Coltan (auch Koltan) ist ein Niob-Tantal-Erz. Der Name „Coltan“ leitet sich von der Mineralgruppe Columbit-Tantalit ab. Die Termini „Coltan“ und „Columbit-Tantalit“ werden immer dann verwendet, wenn die einzelnen Minerale ohne entsprechende Tests nicht bestimmbar sind oder eine Differenzierung nicht nötig ist.
Das aus Coltan gewonnene Tantal wird zur Herstellung der in nahezu jedem elektronischen Gerät verwendeten Tantal-Elektrolytkondensatoren benötigt. Coltan ist somit z. B. für die Produktion von Laptops, Smartphones, Digitalkameras, Spielekonsolen oder Elektroautos relevant.
Chemische Zusammensetzung
Die chemische Zusammensetzung dieser Mineralgruppe ist sehr variabel. Die eigentliche Columbit-Tantalit-Familie besteht aus der Columbit-Mischkristallreihe (mit den Endgliedern Columbit-(Fe) und Columbit-(Mn)) sowie aus der Tantalit-Mischkristallreihe (mit den Endgliedern Tantalit-(Fe) und Tantalit-(Mn)). Zwischen allen vier Endgliedern besteht die Möglichkeit der Mischkristallbildung, die allerdings in bestimmten Bereichen nicht vollständig ist. Gelegentlich werden noch die antimonreichen Minerale Stibiotantalit und Stibiocolumbit dazugezählt. Primär an Kristallingesteine, unter anderem an Alkali-Pegmatit-Gänge gebunden, finden sich diese Minerale häufig auch auf sekundärer Lagerstätte, etwa in Schwermineral-Seifen.
Förderung
Coltan wird weltweit nur in wenigen Lagerstätten gefördert und zählt damit zu den besonders kritischen Rohstoffen. Hauptförderland ist die Demokratische Republik Kongo, wo 80 Prozent der weltweiten Reserven vermutet werden. Das größte Bergwerk ist der Rubaya-Tagebau in der Provinz Nord-Kivu, wo rund 50.000 Menschen arbeiten.
In der Demokratischen Republik Kongo gewinnen Bergarbeiter aus dem Erdreich durch Nasssiebung und Schweretrennung Konzentrate mit bis zu 40 bis 45 % Tantalit. Das Schweizer Unternehmen Glencore spielte eine bedeutende Rolle im Coltanabbau in der Region Zentralafrika. Glencore plante, über die Tochterfirma Katanga Mining Limited zum weltgrößten Förderer von Coltan zu werden. Die Abbaumengen sollten bis 2015 auf 30.000 t gesteigert werden.
Verhüttung
Rund die Hälfte des weltweit geförderten Coltans wird von H. C. Starck (Deutschland) aufgekauft und teilweise in Goslar, aber vor allem in Asien verhüttet. Auf diese Weise wird das Tantal aus dem Erz gelöst. Anschließend wird es z. B. an Samsung, Apple oder Lenovo weiterverkauft. Weitere wichtige Verarbeiter sind (Stand 2009) Treibacher (Österreich), Cabot (USA), Mitsui (Japan) und Ulba (Kasachstan).
Im Jahr 2018 wurden weltweit 1800 t Tantal erzeugt, das hauptsächlich aus Coltan gewonnen wird. Dabei entfielen auf die Demokratische Republik Kongo 710 t, Ruanda 500 t, Nigeria 150 t, China 120 t, Brasilien 100 t, Australien 100 t, Äthiopien 70 t und andere 100 t.
Konfliktmineral
Coltan wird als Konfliktmineral eingestuft. Immer wieder findet der Coltanabbau in der seit langem von Kriegen heimgesuchten Region Kivu in der Demokratischen Republik Kongo Beachtung. Die Einnahmen aus dem Bergbau und mangelhaft kontrollierte Embargos ermöglichen lokalen Warlords die Bezahlung von Soldaten und den Kauf von Waffen in dem immer wieder aufflammenden Bürgerkrieg. Damit einher gehen Morde und Vergewaltigungen. Viele Minen sind illegal. Der Abbau erfolgt häufig unter gefährlichen und gesundheitsschädlichen Bedingungen, da die Minen kaum gesichert sind und es an Werkzeugen und Geräten fehlt. So werden die Stollen häufig teilweise per Hand gegraben, stürzen gelegentlich ein und laufen mit Wasser voll. Unter den Minenarbeiten befinden sich auch Kinder, die zum Teil unter Zwang arbeiten. Viele Minenarbeiter erhofften sich von der steigenden Nachfrage nach Coltan zu profitieren, sind jedoch auf Händler angewiesen, die die Preise diktieren und den eigentlichen Profit einheimsen. Auch die ökologischen Folgen sind gravierend. Die Rodung des Regenwaldes bedroht z. B. den Lebensraum der Gorillas (z. B. im Kahuzi-Biega-Nationalpark).
Der nicaraguanische Priester, Politiker und Literat Ernesto Cardenal (1925–2020) thematisierte die problematischen Abbaumethoden von Coltan im Kongo in seinem Gedicht El Celular (Das Handy).
