Berliet GPE4 | |
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Berliet GPEF | |
Basisinformation | |
Modell | Berliet GPE4 |
Varianten | siehe Text |
Vorgängermodell | Berliet GCM u. a. |
Besatzung | 2 |
Technische Daten | |
Eigengewicht | ca. 9 t |
Nutzlast | 13,5 t |
Länge | 10,20 m |
Breite | 3,00 m |
Radstand | 3,04 m |
Spurweite | vo. 2,19 m, hi. 2,13 m |
Motor | 6-Zylinder-Dieselmotor Berliet MDK2C |
Drehmoment | 1500/min |
Leistung | 138 PS (101 kW) |
Geschwindigkeit | 44km/h |
Leistungsgewicht | . |
Getriebe | 2× 4V, 1R |
Antriebsformel | 6×4 |
Bereifung | 1350×20 |
Berliet GPF und Berliet GPE waren ab etwa 1929 gebaute und vereinzelt in der französischen Armee eingeführte dreiachsige Panzertransporter mit zwei angetriebenen Hinterachsen (6×4).
Vorgeschichte
Bereits zum Ende des Ersten Weltkrieges hatte Renault den Typ FU entwickelt, der in der Lage war, den ca. 6,5 Tonnen wiegenden Panzer Renault FT auf der Ladepritsche zu transportieren. Es folgten in den 1920er Jahren der Berliet GCM und der Dewald KL2, die dem gleichen Zwecke dienten.
Mittlerweile kam der Kampfpanzer Renault FT in die Jahre, und man musste über Nachfolger nachdenken. Dieser neue Panzertyp musste, da mittlerweile alle Staaten Panzerabwehrgeschütze einführten, stärker gepanzert sein, ebenso reichte ein Maschinengewehr als Hauptbewaffnung nicht mehr aus. Der zu konstruierende Nachfolger musste also zwangsläufig erheblich schwerer ausfallen als der Renault FT. Der aus dem Renault FT entwickelte Renault NC 1 bzw. NC 27 wog bereits 8,5 Tonnen und war daher für die bisherigen Panzertransporter zu schwer.
Berliet GPF
Um auch schwerere Panzer auf der Ladefläche transportieren zu können, entwickelte Berliet den Typ GPF2. Es handelte sich um ein dreiachsiges Fahrzeug, die beiden Hinterachsen wurden über Ketten angetrieben. Der Motor hatte sechs Zylinder mit einer Bohrung von 110 und einem Hub von 140 mm, woraus sich ein Hubraum von 7983 cm³ errechnete. Es entstanden 1929 drei Fahrzeuge, die von der französischen Armee zwar erprobt, aber nicht übernommen wurden: Zwei wurden zu Kippern umgebaut und an zivile Kunden verkauft, der dritte verschrottet.
Mittlerweile waren 1931 von der französischen Armee die ersten Panzer des Typs Char D1 als Nachfolger des Renault FT beschafft worden. Dieser Panzer wog 12 Tonnen und konnte daher mit den bisherigen Panzertransportern mit einer Nutzlast von maximal 7,5 Tonnen nicht mehr transportiert werden. Berliet entwickelte daher den Typ GPF3. Gegenüber dem GPF2 wurde der Radstand wenig sinnvoll auf 4,88 m verkürzt. Als Motor wurde ein Sechszylinder-Dieselmotor mit 120 mm Bohrung und 160 mm Hub (Hubraum 10.857 cm³) eingebaut. Es entstand ein Prototyp, der im Juli 1932 ausgiebig erprobt wurde, das schließlich ablehnende Urteil lautete: „ausreichend stark, um Panzer mit einem Gewicht von 12 Tonnen zu transportieren, aber das vorgeführte Fahrzeug genügt nicht zum Panzertransport aufgrund von Lenkschwierigkeiten, die anscheinend durch das zu geringe Gewicht auf der Vorderachse verursacht werden.“
Berliet GPE
Im Jahr 1934 machte die französische Armee einen neuen Anlauf zur Konstruktion eines Panzertransporters. Die neuen leichten Panzertypen FCM 36, Renault R-35 und Hotchkiss H-35 standen kurz vor der Einführung, sie alle hatten ein Gefechtsgewicht von ca. 11 bis 12 Tonnen. Für die schwereren Typen wie den Char D2 oder Char B1 waren Tiefladeanhänger der Firmen Titan und Coder vorgesehen, die von schweren Zugmaschinen wie dem Laffly S 45 T gezogen werden sollten. Bernard entwickelte den Typ Bernard DI6.53, auf dessen Ladefläche Panzer bis zu 15 Tonnen Gesamtgewicht über eine Rampe (wie bisher) aufgeladen werden konnten. Ein drittes Konzept sah vor, beschädigte Panzer mit einem Portalkran, dessen U-förmiger Ausleger links und rechts am Heck des dreiachsigen Fahrzeugs befestigt war, auf die Ladefläche zu heben. Das Prinzip erhielt den Namen „leveur-porteur“ (etwa zu übersetzen mit „Anheben und transportieren“). Derartige Fahrzeuge wurden von Willème und Berliet konstruiert.
