992), S. 165.
  119. Marie-Thérèse d'Alverny: Translations and Translators. In: Robert L. Benson, Giles Constable (Hrsg.): Renaissance and Renewal in the Twelfth Century. Harvard Univ. Press, Cambridge, Mass. 1982, ISBN 0-19-820083-8, S. 422–426.
  120. Charles Homer Haskins: Studies in the History of Mediaeval Science. Frederick Ungar Publishing, New York 1967, S. 155–157. (online), abgerufen am 9. Oktober 2016.
  121. René Taton: History of Science: Ancient and Medieval Science. Basic Books, New York 1963, S. 481.
  122. Stephen Greenblatt: Die Wende – Wie die Renaissance begann. Siedler Verlag, 2012, ISBN 978-3-88680-848-9.

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