Burg Thurndorf | ||
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Burg Thurndorf auf der Landkarte des Eschenbacher Landschreibers Wolf Puellenhover von 1568 | ||
Staat | Deutschland | |
Ort | Thurndorf (Kirchenthumbach) | |
Entstehungszeit | 12. Jahrhundert | |
Burgentyp | Höhenburg | |
Erhaltungszustand | Burgstall mit erhaltenem Burgstumpf | |
Ständische Stellung | Ministeriale | |
Geographische Lage | 49° 46′ N, 11° 39′ O | |
Höhenlage | 586 m ü. NN | |
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Die Burg Thurndorf ist eine abgegangene mittelalterliche Ministerialenburg in dem oberpfälzischen Gemeindeteil Thurndorf der Gemeinde Kirchenthumbach im Landkreis Neustadt an der Waldnaab in Bayern. Die Anlage wird als Bodendenkmal unter der Aktennummer D-2-7643-0002 als „mittelalterlicher Burgstall mit Turmruine und der auf eine Burgkapelle zurückgehenden Kath. Pfarrkirche St. Jacobus Maior in Thurndorf“ geführt.
Lage
Die nur mehr aus einem Turmstumpf und wenigen Mauerresten bestehende Anlage liegt neben der Pfarrkirche St. Jacobus Maior inmitten des Ortsteiles Thurndorf von Kirchenthumbach an der nordwestlichen Grenze des Regierungsbezirkes Oberpfalz zum Regierungsbezirk Oberfranken. Die ehemalige Burg ist mit dem dort nahe gelegenen Creußen aus historischen Gründen verbunden. Thurndorf liegt in einer geologischen Grenzlage zwischen der Fränkischen Alb und dem Oberpfälzer Bruchschollenland. Die geologischen Strukturen südlich bis westlich von Thurndorf gehören zum Malm und der Oberkreide und sie bestehen aus Kalkstein; östlich liegen Buntsandsteinvorkommen aus der Trias. Der Ort entstand im Nahbereich der mittelalterlichen Fernstraßen zwischen Nürnberg nach Böhmen und war in die sog. „Eger-Straße“ angebunden. Der sog. „Forchheimer Weg“ verlief südlich von Thurndorf von Auerbach über Kirchenthumbach zum Rauhen Kulm.
Die Burg liegt auf einem mäßig nach Südwesten abfallenden Höhenrücken. Die Burganlage hatte einst eine Ausdehnung von 100 × 130 m, die höchste Erhebung in der Kernburg betrug 586 m, wobei das etwa zwei km südlich gelegenen Goldbrunnen- und Mühlbachtal (linker Zufluss zur Pegnitz) 475 bzw. 505 m ü NN aufweisen. Die relativ große Ausdehnung und die archäologischen Befunde lassen darauf schließen, dass die Anlage ab dem 12. Jahrhundert zweigeteilt war mit einer im Osten gelegenen Hauptburg und einer nach Westen und Südwesten vorgelagerten Vorburg. Archäologische Befunden lassen vermuten, dass die Anlage mit einem vorgelagerten Graben nach Süden und Norden gesichert war. Das ursprüngliche Tor dürfte im südwestlichen Burgareal gelegen haben. Der Altweg von Altzirkendorf nach Hagenohe führte an der Südflanke der Burg vorbei.
Geschichte
Eine erste Holz-Stein-Erde-Anlage in Thurndorf wird 1003 in Zusammenhang mit der Schweinfurter Fehde zwischen König Heinrich II. und den aus dem Geschlecht der Grafen von Schweinfurt stammenden Heinrich von Schweinfurt genannt. Diese Anlage dürfte bei dieser Fehde zerstört worden sein. Die Besitzungen der Schweinfurter im Nordgau gingen dann zeitweise an einen Berengar über, der als Stammvater der Grafen von Sulzbach angesehen wird. Nach dem Zusammenbruch der Schweinfurter Herrschaft dürfte die Anlage wüst gelegen haben, bevor sie an die Sulzbacher übergegangen ist. Bei den Grabungskampagnen (s. u.) wurden Reste eines Holzbaues aus der Zeit um 1000 gefunden, die aber nicht eindeutig diesem frühen Bau zugeordnet werden können. Die ältesten gemachten Keramikfunde sind zwischen spätem 8. und 10. Jahrhundert zu datieren und deuten auf einen Siedlungsbeginn in karolingisch-ottonischer Zeit hin. Der steinerne Burgbau in Thurndorf dürfte – wie archäologische Befunde zeigen – in der Salierzeit um 1100 begonnen haben.
