Canto Ostinato („Ostinater Gesang“ (von ostinato)) ist eine Komposition des niederländischen Komponisten Simeon ten Holt.

Die Komposition wurde 1976 vollendet und 1979 uraufgeführt. Sie ist das bekannteste und meist aufgeführte Werk Simeon ten Holts.

Aufführungsanweisungen

Bemerkenswert ist die Freiheit, die den Aufführenden durch den Komponisten gewährt wird. So sind verschiedene Instrumente und eine unterschiedliche Zahl von Spielern möglich. Meist wird das Werk auf zwei oder vier Klavieren aufgeführt, bei der Erstaufführung im holländischen Bergen kamen allerdings drei Klaviere und eine elektronische Orgel zum Einsatz. Weitere Freiheiten der Interpreten finden sich im Aufbau des Stückes. Es besteht aus 106 kleinen Zellen, den ‘sections’, die jeweils nur aus wenigen Takten bestehen. Sie können ad libitum ein- oder mehrfach wiederholt werden, dies allerdings mit Ausnahme einiger Bridge genannter Überleitungen, die nur einmal gespielt werden. Aus diesem Grund können Aufführungen zwischen zwei Stunden und mehr als einem Tag dauern. Das Stück ist in einem einheitlichen Tempo von ♩ = 60 notiert, das in den Noten auch mehrfach wiederholt wird. Das Stück beginnt mit einem 2/4 Takt, der durch die Verwendung von Quintupeln häufig zu einem 10/16 Takt wird.

Struktur der Komposition

Canto Ostinato folgt einer sich wiederholenden Struktur:

Struktur des Canto Ostinato von Simeon Ten Holt
Sektionsnummer Takte Zeitmaß Alternative Schlüsse Anmerkungen
112/4 (oder 10/16)
212/4
312/4
412/4
512/4
612/4
712/4Diese Sektion wird nicht wiederholt (Bridge)
822/4
922/4Erster und zweiter Schluss
1022/4Erster und zweiter Schluss
1122/4Erster und zweiter Schluss
1222/4Erster und zweiter Schluss
1322/4
13A12/4Diese Sektion wird nicht wiederholt (Bridge)
1422/4
14A12/4Diese Sektion wird nicht wiederholt (Bridge)
1522/4
15A13/4Diese Sektion wird nicht wiederholt (Bridge)
1622/4
1752/4
1822/4Diese Sektion wird nicht wiederholt (Bridge)
1922/4
2052/4
2122/4Diese Sektion wird nicht wiederholt (Bridge)
2222/4
2322/4
2422/4
2522/4Erster und zweiter Schluss
2622/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
2722/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
2822/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
2922/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
3012/4
3112/4
3212/4
32A12/4Diese Sektion wird nicht wiederholt (Bridge)
3312/4
3412/4
34A13/4Diese Sektion wird nicht wiederholt (Bridge)
3512/4
3612/4
3712/4
3812/4
3912/4
4012/4
4111/4
4211/4
4311/4
4411/4
4511/4
4611/4
4711/4
4811/4
4911/4
5011/4
5111/4
5211/4
5311/4
5411/4
5511/4
5611/4
5711/4
5811/4
5911/4
6011/4In diesem Segment wird jede Sektion viermal wiederholt, dann werden alle neun Sektionen wiederholt, jede ad libitum bis zu viermal
6111/4
6211/4
6311/4
6411/4
6511/4
6611/4
6711/4
6811/4
6912/4
7012/4
7112/4
7212/4
7312/4
7492/4
7542/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
7642/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
7742/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
7822/4
794Drei Takte in 2/4, ein Takt als 3/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
8092/4Diese Sektion ist eine nicht wiederholte Zugabe von Sektion 74
8122/4
8222/4
8342/4Erster und zweiter Schluss
8422/4
8513/4Diese Sektion wird nicht wiederholt (Bridge)
8612/4Transition (Crescendo)
8712/4Transition (Diminuendo)
88A12/4In Sektion 88, spielt das vierte Klavier andere Zellen ad libitum
88A (Variation I)12/4
88A (Variation II)12/4
88B22/4
88A12/4
88B22/4
88A (Variation)12/4
88B (Variation)22/4
88A12/4
88A12/4
88B22/4
88A12/4
88C22/4
88A12/4
88B22/4
88A12/4
88C22/4
88C (Variation)22/4
88A12/4
88B22/4
88A12/4
88E12/4
88A12/4
88B22/4
88E12/4
88A12/4
88B22/4
88E (Variation)22/4
88A12/4
88F42/4
88A22/4
88F (Variation)42/4
88A12/4
88B22/4
88C22/4
88C (Variation)22/4
88A12/4
88E12/4
88E (Variation)22/4
88G22/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
88H12/4
88E12/4Diese Sektion wird nicht wiederholt (Bridge)
88A12/4
88B22/4
88C22/4
88C (Variation)22/4
88G22/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
88H12/4
88I22/4
88G22/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
88H12/4
88I22/4Diese Sektion wird nicht wiederholt (Bridge)
88K42/4
88F22/4
88G22/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
88H12/4
88I22/4
88F22/4
88G22/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
88H12/4
No number13/4Diese Sektion wird nicht wiederholt (Bridge)
8912/4Transition (Crescendo)
9012/4Transition (Diminuendo)
91A12/4In Sektion 91 spielt das vierte Klavier andere Zellen ad libitum
91B22/4
91A12/4
91B22/4
91A12/4
91C22/4
91A12/4
91B22/4
91A12/4
91C22/4
91D22/4
91A12/4
91B22/4
91A12/4
91E12/4
91A12/4
91F22/4
91A12/4
91B22/4
91C22/4
91G22/4
91C22/4
91F22/4
91A12/4
91B22/4
91H22/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
91I12/4
91E12/4
91A12/4
91B22/4
91H22/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
91I12/4
Keine Nummer5Vier Takte in 2/4, einer in 1/4Diese Sektion wird nicht wiederholt (Bridge)
9212/4
9312/4
9412/4
9592/4
9642/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
9742/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
9822/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
9922/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
10022/4
1014Drei Takte in 2/4, ein Takt als 3/4Diese Sektion wird nicht wiederholt
10292/4Diese Sektion ist eine nicht wiederholte Zugabe zu Sektion 95
10322/4
10422/4
10542/4Erster und zweiter Schluss
10622/4

