Bicken
Gemeinde Mittenaar
Koordinaten: 50° 42′ N,  23′ O
Höhe: 239 (237–252) m
Fläche: 11,26 km²
Einwohner: 1726 (30. Jun. 2012)
Bevölkerungsdichte: 153 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35756
Vorwahl: 02772
Lage von Bicken in Mittenaar

Bicken ist ein Ortsteil und der Verwaltungssitz der Gemeinde Mittenaar im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.

Geografie

Lage

Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3050, die im Dorf auf die Bundesstraße 255 trifft. Der Fluss Aar teilt den Ort in zwei Hälften, Klein- und Groß-Bicken. In diesen Fluss münden die Bäche Weibach, von Groß-Bicken kommend, und der von Klein-Bicken kommende Gettenbach.

Klima

  • Durchschnittliche Jahrestemperatur: 7–8 °C je nach Höhenlage
  • Durchschnittliche Jahresschwankungen der Lufttemperatur: ca. 16,5 °C
  • Durchschnittlicher Niederschlag Jahresniederschlagssummen: ca. 800 mm

Geschichte

Ortsgeschichte

1990 fand man im Ortsbereich Siedlungsspuren aus der La-Tène-Zeit (400–300 v. Chr.). Ältere Siedlungsspuren und Kultstätten in den Höhenlagen stammen aus der Zeit um 2000 v. Chr.

In Bicken saß das Adelsgeschlecht der Herren von Bicken, von denen ein Anselm von Bicken erstmals im Jahre 1218 in einer Kölner Urkunde erwähnt wurde. Der Stammsitz der Herren von Bicken war Burg Bicken, von der nichts mehr erhalten ist. Der Ort selbst wurde im Codex Zwettel von 1232 erstmals erwähnt. Wahrscheinlich ist das Dorf aber noch älter, da ein von einem Wassergraben umgebenes befestigtes Haus mit Stallungen fränkischer Zeit in Bicken stand.

Eine Urkunde von 1237 erwähnt eine Sühne zwischen den Grafen Heinrich und Marquartt von Solms und Rudolf von Greifenstein einerseits und Konrad und Gumpert von Bicken andererseits. Diese Sühne war die Folge eines Angriffs auf die Reichsstadt Wetzlar durch die beiden Bickener. Diese unterlagen, nachdem die Grafen von Solms der Reichsstadt zu Hilfe gekommen waren.

Die Herren von Bicken und die Herren von Dernbach unterlagen in der von 1230 bis 1333 dauernden Dernbacher Fehde den Grafen von Nassau im Kampf um die Vorherrschaft in der Herborner Mark und mussten diesen ihre dortigen Rechte und Besitztümer abtreten oder verkaufen. Ob die verlorene Dernbacher Fehde dazu beigetrug, dass sich die Herren von Bicken aus dem Ort allmählich zurückzogen, ist nicht nachweisbar. Spätestens in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts teilte sich die Familie in zwei Linien, die Wolkersdorfer und die Haincher Linie.

Nach dem Ende der Dernbacher Fehde wurde am 21. Mai 1336 ein Vertrag zwischen den Herren von Bicken und dem Haus Nassau geschlossen, in dem die Herren von Bicken ihre Burg Hainchen mit dem Großteil des zugehörigen Besitzes (ausgenommen ihre Höfe und Gülten in Bicken und Herbornseelbach und die dortigen Patronatsrechte) für 800 Mark an Graf Heinrich III. von Nassau-Dillenburg verkauften. Das Gericht Ebersbach sollten sie, nachdem Graf Heinrich bewiesen habe, dass er die Lehnshoheit darüber von den Herren von Molsberg gekauft habe, von den Grafen von Nassau zu Lehen nehmen.

Die günstige Verkehrslage Bickens (mit Anbindung an mehrere Fernstraßen) führte in der Vergangenheit auch zu Nachteilen. So litt der Ort während des Dreißigjährigen Krieges immer wieder unter ungebetenen Besuchen von Soldaten und Landsknechten, die mit Verlusten an Menschenleben, Hab und Gut endeten.

In der Napoleonischen Zeit war Bicken Mittelpunkt der Ortschaften Ballersbach, Bicken, Offenbach und Herbornseelbach.

Während der beiden Weltkriege musste Bicken große Verluste unter seinen Einwohnern hinnehmen. Im Ersten Weltkrieg fielen 27 und im Zweiten Weltkrieg 78 Soldaten aus dem Ort.

