Objazda | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Pommern | |
Powiat: | Słupsk | |
Gmina: | Ustka | |
Geographische Lage: | 54° 36′ N, 17° 3′ O | |
Einwohner: | 905 | |
Postleitzahl: | 76-211 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 59 | |
Kfz-Kennzeichen: | GSL | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | Ustka → Objazda | |
Słupsk → Objazda | ||
Eisenbahn: | Bahnstrecke Piła–Ustka Bahnstation: Ustka (15 km) | |
Nächster int. Flughafen: | Danzig | |
Objazda (deutsch Wobesde, kasch. Òbjazda, slowinz. Vɵbjãzdă) ist ein Dorf im Nordwesten der polnischen Woiwodschaft Pommern. Es gehört zur Landgemeinde Ustka (Stolpmünde) im Powiat Słupski (Kreis Stolp).
Geographische Lage
Objazda liegt in Hinterpommern, südwestlich des Garder Sees (Jezioro Gardno).
Geschichte
Wobesde war in älterer Zeit ein Rittergut. Historische Namensformen sind Obesda (1281), Wobasdo (1294) oder auch Wobest. (Der nach 1945 eingeführte neue polnische Ortsname Objazda kommt noch einmal in der Woiwodschaft Oppeln vor.)
Der historischen Dorfform nach war das ehemalige Gutsdorf ein kleines Gassendorf. Schon 1281 wird es in einer Urkunde genannt, mit der Herzog Mestwin II. von Pommerellen dem Kloster Belbuck den Zehnten der villa Obesda überwies.
Wobesde war die Heimat der Geschlechter Zarnow, Natzmer und Bandemer. Nach dem Erlöschen des Geschlechts der Zarnow wurde Antonius von Natzmer mit Wobesde belehnt. Von dieser Familie ging das Gut 1780 auf den Major Jakob George von Bandemer über.
Um 1784 gab es in Wobesde ein Vorwerk, sieben Bauern, sechs Halbbauern, einen Schulmeister und innerhalb der Gemarkung eine Wassermühle – bei insgesamt 25 Feuerstellen. Im 19. Jahrhundert wechselte Wobesde häufig den Besitzer. Um 1820 ging es in den Besitz des Karl Graf von Schlieffen in Berlin über. Dieser verkaufte das Gut an den Grafen von Krockow, der es 1838 bereits wieder an den Oberamtmann Eugen Kutscher weiterveräußerste. Unter dessen Sohn Ernst entstand 1895 bis 1897 ein neues Wohnhaus. Nach dem Tode dessen Sohnes Erich ging der Besitz auf die Witwe Käte Kutscher geb. von Ehlert – als letzte Besitzerin auf Objazda – über.
Der Handel und das Handwerk in Wobesde waren vor 1945 umfangreich. Hier sind zu nennen: die Gambiner Viehverwertungsgenossenschaft mit Sitz in Wobesde, der Bäcker O. Lemm, die Fleischer Karl Hopp und Ernst Ness, der Gasthof Carl Pawelke, die Gemischtwarenhandlungen Wilhelm Leck, Meta Radtke und Paul Rennhak, der Kartoffelflockentrocknungsbetrieb der Witwe Kutscher, die Mühlen Hch. Damaschke und Witwe Lietzke, das Dampfsägewerk Wilhelm Milczewski, die Schmieden Krause und Carl Marz, der Schneider Hermann Milz, der Schuhmacher W. Döring, die Stellmacher Wilhelm Habbeck, Willy Kottwitz und E. Schulz und die Tischler K. Klück, Erich Scheunemann und Walter Scheunemann.
Im Jahre 1910 zählte Wobesde 771 Einwohner. Ihre Zahl betrug 1933 noch 745 und stieg bis 1939 auf 991. Bis 1945 gehörte die Gemeinde Wobesde mit den Ortschaften Alte Mühle (heute polnisch: Bałamątek), Alter Sandkrug, Alte Ziegelei (Glinnik), Erlenhof, Louisenbusch (Marłowo) und Neuer Sandkrug zum Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin (Koszalin) der preußischen Provinz Pommern. Objazda war Sitz des Amts- und Standesamtsbezirks Wobesde, in den auch die gemeinden Rowen (Rowy) und Schönwalde (Dębina) eingegliedert waren.
Am 8. März 1945 wurde Wobesde von sowjetischen Truppen besetzt. Weil der Ort im sowjetischen Sperrbezirk an der Ostsee lag, mussten die Bewohner für drei Wochen das Dorf verlassen und in der Umgebung Unterkunft suchen. Im August 1945 kamen polnische Milizsoldaten und quartierten polnische Familien in die Häuser und Wohnungen ein. Im August 1947 schließlich wurden die Wobesder aus ihrem Heimatort vertrieben.
Seit 1945 heißt Wobesde Objazda und ist heute ein Teil der Gmina Ustka im Powiat Słupski in der Woiwodschaft Pommern (1975 bis 1998 Woiwodschaft Słupsk). In das Schulzenamt ist auch der Ort Bałamątek (Alte Mühle) eingegliedert.
In Objazda leben jetzt mehr als 900 Einwohner.
Religion
Kirche
Dorf-/Pfarrkirche
Die Dorfkirche Wobesde und jetzige Pfarrkirche von Objazda hat ihren Standort auf einer kleinen Anhöhe. Es handelt sich um ein schlichtes Fachwerkgebäude, dessen Mauern allerdings massiv ergänzt worden sind. Auf dem Dach ist ein achteckiger Dachreiter mit Haube und Wetterfahne angebracht. Letztere trug vor 1945 die Jahreszahl 1606.