Das Stück wird in den Niederlanden mittlerweile von verschiedenen Interpreten häufig aufgeführt.

Stil

Ursprünglich wurde diese Komposition der Minimal Music wegen ihrer repetitiven und ostinaten Elemente zugerechnet, allerdings ist diese Einordnung nicht unumstritten. Ten Holt verwendete zur Beschreibung dieses Werks üblicherweise den Begriff „genetic code“, dies wohl als Umschreibung des Aufbaus des Werks. Im Gegensatz zu vielen anderen modernen Werken ist dieses Werk nicht atonal, vielmehr enthält Canto Ostinato zahlreiche tonale Elemente und wirkt insgesamt nicht sehr atonal. Dies hängt insbesondere mit den ostinaten, dauernd wiederholten Bassfiguren zusammen, die dem Werk auch den Namen gegeben haben. Canto Ostinato wirkt wegen der Ähnlichkeit verschiedener Sektionen daher insgesamt meditativ, wobei die emotionale Bedeutung für jeden Zuhörer natürlich unterschiedlich ausfällt.

Ten Holt schrieb noch einige andere Werke in ähnlicher kompositorischer Technik, wie etwa Lemniscaat (1983), Horizon (1985), Incantatie IV und Meandres (1997), diese Werke erlangten allerdings nicht annähernd die Popularität von ‘'Canto Ostinato’’.

Aufnahmen

Mittlerweile gibt es mehrere Aufnahmen des Canto Ostinato. Am berühmtesten wurde die CD-Aufnahme von Kees Wieringa und Polo de Haas, die, im Jahre 1996 vom Label Emergo Classics veröffentlicht, sich mehr als 15.000 Mal verkaufte, was für moderne klassische Musik sehr ungewöhnlich ist. Weiterhin erlangte auch die Aufnahme des Jeroen Van Veen Piano Ensembles, mit Irene Russo, Fred Oldenburg, Sandra van Veen und Jeroen van Veen, die Brilliant Classics 2012 veröffentlichte eine erhebliche Popularität. Ivo Janssens Aufnahme auf einem einzelnen Klavier von 2009 dauert hingegen nur 60 Minuten, hält sich jedoch trotzdem weitgehend an die Originalkomposition.

Bearbeitungen

Canto Ostinato wurde 2016 von Anthony Fiumara für Orchester bearbeitet und vom Residentie Orkest in Den Haag aufgeführt. Weitere Versionen mit verschiedenen von den Vorgaben des Komponisten abweichenden Besetzungen, Orgel (Aart Bergwerff, 2007), Harfe (Assia Cunego, 2009) und Marimba (Peter Elbertse, 2012) wurden, inspiriert durch Ivo Janssens Version, mittlerweile veröffentlicht. Ein Kammermusikensemble der Staatskapelle Dresden spielte das Werk 2023 in einer Fassung für Schlagwerk und Klavier/Orgel mit einer dazugehörigen Lichtperformance von Claudia Reh.

Einzelnachweise

  1. Ton van Asseldonk about Ten Holt at www.simeontenholt.com
  2. The biography of Ten Holt at www.simeontenholt.com
  3. Christiane Schubert: 5. Kammerabend Saison 2022/2023. Abgerufen am 15. Februar 2023.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.