Zahlreiche Unternehmen, die Coltan verarbeiten, verzichten darauf, Coltan aus der Demokratischen Republik Kongo zu verarbeiten. Beispiele hierfür sind H. C. Starck, Traxys, Samsung und Intel. Noch 2003 wurde H. C. Starck die Finanzierung von Rebellengruppen im Kongo vorgeworfen, inzwischen verspricht das Unternehmen jedoch, ausschließlich konfliktfreies und von der Conflict Free Sourcing Initiative (CFSI) zertifiziertes Tantal zu verarbeiten. In den USA zwingt das Dodd-Frank-Gesetz börsennotierte Firmen seit 2010 zu belegen, dass ihr verwendetes Coltan nicht zur Finanzierung der Konflikte im Kongo beiträgt.
Literatur
- Aloys Tegera, Mikolo Sofia, Dominic Johnson: The Coltan Phenomenon: How a rare mineral has changed the life of the population of war-torn North Kivu province in the East of the Democratic Republic of Congo. Pole Institute & Comité de Réflexion sur le Développement Agro Pastoral en Province du Nord Kivu (Herausgebergemeinschaft), online auf www.news.kongo-kinshasa.de (englisch, PDF) Goma 2002.
- Michael Nest: Coltan. J. Wiley & Sons, New York (NY) 2011, ISBN 978-0-7456-4932-0.
Weblinks
- Coltan. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung
- Ian Redmond: Coltan Boom, Gorilla Bust. The Impact of Coltan Mining on Gorillas and other Wildlife in Eastern DR Congo. Mai 2001 (englisch, PDF-Datei, 345 kB)
- Michael Bitala: Kein Blut auf meinem Handy. In: Süddeutsche Zeitung. 17. Juni 2003.
- Karen Hayes, Richard Burge: Coltan Mining in the Democratic Republic of Congo: How tantalum-using industries can commit to the reconstruction of the DRC. Fauna & Flora International, Cambridge (UK) 2003, ISBN 1-903703-10-7, online auf www.tierra.rediris.es (englisch, PDF).
Einzelnachweise
- 1 2 Coltan – Der (Roh-) Stoff, aus dem das Handy ist. In: gesichter-afrikas.de. Abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Simone Schlindwein: In Kongos größtem Coltan-Bergwerk. Deutsche Welle, 17. September 2018, abgerufen am 4. April 2023 (deutsch).
- ↑ Simone Schlindwein: Kongo – Der Kampf um Coltan. Wiener Zeitung, 19. Februar 2019, abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Chantal Peyer: Contrats droits humains et fiscalité: comment une entreprise dépouille un pays. Le cas de Glencore en République Démocratique du Congo. (Memento vom 22. Juli 2015 im Internet Archive)
- 1 2 3 4 5 Mineralien: Der Fluch des Reichtums im Kongo. 23. April 2017, abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Simone Schlindwein, Dominic Johnson: Wie das Blut vom Erz gewaschen wird. Die Tageszeitung, 4. Juli 2009, abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Abraham J. Padilla: Mineral Commodity Summaries 2019. (PDF; 95,3 kB) U.S. Geological Survey, National Minerals Information Center (USGS), 2019, S. 164–165, abgerufen am 4. April 2023 (englisch).
- 1 2 Etta Fremer: Coltan: Warum der Handy-Rohstoff so problematisch ist. 24. März 2019, abgerufen am 4. April 2023 (deutsch).
- ↑ Coltan – Begehrtes Erz aus dem Regenwald im Handy. Abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Ernesto Cardenal: Poema El celular. In: laestafetadelviento.es. 28. Januar 2020, abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ H.C. Starck erhält zum fünften Mal Zertifizierung für die Verarbeitung von konfliktfreien Tantal-Rohstoffen. (Nicht mehr online verfügbar.) H. C. Starck, 19. Januar 2016, archiviert vom am 11. August 2016; abgerufen am 11. August 2016.
- ↑ Gianluca Mezzofiore: Traxys Rejects Anonymous Claims of 'Blood Trading' in Lead Ore and Coltan with DR Congo. In: ibtimes.co.uk. 18. Juni 2012, abgerufen am 4. April 2023 (englisch).
- ↑ environment and social report. (Nicht mehr online verfügbar.) Samsung, 2008, archiviert vom am 16. Juni 2016; abgerufen am 11. August 2016 (englisch).
- ↑ Carsten Drees: Coltan: An fast all unseren Smartphones klebt Blut. (Nicht mehr online verfügbar.) mobilegeeks.de, 21. September 2015, S. 1 Mitte, archiviert vom am 11. August 2016; abgerufen am 11. August 2016.
- ↑ Philipp Mimkes: Die Bayer-Tochter und der Krieg im Kongo. In: archiv.labournet.de. 3. März 2003, abgerufen am 4. April 2023.
- ↑ Laurin Meyer: Fair gehandelte Smartphones: Schmerzfrei telefonieren. In: Die Tageszeitung (taz). 8. September 2015, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 4. April 2023]).