Ein Sigboto I. von Thurndorf wird erstmals 1121 in der Bamberger Urkunde für das Kloster Michelfeld als Bamberger Ministeriale genannt. Seit 1144 zählen die Thurndorfer zu den Ministerialen der Grafen von Sulzbach, die ihrerseits reich mit Vogteigütern des Bistums ausgestattet waren. Auch außerhalb des lokalen Raumes erscheinen die Thurndorfer im Gefolge der Sulzbacher Grafen. So tritt Luitpold von Thurndorf, Sohn des Sigboto I. bei einer Schenkung an die Gefürstete Propstei Berchtesgaden auf oder bei einer Schenkung an das Kloster Reichenbach, auch bei einem Rechtsakt mit dem von Graf Berengar I. von Sulzbach um 1107/09 gegründeten Kloster Baumburg ist er als Urkundenzeuge genannt. Ein Bruder des Luitpold von Thurndorf ist Sigboto II. von Thurndorf, dann werden aus der Enkelgeneration noch ein Konrad, ein Sigboto III. und ein Heinrich genannt, welche 1188 ihr Gut Troschenreuth an das Kloster Michelfeld stiften; sie alle sind Ministeriale der Sulzbacher Grafen.
Nach dem Tod von Graf Gebhard III. von Sulzbach 1188 kamen durch Ankauf von den Erbtöchtern die sulzbachschen Eigengüter Thurndorf, Creußen, Hahnbach und Parkstein samt Floß an Kaiser Friedrich Barbarossa. Damit schuf dieser einen direkten Anschluss an die Region Eger, die nach dem Tod des Markgrafen Diepold III. († 1146) als erledigtes Reichslehen eingezogen wurde und in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu dem Reichsterritorium Provincia Egrensis oder terra Egrensis umgestaltet wurde. Luitpold von Thurndorf wird seinen späteren Herren bereits 1183 in Eger anlässlich der Schenkung für Berchtesgaden kennengelernt haben. Konrad von Thurndorf wird als staufischer Ministeriale im Dienste des Philipp von Schwaben genannt. Die Herren von Thurndorf sind somit in die Reichsministerialität aufgestiegen. Sie haben damals auch ein Erbbegräbnis im Kloster Michelfeld gestiftet. Aus dieser Zeit stammt auch der aus Quaderbuckeln errichtete Turm in Thurndorf.
In der Endzeit der Stauferherrschaft haben sich die Thurndorfer die Walpoten als neue Lehensherren ausgesucht und sind auch in enge Beziehungen zu den Landgrafen von Leuchtenberg getreten. Diese waren durch die Verehelichung der zweiten Erbtochter der Herren von Pettendorf Heilwiga mit Gebhard I. von Leuchtenberg in der nördlichen Oberpfalz zu Besitz gekommen. Die Thurndorfer und die Leuchtenberger schädigten wegen angemaßter Vogteirechte das Kloster Speinshart. Dieses bat König Konrad IV. um Hilfe und 1235 beauftragte der König den Egerer Landrichter Ramung I. von Kammerstein, das Kloster Speinshart gegen Heinrich und Konrad von Thurndorf in Schutz zu nehmen. Die Auseinandersetzung wurde 1241 zu Gunsten des Klosters entschieden, das Kloster solle außer dem Kaiser keine Vogtei haben. Zu den Besitzungen der Herren von Thurndorf hat auch Eschenbach gehört, der Marktort zu Kloster Speinshart.
Seit 1251 wird Herzog Otto der Erlauchte von Bayern – vermutlich durch Kauf – zum hiesigen Landesherrn. Im Bayerischen Salbuch von 1285 ist das umfangreiche Amt Thurndorf beschrieben, in das auch die Besitzungen der Herren von Thurndorf eingegangen sind, etwa Sachsenreuth, das seit langem öd liegende Windischendorf oder Heinersreuth. Daneben sind die Besitzungen aus der Rodungstätigkeit zu nennen, welche die Thurndorfer in Konkurrenz zu den Herren von Pettendorf ausübten. Das Erbe der Pettendorfer ist über die erste Erbtochter Heilika von Lengenfeld um 1112/19 an ihren Gemahl Otto V. von Scheyern und somit an die Wittelsbacher gekommen. Zudem werden Besitzungen um Eschenbach, im Pegnitztal und im Veldensteiner Forst genannt, die zum Amt Thurndorf gehörten. 1318 verpfändet Kaiser Ludwig der Bayer Thurndorf und den Markt Eschenbach an Konrad von Schlüsselfeld. Unter den Burgmannen werden 1318 die Kellner genannt, 1334 ebenso Konrad de Schlammersdorf.
