Das Christentum existiert in Ägypten bereits seit dem ersten Jahrhundert. Die christlichen Kirchen Ägyptens sind damit eine der ältesten christlichen Kirchen der Welt. Heute gehört nur noch eine Minderheit der ägyptischen Bevölkerung christlichen Kirchen an, ganz überwiegend der Koptisch Orthodoxen Kirche von Alexandria.

Geschichte

Das Christentum war im Gebiet des heutigen Ägyptens vor der Islamisierung im 7. Jahrhundert die dominierende Religion. Der Evangelist Markus soll innerhalb der Bevölkerung Ägyptens schon um das Jahr 50 missioniert haben. Die Mehrheit der ägyptischen Christen trug allerdings die Beschlüsse des Konzils von Chalcedon 451 nicht mit, was zu Abspaltung der Koptisch-Orthodoxen Kirche von den sogenannten chalcedonischen Kirchen führte, während die griechisch-orthodoxe Oberschicht in Ägypten den Beschlüssen des Konzils von Chalcedon folgte. Nach der islamischen Eroberung sank die Zahl der koptischen Christen, die noch heute die mit Abstand größte christliche Kirche Ägyptens ist, jedoch rapide. Die Christen erhielten den Status von Dhimmis, durch den ihnen steuerliche Benachteiligungen auferlegt wurden und sie von zahlreichen Berufen ausgeschlossen wurden (siehe auch Christenverfolgung), andererseits aber auch vom Militärdienst verschont blieben.

Heutige Situation

Während die fundamentalistischen Moslembrüder innerhalb des muslimischen Teils der Gesellschaft einen guten Ruf genießen, sind Christen von Seiten der muslimischen Bevölkerung sowie der Schariatgerichte mit Vorurteilen und einer Diskriminierung innerhalb der Arbeitswelt konfrontiert, ebenso wie die Moslembrüder innerhalb eines Großteils der christlichen Gemeinden auf Ablehnung stoßen. Kirchenbau ist nur eingeschränkt möglich, und muslimische Geistliche rufen wiederholt zum Mord an Konvertiten zum Christentum auf. Oft kommt es zu gewalttätigen Zwischenfällen zwischen Christen und Muslimen, die Todesopfer auf beiden Seiten fordern und bei denen auch koptisches Kulturgut zerstört wird.

Zu Zeiten Nassers wurde Ägypten nicht als religiöser, sondern als arabisch-sozialistischer Nationalstaat definiert. Besonders seit den 1980er und den 1990er Jahren jedoch, in denen zahlreiche Ägypter als Arbeitssuchende in das erdölreiche Saudi-Arabien emigrierten und islamisch-wahhabitisches Gedankengut nach Ägypten brachten, werden ägyptische Christen in der Gesellschaft ausgegrenzt. So in den Medien, wo alle Nichtmuslime als „Kuffar“ (Ungläubige) bezeichnet werden. In der Politik sind wichtige strategische Schlüsselpositionen ausschließlich den Muslimen vorbehalten. Im Bildungssystem werden christliche Ägypter teils bereits im Kindesalter diskriminiert. In der Polizeiakademie oder in der Staatsanwaltschaft heißt es, man nehme nicht mehr als 1 % Kopten auf.

Da Hausschweine nicht von Muslimen gehalten werden dürfen (da sie als unrein angesehen werden), werden sie in Ägypten vorwiegend von Christen gezüchtet. Als im Frühjahr 2009 in vielen Teilen der Welt die Schweinepest ausbrach, wurden die Tierzüchter aufgefordert, ihre Schweine notzuschlachten, obwohl die Seuche in Ägypten noch gar nicht nachgewiesen war, die Krankheit in der Regel nicht auf Menschen übertragen wird und diese Maßnahme die wirtschaftliche Existenz der Christen gefährdete.

Bevölkerungsanteil der Christen

Schätzungen über den Bevölkerungsanteil der Christen in Ägypten schwanken sehr stark zwischen 6 Prozent (staatliche Statistik und Angaben der meisten internationalen Quellen) und 15 Prozent. Auch christliche Quellen gehen von maximal 12 Prozent Christen aus, Angaben der Koptischen Kirche schwanken zwischen 8,57 Prozent (7 Mio.) und bis zu 20 Prozent.

Etwa ein Viertel aller Kopten lebt in Ägyptens Hauptstadt Kairo (bzw. zwei bis drei Millionen im Stadtteil Schubra). Überdurchschnittlich zahlreich sind Kopten auch in den mittleren Nil-Gouvernements al-Asiut, al-Minya und Qina, doch kann der Kairoer Anteil nicht auf das ganze Land hochgerechnet werden.

Kritischen Angaben zufolge würden sich nur zwei der sechs Millionen Kopten aktiv zum christlichen Glauben bekennen.

Konfessionen

Unter den christlichen Gruppen sind die Koptisch-Orthodoxe Kirche, römischen Katholiken (weniger als 1 % der Bevölkerung), Protestanten (100 000), Syrisch-Orthodoxen, Armenisch-Orthodoxen, Zeugen Jehovas und die Siebenten-Tags-Adventisten.

