Bruce Low (* 26. März 1913 in Paramaribo, Suriname; † 3. März 1990 in München; eigentlich Ernst Gottfried Bielke) war ein niederländischer Schlager- und Gospelsänger sowie Schauspieler.

Leben

Bruce Low verbrachte seine Kindheit zusammen mit drei Schwestern in Südamerika, da sein Vater Hermann Moritz Bielke (1881–1955) ab 1909 in Suriname als Missionar der Herrnhuter Brüdergemeine tätig war. Die Mutter Lydia geb. Reusch (1887–1956) wurde in Hongkong geboren, ihr Vater stammte aus Württemberg und war ebenfalls Missionar. Ab 1921 besuchte Ernst Gottfried Bielke die Schule in den Niederlanden und spielte in der Schul-Jazzband Tenorsaxophon. Außerdem war er Mitglied im örtlichen Kirchenchor. Nach dem Abitur 1932 in Zeist ging er zum Sportstudium an die Deutsche Hochschule für Leibesübungen in Berlin. Doch eine Verletzung (Bänderriss beim Trampolinturnen) ließ ihn vom Sportlehrerstudium Abstand nehmen und er begann stattdessen in Berlin eine Gesangsausbildung bei dem Gesangslehrer Jacques Stückgold.

Seine eigentliche Künstlerkarriere begann für Bruce Low allerdings erst nach dem Krieg. Für die Amerikaner in den Niederlanden organisierte er Shows, verpflichtete Kapellen, war Conférencier und gab selbst alte Spirituals zum Besten. Nebenbei tat er dies auch für den Rundfunk. Aufgrund dessen wurde er 1949 nach Wien für eine Show mit afrikanischen Volksliedern engagiert. Er blieb einen ganzen Monat in Wien, mit englischen Liedern für ein gerade ausreichendes Einkommen sorgend. Richtig ins Rollen kam seine Karriere, als er einem Bühnenarbeiter einige Lieder für ihn verständlich, also auf Deutsch, vorsingen sollte und dabei von maßgeblichen Leuten aus der Schallplattenindustrie gehört wurde, die ihn prompt unter Vertrag nahmen. Fortan wurde seine sonore Bassstimme für westernartige Cowboylieder eingesetzt. Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand, eine Coverversion von Carson Robisons Song There’s a Bridle Hangin’ on the Wall, war der Titel seines Durchbruchs und seines größten Erfolgs. In mehreren Filmen sang er Titel wie Tabak und Rum und Das alte Haus von Rocky Docky. Letzterer, im Original This Ole House von Stuart Hamblen 1954, wurde 1982 von Peter Kraus gecovert. Nachdem in der Wiener Volksoper Kiss me Kate in der deutschen Übersetzung von Marcel Prawy einen überragenden Erfolg hatte, nahm sich Prawy das Bernstein-Musical Wonderful Town vor, das ebenfalls in der Wiener Volksoper uraufgeführt wurde. Hierfür wurde Bruce Low als Bob Baker in einer Hauptrolle als Partner von Olive Moorefield eingesetzt.

Die aufkommende Rock-’n’-Roll-Welle schien das Ende seiner Karriere einzuläuten. Bruce Low sah sich anderswo um und schrieb unter dem Pseudonym Thomas Gallauner Artikel bei der Zeitschrift Jasmin. Zu Beginn der 1970er Jahre war plötzlich auch seine Stimme wieder gefragt, diesmal allerdings interpretierte er vorwiegend teils neu geschaffene, teils traditionelle Gospels. Mit Songs wie Noah, Das Kartenspiel (Coverversion des englischsprachigen Countrysongs The Deck of Cards von T. Texas Tyler) und Die Legende von Babylon (Coverversion von Rivers of Babylon) gelangte er noch einmal in die Hitparaden, wurde zu zahlreichen Fernsehauftritten eingeladen und als Moderator für Zirkussendungen engagiert. In der ZDF-Quizshow Der große Preis trat er einige Male auf, um den Kandidaten mit einem eigens dafür verfassten Lied eine Rätselfrage zu stellen.

Im Jahr 1976 nahm Bruce Low am deutschen Vorentscheid zum Grand Prix Eurovision de la Chanson teil. Mit dem Titel Der Jahrmarkt unserer Eitelkeit erreichte er den neunten Platz unter zwölf Teilnehmern. Zwei Jahre vor seinem Tod veröffentlichte der großgewachsene, schlanke und stets braungebrannte Mann mit den weißen Haaren noch seine Memoiren unter dem Titel: Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand. Das Lied meines Lebens.

