Der Deutsche Spielepreis, auch Deutscher Spiele Preis (kurz: DSP), ist ein Spielepreis für deutschsprachige Brett- und Kartenspiel-Neuheiten. Er wird für das beste Familien- und Erwachsenenspiel und als Deutscher Kinderspielepreis für das beste Kinderspiel des jeweils aktuellen Spielejahrgangs vergeben. Mit dem Wanderpreis Essener Feder wurde bis 2016 das Autorenspiel mit der vorbildlichsten Regel ausgezeichnet.
Im Unterschied zum Kritikerpreis Spiel des Jahres ist der Deutsche Spiele Preis ein Fachpublikumspreis, bei dem interessierte Einzelspieler, Spielkreise, Händler und Journalisten zur Abstimmung aufgerufen werden. Er trat 1990 an die Stelle des von der Fachzeitschrift Die Pöppel-Revue verliehenen Goldenen Pöppels. Vergeben wird der Deutsche Spielepreis vom Bonner Friedhelm Merz Verlag. Seine Verleihung findet alljährlich am Vortag der Internationalen Spieltage in Essen statt.
Wahlmodus und Bekanntgabe
Der Deutsche Spielepreis beruht auf einer breit angelegten Fachpublikums- und Experten-Umfrage. Bis zum Jahr 2000 ging das Ergebnis der Fachpublikums-Abstimmung unter den Lesern der Pöppel-Revue zu 40 Prozent in das Gesamtergebnis ein. Zu 60 Prozent gingen drei Umfragen unter Spielejournalisten, Spielekreisen sowie Händlern in das Resultat ein.
Im Jahr 2000 geriet der Deutsche Spielepreis in die Krise, nachdem aufgedeckt wurde, dass die Pöppel-Revue die Ergebnisse ihrer Leserumfrage mehrfach mit einem festen Faktor multipliziert und damit überhöhte Teilnehmerzahlen verkündet hat. Im Folgejahr stellte die Pöppel-Revue ihr Erscheinen ein.
Seit 2001 kann jeder Spieler über das Internet an der Abstimmung teilnehmen. Darüber hinaus werden Journalisten, Spielekreise, Händler sowie die Leser der Fachzeitschrift Fairplay, der Spielbox (2001 bis 2019 und ab 2023) und der Spielerei zur Teilnahme eingeladen. Somit stützt sich die Abstimmung auf zirka 2000 Teilnehmer. Jeder Teilnehmer darf für die aus seiner Sicht fünf besten Spiele des aktuellen Jahrgangs, der jeweils von Mitte des Vorjahres bis zur Mitte des aktuellen Jahres reicht, abstimmen. Dazu zählen alle Spiele, die auf den Essener Internationalen Spieltagen im Vorjahr oder auf der im gleichen Jahr veranstalteten Nürnberger Spielwarenmesse vorgestellt wurden. Darüber hinaus kann ein Kinderspiel gewählt werden.
2023 wurde der Modus konkretisiert: Wählbar sind Spiele, die zwischen dem 1. Mai des Vorjahres und dem 30. April des laufenden Jahres auf Deutsch erschienen sind; wahlberechtigt ist, wer in Deutschland, Österreich oder der Schweiz lebt.
Das Ergebnis der Abstimmung wird als Top 10 im September veröffentlicht, bis 2010 inklusive der jeweiligen Stimmenzahl. Ab 2023 wird die Reihung der drei bestplatzierten Spiele erst im Rahmen einer Pressekonferenz am Vortag der Spiel Essen bekanntgegeben. Die Übergabe der Auszeichnung erfolgt anschließend auf der Neuheitenschau in der Messe Essen. Bis 2022 geschah das im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung.
2018 hat der Merz Verlag das Abstimmungsende rückwirkend um sieben Tage vorverlegt, nachdem ein YouTuber („Boardgamedigger“) versucht hatte, das Ergebnis durch das Versprechen eines Promotionartikels zugunsten des Spiels Klong! zu beeinflussen.
Essener Feder
Der Preisträger der von der Stadt Essen von 1981 bis 2016 vergebenen Goldenen Feder für die beste Spielregel eines Jahres wurde von einer Expertenjury bestimmt und seit 1990 im Rahmen des Deutschen Spielepreises vergeben.
