Biskirchen
Stadt Leun
Koordinaten: 50° 32′ N,  19′ O
Höhe: 153 m
Fläche: 6,38 km²
Einwohner: 1569 (30. Jun. 2022)
Bevölkerungsdichte: 246 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35638
Vorwahl: 06473

Biskirchen ist der nach Einwohnerzahl zweitgrößte Stadtteil der Stadt Leun im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.

Geografie

Biskirchen liegt im Lahntal zwischen Wetzlar und Weilburg am südöstlichen Rand des Westerwaldes. Durch den Ort fließt der Ulmbach, der in die Lahn mündet. Biskirchen ist daher von jeher Ausgangspunkt für das Ulmtal.

Nachbarorte
Bissenberg
2 km
Stockhausen
2 km
Niedershausen
7 km
Tiefenbach
5 km
Löhnberg
5 km

Geschichte

Chronik

Biskirchen, 1245 bekanntermaßen erstmals in den Akten des Fürstlichen Archivs Braunfels urkundlich erwähnt, ist ein typisches Haufendorf mit alter Bausubstanz und verwinkelten Straßen und Gassen. Der gesamte Ortskern ist als Gesamtanlage denkmalgeschützt.

Der Name Biskirchen (im Mittelalter „Bischofskirchen“) stammt von einer ehemals im Ortsgebiet gelegenen Kirche (Bischofskirche), die auf den ursprünglichen Grundherrn und Kirchenstifter Bischof Rudolf I. von Würzburg (892–908), einem Bruder König Konrads I., zurückzuführen ist. Dieser soll die Kirche dem Stift Gemünden im Westerwald geschenkt haben, das von seinem Großvater Gebhard gegründet worden war. Die Kirche ging später vom Stift an die Herren von Runkel und Westerburg über, die seit dem 13. Jahrhundert als Patronatsherren bezeugt sind. Die Kirche lag in der hochwassergefährdeten Lahnniederung am Fuße der das Dorf tragenden Erhebung und wurde 1871 abgebrochen und durch eine neue Kirche ersetzt.

Hessische Gebietsreform

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten die bis dahin selbständigen Gemeinden Biskirchen, Bissenberg, Stockhausen sowie die Stadt Leun zum 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis zur erweiterten Stadt Leun. Für die ehemals eigenständigen Gemeinden von Leun wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.

Staats- und Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Biskirchen angehörte:

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Biskirchen 1485 Einwohner. Darunter waren 45 (3,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 258 Einwohner unter 18 Jahren, 630 zwischen 18 und 49, 306 zwischen 50 und 64 und 291 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 624 Haushalten. Davon waren 165 Singlehaushalte, 174 Paare ohne Kinder und 201 Paare mit Kindern, sowie 72 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 120 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 411 Haushaltungen lebten keine Senioren.

Einwohnerentwicklung

Biskirchen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2018
Jahr  Einwohner
1834
 
601
1840
 
591
1846
 
668
1852
 
651
1858
 
644
1864
 
660
1871
 
589
1875
 
557
1885
 
594
1895
 
645
1905
 
733
1910
 
748
1925
 
813
1939
 
920
1946
 
1.195
1950
 
1.192
1956
 
1.135
1961
 
1.173
1967
 
1.242
1970
 
1.303
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
1.485
2016
 
1.571
2018
 
1.525
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS; Stadt Leun; Zensus 2011

Historische Religionszugehörigkeit

 1834:477 evangelische (= 95,21 %), ein katholischer (= 0,20 %), 23 jüdische (= 4,59 %) Einwohner
 1961:1032 evangelische (= 87,98 %), 139 katholische (= 11,85 %) Einwohner

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Zitate

Der Biskirchener Heimatdichter Friedrich Zutt (1899–1988) widmete seinem Geburtsort das Biskirchener Heimatlied, in dem er speziell Bezug auf den Reichtum an Mineralquellen nimmt. Das von Musikdirektor Heinrich Blaß vertonte Lied wurde 1972 von der Sängervereinigung Borussia-Sängergruß Biskirchen uraufgeführt.

Vereine

Größter Verein in Biskirchen ist die Turn- und Sportgemeinde Biskirchen e.V.

Bauwerke

An die vermutlich in ottonischer Zeit (um 900) erbaute „Bischofskirche“, die namensgebend war für den Ort, erinnert nur noch eine Gedenkstätte (50° 31′ 49″ N,  18′ 48,3″ O). Bauliche Reste wurden im Jahre 1939 wissenschaftlich untersucht (Dr. Helmut Schoppa), um die Bauzeit der Kirche festzustellen. Die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Umgehungsstraße führt über den Standort der alten Kirche, an die ein 1884 von Pfarrer Karl Wetz errichteter Obelisk an der ehemaligen Friedhofsmauer zwischen Umgehungsstraße und Bahnstrecke erinnert. In der alten Bischofskirche befand sich auch einst eine Orgel aus der Werkstatt von Johann Georg Bürgy aus dem Jahre 1822, die 1872 nach Daubhausen verkauft wurde.

Die 1868 bis 1870 unter Beteiligung des berühmten Architekten Friedrich August Stüler erbaute neugotisch-romanische Nachfolgerin der altehrwürdigen Bischofskirche dominiert heute das Ortsbild.

Eine Besonderheit stellt die heimische Mineralbrunnenindustrie dar (Westerwaldquelle, Heilquelle Karlssprudel sowie die früheren Brunnenbetriebe St. Georgsquelle und Gertrudisbrunnen).

Wahrzeichen des Leuner Stadtteils ist das Brunnenhaus des staatlich anerkannten Gertrudisbrunnen (1601 als „Wilder Brunnen“ bezeichnet), der zwischen 1874 und 1966 wirtschaftlich genutzt wurde zur Herstellung von Erfrischungsgetränken mit dem Namen „Biski“.

Das Dolle Dorf

Am 7. April 2022 wurde Biskirchen vom Hessischen Rundfunk als "Dolles Dorf" porträtiert. Die am Abend des 9. April ausgestrahlte Hessenschau brachte Biskirchen einem Millionenpublikum nahe.

Infrastruktur

In Biskirchen befindet sich die zentrale Grundschule für die umliegenden Orte Biskirchen, Bissenberg und Stockhausen. Der Ort besitzt eine Abfahrt an der Bundesstraße 49.

Persönlichkeiten

Commons: Biskirchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Zahlen und Fakten. In: Internetauftritt. Stadt Leun, abgerufen am 4. März 2023.
  2. Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Hessen, 3. überarbeitete Aufl., S. 54
  3. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 302.
  4. Gremien der Stadt Leun. Abgerufen im Januar 2022.
  5. 1 2 3 4 Biskirchen, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. November 2016). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 249 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Am 31. Dezember 1971 wurde Biskirchen der neu gebildeten Stadtgemeinde Leun eingegliedert.
  9. 1 2 3 Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 16 und 54, archiviert vom Original am 27. Oktober 2020.
  10. Einwohnerzahlen der Stadt Leun aus Webarchiv.
  11. Heimatkundlicher Arbeitskreis Biskirchen e.V., Biskirchener Heimatkalender 2012, Leun 2011, Seite 21
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