Film
Deutscher Titel Die kleine Meerjungfrau
Originaltitel Malá mořská víla
Produktionsland ČSSR
Originalsprache Tschechisch
Erscheinungsjahr 1976
Länge 84 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Karel Kachyňa
Drehbuch Ota Hofman
Karel Kachyňa
Produktion Filmstudios Barrandov mit Studio Mosfilm
Musik Zdeněk Liška
Kamera Jaroslav Kučera
Schnitt Miroslav Hájek
Besetzung
  • Miroslava Šafránková: Die kleine Meerjungfrau
  • Petr Svojtka: Irdischer Prinz
  • Libuše Šafránková: Irdische Prinzessin
  • Radovan Lukavský: König des Meeres
  • Milena Dvorská: Hexe
  • Marie Rosůlková: Großmutter der Meerjungfrauen
  • Petr Skarke: Erzähler (Sprechrolle)
  • Jan Pohan: König des Südreiches
  • Hana Talpová: Königin, Mutter des Prinzen
  • Jan Vagner: Prinz des Meeres der untergehenden Sonne
  • Dagmar Patrasová: Ein Jahr ältere Schwester der kleinen Meerjungfrau
  • Petr Svoboda: Kronprinz des Sargasso-Meeres
  • Andrea Čunderlíková: Königin des Schwarzen Meeres
  • Jiří Světlík: König des Schwarzen Meeres
  • Milan Hein: König des Gelben Meeres
  • Jana Švandová: Königin des Gelben Meeres
  • Jiřina Krejčíková: Königin des Blauen Meeres
  • Alexej Okuněv: König des Nord-Meeres
  • Jaroslava Schallerová: Königin des Nord-Meeres
  • Pavel Rímský: Kind des Nord-Meerkönigspaares
  • Karel Engel: Erfahrener Seemann
  • Vladimír Pospíšil: Schiffs-Kapitän
  • Josef Vondráček: Fischer
  • Jiří Ornest: Adjutant
  • Jindřich Narenta: Ratgeber
  • Vladimír Fürst: Adliger
  • Jaroslav Heyduk: Zeremonienmeister
  • Dana Kubálková: Europäische Prinzessin
  • Venuše Samešová: Schwarze Prinzessin
  • Milena Steinmasslová: Spanische Prinzessin
  • Šizuka Išikava: Tanzprinzessin
  • Karel Anderele:
  • Pavel Vlasák

Die kleine Meerjungfrau (auch: Die kleine Seejungfrau) ist ein tschechischer Märchenfilm. Zusammen mit den Märchenfilmen Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, Der Furchtlose und Wie man Dornröschen wachküßt gilt diese Verfilmung nach Andersens Kunstmärchen Die kleine Meerjungfrau als einer der herausragenden Klassiker dieser Gattung. Der Film wurde in den Kinos der ČSSR erstmals im November 1976 gezeigt, in der DDR am 7. Juli 1978 und in Japan am 25. April 1981 und in der Bundesrepublik Deutschland war die Erstaufführung unter dem Titel Die kleine Seejungfrau am 7. August 1977 in der ARD. Seit dem 1. November 1984 ist ein deutsch synchronisiertes Video auf dem Markt. International ist der Film auch bekannt unter dem dänischen Titel Den lille Havfrue, unter dem polnischen Titel Mała Syrenka, unter dem spanischen Titel La Sirenita, dem französischen Titel La Petite Sirène, dem italienischen Titel La Piccola ninfa di Mare, dem russischen Titel Русалочка unter dem englischen Titel The Little Mermaid. Nicht zu verwechseln ist diese tschechische Version von der kleinen Meerjungfrau mit der russischen Verfilmung Die traurige Nixe, die ebenfalls 1976 gedreht wurde und zuweilen auch unter dem Titel Die kleine Meerjungfrau geführt wird.

Drehorte

Drehorte waren Kladruby in der Tschechischen Republik, ein weiterer Ort an einer Küste und Prag. Überdies wurde in der kargen Landschaft der Prachauer Felsen gedreht. Das Schloss des Prinzen ist Schloss Veltrusy.