Das ehemalige Rathaus von Bicken, erbaut um 1700, wich 1977/78 der Bundesstraße 255 im Zuge ihres Ausbaus. Das Fachwerkhaus wurde abgebaut und an seinem neuen Standort in der historischen Altstadt von Wetzlar wieder aufgebaut.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen schlossen sich die Gemeinden Bicken, Ballersbach und Offenbach am 31. Dezember 1971 freiwillig zur Gemeinde Mittenaar zusammen.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten bzw. Herrschaftsgebiete und deren untergeordnete Verwaltungseinheiten, in denen Bicken lag:

Einwohnerentwicklung

Bicken: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1970
Jahr  Einwohner
1834
 
582
1840
 
594
1846
 
593
1852
 
539
1858
 
507
1864
 
516
1871
 
509
1875
 
527
1885
 
543
1895
 
592
1905
 
669
1910
 
713
1925
 
845
1939
 
993
1946
 
1.342
1950
 
1.371
1956
 
1.376
1961
 
1.407
1967
 
1.587
1970
 
1.741
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon

 1885:536 evangelische (= 98,71 %), 3 katholische (= 0,55 %), 4 andere Christen (= 0,74 %)
 1961:1176 evangelische (= 83,58 %), 203 katholische (= 14,43 %) Einwohner

Politik

Wappen

Blasonierung: „In Schwarz zwei silberne Balken.“
Wappenbegründung: Gleichzeitig mit der ersten urkundlichen Erwähnung des Dorfes im Aartal 1218 wird das gleichnamige Geschlecht der Herren von Bicken bezeugt, deren Stammburg im Ort lag und die über ausgedehnte Rechte im Gericht Ebersbach verfügten. Seit 1327 standen sie im Lehnsverhältnis zu den Grafen von Nassau. Die durch die sogenannten Bickenschen Händel (1466 bis 1486) ihrer wachsenden politischen Macht beraubte Familie wurde 1664 reichsunmittelbar und starb 1732 aus. In der Gemeinde waren früher zahlreiche Adelshöfe, die jedoch bis 1631 in bäuerlichen Besitz übergingen. Da die Gemeinde weder in älterer Zeit noch während der Nassauer Herrschaft eigene Bildsiegel führte, wurde das einfache Stammwappen des Adelsgeschlechts angenommen.

Das Wappen wurde am 31. März 1952 durch das Ministerium des Innern verliehen.

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Baudenkmäler

Siehe Liste der Kulturdenkmäler in Mittenaar-Bicken

Vereine

In Bicken ist ein Gesangverein ansässig, die Sängervereinigung 1860 Bicken. Der Verein besteht aus einem Männerchor, einem Frauenchor und einem gemischten Chor. Ebenso gibt es innerhalb des Vereines einen kleinen Chor „sing-for-fun“, einem Chor für Groß und Klein. Mit über 150 Jahren ist der Verein einer der ältesten der Region.

Infrastruktur

  • Im Ort gibt es die katholische Kirche Heilig-Geist, die evangelische Kirche und einen evangelischen Kindergarten.
  • In Bicken gibt es die Johann-Heinrich-Alsted-Schule (Grund-, Haupt- und Realschule mit Förderstufe).
  • Es gibt ein Dorfgemeinschaftshaus.

Verkehr

Bicken hat folgende Haltestellen: Rathaus, Alte Schmiede, Aarbrücke und Leipziger Straße. Sie werden vom RMV mit den Linien 403, 404, 407 und 415 angefahren.

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  2. Am 31. Dezember 1971 wurden Bicken der neu gebildeten Gemeinde Mittenaar eingegliedert,

Einzelnachweise

  1. „Daten und Fakten“. Gemeinde Mittenaar, archiviert vom Original am 6. Oktober 2015; abgerufen am 21. September 2015.
  2. Heimat- und Verkehrsverein Dietzhölztal: Dernbacher Fehde
  3. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 306.
  4. 1 2 3 Bicken, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Klemens Stadler: Deutsche Wappen Bundesrepublik Deutschland. Die Gemeindewappen des Landes Hessen. Band 3. Angelsachsen-Verlag, Bremen 1967, S. 22.
  7. Verleihung des Rechts zur Führung eines Wappens an die Gemeinde Bicken, Dillkreis, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 31. März 1952. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1952 Nr. 15, S. 280, Punkt 250 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,7 MB]).
  8. Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW), Abt. 503, Nr. 3509.
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