In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist die Burg Thurndorf in Richtung einer Ganerbenburg umgebaut oder erweitert worden. Hier entstanden mehrere Burghuten für Burggrub, Ernstfeld, Eschenbach, Neuzirkendorf (heute Ortsteil von Kirchenthumbach), Naslitz (heute Ortsteil von Schlammersdorf), Zogenreuth (heute Ortsteil von Auerbach in der Oberpfalz), die aber weiterhin im Besitz des Landesherrn verblieben, aber einzeln an Adelige (z. B. an die Familie von der Grün) vergeben wurden. Diese Burgmannen haben sich in der Vorburg von Thurndorf ihre Behausungen errichtet, ein Teil von ihnen ist später „verbauert“ worden, waren also nicht immer in der Hand von adeligen Besitzern.
Mit dem Hausvertrag von Pavia vom 4. August 1329 fiel die Burg Thundorf an die rudolfinische Linie der Wittelsbacher. 1349 erhielt Dietrich von Wildenstein, Viztum des Pfalzgrafen Rudolf, Thurndorf als Lehen verliehen. Nach dem Tod von Ruprecht I. waren Kaiser Karl IV. auch die Burg Thurndorf verpfändet worden. In der Zeit von Karl IV. gehören zum Amt Thurndorf 19 Burghuten, die im Wesentlichen der Alimentierung von Beamten dienten; die Burg hatte vermutlich keine militärische Bedeutung mehr (auch von den Hussiteneinfällen blieb sie verschont). Als Karl IV. zum Erwerb Brandenburgs die südliche Oberpfalz abstoßen musste, wurde Auerbach zur Hauptstadt des hier verbliebenen Landesteils für Neuböhmen ausgebaut. Die Bedeutung von Thurndorf ging nun massiv zurück (die Thurndorfer Bevölkerung musste etwa ihr Getreide am Auerbacher Wochenmarkt verkaufen).
Nach der Wahl von Ruprecht von der Pfalz zum römisch-deutschen König wurden 1400 die neuböhmischen Gebiete durch pfälzische Truppen erobert. Der Übergang in Thurndorf scheint problemlos und ohne Kriegsvorkommnisse vor sich gegangen zu sein, denn der König belehnte weiterhin die hier ansässigen Familien mit ihren Burggütern. Eingetretene Vakanzen nach der Flucht böhmischer Burghüter (Dislas von Beheim, Piozko der Beheim) dienten zur Ausstattung seiner Helfer. Das Amt Thurndorf, das nur mehr aus dem landesherrlichen Teil der Burg und einigen Zugehörungen des Amtes besteht, wird pfandweise 1402 an Ulrich den Pucher verliehen. Das Pfand scheint aber wieder ausgelöst worden zu sein, denn 1409 wird es von Pfalzgraf Johann an einen anderen Günstling vergeben. Die Burghuten in Thurndorf werden im 15. Jahrhundert wie privatrechtliche Besitztümer gehandelt. Hervorstechend ist dabei Hans von Wildenstein, der hier auch als Pfleger fungierte. Das ganze Amt Thurndorf kam als Morgengabe an die Gattin des Christoph von Pfalz-Neumarkt, Dorothea von Brandenburg-Kulmbach, aber unbeschadet der Rechte des Wildensteiners. 1453 gelange der Besitz an Alexander von Wildenstein, pfälzischer Pfleger in Lauf an der Pegnitz. 1482 wurde ihm erlaubt, das ganze Schloss Thurndorf mitsamt den Burghuten als Lehen zu erwerben. Der Besitz ging dann an seine Tochter Christina von Wildenstein bzw. an deren Gatten Christoph von Lentersheim über. Aus der Erbmasse des kinderlos verstorbenen Paares erwarb Ludwig von Eyb, kurfürstlicher Landrichter und Pfleger von Auerbach, den Thundorfer Besitz, den er noch tatkräftig erweiterte. Aus dem Besitz der Familie von Eyb erkaufte Alexander von Pflug, ebenfalls Landrichter zu Auerbach, den Besitz um 14.000 Gulden. Er erwarb die letzten noch freien Burghuten und hat somit das ganze mittelalterliche Lehen wieder in einer Hand vereinigt. 1577/80 wurde das Landsassiat weiterverkauft, und zwar an Alexander von Redwitz, Landrichter in Amberg. Er und sein Sohn betrieben den Neubau eines Schlosses im Südwesten des Burgbezirks. Damit wurde die alte Burg aufgegeben und die Steine für den Bau des neuen Schlosses und des neuen Kirchturms von Thurndorf verwendet. Von dem Abbruch betroffen waren der Palas der Burg und die oberen Geschosse des Turmes. Das Herrenhaus der Burg wurde zum Pfarrhaus östlich der Kirche. Der stauferzeitliche Turm, der an der Grenze zwischen dem herrschaftlichen Teil der Burg und den klein parzellierten Burggütern stand, wurde zu einem Stadel. Durch eine Brandkatastrophe von 1585 ist der Bau weiter beschädigt worden. Zwischen 1960 und 1990 wurden die noch erhaltenen Turmgeschosse abgebrochen und somit der Großteil der obertägigen Bausubstanz durch die Besitzer und die Kirchenverwaltung vernichtet.
