Unter der Bauart Abt (zuweilen auch als System Abt bezeichnet) werden mehrere Bauarten von Zahnrad-Dampflokomotiven nach den Entwürfen des Schweizer Ingenieurs Roman Abt sowie auch das von ihm entwickelte Zahnstangensystem Abt bezeichnet.

Für die Zahnstangen und Zahnstangeneinfahrten nach Abt siehe:

Lokomotiven Bauart Abt/System Abt

Lokomotiven für reinen Zahnradbetrieb

siehe auch: Triebfahrzeuge für reine Zahnradbahnen im Artikel Zahnradbahn

Für die 1890 eröffnete Monte Generoso-Zahnradbahn entwickelte Abt gemeinsam mit der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur (SLM) die Dampflokomotive Typ MG H2/3, deren Konzept sich sehr gut bewährte und auch für andere Bahnen beschafft wurde. Diese in der Schweiz als H 2/3 bezeichnete Type entwickelte sich zu einer Art Standard-Konstruktion, von denen an die 40 Stück gebaut wurden. Sie wurden auch für das System Riggenbach ausgeführt. In der Schweiz waren sie neben dem Monte Generoso auf der Brienz-Rothorn-Bahn, der Wengernalpbahn und der Schynige Platte-Bahn (beide System Riggenbach) sowie der Bahn auf die Rochers de Naye eingesetzt. Auch für andere Zahnradbahnen in der Schweiz, Spanien, Großbritannien und Österreich-Ungarn wurden Lokomotiven dieser 2zz1'n2t - Bauart hergestellt.

Allen Lokomotiven gemein ist der geneigte Kessel sowie der ausschließliche Antrieb der Zahnräder, der verwendete Außenrahmen und der Einsatz von Hall´schen Kurbeln. Der Antrieb erfolgt durch einen kurzhubigen, hochliegenden Zylinder (System Brown) über einen senkrechten Balancier auf das Gestänge. Die Hubrichtung wird durch den Hebel sowohl umgekehrt als auch (durch unterschiedliche Längen des Hebels) übersetzt, wodurch ein Zahnradgetriebe überflüssig wurde. Während die von SLM für die Schweiz gebauten Maschinen großteils einen Antrieb der ersten Kuppelachse besitzen, wurde z. B. bei den Maschinen der Montserrat-Zahnradbahn (1892) und der österreichischen Bahnen (1893–1900) die zweite Achse angetrieben. Die Übersetzung betrug bei den Schweizer Maschinen 1:1,4, bei den für Montserrat und Österreich gebauten Loks 1:1,6. Die Steuerung erfolgt bei den meisten Lokomotiven durch eine innenliegende Exzentersteuerung.

Hersteller waren neben der SLM die Etablissements Cail in Paris, die Hunslet Engine Company in Leeds, die Baldwin Locomotive Works und die Lokomotivfabrik Krauss & Comp. in Linz an der Donau.

Lokomotiven für gemischten Zahnrad- und Adhäsionsbetrieb

siehe auch: Triebfahrzeuge für gemischte Bahnen im Artikel Zahnradbahn

Die ersten Lokomotiven dieser Antriebsart nach Bauart Abt wurden 1886 an die Harzbahn der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn geliefert, gefolgt 1890 von den Lokomotiven der Reihe kkStB 69 für die Erzbergbahn in Österreich. Besonders erwähnenswert sind hier die vielen schmalspurigen Typen, bei denen die Unterbringung der Innenzylinder und des Zahnradwagens enorme konstruktive Schwierigkeiten verursachte. Carl Roman Abt war an den meisten Typen konstruktiv beteiligt.

Während die normalspurigen Bauarten einen Innenrahmen besaßen, hatten die schmalspurigen Lokomotiven aus Platzgründen einen Außenrahmen und Hallsche Kurbeln erhalten. Beide Bauarten besaßen getrennte Triebwerke für Adhäsions- und Zahnradbetrieb. Die Zahnräder waren in einem eigenen Gestell (dem sogenannten Zahnradwagen) gelagert, welches sich auf zwei Treibachsen abstützte. Die Zahnräder wurden von zwei separaten Innenzylindern über Treibstangen und Hebel angetrieben, der Antrieb der Adhäsionsachsen erfolgte über die Außenzylinder. Der Regler konnte für das Fahren mit Zahnradtriebwerk, mit Adhäsionstriebwerk und mit beiden Triebwerken eingestellt werden. Bei einigen Typen, wie z. B. den Lokomotiven der Harzbahn, erfolgte der Antrieb der Zahnräder von den Zylindern des Adhäsionstriebwerkes über Schwinghebel.

Die C´1 zz t - Lokomotiven der Zahnradbahn Diakopto-Kalavryta in Griechenland (Cail 1891) besitzen aufgrund der geringen Spurweite von 750 mm ein besonders kompliziertes Triebwerk. Während die Adhäsionsachsen über die äußeren Zylinder und Hall´sche Kurbeln angetrieben werden, erfolgt der Zahnradantrieb über zwei über der mittleren Treibachse im Rahmen gelagerte Zylinder. Diese treiben über lange Kolbenstangen, Kreuzkopf, Umkehrhebel, Treib- und Kuppelstangen (gleich den reinen Abt-Zahnradloks) die beiden im Zahnradwagen gelagerten Zahnräder an.

Maschinen dieser Bauart wurden von verschiedenen Herstellern nach Vorgaben von Roman Abt konstruiert und gebaut, darunter waren die SLM, die Wiener Lokomotivfabrik Floridsdorf, Dübs & Co. in Glasgow und Ancien Etablissements Cail in Paris.

Literatur

  • Arthur Meyer, Josef Pospichal: Zahnradbahnlokomotiven aus Floridsdorf. Verlag bahnmedien.at, Wien 2012, ISBN 978-3-9503304-0-3
  • Gunter Mackinger: Schafbergbahn und Wolfgangseeschiffe. Verlag Kenning, Nordhorn, 2008, ISBN 978-3-933613-92-9

Einzelnachweise

  1. Gunter Mackinger: Schafbergbahn und Wolfgangseeschiffe. 1. Auflage. Verlag Kenning, Nordhorn 2008, ISBN 978-3-933613-92-9, S. 52.
  2. ÖNB-ANNO - Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereines. Abgerufen am 6. September 2021.
  3. Carl Asmus, Johann Stockklausner, Albert Ditterich: Volldampf auf der Erzbergbahn. In: Eisenbahn Journal. Sondernummer. Hermann Merker Verlag, Fürstenfeldbruck 1993, ISBN 3-922404-52-9, S. 22 ff.
  4. Video der noch betriebsbereiten Lok mit Zahnradtriebwerk in Bewegung: https://www.youtube.com/watch?v=P6ilNIjiOVg
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