Die Cohors I Musulamiorum [equitata] (deutsch 1. Kohorte der Musulamer [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt.

Namensbestandteile

  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
  • Musulamiorum: der Musulamer. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem nordafrikanischen Volk der Musulamer auf dem Gebiet Numidiens rekrutiert.
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors quingenaria equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

Die Kohorte war in den Provinzen Syria und Lycia et Pamphylia (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 88 bis 138 n. Chr. aufgeführt.

Die Einheit wurde möglicherweise bereits um 41 n. Chr. aufgestellt. Sie hielt sich vermutlich schon um 62/63 in der Provinz Syria auf und nahm möglicherweise auch an den Kämpfen gegen die Parther in Armenien unter Gnaeus Domitius Corbulo teil. Der erste Nachweis der Einheit in Syria beruht auf Diplomen, die auf 88 datiert sind. In den Diplomen wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Syria) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 91 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz. Die Kohorte hielt sich vermutlich auch noch um 113 in Syria auf.

Möglicherweise nahm die Einheit am Partherkrieg Trajans (98–117) teil und wurde danach unter Hadrian (117–138) in Lycia et Pamphylia stationiert. Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz beruht auf einem Diplom, das auf 138 datiert ist. Lycia et Pamphylia gehörte zu den römischen Provinzen, in denen nur ein bis zwei Auxiliareinheiten stationiert waren, die dort allgemeine Polizei- und Verwaltungsaufgaben übernahmen. In dem Diplom ist die Cohors I Musulamiorum als einzige Einheit aufgeführt, aus der Soldaten entlassen wurden.

Vermutlich nahm die Kohorte am Partherkrieg des Lucius Verus um 161/166 teil, in dem sie unterging.

Standorte

Standorte der Kohorte sind nicht bekannt.

Angehörige der Kohorte

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt:

Kommandeure

Sonstige

  • [?], ein Fußsoldat: das Diplom von 138 wurde für ihn ausgestellt.
  • Bithus, ein Fußsoldat: ein Diplom von 88 (CIL 16, 35) wurde für ihn ausgestellt.
  • Γναιος Φιλοπατορος (Cn. Philopator), ein στρατιωτης (Soldat) und Beneficiarius (IGR 3.677)
  • Ρουφος Κορνηλιανος (Rufus Cornelius), ein Centurio (IGR 3.677)

Siehe auch

Literatur

  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4

Anmerkungen

  1. Das Diplom von 138 enthält die Formulierung peditibus et equitib(us) qui militaver(unt) in coh(orte) I Musulamior(um) (Fußsoldaten und Reiter, die in der Kohorte dienten).
  2. Laut Peter Weiß erklärt sich die Häufung der Militärdiplome aus der Provinz Syria für die Jahre 88 und 91 damit, dass jeweils 25 Jahre zuvor die dort stationierten Auxiliareinheiten durch neue Rekruten aufgefrischt wurden. Zuvor hatten bereits Werner Eck und Margaret M. Roxan auf den wahrscheinlichen Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Parther unter Corbulo hingewiesen.
  3. Der Empfänger des Diploms von 138 stammte aus der Stadt Cyrrhus und wurde 25 Jahre zuvor rekrutiert. Laut John Spaul und Julian Bennett ist es daher naheliegend, dass sich die Kohorte um 113 in Syria aufhielt.
  4. Laut Julian Bennett kann aus der Inschrift des G. Mestrius Servilianus geschlossen werden, dass er wahrscheinlich um 123/125 Kommandeur der Kohorte in Lycia et Pamphylia war.

Einzelnachweise

  1. Militärdiplome der Jahre 88 (Chiron-2006-252, Chiron-2006-253, CIL 16, 35), 91 (Chiron-2006-214, RMD 4, 214, ZPE-183-234) und 138 (RMD 3, 161).
  2. 1 2 3 4 John Spaul, Cohors², S. 466, 472.
  3. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 172 Tabelle 14 (PDF).
  4. Peter Weiß: Die Auxilien des syrischen Heeres von Domitian bis Antoninus Pius. Eine Zwischenbilanz nach den neuen Militärdiplomen In: Chiron, Band 36 (2006), S. 249–298, hier S. 257–261, 285.
  5. 1 2 3 4 5 Julian Bennett: The Roman Army in Lycia and Pamphylia, ADALYA X, 2007, S. 131–151 hier S. 135, 140–141, 148 (PDF).
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