Die Bahnstrecke Elberfeld–Dortmund ist eine der wichtigsten und am meisten befahrenen Eisenbahnstrecken in Deutschland. Sie ist Hauptachse des Schienenpersonenfernverkehrs, Schienenpersonennahverkehrs und Güterverkehrs unmittelbar südlich des Ruhrgebietes, u. a. befahren von Intercity-Express, Intercity, Regional-Express, Regionalbahn und S-Bahn.
Diese 56 Kilometer lange Strecke ist die Stammstrecke der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft, sie wurde 1849 eröffnet und seitdem mehrfach ausgebaut und auf kompletter Länge elektrifiziert.
Geschichte
Da die Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft schon bei der Planung ihrer Strecke das Bergische Land entlang von Ruhr und Wupper weiträumig zu umgehen gedachte, erwarb die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft (BME) am 12. Juli 1844 die preußische Konzession für eine Bahnverbindung des hochindustrialisierten Gebietes im Tal der Wupper und des Bergischen Landes in östlicher Richtung. Eine Verbindung nach Westen zum Rhein hatte die 1837 gegründete Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn-Gesellschaft (DEE) bereits 1841 fertiggestellt.
Bau der Strecke
Im Jahre 1825 veröffentlichte Friedrich Harkort in der Zeitschrift Hermann den Aufruf zum Bau einer Eisenbahn von Köln nach Minden, welchen er in der von ihm verfassten Schrift Die Eisenbahn von Minden nach Cöln 1833 erneuerte. Die BME hat die Strecke ab 1844 nach den Plänen von Harkort gebaut und in einzelnen Abschnitten in Betrieb genommen.
Eingleisiger Streckenbau
- Am 9. Oktober 1847 wurde der Streckenabschnitt Elberfeld-Schwelm für den Personenverkehr freigegeben.
- Wegen der schwierigen Verhältnisse oberhalb des Kruiner Tunnels im Abschnitt Schwelm-Gevelsberg kam der Streckenbau hier nur langsam voran
- Am 20. Dezember 1848 wurde der Güterverkehr auf der gesamten Strecke Elberfeld-Dortmund aufgenommen
- Am 9. März 1849 wurde der Personenverkehr im Abschnitt Schwelm-Dortmund aufgenommen
Zweigleisiger Ausbau
- Bis Ende 1860 wurden die Streckenabschnitte Elberfeld-Schwelm und Milspe-Dortmund zweigleisig ausgebaut
- 1882, zweigleisiger Ausbau des Streckenabschnitts Schwelm-Milspe (später Bahnhof Ennepetal)
Elektrifizierung
Die gesamte Strecke wird seit dem 29. Mai 1964 elektrisch betrieben.
Ausbau der Hauptstrecke
Nach der Verstaatlichung der BME begann man, diese die bedeutenden Eisenbahnknotenpunkte Düsseldorf und Dortmund verbindende Strecke nach und nach auszubauen. Zwischen 1900 und 1915 wurde ein zusätzliches Gleispaar für den lokalen Verkehr gebaut (im Sprachgebrauch der Bahn „Ortsgleise“ genannt), um die vorhandenen Gleise für durchgehende Züge freizuhalten. Die ersten Gleise wurden bis 1911 zwischen Unter- und Oberbarmen errichtet, von Elberfeld nach Vohwinkel wurden sie am 10. April 1913 eröffnet, zwei Jahre später erfolgte der Lückenschluss zwischen Elberfeld und Unterbarmen.
Am 12. Dezember 1939 ereignete sich zwischen den Bahnhöfen Hagen-Vorhalle und Wetter (Ruhr) ein schwerer Eisenbahnunfall, als aufgrund von Fahrdienstleiter- und Stellwerkfehlern zwei Personenzüge zusammenstießen. 15 Menschen starben, 36 wurden darüber hinaus verletzt.
1988 erfolgte eine Neutrassierung zwischen Witten und Dortmund für den Fernverkehr. Auch der Wupper-Express nutzt diesen Abschnitt.
Ausbau für S-Bahn
Im Zuge der Einrichtung der S-Bahn-Linie S 8 wurden die im vorherigen Abschnitt genannten Ortsgleise zwischen Wuppertal-Vohwinkel und Wuppertal-Oberbarmen in die neue Strecke der S-Bahn (2525) integriert. Am 29. Mai 1988 erfolgte die Eröffnung der neuen Streckenstücke von Wuppertal-Oberbarmen bis zum Abzweig Linderhausen zur Bahnstrecke Witten–Schwelm nach Osten, sowie von Wuppertal-Vohwinkel nach Düsseldorf Hbf Richtung Westen.
Heutige Situation
Die Bahnstrecke verläuft zum Teil parallel zu der von der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft gebauten Wuppertaler Nordbahn, die am Nordrand der Stadt durch das Bergische Land führte und heute auf dem westlichen Abschnitt größtenteils stillgelegt ist. Nördlich von Hagen überquert die historisch zur Bahnstrecke Düsseldorf-Derendorf–Dortmund Süd zählende Verbindung den Herdecker Ruhrviadukt und durchfährt auf dem Weg nach Dortmund den Ender Tunnel. Hier verkehrt die Volmetalbahn (RB 52) von Lüdenscheid.
