Burt Bacharach [bɝt-ˈbæ.kə.ˌɹæk] (* 12. Mai 1928 in Kansas City, Missouri; † 8. Februar 2023 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Pianist und Komponist. Ab 1957 gehörte er zu den erfolgreichsten Komponisten der USA; rund 130 seiner Werke erreichten die Single-Charts seiner Heimat. Ein Großteil seiner Lieder entstand in langjähriger Zusammenarbeit mit dem Texter Hal David und im Anschluss daran mit Carole Bayer Sager. Besonders erfolgreich waren die mit David in den 1960er und 1970er Jahren verfassten Songs für Dionne Warwick. Für seine Leistungen erhielt Bacharach so gut wie alle wichtigen Preise der Entertainmentindustrie, darunter mehrere Grammys, Golden Globes und Oscars.

Karriere

Bacharach wurde 1928 in eine jüdische Familie als Sohn eines Journalisten und einer Musiklehrerin in Kansas City geboren und wuchs in New York auf. Er studierte Musik am Mannes College of Music, an der New School for Social Research, New York, und der McGill University, Montreal, u. a. bei den Komponisten Bohuslav Martinů, Henry Cowell und Darius Milhaud. 1947 schrieb er einen ersten Song für den Bandleader Sammy Kaye. Von 1957 bis 1961 tourte er als Pianist, Arrangeur und später auch Bandleader mit Marlene Dietrich. Nebenbei schrieb er auch schon erste Hits für verschiedene Interpreten, etwa Perry Como (Magic Moments, 1958). Damit begann auch seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Texter Hal David (1921–2012). Die beiden lernten einander 1957 bei Paramount Records kennen und hatten im selben Jahr einen ersten Hit mit The Story of My Life für Marty Robbins.

1961 begann seine eigentliche Karriere als Komponist. Bis in die 1970er wurde Bacharach sehr erfolgreich und populär als Komponist und Produzent sanft arrangierter Popmusik, die damals von Kritikern als Easy Listening verschrien war. Er entdeckte auch die Sängerin Dionne Warwick, mit der ihn und Hal David eine langjährige Partnerschaft verband. Mit Hal David, aber auch mit Kollegen wie Bob Hilliard und Neil Diamond (Heartlight), schrieb er viele weltweit erfolgreiche Hits wie Walk on By, Make It Easy on Yourself (für Warwick), I Never Fall in Love Again (für Jill O’Hara in dem Musical Promises, Promises, 1968) und This Guy’s in Love with You. Insgesamt komponierte Bacharach 60 US-„Top-Forty“-Hits.

Für seinen Soundtrack (Raindrops Keep Fallin’ on My Head) zu dem Film Zwei Banditen aus dem Jahr 1969 erhielt er 1970 den Oscar. Einen Bruch erlebte seine Karriere kurz darauf in den frühen 1970er-Jahren, als der Film Der verlorene Horizont (Lost Horizon, 1973), für den er unter widrigen Produktionsbedingungen die Musik geschrieben hatte, an der Kinokasse floppte. Er zerstritt sich dabei mit seinem Textpartner Hal David sowie in der Folge, da die beiden der Interpretin vertraglich noch für ein Album verpflichtet waren, auch mit Dionne Warwick.

Ende 1979 lernte er die Sängerin und Songschreiberin Carole Bayer Sager kennen, mit der er bereits im folgenden Jahr die ersten Songs veröffentlichte. 1981 entstand Bayer Sagers letztes Studioalbum Sometimes Late at Night in Zusammenarbeit mit Bacharach, der hier auch wieder als Arrangeur und Produzent fungierte. Ebenfalls 1981 gelangte Christopher Cross mit Arthur’s Theme (Best That You Can Do) auf Platz eins der US-Single-Charts. Dieser mit Bayer, Cross und Peter Allen geschriebene Titel läutete Bacharachs endgültiges Comeback ein. Im Jahre 1986 folgten weitere Nummer-eins-Hits mit der Coversion von That’s What Friends Are For (ursprünglich geschrieben 1982 für Rod Stewart) für das Quartett Dionne Warwick, Gladys Knight, Elton John und Stevie Wonder sowie On My Own für Patti LaBelle und Michael McDonald.

Im Jahr 1993 kam es zu einer erneuten Zusammenarbeit von Bacharach, David und Warwick für das Album Friends Can Be Lovers, schließlich noch einmal 1999 für die Filmbiographie von Jacqueline Susann, Isn’t She Great?, für den sie den Song On My Way beisteuerten. Bacharachs letzter großer Erfolg war das Album Painted from Memory, das in Zusammenarbeit mit Elvis Costello 1999 entstand, sowie im selben Jahr der Song Walkin’ Tall mit dem Text von Tim Rice.