Heutige Nutzung
Der ausgegrabene Turmstumpf ist im Friedhofsgelände von Thurndorf frei zu besichtigen; Teile der ergrabenen Burgreste mussten wieder zugeschüttet werden. Von der Burg existiert auch eine virtuelle Rekonstruktion. Das Wappen, das am neuen Schloss Thurndorf angebracht war, wurde im Friedhofsbereich aufgestellt. Es ist ein Allianzwappen der Herren von Redwitz und der Herren von Schaumberg.
Beschreibung
Wiederentdeckt wurden die Reste der Burg 1999 anlässlich der geplanten Erweiterung des Friedhofs bei der St.-Jacobus-Kirche in Thurndorf. Der Turmstumpf war in einen Stadel integriert und überbaut waren. Zuerst war von Einheimischen versucht worden, die 3 bis 4 m aufragenden Burgreste mit Hilfe des Technischen Hilfswerkes abzutragen, was letztlich durch den Kreisheimatpfleger gestoppt wurde. Erste archäologische Untersuchungen erfolgten 2000 und 2002 unter der Leitung des Mittelalterarchäologen Mathias Hensch. Obwohl für 2004 eine weitere Grabung geplant war, wurde von Seiten der Kirchenverwaltung ein Teil der archäologisch noch nicht untersuchten Flächen mit einem Bagger ausgekoffert und somit vernichtet. Gegen diesen Verstoß gegen das Bayerische Denkmalschutzgesetz wurde Anklage erhoben; das Verfahren wurde aber von der Staatsanwaltschaft München wegen des „fehlenden öffentlichen Interesses an der Strafverfolgung“ im September 2004 eingestellt.
Im April 2012 wurde anlässlich der Fundamentsanierung der St.-Jacobus-Kirche noch eine „Baustellenbeobachtung“ durch die Regensburger Außenstelle des BLfD durchgeführt, welche Befunde zu der frühen Entwicklung dieser Kirche erbrachten.
Im südlichen Teil des Burgareals wurden Grundmauern eines steinernen Gebäudes mit den Maßen 8 × 16 m gefunden. In diesem wird das zentrale Bauwerk der Burg bis zum 12. Jahrhundert gesehen. Dieses Gebäude besaß eine etwa 2 m eingetieftes Souterraingeschoss, das man über eine Holztreppe erreichte und das zu einem vermuteten 2,8 m hohen Eingangsportal führte, von dem einzelne Laibungssteine und die Türschwelle aus Sandsteinquadern erhalten sind. Ein zweiter Eingang von Norden war 2 m breit und besaß steinerne Stufen.
Ab dem 2. Viertel des 12. Jahrhunderts wurde an der höchsten Stelle der Bergkuppe ein Turm mit 10,7 × 10,7 m Grundfläche errichtet. Der Innenraum hat eine lichte Weite von 3,5 auf 3,5 m. Das Untergeschoss war zur Bauzeit 1,5 m eingetieft. Dieser hat in den untersten Mauerabschnitten eine Dicke von 3,56 m. Das zweischalige Mauerwerk besteht außen aus Buckelquadern, mit einer Mauerfüllung in Opus-spicatum-Technik und kann auf die Zeit um 1140/50 datiert werden. Die Innenschale besteht aus langen Bossen mit glatten Oberflächen. Das aus drei Lagen bestehende Fundament ist um 10 cm breiter als das aufgehende Mauerwerk. Da der Ortsname „Thurndorf“ bereits 1121 verwendet wird, ist zu vermuten, dass dies nicht der erste oder einzige Turm des Bauwerks war. Das Untergeschoss erhielt in einer jüngeren, aber noch mittelalterlichen Bauphase zwei übereinander liegende Gewölbe, wobei für die Auflagefläche mehrere Steinlagen der Innenschale in der Nord- und Südmauer auf die Hälfte ihrer Tiefe abgeschlagen wurde; um das Gewölbe zugänglich zu machen, wurde eine steile Kellertreppe eingebrochen.
