Der Brand im Rhythm Club (englisch: Rhythm Club fire, seltener auch The Natchez Dance Hall Holocaust) war ein Brand in einer Tanzhalle in Natchez, Mississippi, in der Nacht des 23. April 1940, bei dem 209 Menschen starben und viele weitere schwer verletzt wurden. Hunderte von Menschen waren in dem Gebäude eingeschlossen. Zu dieser Zeit war es der Gebäudebrand mit den zweitmeisten Todesopfern in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Heute gilt er als der Brand mit den viertmeisten in einer Versammlungsstätte oder einem Klub in der Geschichte des Landes.

Rhythm Club

Der Tanzsaal befand sich in einer umgebauten, ehemaligen Metallwerkstatt. Zuvor wurden die Räumlichkeiten auch als Kirche genutzt. Das einstöckige Holzrahmengebäude war mit Wellblech verkleidet und befand sich in der St. Catherine Street, mehrere Blocks vom Geschäftsviertel der Stadt entfernt. Der gesamte Klub war sehr klein und in der Gesamtfläche lediglich knapp 40 × 12 m groß. Es gab insgesamt 24 Fenster, die größtenteils verschlossen oder zugenagelt waren.

Es gab nur einen Ausgang mit einer nach innen öffnenden Tür, die in einen Haupteingang mündete, der über eine weitere, ebenfalls nach innen öffnende Tür verfügte. Das Gebäude gehörte der Familie Byrnes und wurde von einer Gruppe namens Money Wasters gemietet. Diese Gruppe veranstaltete verschiedene Events und Tanzabende.

Am Abend der Katastrophe leitete Ed Frazier, ein Mitglied der Money Wasters, den Club. Geplant war der Auftritt einer Live-Band. Ursprünglich sollten Tiny Bradshaw und sein Orchester auftreten, sagten aber aufgrund eines Terminkonflikts ab. Der freie Slot wurde durch Walter Barnes und seine Royal Creolians, ein Orchester aus Chicago, ersetzt. Barnes galt als starker Konkurrent seiner Zeitgenossen Duke Ellington und Woody Herman und war dementsprechend populär.

Brand

Am Abend des Brandes wurden an der Kasse des Klubs 577 zahlende Gäste erfasst. Durch etwa 150 Freikarten, das 14-köpfige Orchester nebst fünf eigenen Gästen dürfte sich die Gesamtzahl der Besucher an dem Abend auf etwa 750 Personen belaufen haben. Die Eintrittskarten kosteten im Vorverkauf 0,50 $, an der Abendkasse 0,65 $. Das Durchschnittsalter der meisten Besucher lag zwischen 15 und 25 Jahren. Nahezu alle Besucher waren Afroamerikaner, die meisten davon Mitglieder des Money Wasters Club und deren Freunde. Walter Barnes and His Royal Creolians traten gerade auf, als das Feuer gegen 23 Uhr in der Nähe des Haupteingangs ausbrach. Da Louisianamoos als Dekoration über die Dachsparren drapiert worden war, griff das Feuer schnell auf das gesamte Gebäude über. Das Moos war im Vorfeld mit einem Insektizid auf Petroleumbasis besprüht worden, um sicherzustellen, dass sich kein Ungeziefer darin befand. Durch die Hitzeentwicklung entwickelte sich brennbares Methangas, was die Flammen verstärkte.

Eine Feuerwehr gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Natchez, lediglich zwei Freiwilligengruppen stellten einen hauptamtlichen Feuerwehrmann. Einer der Männer wohnte und arbeitete in der Phoenix-Feuerwache, etwa vier Blocks vom Rhythm Night Club entfernt. Das erste Feuerwehrauto traf innerhalb weniger Minuten ein. Der erste Schlauch wurde auf den Vordereingang und die obere Decke der Lobby gerichtet, der zweite auf ein kleines offenes Fenster auf der Rückseite des Clubs. Die Schreie der Opfer waren in der ganzen Stadt zu hören. Das Feuer war nach etwa zehn bis dreißig Minuten gelöscht.

21 der 24 vorhandenen Fenster waren mit Brettern vernagelt worden, um zu verhindern, dass Außenstehende die Musik sehen oder hören konnten. Somit war die Menge im Gebäude eingeschlossen. Einigen Überlebenden gelang es, durch die Vordertür oder den Kartenschalter zu entkommen, während andere versuchten, sich zur Hintertür durchzuschlagen, die mit Vorhängeschlössern und Brettern verschlossen war. Als sie erkannten, dass sie nur begrenzte Möglichkeiten hatten, dem Feuer zu entkommen, versuchten viele Opfer, die Wellblechwände des Gebäudes zu durchbrechen, was ihnen jedoch nicht gelang. Einige Besucher versuchten erfolglos mit ihren Händen und Stühlen die Fenster aufzubrechen. Zudem erschwerte beißender Rauch weitere Fluchtversuche.