Bacharach hatte einige Gastauftritte in Hollywood-Filmen, zum Beispiel in allen drei Austin-Powers-Filmen sowie in den Serien Die Nanny und Nip/Tuck.

Musik

Zu den bekanntesten Interpreten seiner Musik zählen Dionne Warwick, Marlene Dietrich, Connie Francis, Aretha Franklin, Luther Vandross, Jack Jones, Tom Jones, The Carpenters, Sérgio Mendes, Elvis Costello, Neil Diamond, Frank Sinatra und Dusty Springfield. 2007/08 nahm Trijntje Oosterhuis (Traincha) zwei Alben mit Neuinterpretationen teilweise zusammen mit Bacharach auf. Seine Musik wird für die eingängigen Melodien und den eigenen Sound, der durch gezielten Einsatz von Klavier, Oboe und Streichern entsteht, von vielen Kollegen wie Brian Wilson, Frank Zappa, John Zorn und Noel Gallagher gelobt. Bacharach selbst sagt, dass seine Musik stark von Maurice Ravels Werk Daphnis und Chloe beeinflusst sei; daher rühre sein Gespür für üppige Instrumentierungen und den Einsatz im Pop unüblicher Instrumente wie Glockenspiel und Triangel, wie bei You’ll Never Get to Heaven, Vibraphon bei Make It Easy on Yourself. Seine Arbeiten für Dionne Warwick fußen auf Gospel und Rhythm and Blues; Titel wie I’ll Never Fall in Love Again und Paper Mache verströmen die luftig-leichte Atmosphäre des Bossa Nova.

„Bacharachs Songs sprengen die Erwartungen von dem, was ein Popsong sein sollte. Komplexe Harmonien und Akkordwechsel mit unerwarteten Wendungen und Modulationen, unübliche Tempi- und Rhythmus-Verschiebungen, in einer Vielzahl von Takten … aber bei ihm hört sich das Ganze so natürlich an, dass du es nicht mehr aus deinem Kopf herauskriegst und nicht aufhörst, es zu pfeifen. (…) Das ist mehr als einfache Popsongs; da gibt es tiefschürfende Erforschungen des Musikmaterials, welches mit der gleichen Sorgfalt und Geduld studiert und bewahrt werden sollte wie manch andere großen Kunstwerke.“

Privatleben

Burt Bacharach war viermal verheiratet: mit Paula Stewart (1953–1958), der Schauspielerin Angie Dickinson (1965–1981), der Sängerin und Songtexterin Carole Bayer Sager (1982–1991), mit der er zusammen einige Lieder schrieb, und ab 1993 mit Jane Hansen, die 32 Jahre jünger als Bacharach war.

Er hatte vier Kinder; sein Sohn Oliver spielte Keyboard in Bacharachs letzter Band. Lea Nikki Bacharach, das einzige gemeinsame Kind von Burt Bacharach und Angie Dickinson, nahm sich 2007 im Alter von 40 Jahren das Leben; sie litt unter einer Autismus-Spektrum-Störung.

Ab Anfang der 1970er Jahre betrieb er eine eigene Vollblüter-Pferdezucht.

Auszeichnungen

Außer dem erwähnten Oscar erhielt Bacharach im Jahr 2001 den inoffiziellen Nobelpreis für Musik, den Polar Music Prize, zusammen mit Karlheinz Stockhausen und Robert Moog. Ende 2005 veröffentlichte er nach etlichen Jahren Pause noch einmal ein Soloalbum (wobei auch teilweise Chris Botti, Elvis Costello und Rufus Wainwright mitwirkten), At This Time, eine wütende Abrechnung mit der amerikanischen Regierungspolitik der letzten Jahre – wieder verpackt in seinem typischen Sound und ausgezeichnet mit einem Grammy. Am 10. Februar 2008 wurde Burt Bacharach mit dem Lifetime Achievement Award geehrt, der sein Lebenswerk als Musiker und Songwriter in besonderer Weise würdigt.

Der Rolling Stone listete Bacharach 2015 gemeinsam mit Hal David auf Rang 32 der 100 größten Songwriter aller Zeiten.

Namensherkunft

Der Name Bacharach hat seinen Ursprung in Bacharach am Rhein im heutigen Landkreis Mainz-Bingen. Er verweist auf die Herkunft der Vorfahren des Musikers Burt Bacharach.