Unmittelbar nordöstlich (1,4 m Abstand) des Turms war ein qualitätsvolles Quadergebäude aus Sandstein (Glattquader) mit etwa 30 m Länge errichtet worden, das als Palas der Burg angesprochen werden kann. Das Mauerwerk war zweischalig, das Füllmauerwerk besteht aus Roteisen- und Kalksteinen, das mit einem Kalkmörtel ausgegossen wurde. Die Mauerstärke betrug 1,64 m im Fundamentbereich und 1,34 m im aufgehenden Bereich. Auch dieses besitzt ein 0,4 m tieferes Fundament mit einer nach außen und innen vorspringenden Sockelzone. Aus einer grünen Flachglasscheibe ist zu schließen, dass der Palas eine farbige Fensterverglasung besessen hat; eiserne Schindelnägel belegen eine Dachdeckung mit Schindeln. Dieses war das bis zum 16. Jahrhundert erwähnte Amtsschloss von Thurndorf. Daneben blieb das zuerst erwähnte Gebäude weiter bestehen.
In das 12. Jahrhundert fällt auch der Neubau der Burgkapelle am Ostrand der Kernburg. Diese war ein 11 m langer und 8 m breiter Saalbau, mit einem archäologisch nicht gesicherten eingezogenem Chor. Für diese Kirche wurde auch die sog. Theophilus-Glocke aus der Werkstatt eines Wolfger gegossen, die sich nun in der heutigen Pfarrkirche befindet.
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurde die Kernburg mit einer das Burgareal von Süden nach Norden querenden Mauer umschlossen, in die auch der Turm eingebunden war. Die Mauer hatte eine Stärke von etwa 1,5 m im Fundament und 1,2 m im aufgehenden Mauerwerk. Die Mauer endete 2 m südlich des Turmes, um Platz für ein Tor zu lassen. Die bestehende Ringmauer und das Tor bestanden weiter. Unmittelbar östlich des Turmes wurden die Reste einer Feuer- oder Herdstelle gefunden, die vermutlich in einem hölzernen Gebäude untergebracht war.
Literatur
- Stefan Benz: Thurndorf: Aufstieg und Fall eines zentralen Ortes in der nördlichen Oberpfalz. Beck, München 2002. Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, 65, 2002, S. 883–910.
- Mathias Hensch: Die Burg der Herren von Thurndorf: Archäologische Spurensuche an einem fast vergessenen Platz hochmittelalterlicher Herrschaftsbildung. Buchhandlung Eckhard Bodner, Pressath 2017, ISBN 978-3-939247-75-3.
Weblinks
- Eintrag zu Burg Thurndorf in der privaten Datenbank Alle Burgen.
- Burg Thurndorf auf Burgenwelt.org, abgerufen am 12. Februar 2020.
- Bilder der Ausgrabungen von Burg Thurndorf auf burgen-und-schloesser.net, abgerufen am 12. Februar 2020.
Einzelnachweise
- ↑ Heribert Sturm: Neustadt an der Waldnaab – Weiden. Gemeinschaftsamt Parkstein – Weiden. Hrsg.: Kommission für Bayerische Landesgeschichte (= Historischer Atlas von Bayern. Altbayern, Heft 47). München 1978, ISBN 3-7696-9912-2, S. 15 (Digitalisat [abgerufen am 11. Februar 2020]).
- ↑ Heribert Sturm: Kemnath. Hrsg.: Kommission für Bayerische Landesgeschichte (= Historischer Atlas von Bayern. Altbayern, Heft 40). München 1975, ISBN 3-7696-9902-5, S. 8 (Digitalisat [abgerufen am 11. Februar 2020]).
- ↑ Dieter Bernd: Vohenstrauß. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 39. Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1977, ISBN 3-7696-9900-9, S. 75 (Digitalisat – oben).
- ↑ Notariatsinstrument zu Christoff von Lentershaim vom 2. März 1507 auf der Findemitteldatenbank im Staatsarchiv Nürnberg, abgerufen am 13. Februar 2020.
- ↑ Nadine Trautzsch, Ansichten der rekonstruierten Burg Thurndorf, abgerufen am 13. Februar 2020.
- ↑ Silvia Codreanu-Windauer: Vorwort. In Mathias Hensch, 2017, S. 6–7.