Schauspieler

Miroslava Šafránková spielt hier die kleine Seejungfrau und erscheint in Gestalt und Antlitz der berühmten Meerjungfrau-Skulptur von Edvard Eriksen wie nachgebildet zu sein. In Märchenfilmen ist Miroslava Šafránková bekannt als Arabella in Die Rückkehr der Märchenbraut. Ihre Schwester Libuše Šafránková spielt in der Meerjungfrau die Menschenweltprinzessin, die den bewusstlosen Prinzen am Strand findet. Libuše Šafránková ist die Märchenprinzessin in Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, in Der Salzprinz, in Der dritte Prinz, in Der Prinz und der Abendstern, in Wettstreit im Schloß und in Wie soll man Dr. Mráček ertränken? oder Das Ende der Wassermänner in Böhmen.

Handlung

Meereswelt

Die Erdkugel umspült das kreisende Wasser – geleitet vom strengen Auge des Meerkönigs. An der tiefsten Stelle der See, wo nur noch wilde Klippen aus dem Wasser ragen wohnen die Nixen. Am Meeresgrund spielen im Sand die beiden jüngsten Töchter des Meerkönigs mit glänzenden Perlen wie mit Murmeln. Die Ältere von den beiden hat heute Geburtstag, die Jüngere ist die kleine Meerjungfrau. Die Jüngere verliert das übermütige Perlenspiel und muss singen. Ihr Vater gesellt sich zu ihnen. Die Stimme der kleinen Nixe ist bezaubernd. Sie singt:

„Um Mitternacht/Läuten von fern/Glocken zu Hochzeit./Da kommt die Braut/ Schneeweiß wie aus Meerschaum ihr Kleid./Denn der König wird/Heiraten heut/Stolz naht der König/Sie seufzt voll Kummer./Ja, das wird für sie Liebe voller Trauer. Blumen im Schloss/Prachtvoll das Fest/Und wie ein Strom/ Fließt süßer Wein,/Den man von ganz weit her gebracht./Aber vergebens/ Wartet die Braut/Alle sofort an Deck/ Leb wohl mein Liebling/Ja,das wird für sie Liebe voller Trauer. Stürmisch die See/Da bricht der Mast/So treibt das Schiff/Hilflos dahin/Keiner kann sich retten – zu spät./Unten am Strand/Wartet die Braut/Weint sich die Augen aus/Niemals kommt er wieder./Ja, das war für sie Liebe voller Trauer.“

Schiff

Während des Liedes hat der Meereskönig in den zauberischen allsehenden Stein seines Ringes geblickt, er hat seine Macht spielen lassen und ein Schiff ist an den Klippen zerschellt – die sinkende Fracht gleitet sanft herab. Es ist das Geschenk für das Geburtstagsnixchen. Die beiden Schwestern spielen in heller Freude mit den Schätzen: Bildrollen Japanischer Druckgraphik, Stoffe – eine blutrote Rose wird der kleinen Seejungfrau geschenkt. Sie steckt sie ins blaue Haar.

Das Fest

Das Geburtstagsfest beginnt. Es ist auch der Tag, an dem die ältere Schwester das erste Mal an die Wasseroberfläche darf. Und sie wird den Kronprinz des Sargassomeeres heiraten. Die große Familie und die verheirateten Schwestern werden aus allen Königreichen der Meere erwartet. Die kleine Seejungfrau verzehrt sich nach Berichten von der Erde. Alle Schwestern und die alte Großmutter werden befragt. Die Königin vom Nordmeer schwärmt für das Nordlicht, die vom gelben Meer stöhnt über Feuer und Krieg der Menschen. Die Großmutter erzählt von fliegenden, singenden Fischen und Blumen und Schafen und einem Schafhirtprinzen. Da fragt die kleine Nixe auf einmal nach dem Verbleib ihre Mutter, die doch auch 300 Jahre alt werden kann. Aber die Frage nach der Königin aller Meere wird übergangen. Das Fest verläuft anmutig und schön. Sehnsuchtsvoll blickt die kleine Nixe ihrer älteren Schwester nach, als diese an die Oberfläche schwimmt.