Bruce Low starb nach längerem Leiden mit 76 Jahren in einem Münchener Krankenhaus.

Werke

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Alben
Heimat deine Sterne
  DE 21 15.08.1962 (2 Wo.)
Glocken der Heimat – Lieder die wir gerne hören
  DE 24 15.09.1962 (1 Wo.)
Joker
  DE 17 15.08.1974 (7 Wo.)
Die Legende von Babylon
  DE 43 18.12.1978 (1 Wo.)
Singles
Wenn die Sonne scheint in Texas
  DE 3 24.03.1956 (22 Wo.)
Und es weht der Wind
  DE 2 15.09.1956 (21 Wo.)
Theo
  DE 12 29.06.1957 (8 Wo.)
Hafenlicht
  DE 22 01.07.1961 (16 Wo.)
Noah
  DE 5 13.09.1971 (26 Wo.)
Das Kartenspiel
  DE 6 15.04.1974 (28 Wo.)
Die Legende von Babylon
  DE 6 21.08.1978 (21 Wo.)

Diskografie

Auswahl der Lieder, die Bruce Low sang:

Schlager:

  • Polly-Wolly-Doodle (traditionelles US-amerikanisches Kinderlied)
  • C’est si bon
  • Hörst du sein heimliches Rufen
  • Irgendwo auf fremden Straßen
  • Ich weiss
  • Heimat, deine Sterne (Titellied des deutschen Kinospielfilms Heimat, Deine Sterne)
  • Das Kartenspiel (deutsche Fassung von "The Deck of Cards" by T. Texas Tyler)
  • Die Legende von Babylon (deutsche Fassung von Rivers of Babylon)
  • Die alte Weide
  • A Dog and a Cat das heißt: Ein Hund und eine Katze (Schülerlied)
  • Fernandos Cabaret
  • Der Feigling des Jahrhunderts (deutsche Fassung von Coward of the County)

Seemannslieder:

  • Soviel Wind und kein Segel
  • Hafenlicht (Harbour Lights)
  • Abschied von Kingstontown
  • Um die Ecke pfeift der Wind (Polydor 49428B; nach 5.1954)
  • Pechschwarze Augen (Polydor 49244A; 13. Mai 1954)
  • Die verlorenen Inseln

Western-Schlager:

Gospel, die Bruce Low überwiegend auf Deutsch sang:

  • Gestern wollt ich beten gehen (Der Teufel) (Heaven and Hell)
  • Jericho (Jericho Lied)
  • Schon hör ich die Engelchöre (Swing Low, Sweet Chariot)
  • Gabriel (Michael Row The Boat Michael)
  • Die Himmelsbahn (The Gospel Train)
  • Ich weiß ein Kind (Motherless Child Blues)
  • Noah
  • Sodom and Gomorra (Lot, Lot)
  • Amen
  • Niemand vermag unsere Not zu verstehen (Nobody Knows the Trouble I’ve Seen)
  • Ich sing ein Lied (I got a Robe)
  • John Brown ist tot (Glory Halleluja) (John Brown’s Body)
  • Wenn die Seligen auferstehen (When the Saints Go Marching In)
  • Bess're Welt (Promised Land)

Filmografie

Literatur

  • Bruce Low: Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand. Das Lied meines Lebens. München 1987.
  • Ingo Schiweck (Hrsg.): „Laß dich überraschen …“ Niederländische Unterhaltungskünstler in Deutschland nach 1945. Münster 2005.

Einzelnachweise

  1. 48-1 Zeister zendingsgenootschap (Memento vom 25. Juli 2014 im Internet Archive), Archiv Utrecht, abgerufen am 31. Dezember 2021.
  2. De Surinamer: nieuws- en advertentieblad 1-05-1921, Zeitungsartikel Abreise der Familie Bielke von Paramaribo am 27. April 1921 nach Amsterdam, niederländisch, abgerufen am 30. Dezember 2021.
  3. spiegel.de: Gestorben: Bruce Low Artikel vom 12. März 1990
  4. Charts DE
  5. fernsehserien.de: Die Journalistin
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