Charnowo | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Pommern | |
Powiat: | Słupsk | |
Gmina: | Ustka | |
Geographische Lage: | 54° 33′ N, 16° 55′ O | |
Einwohner: | 280 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 59 | |
Kfz-Kennzeichen: | GSL | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | Woiwodschaftsstraße 210: Ustka↔Słupsk–Unichowo (–Bytów) | |
Eisenbahn: | PKP-Strecke 405: Piła–Słupsk–Ustka | |
Nächster int. Flughafen: | Danzig | |
Charnowo (deutsch Arnshagen, kaschubisch Charnowò, slowinzisch Χãrnɵvɵ) ist ein Dorf im Nordwesten der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zur Landgemeinde Ustka (Stolpmünde) im Powiat Słupski (Kreis Stolp).
Geographische Lage und Verkehrsanbindung
Charnowo liegt in Hinterpommern, am Westufer der Słupia (Stolpe) südöstlich des Ostseeküstenortes Ustka (Stolpmünde). Eine Stichstraße führt direkt zur Woiwodschaftsstraße 210 (ehemalige deutsche Reichsstraße 125), die den Ort mit der Ostsee sowie mit der Kreisstadt Słupsk und darüber hinaus verbindet. Seit 1878 ist Charnowo Bahnstation an der Bahnstrecke Piła–Ustka (Schneidemühl–Stolpmünde).
Ortsname
Frühere Namensformen sind: Arendshagen und Arenshagen. Die jetzige Namensform Charnowo kommt in Polen mehrmals vor.
Geschichte
Das Dorf Arnshagen wird in einer Urkunde aus dem Jahr 1337 erwähnt, mit der die Grafen Jesko von Schlawe und Jesko von Rügenwalde aus dem Adelsgeschlecht der Swenzonen den Verkauf des Dorfs Arnshagen und des Hafens Stolpmünde an den Magistrat der Stadt Stolp bestätigten. Seiner historischen Dorfform nach war Arnshagen ursprünglich als Hagenhufendorf angelegt worden.
Um 1784 gab es in dem Ort einen Prediger, einen Schulmeister, neun Bauern und eine Schmiede bei insgesamt 16 Haushaltungen.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde aus dem städtischen Eigentumsdorf ein Bauerndorf, das im Jahre 1939 insgesamt 60 landwirtschaftliche Betriebe hatte.
Im Jahre 1910 waren in Arnshagen 377 Einwohner registriert. Ihre Zahl stieg bis 1925 auf 395, betrug 1937 noch 381 und schließlich 1939 noch 362 (bei einer Fläche von 666 Hektar).
Bis 1945 war Arnshagen mit den Ortschaften Arnshagen-Bahnhof (heute polnisch: Charnowo Słupskie) und Kamp eine Gemeinde im Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Sie bildete einen eigenen Amtsbezirk, war Sitz eines Standesamtes und gehörte zum Amtsgerichtsbereich Stolp.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Arnshagen am Vormittag des 8. März 1945 von sowjetischen Truppen besetzt und bald danach zusammen mit ganz Hinterpommern Teil Polens. Weil der Ort innerhalb des sowjetischen Sperrbezirks an der Ostsee lag, mussten die Bewohner ihren Ort für etwa drei Wochen verlassen. Anfang August 1945 besetzten die ersten Polen die Höfe. Die Dorfbewohner wurden nach und nach vertrieben. Transporte in Richtung Westen gingen von Stolp aus am 10. Dezember 1945 und am 5. Juni 1946 ab; die letzten Dorfbewohner wurden 1947 vertrieben. Später wurden in der Bundesrepublik Deutschland 150 und in der DDR 106 aus Arnshagen vertriebene Dorfbewohner ermittelt.
Arnshagen wurde in Charnowo umbenannt. Das Dorf ist heute ein Ortsteil (Sołectwo) der Gmina Ustka im Powiat Słupski der Woiwodschaft Pommern (1975–1998 Woiwodschaft Słupsk). Hier leben jetzt 280 Einwohner.