Der Froschprinz

Weniger begeistert ist die kleine Nixe von dem zugleich hochmütigen wie kriecherischen Prinzen, der ihr eines Tages zum Gatten bestimmt ist. Es ist der Prinz des Meeres der untergehenden Sonne. Sie vergleicht sein Aussehen mit einem Frosch. Aber er weckt in ihr die Neugier nach einer Grotte. Heimlich läuft sie dorthin und findet aber kein Fenster zur oberen Welt, sondern eine bizarre Meerschaum-Skulptur ihrer schönen Mutter. Ihr Vater überrascht sie, aber er bestraft sie nicht, auch wenn er die Neugier der Nixe mit der Neugier ihrer Mutter vergleicht.

Drei Steine

Zeit ist vergangen – das Fest der Jüngsten steht bevor. Die Großmutter erzählt von der Erde, der Sonne, von den Menschen, von den Bäumen auch vom gefährlichen Kuss eines Menschen. Die große königliche Meeresfamilie kommt zusammen. Die kleine Nixe trägt eine Kette mit drei kostbaren Steinen: Der Rote war ein Geschenk ihrer Mutter, den Schwarzen hat sie im Inneren eines Meeresvulkans gefunden, den Weißen bei der Behausung einer Meereshexe. Den roten Stein gibt es nur zweimal auf der Welt: Den einen behielt die Königin und den anderen schenkte sie ihrer Jüngsten – mit dem Stein sind Stürme zu besänftigen. Alle begehren wieder die wunderschöne Stimme der kleinen Nixe zu hören und sie beginnt zu singen:

„Weiß ist der erste Stein,/Blendet die Sinne/ Rot ist der zweite/Er verschließt die Lippen/ Schwarz ist dann der dritte/Er versteinert Herzen/ Und wer so versteinert ist,/Der spürt nie mehr Schmerzen.“

Der Prinz

Während die Nixe singt, segelt oben das Schiff eines jungen Prinzen. Auch er hat Geburtstag. Als er die Stimme hört, nimmt er voll Sehnsucht Kurs auf die gefährlichen Klippen. Er will die Sängerin sehen. Aus der Tiefe des Meeres eilt die Schar der königlichen Meeresfamilie an die Wasseroberfläche um die kleine Nixe zu begleiten – dort feiert man auf dem Schiff den Geburtstag des Prinzen mit einem prächtigen Feuerwerk. Staunend sieht die kleine Meerjungfrau die Schönheit der Lichter und die Schönheit des Prinzen. Das Schiff beginnt zu kentern. Da schleicht die Nixe sich davon und schwimmt, um den Prinzen zu retten. Sie schwimmt lange mit dem Bewusstlosen und bringt ihn an einen Strand. Aber sie muss wieder ins Meer zurück, da sie sich sonst in Meeresschaum auflöst. Erst als eine Schar von Erdenmädchen an Land fröhlich herbeireitet und den Prinzen findet erwacht der Schöne. Eine bezaubernde Dunkelhaarige hat ihn geküsst. Er fühlt sich durch sie gerettet. Kummervoll schwimmt die kleine Meerjungfrau zurück ins Meer.

Königin aller Meere

Der Meerkönig empfängt seine Lieblingstochter streng. Sie fragt nach dem Erdenprinz und er berichtet, dass er jetzt in sein Land gebracht wird, aber immer an die dunkelhaarige Schöne denken muss. Für die kleine Meerjungfrau hat der König die Vorstellung, in einem halben Jahr solle sie den ihr bestimmten Meerprinzen von der untergehenden Sonne heiraten. Dann will der Meerkönig die kleine Nixe zur Königin aller Meere machen. Doch die Seejungfrau bleibt traurig. Als der Tag des Festes gekommen ist, flüchtet sie und läuft zu der Meerhexe, um von ihr menschliche Gestalt zu erhalten. Die Böse will ihr helfen, um der Nixe zu schaden, aber den roten Stein will sie nicht als Belohnung – den hat sie schon bekommen von der Mutter der kleinen Nixe. Die Hexe will die vollkommene Stimme der Nixe. Das Meermädchen wird ein stummes, aber bildschönes Menschenkind. Mit dem Lied von den Steinen, das den Prinzen mit Sehnsucht erfüllte, verliert sie ihre Stimme. Wenn der Prinz aber eine andere liebt, wird ihr das Herz brechen und sie wird sich in Meeresschaum auflösen.