Überlebende erinnerten sich an das brennende Moos, das von der Decke herabfiel und eine Barriere zwischen der Tanzfläche und dem Ausgang bildete, wobei das Moos Kleidung und Haare der Opfer und Überlebenden entzündete. Die Vordertür war der einzige Ausgang, doch die Türen schwangen nach innen. Eine Flucht durch den Haupteingang war fast unmöglich, da die Flammen den Eingang blockierten und die Menge in den hinteren Teil des Clubs drängte. Da die Metall- und Wellblechwände kaum Luft zirkulieren ließ, erhitzten sie sich stark weiter, sodass die Hitze im Club ähnlich wie in einem Ofen verteilt wurde. Als das Wasser aus den Feuerwehrschläuchen auf die Metallverkleidung traf, entstand Dampf, der viele Opfer schwer verbrühte. Später stellten die Ärzte fest, dass die meisten der Toten durch Rauchvergiftung erstickt oder erdrückt worden waren, als die Menschenmenge in den hinteren Teil des Gebäudes gedrängt wurde. Die meisten Leichen wurden in der Nähe der Rückseite des Gebäudes beim Musikpavillon aufgestapelt, wobei die gestapelten Leichen bis auf Schulterhöhe reichten.

Krankenwagen brachten die Opfer und Überlebenden in Krankenhäuser in der Stadt. Trotz strenger Rassentrennungsgesetze wurden die Überlebenden in den folgenden Wochen und Monaten von weißen Ärzten behandelt. In der Nacht der Katastrophe arbeiteten Feuerwehrleute, Mediziner und zivile Freiwillige daran, die Leichen zu bergen und im Club nach Lebenszeichen zu suchen. Zur Unterstützung der Suche wurden Flutlichter eingesetzt. Selbst nachdem die Leichen beseitigt und das Gelände geräumt worden war, berichteten Augenzeugen, dass noch monatelang der Geruch von verbranntem Fleisch über Natchez lag.

Unter den Opfern waren Bandleader Walter Barnes und neun Mitglieder seiner Band. Augenzeugen berichteten, die Gruppe hätte versucht, die Menge zu beruhigen. Barnes wurde später als Held gepriesen, weil er das Lied Marie von Irving Berlin angestimmt hätte, während das Feuer wütete. Einer der beiden Überlebenden der Band, der Schlagzeuger Walter Brown, schwor, nie wieder zu spielen. Der andere Überlebende war der Bassist Arthur Edward. Auch Ed Frazier, der den Kub an diesem Abend leitete, kam bei dem Brand ums Leben.

Die meisten der Toten konnten identifiziert werden. Dennoch gab es eine Reihe von Leichen, die bis zur Unkenntlichkeit verbrannt waren. Diese nicht identifizierbaren Leichen wurden in einem Massengrab beigesetzt. Aufgrund der noch vorherrschenden Rassentrennung durften nur afroamerikanische Bestatter afroamerikanische Tote behandeln. Die drei örtlichen, von Afroamerikanern geführten Bestattungsunternehmen waren mit der Zahl an Toten überfordert. Einige Opfer besaßen entsprechende Versicherungspolicen. Viele hinterließen allerdings keine eigenen Mittel zur Bezahlung der Bestattungskosten. Diese wurden nach Bitten der örtlichen Gemeinde durch die Handelskammer von Natchez übernommen. Die Beisetzungen der Opfer fanden auf dem Friedhof in der Watkins Street statt.

Nachwirkungen

Es wurde angenommen, dass das Feuer durch ein achtlos weggeworfenes Streichholz oder eine Zigarette ausgelöst wurde, die dann das Louisanamoos entzündete. Andere Quellen behaupteten, dass ein Feuer von einem Hamburger-Stand in der Nähe des Ausgangs auf das Moos übergegriffen habe. Auch ein großer Ventilator vor dem Eingang soll das Feuer verstärkt haben. Am Tag nach dem Brand wurden fünf Männer verhaftet, die Berichten zufolge in einem Streit unter Alkoholeinfluss damit gedroht hatten, das Gebäude niederzubrennen. Die Anklagen gegen sie wurden später fallen gelassen. Der Hotelangestellte Ernest Wright stand in der Brandnacht am Eingang und berichtete später, dass er zwei Frauen streiten hörte, wobei die eine die andere beschuldigte, den Klub in Brand gesetzt zu haben. Spätere Ermittlungen ergaben, dass der Brand durch einen Unfall verursacht wurde.

Zum Zeitpunkt des Brandes gab es keine Beschränkungen für die Maximalbelegung von Gebäuden. Im Nachgang wurden Gesetze und Vorschriften zur Personenzahlbegrenzung in Tanzlokalitäten geschaffen. Zudem wurde verordnet, dass sich die Türen nach außen öffnen müssen, um zu verhindern, dass Menschen eingeschlossen werden. Bauvorschriften, die die Sicherheit von Nachtclubs gewährleisten sollten, wurden allgemeinhin verschärft.

Dennoch schlug die Katastrophe im Bundesstaat und darüber hinaus große Wellen. Allein an der Beerdigung von Walter Barnes nahmen mehr als 15000 Trauernde teil. Eine Bürgerorganisation sammelte Geld für die Familien der Opfer und für eine kleine Gedenkstätte. Schon im September 1940 wurde eine Gedenktafel in der Nähe des Unglücks eingeweiht. Rund 5.000 Menschen nahmen an der Zeremonie und den begleitenden Gottesdiensten teil. Seit November 2010 erinnert das Rhythm Club Museum in Natchez an die Tragödie.

Einzelnachweise

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