Die S-Bahn-Linien S 8 und S 9 von Hagen über Wuppertal und S 8 weiter über Düsseldorf nach Mönchengladbach benutzen heute Teilabschnitte beider Strecken sowie den Südabschnitt der sie verbindenden Bahnstrecke Witten–Schwelm. Die S-Bahn-Linie S 5 von Dortmund über Witten nach Hagen (und weiter als S 8) fährt auf ihrem kompletten Verlauf entlang der historischen Strecke.
Ist aufgrund von Bauarbeiten oder anderen Einschränkungen ein Fahrbetrieb durch Wetter (Ruhr) nicht oder nur eingleisig möglich, werden die Züge unter erleichterten Bedingungen ab Witten Hauptbahnhof über den Wittener Ruhrviadukt und die mittlere Ruhrtalbahn bis Hagen-Vorhalle umgeleitet.
Zugangebot
Im Personenfernverkehr wird die Strecke im Stundentakt durch die InterCityExpress-Linie 10 von Köln (zweistündig von Bonn) über Hamm (Westf) und Hannover nach Berlin mit Halt in Wuppertal und Hagen befahren. Darüber hinaus verkehren weitere einzelne Intercity-Expresse sowie zweistündlich im Wechsel Intercitys der Linien 31 und 55 zwischen Köln und Dortmund, ebenfalls mit Zwischenhalten in Wuppertal und Hagen.
Die Regional-Express-Verbindung Wupper-Express (RE 4) folgt der Strecke bis zum Wittener Hauptbahnhof, wo sie, wie auch der Fernverkehr, die 1988 eröffnete Neubaustrecke zwischen Langendreer und Dortmund nimmt. Der Abschnitt über Witten-Annen Nord und Dortmund-Barop wird heute nur noch von der S 5 genutzt.
Weitere Nahverkehrslinien, die zumindest Teile der Strecke befahren, sind der Rhein-Münsterland-Express (RE 7) und Maas-Wupper-Express (RE 13) auf dem Abschnitt zwischen Wuppertal Hauptbahnhof und Hagen Hauptbahnhof, der Ruhr-Lenne-Express (RE 16) und die Ruhr-Lenne-Bahn (RB 40) zwischen Hagen Hauptbahnhof und Witten Hauptbahnhof sowie die S 7 Der Müngstener (auf den Ortsgleisen von 1913/5) zwischen Wuppertal Hauptbahnhof und Wuppertal-Oberbarmen. Ab Hagen-Vorhalle stößt der Dortmund-Siegerland-Express (RE 34) auf die Strecke. Diese Züge halten nicht in Wetter und verkehren ebenfalls ab Witten über die Neubaustrecke nach Dortmund.
Siehe auch
Literatur
- Bernd Franco Hoffmann: Die Bergisch-Märkische Eisenbahn. Durch die Täler von Wupper, Ruhr und Volme; Sutton-Verlag, Erfurt, 2015.
Weblinks
NRWbahnarchiv von André Joost:
- Beschreibung der Strecke 2550: Wuppertal ↔ Hagen
- Beschreibung der Strecke 2801: Hagen ↔ Dortmund
- Beschreibung der Strecke 2525: Wuppertal ↔ Schwelm (S-Bahn)
- Beschreibung der Strecke 2701: Wuppertal-Oberbarmen ↔ Schwelm (nur Güterverkehr)
- Beschreibung der Strecke 2811: Abzw Rehsiepen ↔ Abzw Einhaus (nur Güterverkehr)
weitere Belege:
- Informationen zur Eisenbahnverkehr im Bergischen Land (Artikel, Meldungen, Fotos)
Einzelnachweise
- ↑ DB Netze – Infrastrukturregister
- ↑ Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
- ↑ Harkort, Friedrich: Eisenbahnen. (Railroads.) (Memento vom 29. März 2013 im Internet Archive), in: Hermann – Zeitschrift von und für Westphalen, die Lande zwischen Weser und Maas, Heft Nr. 26, archiviert beim LWL (abgerufen am 8. März 2011)
- ↑ Friedrich Harkort: Die Eisenbahn von Minden nach Cöln. Veröffentlicht im Internet-Portal Westfälische Geschichte des LWL (abgerufen am 8. März 2011)
- ↑ Bau der Bergisch-Märkischen Strecke (Memento des vom 26. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 25. Dezember 2015)
- ↑ Schwierige Geländeverhältnisse oberhalb des Kruiner Tunnels (Memento des vom 26. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 25. Dezember 2015)
- ↑ Hans Joachim Ritzau: Eisenbahn-Katastrophen in Deutschland. Splitter deutscher Geschichte. Bd. 1: Landsberg-Pürgen 1979, S. 87.