Diskografie

Alben

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  CH  UK  US
1965 Hitmaker! Burt Bacharach Plays His Hits UK3
(18 Wo.)UK
Kapp
1967 Reach Out UK52
(3 Wo.)UK
US96
Gold

(65 Wo.)US
A&M
Chartplatzierung in UK erst 1970
1969 Make It Easy on Yourself US51
Gold

(87 Wo.)US
A&M
1971 Burt Bacharach US18
Gold

(24 Wo.)US
A&M
Portrait in Music UK5
(23 Wo.)UK
1973 Living Together US181
(6 Wo.)US
A&M
1974 Burt Bacharach’s Greatest Hits US173
(5 Wo.)US
1998 Painted from Memory UK32
Silber

(5 Wo.)UK
US78
(6 Wo.)US
Mercury
mit Elvis Costello
2003 Isley Meets Bacharach: Here I Am US73
(2 Wo.)US
DreamWorks
mit Ronald Isley
2005 At This Time UK60
(1 Wo.)UK
Columbia
2008 Live at the Sydney Opera House US72
(1 Wo.)US
Verve
2011 When Ronan Met Burt UK3
Gold

(9 Wo.)UK
2023 The Songs of Bacharach & Costello DE62
(1 Wo.)DE
CH90
(1 Wo.)CH

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Weitere Alben

  • 1974: In Concert (A&M)
  • 1977: Futures (A&M)
  • 1979: Woman (A&M)
  • 1996: The Best of (UK: Silber)
  • 1998: One Amazing Night (mit diversen Künstlern) (n2k)
  • 2017: Original Demos (mit Tonio K.) (Contante & Sonante)

Soundtracks

Weitere Filmmusik (Auswahl)

Singles

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 UK  US
1963 Saturday Sunshine US93
(3 Wo.)US
1965 Trains and Boats and Planes UK4
(11 Wo.)UK
1969 I’ll Never Fall In Love Again US93
(2 Wo.)US
1999 Toledo
Painted from Memory
UK72
(1 Wo.)UK
mit Elvis Costello

Musical

Bekannte Kompositionen

Literatur

Commons: Burt Bacharach – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Burt Bacharach, legendary composer of pop songs, dies at 94. In: cbsnews.com. 9. Februar 2023, abgerufen am 9. Februar 2023 (amerikanisches Englisch).
  2. Burt Bacharach ••• Top Songs as Writer ••• Music VF, US & UK hits charts. Abgerufen am 9. Februar 2023.
  3. Die Stimme, der Aal und das Buddelschiff: Dionne Warwick im Interview | nmz – neue musikzeitung. Abgerufen am 9. Februar 2023.
  4. Michael J. Budds: Bacharach, Burt (F.). In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  5. Holger Liebs zufolge verdankt sich „diese gewisse ‚Burtness‘ seiner quecksilbrigen Schmelzkaskaden, deren vertrackte Tiefenstrukturen wie Kontrastverstärker wirken,“ dem Beispiel der polytonalen und polyrhythmischen Kompositionen Milhauds.
  6. Burt Bacharach im ROLLING-STONE-Interview: „In Berlin hatte ich das schönste Konzert meines Lebens“. 9. Februar 2023, abgerufen am 9. Februar 2023 (deutsch).
  7. vgl. Bloom, S. 184.
  8. Viele davon mehrfach, erscheinen sie doch immer wieder in neuen Coverversionen. So existieren zum Beispiel alleine von (They Long to Be) Close to You mittlerweile (2005) über 300 Versionen auf Tonträger.
  9. Burt Bacharach: Anyone Who Had a Heart. New York 2013, ISBN 978-0-06-220606-0, S. 154 ff. (amerikanisches Englisch).
  10. Sometimes Late At Night bei Discogs
  11. Serene Dominic: Burt Bacharach, Song by Song. Music Sales Group, 2003, ISBN 978-0-8256-7280-4, ab S. 256
  12. Dorothy Lyman: The Cantor Show. 29. April 1996, abgerufen am 25. April 2016.
  13. Holger Liebs in SZ Nr. 109 vom 12. Mai 2008
  14. Ken Bloom: The American Songbook – The Singers, the Songwriters, and the Songs – 100 Years of American Popular Music – The Stories of the Creators and Performers. New York City, Black Dog & Leventhal, 2005
  15. Werner Theurich: Burt Bacharach in Berlin: Der Mann, der fast alles kann. In: Spiegel Online. 15. Juli 2018, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  16. Burt Bacharach looks back on his life and many loves: 'I didn’t mean to hurt anyone'. 12. Juli 2015, abgerufen am 9. Februar 2023 (englisch).
  17. The 100 Greatest Songwriters of All Time. Rolling Stone, August 2015, abgerufen am 7. August 2017 (englisch).
  18. Burt Bacharach in seinem letzten stern-Interview: "Das Einzige, was am Ende zählt, ist eine gute Melodie". Abgerufen am 9. Februar 2023.
  19. 1 2 Chartquellen: DE UK
  20. Auszeichnungen für Musikverkäufe: UK US
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