Kirchen mit Patriarchat Alexandria

  1. Die Griechisch-Orthodoxe Kirche von Alexandria,
  2. Die Koptisch-Katholische Kirche von Alexandria sowie die
  3. Das Griechische Melkitisch-Katholische Patriarchat von Antiochien, Alexandria und Jerusalem

Koptisch-Orthodoxe Kirche

Die Koptisch-Orthodoxe Kirche von Alexandria wird vom Papst von Alexandrien und Patriarch des Stuhles vom Heiligen Markus, derzeit Papst Tawadros II. geleitet. Sie hat derzeit:

  • 11 Metropolien mit 10 Metropoliten (1 vakante Metropolie).
  • 54 Diözesen in Ägypten und außerhalb Ägyptens mit 51 Suffraganbischöfen plus 2 Bischöfe, die eine bestimmte Gemeinde {die Eritreer} in den Vereinigten Staaten von Amerika und im Vereinigten Königreich betreuen. 3 Diözesen sind vakant.
  • 9 Weihbischöfe (1 in einer Diözese in Frankreich, 2 in Diözesen in Ägypten and 6 Assistenten des Papstes in der Erzdiözese Kairo, die direkt dem Papst unterstellt ist.)
  • 5 Exarchen (2 in der Erzdiözese Nordamerika, 1 im Vereinigten Königreich und 2 in Ost- und Südafrika)
  • 9 Bischofsäbte von Patriarchalklöstern, plus 2 Klöster die die Ernennung eines Abtbischofs erwarten.
  • 7 Allgemeine Bischöfe, darunter 3 Bischöfe, die Patriarchatsinstitutionen leiten, 2 Sekretärbischöfe des Papstes und 2 Bischöfe ohne Portfolios.
  • 1 Chorbischof.

Rundfunkberichte

Literatur

  • Wolfgang Boochs (Hrsg.): Geschichte und Geist der Koptischen Kirche. Bernardus-Verlag, Aachen, 2., überarbeitete Aufl. 2009, ISBN 978-3-8107-9184-9.
  • Albert Gerhards, Heinzgerd Brakmann (Hrsg.): Die koptische Kirche. Kohlhammer, Stuttgart 1994, ISBN 3-17-012343-2.
  • Siegfried G. Richter: Das koptische Ägypten. Schätze im Schatten der Pharaonen (mit Fotos von Jo Bischof). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2019, ISBN 978-3-8053-5211-6

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. portesouvertes.fr (Memento vom 10. Januar 2010 im Internet Archive)
  2. Massaker an Christen: Polizei nimmt drei Männer fest. In: diepresse.com. 8. Januar 2010, abgerufen am 25. August 2022.
  3. Fremd in eigenen Land. In: die tageszeitung
  4. Anti-Schwein-Kampagne - Islamisten nutzen Schweinegrippe aus FAZ vom 29. April 2009 (abgerufen online am 9. Mai 2011)
  5. Harenberg Aktuell (von Meyers und Brockhaus herausgegeben), Seite 532: 94 % Muslime gegenüber 6 % Christen insgesamt (die meisten davon Kopten) / Spiegel-dtv-Jahrbuch 2004, Seite 54: 90 % Muslime gegenüber 9 % Kopten / Länderinformationen des Auswärtigen Amtes: 90 % Muslime gegenüber 6 % Kopten / CIA World Fact Book: 10 % Christen
  6. Einzig der Fischer Weltalmanach 2011, Seite 48, zählt 80 % Muslime gegenüber 6–15 % Kopten, führte aber 2006 noch 85 % Muslime gegenüber 12 % Kopten auf und 2003 noch 90 % Muslime gegenüber 9–10 % Kopten (6 Mio. von 64 Mio.), ohne eine Erklärung für diese erhebliche Verschiebung innerhalb nur fünf Jahren zu liefern. Ebenso unerklärlich habe sich bereits zuvor innerhalb von nur zwei Jahren (vgl. Fischer WA 1996, S. 59, und Fischer WA 1998, Seite 58) die Zahl der Kopten in Ägypten verdreifacht (von 2 Mio. auf 6 Mio.) und ihr Anteil damit von 4,1 % auf 10,4 % erhöht … innerhalb von nur zehn Jahren (vgl. Fischer WA 1996, S. 59, und Fischer WA 2006, S. 50) sogar vervierfacht (von 2 Mio. auf 8,1 Mio.)!
  7. evangelikaler Religious Freedom Report des US-Außenministeriums: 8–12 % Christen / Ökumenisches Heiligenlexikon: 10 % Kopten
  8. Ägypten in: Microsoft Encarta
  9. Der koptisch-stämmige Prof. Fouad Ibrahim (Univ. Bayreuth) schätzte den Anteil 2002 auf 13 Prozent
  10. 1 2 Encyclopedia Britannica
  11. 1 2 laut Fouad Ibrahim
  12. z. B. die Historikerin Isabella Ackerl: Die Staaten der Erde - Afrika, Amerika und Australien, Seite 8. Marix Verlag, Wiesbaden 2007
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