Kirche
Dorfkirche
Die schlichte Fachwerkkirche stammt aus dem Jahre 1625 und besitzt einen mit rundbogigen Blenden gegliederten Turm aus Feld- und Backsteinen von etwa 1400. Bis 1945 zeigte der farbenprächtige, von zwei glatten Säulen gerahmte Altar im Mittelbild die Kreuzigung Jesu. Der gesamte Innenraum, in den die Empore eigenartig weit hineinreichte, galt als einer der schönsten des ehemaligen Landkreises Stolp. Hier baute auch der Orgelbaumeister Christian Friedrich Völkner (1831–1905) aus dem Nachbarort Dünnow (heute polnisch: Duninowo) im Jahre 1859 seine erste Orgel – ein kleines Werk ohne Pedal –, die noch 1946 gespielt wurde.
Mehr als 300 Jahre war die Arnshagener Kirche ein evangelisches Gotteshaus. Im Jahre 1945 wurde sie zugunsten der katholischen Kirche enteignet und am 8. Dezember 1945 neu geweiht – mit Verleihung des Namens Znalezienia Krzyża Świętego.
Kirchengemeinde
Arnshagen war und ist ein altes Kirchdorf. Seine Bevölkerung war vor 1945 überwiegend evangelischer Konfession. Der Ort war Pfarrsitz, zu dessen Kirchspiel noch die Filialkirche Groß Strellin (heute polnisch: Strzelino) sowie die Orte Hohenstein (Wodnica), Klein Strellin (Strzelinko), Neumühl (Kornec) und Überlauf (Gałęzinowo) gehörten. Es lag im Bereich des Kirchenkreises Stolp-Stadt im Ostsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Das Kirchenpatronat oblag dem Magistrat von Stolp für Arnswalde und dem Rittergutsbesitzer von Groß Strellin. 1940 zählte das Kirchspiel Arnshagen insgesamt 1755 Gemeindeglieder, von denen 1105 zur Kirchengemeinde Arnswalde gehörten.
Seit 1945 ist die Einwohnerschaft von Charnowo fast ausnahmslos katholischer Konfession. Der Ort ist jetzt nicht mehr Pfarrsitz, sondern – wie auch das Dorf Zimowiska – eine Filialgemeinde innerhalb der Pfarrei Najświętszego Zbawiciela in Ustka (Stolpmünde). Sie gehört zum Dekanat Ustka im Bistum Köslin-Kolberg der Katholischen Kirche in Polen. Hier lebende evangelische Kirchenglieder sind jetzt dem Pfarramt der Kreuzkirchengemeinde in Słupsk in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugeordnet.
Schule
In der im Jahre 1932 einstufigen Volksschule unterrichtete ein Lehrer 51 Schulkinder. Ein neues zweiklassiges Schulgebäude mit zwei Wohnungen wurde am 9. Juli 1939 eingeweiht. Die letzten deutschen Lehrer waren Walter Janczikowsky und Heinz Hoffmeister.
Literatur
- Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 378–383 (PDF Ortsbeschreibung Arnshagen)
- Hans Glaeser-Swantow: Das Evangelische Pommern. 2. Teil: Behörden, Kirchen, Pfarrstellen, Geistliche, Anstalten und Vereine. 3. Auflage, Evangelischer Pfarrerverein der Provinz Pommern, Stargard 1940.
- Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Flechsig-Buchvertrieb, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-439-X, S. 40 f.
- Hans Moderow, Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Auf Grund des Steinbrück'schen Ms. bearbeitet. 2. Teil: Ernst Müller: Der Regierungsbezirk Köslin. Sannier, Stettin 1912.
- Heinrich Schulz: Pommersche Dorfkirchen östlich der Oder. Ein Buch d. Erinnerungen. Beck, Herfort 1963.
Weblinks
- Kath. Pfarrei Najśw. Zbawiciela in Ustka
- Website der Gmina Ustka
- Klaus Kurzmann und Stolper Heimatkreise e. V.: Ausführliche Ortsbeschreibung
- Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Arnshagen im ehemaligen Kreis Stolp (2011).
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag im „Slowinzischen Wörterbuch“ von Friedrich Lorentz. Zum System der Slowinzisch-Lautschrift von Lorentz, vgl. „Slowinzische Grammatik“, S. 13–16 (scan 40–43), anschließend die Lautlehre.
- ↑ Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 927, Nr. 1.
- ↑ Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 382–383 (PDF Ortsbeschreibung Arnshagen)