Preisträger
Preisträger Deutscher Spielepreis
1990 • 1991 • 1992 • 1993 • 1994 • 1995 • 1996 • 1997 • 1998 • 1999 • 2000 • 2001 • 2002 • 2003 • 2004 • 2005 • 2006 • 2007 • 2008 • 2009 • 2010 • 2011 • 2012 • 2013 • 2014 • 2015 • 2016 • 2017 • 2018 • 2019 • 2020 • 2021 • 2022 • 2023 |
Preisträger Deutscher Kinderspielepreis
Seit 1992 wird neben dem Deutschen Spiele Preis für Erwachsenen- und Familienspiele mit dem Deutschen Kinderspiele Preis auch ein Preis für das beste Kinderspiel des Jahres vergeben. Dieses steht dem Jurypreis Kinderspiel des Jahres des Spiel des Jahres e. V. als Publikumspreis gegenüber.
Sonderpreise
Zwischen 1991 und 1998 wurde jedes Jahr ein Sonderpreis für Organisationen, Verlage, Personen oder besondere Spiele vergeben, danach nur noch unregelmäßig.
Sonderpreis zum Deutschen Spiele Preis
- 1991: Nintendo für sein erstmals entwickeltes Mehrpersonen-Videospiel
- 1992: Alex Randolph für sein Lebenswerk als Spieleautor
- 1993: Klee Spiele für seine Klassiker Spiele Edition
- 1994: Eugen Oker für die Begründung der deutschen Spielekritik in den 1960er Jahren durch seine Spielerezensionen in der Zeit
- 1995: Magic: The Gathering (Richard Garfield, Wizards of the Coast) für ein neues Spielsystem
- 1996: Friedhelm Merz in memoriam für hervorragende Leistungen im Spielebereich
- 1997: Ravensburger für Think: Erweiterung des Angebots für anspruchsvolle Erwachsenenspiele; Eröffnung eines neuen Segments in der deutschen Spielelandschaft
- 1998: WDR für großzügiges Sponsoring junger Autoren auch außerhalb der Spieleszene. Weitere Preise für die Nachwuchsautoren Lotte Schüler, Stefan Feld und Peter Schurzmann
- 2001: Spiele-Autoren-Zunft e. V. (SAZ), die durch ihre Arbeit wesentlich dazu beigetragen hat, die Rechte und Belange der bis dahin weitgehend anonymen Spieleautoren zu vertreten
- 2003: Ernst Pohle, Vorsitzender der Branchenvereinigung „Fachgruppe Spiel“
- 2007: Stadt Essen und Messe Essen für die maßgebliche Unterstützung der Spiel, ganz besonders in den Anfangsjahren
- 2010: Schülerinnen und Schüler der 2. und 3. Jahrgangsstufe der Grundschule Fünter Weg in Mülheim an der Ruhr für die Entwicklung des Spiels „Ruhrpott-Party“ im Rahmen des Wettbewerbs „Kinder erfinden Spiele“ anlässlich der RUHR.2010
- 2012: Wolfgang Kramer für sein Lebenswerk
- 2016: Knut-Michael Wolf für sein Lebenswerk
Sonderpreis Aktionsspiel
- 1994: Looping Louie von Carol Wiseley (MB-Spiele)
Weblinks
- Deutscher Spielepreis – Offizielle Internetseite
Einzelnachweise
- ↑ Deutscher Spiele Preis beschädigt. (Memento vom 8. Dezember 2007 im Internet Archive) Branchenbrief, 23/2000
- ↑ Die spielbox-LeserInnen sind gefragt: Die Zukunft des Deutschen Spiele Preises nach den Zahlenvervielfachungen der Pöppel-Revue-Umfrage. (Memento vom 20. Februar 2001 im Internet Archive) meome.de
- ↑ Spielbox bekommt neuen Chefredakteur. (Memento vom 16. Mai 2003 im Internet Archive) meome.de
- ↑ Deutscher Spiele Preis. Überblick. In: spiel-messe.com. Archiviert vom am 17. Januar 2018; abgerufen am 15. September 2021.
- ↑ Das Jahresergebnis 2010. In: Deutscher Spiele Preis. September 2010, archiviert vom ; abgerufen am 18. August 2023.
- ↑ Harald Schrapers: Der Deutsche Spiele Preis hört ein Klong. In: brett-spiel.de. 28. Juli 2018, abgerufen am 20. November 2018.