Bis 1945 war das Kirchlein ein evangelisches Gotteshaus. Dann wurde es zugunsten der katholischen Kirche enteignet und erhielt mit einer neuen Weihe den Namen einer „Kirche der Gottesmutter von Tschenstochau“ (Kościół pw. Matki Bozkiej Częstochowskiej).
Kirchengemeinde/Pfarrei
Bereits 1590 wurde Wobesde als Filialkirche von Rowe (heute polnisch: Rowy) genannt. Das evangelische Kirchspiel Rowe mit den eingepfarrten Orten Klein Rowe (Rówek), Schönwalde (Dębina) und Alte Mühle (Bałamątek) gehörte zum Kirchenkreis Stolp-Altstadt im Ostsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union.
Im Jahre 1921 wurde die Verlegung des Pfarrsitzes von Rowe nach Wobesde diskutiert, da Wobesde zentraler lag und außerdem Sitz des Amts- und Standesamtsbezirks war. Obwohl diese Verlegung kirchenamtlich angeordnet wurde, scheiterte das Vorhaben in Ermangelung eines Pfarrhauses, dessen Bau wegen hoher Kosten immer wieder verschoben wurde.
Diese Verlegung wurde dann nach 1945 vorgenommen. Objazda wurde Sitz der katholischen Pfarrei, in die die Filialkirche Rowy (Rowe) mit den übrigen bisher nach Rowy eingepfarrten Orten eingegliedert wurde. Objazda ist dem Dekanat Główczyce (Glowitz) im Bistum Pelplin der Katholischen Kirche in Polen zugeordnet. Hier lebende evangelische Kirchenglieder gehören jetzt zur Kreuzkirchengemeinde in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.
Weltanschauungsgruppen
Zur geschichtlichen Entwicklung von Wobesde gehört die starke Ausbreitung einer Sekte um die Wende zum 20. Jahrhundert. Sie kreiste um den „Propheten“ Toberer, der aus der Schweiz kam. Viele Wobeser wandten sich dieser religiösen Gruppierung zu, die wieder verdrängt wurde.
Nur zwei Jahrzehnte später kamen die Lehrgedanken der Mormonen in das Dorf, die auch wieder eine rasche Ausbreitung fanden. Auch diese Gruppierung wurde abgedrängt. Aber immerhin gab es 1925 neben acht Bewohnern katholischer Konfession in Wobesde sechzehn Angehörige der anderen Gruppierungen.
Schule
Über die Gründung einer Schule in Wobesde gibt es keine Unterlagen. Aber bereits 1707 wird der Küster Paul Kotz als Pate genannt, woraus auf ihn als Lehrer im Ort zu schließen ist. Um 1784 wird ein Schulmeister genannt.
Ein zweites Schulhaus wird in Wobesde bereits 1786 gebaut, 1852 wurde ein Neubau erforderlich. In seiner alten Form blieb er bis 1931 erhalten. Dann entstand ein neues Schulgebäude, in dem 1932 zwei Lehrer in drei Klassen 119 Schulkinder unterrichteten.
Einer der bekanntesten Lehrer in Wobesde war Theodor Scharnofske, der über 35 Jahre lang die Schule geleitet hat und im Jahre 1930 verstarb. 1924 wurde Paul Scharnofske Lehrer, 1928 folgte ihm Karl Maske.
Persönlichkeit des Ortes
- Wilhelm Kutscher (1876–1962), deutscher Verwaltungsjurist, u. a. Landrat des Kreises Lauenburg in Pommern, Regierungspräsident im niedersächsischen Regierungsbezirk Hildesheim.
Verkehr
Objazda liegt an einer Nebenstraße, die den Verkehr von Ustka und auch von der Kreisstadt Słupsk (Stolp) kommend weiter bis in das Ostseedorf Rowy führt.
Ein direkter Bahnanschluss besteht seit 1945 nicht mehr. Bis dahin hatte das Dorf zwei Bahnstationen (Wobesde und Wobesde Gut, polnisch: Objazda Majątek) an der Bahnstrecke Stolpmünde-Gabel-Stolp der Stolper Bahnen. Der nächste Bahnhof ist heute der im 15 Kilometer entfernten Ustka an der Bahnstrecke Piła–Ustka (Schneidemühl-Stolpmünde) der Polnischen Staatsbahn.
Literatur
- Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 1025–1030 (Download Ortsbeschreibung Wobesde) (PDF; 1,4 MB)
- Willy Bychowski: Der Name Wobesde. In: Ostpommersche Heimat 1934, Nr. 34
- Paul Scharnofske: Zur Geschichte des Dorfes Wobesde. In: Ostpommersche Heimat 1935, Nr. 48
- Paul Scharnofske: Die Schule in Wobesde. Geschichtlicher Rückblick nach Chronikaufzeichnungen. In: Ostpommersche Heimat 1936, Nr. 1–3
- Paul Scharnofske: Meine Heimatkirche Wobesde. In: Stolper Heimatblatt 1962, 305–307
- Karl Schönebeck: Erinnerungen an mein Heimatdorf Wobesde. In: Stolper Heimatblatt 1962, 81–82
- Paul Scharnofske: Die Kirche in Wobesde unter den Polen. In: Stolper Heimatblatt 1963, 78–80
- Paul Scharnofske: Ein Pfarrer und seine letzten Gemeinden (Pastor Kypke). In: Stolper Heimatblatt 1965, 49–52
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag im „Slowinzischen Wörterbuch“ von Friedrich Lorentz. Zum System der Slowinzisch-Lautschrift von Lorentz, vgl. „Slowinzische Grammatik“, S. 13–16 (scan 40–43), anschließend die Lautlehre.
- ↑ Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 1017, Nr. 158.