Benowo
?
Benowo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Kwidzyński
Gmina: Ryjewo
Geographische Lage: 53° 54′ N, 18° 56′ O
Höhe: 13 m n.p.m.
Einwohner: 290 (2006)
Postleitzahl: 82-420
Telefonvorwahl: (+48) 55
Kfz-Kennzeichen: GKW
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Droga wojewódzka 606 (DW606)



Benowo [bɛˈnɔvɔ] (deutsch Bönhof, auch Bönhoff, früher Benhoff) ist ein Dorf der Landgemeinde Ryjewo im Powiat Kwidzyński der Woiwodschaft Pommern in Polen.

Geographische Lage

Das Dorf liegt im ehemaligen Westpreußen, etwa 8 km westlich von Sztum (Stuhm), 18 km nördlich von Kwidzyn (Marienwerder), 56 km südlich von Danzig und etwa 4,5 km südöstlich der Weichsel, wo Nogat und Leniwka (Tote Weichsel) abzweigen.

Geschichte

Die erste Erwähnung der Ortschaft stammt aus dem Jahr 1376 (Beenhof). Die Waldmeister der Kommende Marienburg hatten ihren Sitz zu Beenhof (auch Bienhof geschrieben, offenbar gleich Bienenhof). Damals wurde ein Waldmeister zu Beenhof namens Michael … erwähnt, der direkt an die Komturei Marienburg berichtete. An seine Stelle trat in dem Jahr Johann vom Felde, der bis 1381 amtierte.

In Bönhof richtete der Deutsche Orden im 14. Jahrhundert ein Vorwerk ein. Hier wurde zudem eine Poststation eingerichtet. Die Ortschaft, die im 14. Jahrhundert zum Deutschordensstaat gehörte, kam nach dem Zweiten Frieden von Thorn 1466 zum autonomen Preußen Königlichen Anteils (Westpreußen), das sich freiwillig der Oberhoheit der polnischen Krone unterstellt hatte, und die naheliegende Stadt Marienwerder war Teil des Herzöglichen Preußen.

Während des Dreißigjährigen Krieges und der darauffolgenden – als Schwedische Sintflut bekannten – schwedischen Besetzung des Weichseldeltas (Beginn 1626) wurde Pommern Ort vieler militärischer Auseinandersetzungen zwischen polnischen und schwedischen Truppen. Am 26. Juni 1629 endete bei Trzciano (Honigfelde), nicht weit von Bönhof, die Schlacht bei Honigfelde mit dem Sieg des polnischen Hetman Stanisław Koniecpolski über Gustav Adolf. Dieser Misserfolg beendete den schwedischen Vorstoß nach Süden und zwang die Schweden dazu, Marienwerder wieder aufzugeben und sich in das Weichseldelta zurückzuziehen. Ein kleiner Schrein wurde zum Gedenken an den Sieg von Koniecpolski gebaut, es gibt auch einen Gedenkstein.

Im 17. Jahrhundert entwickelte sich Bönhof zu einem Dorf. Seit der ersten polnischen Teilung 1772 gehörte es zum Königreich Preußen.

Die katholische Pfarrkirche in Bönhof wurde in den Jahren 1881 bis 1886 erbaut und am 8. September 1897 geweiht. Die Kapelle in Jarzębina (Schulwiese) wurde um 1930 erbaut. Die Parafia Najświętszego Serca Pana Jezusa w Benowie (Pfarrei des Heiligen Herzens Jesu), eine römisch-katholische Pfarrei, die zum Bistum Elbląg gehört, wurde am 28. November 1907 gegründet, sie wurde am 1. Januar 1960 vom damaligen Bischof von Ermland, Andreas Thiel, wieder gegründet. Die katholische Kirchengemeinde umfasst die Dörfer Benowo, Jarzębina, Borowy Młyn, Rudniki, Szkaradowo Szlacheckie und Barcice.

In Bönhof wurde (1894) Forstgerichtstag abgehalten. 1905 hatte Bönhof 618 Einwohner.

In Meyers Orts- und Verkehrslexikon des Deutschen Reiches 1912/13 wurde Bönhof als Dorf, zum Standesamt Schardau gehörig, angegeben. 566 Einwohner wurden gezählt, als vorkommende Gewerbe wurden Molkereien und Mühlen angeführt.

Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Marienwerder, zu dem Bönhof gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Bönhof stimmte die überwiegende Mehrheit der Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen.

Zum 1. Dezember 1928 erfolgte der Zusammenschluss der Landgemeinden Bönhof und Schulzenweide und des Gutsbezirks Rehhof, Forst (teilweise) im Amtsbezirk Oberförsterei Rehhof zur neuen Landgemeinde Bönhof. Am 15. November 1929 folgte die Eingliederung der Landgemeinde Bönhof (teilweise) aus dem Amtsbezirk Oberförsterei Rehhof und der Landgemeinde Montauerweide aus dem Amtsbezirk Dorf Rehhof in den Amtsbezirk Schardau.

Bönhof gehörte im Jahr 1945 zum Landkreis Stuhm im Regierungsbezirk Marienwerder im Reichsgau Danzig-Westpreußen des Deutschen Reichs.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Kurz danach wurde Bönhof seitens der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Die polnische Ortsbezeichnung „Benowo“ wurde eingeführt. Es wanderten nun polnische Zivilisten zu, die zum Teil aus von der Sowjetunion besetzten Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. Soweit die Dorfbewohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit größtenteils von der polnischen Administration aus Bönhof vertrieben.