Der Typ Berliet GPE2 benutzte wie der Typ GPF ein Dreiachsfahrgestell mit zwei angetriebenen Hinterachsen (6×4). Ein einziger Prototyp entstand 1934. Der Antrieb auf beide Hinterachsen erfolgte jetzt über eine Kardanwelle (nicht mehr über Ketten), der Radstand zwischen Vorder- und vorderer Hinterachse betrug 6040 mm. Der Sechszylinder-Dieselmotor maß bei 130 mm Bohrung und 180 mm Hub 14.335 cm³ und entwickelte 115 PS.
Zwei weitere ähnliche Exemplare bestellte die Armee 1936, sie wurden 1937 geliefert und erhielten die Firmenbezeichnung Berliet GPE3. Die Tragkraft des Fahrzeuges samt Portalkran war von 12 auf 14 Tonnen angehoben. Der Motor erhielt eine um 5 mm größere Bohrung, hatte einen Hubraum von 15.459 cm³ und leistete 135 PS.
Anfang 1939 bestellte die französische Armee 20 Stück und weitere 106 bei Kriegsausbruch im September 1939, alle abzuliefern im Laufe des Jahres 1940. Sie erhielten die Bezeichnung Berliet GPE4. Die Motorleistung war auf 138 PS angehoben worden. Am 20. Mai 1940 wurden die ersten 12 Stück an die Armee geliefert, weitere 17 Stück wurden bis zum Waffenstillstand (25. Juni 1940) fertig.
Benutzung bei der Wehrmacht
Nach Spielberger seien die Panzertransporter „in ihrer Masse der deutschen Wehrmacht in die Hände gefallen“. Diese pauschale Aussage ist schwer nachprüfbar. Immerhin existiert ein Photo, das den Gebrauch eines GPE4 in der Wehrmacht belegt. Wann und wo dieses Photo aufgenommen wurde, ist ebenso wenig zu ermitteln wie die Formation, in der dieses Fahrzeug diente: Seinen Zweck (Abtransport von Schadpanzern) konnte das Fahrzeug allenfalls in Einheiten erfüllen, die mit Panzerkampfwagen II oder Panzerkampfwagen 38 (t) (bzw. deren Abarten) ausgerüstet waren, da die anderen Panzertypen zu schwer waren, um mit dem Berliet GPE transportiert zu werden.
Zivile Nutzung
Daneben gab es vom Typ GPE bzw. GPF auch Ausführungen für zivile Nutzung unter der Bezeichnung Berliet GPEF: Das Fahrgestell war erheblich verlängert, nur eine der beiden Hinterachsen angetrieben, die Nutzlast betrug bis zu 15 Tonnen.
Literatur
- Walter J. Spielberger: Beute-Kraftfahrzeuge und -Panzer der deutschen Wehrmacht. In: Militärfahrzeuge. 2. Auflage. Band 12. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-613-01255-3 (zit. als „Spielberger, Beute“).
- Bart Vanderveen: The Observer's Army Vehicles Directory to 1940. London – New York 1974, ISBN 0 7232 1540 5, zit. als „Vanderveen to 1940“
- Francois Vauvillier, Jean-Michel Touraine: L'automobile sous l'uniforme, Paris 1992, ISBN 2-7072-0197-9, zit. als „Vauvillier/Touraine“
- Francois Vauvillier: Tous les Berliet militaires 1914–1940, vol.1: Les Camions, Paris 1919, ISBN 978-2-35250-496-2, zit. als „Vauvillier, Berliet“