Der Balticconnector ist eine Erdgaspipeline zwischen Inkoo in Finnland und Paldiski in Estland. Im Oktober 2023 kam es aus zunächst unbekannten Gründen zu einem Leck in der Pipeline, das zur Einstellung des Betriebs führte.

Verlauf und Kapazität

Die insgesamt 152 km Lange Pipeline besteht aus einer Strecke von 21 km in Finnland, von 77 km Offshore und von 54 km in Estland. Sie kann in beide Richtungen betrieben werden. Die Leitung kreuzt in der Meerzunge die insgesamt vier seit 2022 defekt stillliegenden Stränge von Nordstream 1 und 2. Die Transportkapazität beträgt 7 Millionen Normkubikmeter Gas täglich.

Geschichte

Nach durch die Europäische Union subventionierten Voruntersuchungen wurde 2018 mit dem Bau begonnen. Die Stahlröhre lieferte Corinth Pipeworks Pipe Industry S.A. aus Griechenland. Die Baukosten betrugen rund 250 Mio. Euro, von denen die Europäische Union zwei Drittel übernahm. Der Gaskorridor ging im Januar 2020 in Betrieb.

Am 8. Oktober 2023 um 2:00 Uhr osteuropäischer Sommerzeit wurde in der Pipeline ein starker Druckabfall von 34,5 Bar auf etwa 12 Bar und eine Stunde später auf 6 Bar registriert, so dass ein Gasleck vermutet werden musste. Die Gasventile wurden daraufhin geschlossen. Die Pipeline ist seither außer Betrieb.

Der Betreiber Gasgrid Finland ging von einem Leck innerhalb der finnischen Wirtschaftszone aus, das möglicherweise absichtlich ausgelöst wurde. Am 10. Oktober 2023 hieß es in Helsinki, dass ein Schaden an der Röhre und einem dazu parallel verlaufenden Telekommunikationskabel auf „äußere Ursachen“ zurückzuführen sei. NORSAR, die seismologische Organisation Norwegens, erklärte, dass am 8. Oktober 2023 um 1:20 Uhr Ortszeit eine seismologische Anomalie, entsprechend einer möglichen Explosion, in der Nähe der Pipeline registriert worden sei. Die Pipeline war zum Zeitpunkt der Außerbetriebnahme die einzige Pipeline, mit der Finnland mit Erdgas versorgt wurde. Die Direktimporte Finnlands aus Russland waren im Mai 2022 nach dem russischen Überfall auf die Ukraine eingestellt worden. Etwa 5 Prozent des Energieverbrauchs Finnlands wurden zu diesem Zeitpunkt über Erdgas gedeckt. Die Dauer einer Reparatur wurde auf mehrere Monate veranschlagt.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg kündigte am 11. Oktober 2023 ein entschlossenes Handeln der NATO an, sollte sich herausstellen, dass die Beschädigung der Pipeline ein „vorsätzlicher Angriff“ gewesen sei. Finnland und Estland sicherte er Unterstützung zu.

Einzelnachweise

  1. Balticconnector gas pipeline up and running since 1 January 2020. In: Europäische Kommission. Abgerufen am 20. Mai 2022 (englisch).
  2. Greek company Corinth Pipeworks to produce Balticconnector gas pipe In: ERR, 5. Januar 2018. Abgerufen am 12. Dezember 2019. (englisch) 
  3. Aleksandra Fedorska: Neue Gaspipeline verbindet Finnland mit den baltischen Staaten. In: energate.de. 9. Oktober 2019, abgerufen am 2. Dezember 2019 (Anmeldung erforderlich).
  4. 1 2 Explainer: What is the Balticconnector pipeline? In: Reuters. 11. Oktober 2023, abgerufen am 12. Oktober 2023 (englisch).
  5. Finnland: Leck in Untersee-Pipeline könnte absichtlich herbeigeführt worden sein. In: Der Spiegel. 10. Oktober 2023, abgerufen am 10. Oktober 2023.
  6. Viron puolustus­ministeri: Vastausta tuhoihin katsotaan sitten, kun tekijä on tiedossa. In: Helsingin Sanomat. 11. Oktober 2023, abgerufen am 12. Oktober 2023 (finnisch).
  7. Seismic signal detected in vicinity of gas pipelines in the Eastern Baltic Sea. NORSAR, 10. Oktober 2023, abgerufen am 12. Oktober 2023 (englisch).
  8. Finland investigates suspected sabotage of Baltic-connector gas pipeline. In: BBC News. 11. Oktober 2023, abgerufen am 12. Oktober 2023 (englisch).
  9. Estland: Pipelineschäden durch Gewalteinwirkung entstanden orf.at, 11. Oktober 2023, abgerufen 11. Oktober 2023.
  10. Nato kündigt entschlossene Reaktion an. In: Der Tagesspiegel. 12. Oktober 2022, abgerufen am 13. Oktober 2023.
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