Im Zeitraum 1975–1998 gehörte das Dorf administrativ zur Woiwodschaft Elbląg.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783königliches Dorf, Amt Stuhm, 17 Feuerstellen (Haushaltungen), in Westpreußen
1818323königliches Dorf, Amt Stuhm
1852669Dorf
1864742Dorf, darunter 256 Evangelische und 477 Katholiken
1885739am 1. Dezember, davon 264 Evangelische, 474 Katholiken, sieben sonstige Christen und zwölf Juden
1910566Landgemeinde, am 1. Dezember, darunter 157 Evangelische, 405 Katholiken und drei Sonstige; 291 Personen mit polnischer Muttersprache
1933699
1939686

Baudenkmäler

Das Denkmalregister des Narodowy Instytut Dziedzictwa (NID) listet diese örtlichen Baudenkmäler:

  • Herz-Jesu-Kirche, 1881–1886, Registriernummer: A-1451 vom 12. April 1994, neugotische Kirche, mit einem ausgedehnten Rippengewölbe bedeckt, im Inneren ein gotisches Taufbecken
  • Kirchhof, Registriernummer: A-1451 vom 12. April 1994

Im Norden des Dorfes kann man an der Straße nach Biała Góra (Weißenberg) die Überreste der Erdbefestigungen des schwedischen Festungslagers mit Wällen in Form eines großen, regelmäßigen Platzes sehen.

In den Jahren 2002 bis 2004 führte Dr. Adam Chęć von der Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń hier archäologische Ausgrabungen durch.

Verkehr

Der Ort liegt an der Woiwodschaftsstraße Droga wojewódzka 606.

Persönlichkeiten

  • Max Danielsohn (1879–1942), am 18. August 1942 im KZ Riga-Kaiserwald von den Nationalsozialisten ermordet, Stolperstein in Berlin-Charlottenburg
  • Horst Krause (* 1941 in Bönhof), Schauspieler.

Siehe auch

Literatur

  • Bönhof, Dorf, Kreis Stuhm, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Bönhof (meyersgaz.org).
  • Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil II, Marienwerder 1789, S. 183.
  • Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Stuhmer Kreises. Thorn 1868, S. 215 ff.
  • Bernhard Schmid: Die Bau- und Kunstdenkmäler Pomesaniens – 3. Kreis Stuhm (= Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreussen), Band 13, Danzig 1909, S. 253–254 (Google Books).
  • Arthur Semrau: Die Orte und Flure im ehemaligen Gebiet Stuhm und Waldamt Bönhof (Komturei Marienburg). Elbing 1928 (= Mitteilungen des Coppernicus-Vereins für Wissenschaft und Kunst zu Thorn), Digitalisat.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Anhang (mit neu beginnender Seitenzählung): Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, Marienwerder 1789, S. 9 (Google Books).
  2. Bönhof: Rehhofer Forst in jüngerer, deutscher Zeit. Neue preußische Provinzial-Blätter. Königsberg 1846, S. 367.
  3. Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreußen. Druck von A. W. Kafemann, Danzig 1909, S. 253.
  4. Parafia Najświętszego Serca Pana Jezusa w Benowie auf diecezja.elblag.pl (auf Polnisch), abgerufen am 20. Januar 2021. Die evangelischen Dorfbewohner wurden dem Kirchspiel Rehhof zugeteilt.
  5. Gemeindelexikon für die Provinz Westpreußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. In: Königliches Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft II, 1908, DNB 365941689, ZDB-ID 1046036-6 (Digitalisat).
  6. Meyers Orts- und Verkehrslexikon des Deutschen Reiches 1912/13.
  7. Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreußischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Hrsg.: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 124.
  8. Amtsbezirk Schardau auf territorial.de, abgerufen am 20. Januar 2021.
  9. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 1: A–F, Halle 1821, S. 138, Ziffer 3389 (Google Books).
  10. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 56 (Google Books).
  11. Emil Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868. Ortschaft-Verzeichnis des Regierungsbezirks Marienwerder, S. 196–197, Ziffer 14 (Google Books).
  12. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1885. Band II: Provinz Westpreußen, Berlin 1887, S. 68–69, Ziffer 7 (Google Books).
  13. 1 2 3 Michael Rademacher: Kreis Stuhm. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  14. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, 3. Kreis Deutsch Krone, S. 72–73, Ziffer 7 (Google Books).
  15. Narodowy Instytut Dziedzictwa: Rejestr zabytków nieruchomych – województwo pomorskie. 2020-09-30. S. 57, abgerufen am 20. Januar 2021.
  16. Detaillierte Gebäudebeschreibung auf pomorskie.travel/de, abgerufen am 21. Januar 2021.
  17. Piotr Skurzyński: Warmia, Mazury, Suwalszczyzna. Hrsg.: Sport i Turystyka – Muza S.A., Warszawa 2004, ISBN 83-7200-631-8, S. 69; Kwartalnik historii kultury materialnej, Bd. 51, Ausg. 1–4, Wydawnictwo Naukowe PWN, 2003, S. 92 (auf Polnisch).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.