Brautwahl

In dem von der Wildheit des Meeres heimgesuchten Land des Prinzen ist Brautschau. Die Staatsfinanzen sind durch die aufgewühlte Natur zerrüttet. Die Prinzessinnen aus vielen reichen Ländern tanzen im Garten. Der Prinz wandelt einsam am Strand. Da wird die bildschöne Seejungfrau in Menschengestalt aus dem Meer geworfen. Der Prinz glaubt seinen Augen nicht zu trauen. Aber er wendet sich ganz der Schönen zu. Die Prinzessinnen reisen ab. Auf das innere Flehen der kleinen Nixe füllen sich wieder die Fischernetze. Die Stürme schweigen. In Muscheln finden sie Perlen, die die Finanzen des Prinzen sichern und retten, auch Schiffe laufen wieder ein. Aber das Meer färbt sich zuweilen blutrot (nachdem sie ihre blutigen Füße im Meer reinigen will). Der Prinz ist bezaubert von der Meeresprinzessin. Er berichtet ihr von den Nixen-Legenden, die sich um sie ranken und die er für schöne Märchen hält. Aber er gesteht dem Mädchen auch seine Liebe zu der Dunkelhaarigen, von deren Verbleib er aber nichts weiß. Es scheint, als würde er sich immer mehr der stummen Meeresschönen zuneigen.

Die Prinzessin des Südreichs

Die Ratgeber veranlassen den Prinzen zu einem Brautbesuch im reichen fernen Südreich. Er will zunächst nicht und nimmt seine Nixe sogar mit auf die Reise. Aber als er vor der Prinzessin des Südreiches steht, erkennen sich die beiden. Es ist die schöne Dunkelhaarige und überglücklich gestehen sie sich ihr Wiederfinden. Das Meermädchen steht benommen. Auf dem Schiff segelt das Hochzeitspaar zurück in das Reich des Prinzen. Alles liegt in Zauberschlaf. Die kleine Meerjungfrau hat aus dem Wasserreich ein Messer, damit soll sie den Prinzen noch vor Sonnenaufgang umbringen – dann kann sie wieder Nixe werden. Ratlos steht sie mit dem Dolch vor dem schlafenden Liebespaar. Die Stimme des Meervaters mahnt zur Eile und drängt, das Schiff müsse in jedem Fall an den Klippen zerschellen. Das Meermädchen neigt sich über den Prinzen – doch nur um ihn zu küssen. Das Messer gleitet ins Meer. Die königliche Meeresfamilie sieht dies voll Schrecken von weitem. Das Meermädchen stürzt sich mit einem Schrei in die Fluten und löst sich in Meeresschaum auf. Aus dem Wasser entfalten sich Seeblumen, die das Schiff schützend umblühen. Vom Schrei erwachen der Prinz und seine Braut. Er fragt nach der Nixe. Staunend sehen die beiden das blühende Meer. Ratlos steht der Meereskönig und das Meer rauscht – befreit erhebt sich darüber der Gesang des Meermädchens.

Stoff

Mythos

Die Stimme ist der Ursprung der Meermädchenschönheit. Die verführerische Stimme ist das, was Sirenen und Nixen über alle Metamorphosen ihrer Gestalt die Gabe des Meereszaubers verleiht. Mit der Aufgabe ihrer Stimme verleugnet die kleine Meerjungfrau ihre Identität – und damit auch die Selbstachtung, die die Gabe geliebt zu werden, voraussetzt. Die Handlung des Films richtet sich im Wesentlichen nach dem Meermädchenmärchen von Hans Christian Andersen. Allerdings ist die Erzählung von der Mutter der Nixe und der auf die Nixe dadurch psychologisch vererbten Familientragödie der „Neugier“ bei Andersen nicht ausgeführt, in dieser Verfilmung aber angedeutet. Außerdem ist die kleine Meerjungfrau hilfsbereit, wie das sagenhafte Donauweibchen, das Fischer vor einer Springflut warnt. Die kleine Seejungfrau des Films ist wie Andersens Nixe und auch wie Fouqués Undine und bis zum gewissen Grade auch wie Melusine der zerbrechliche Typus des Wassermädchens. Hiervon unterscheidet sich der mächtige und teilweise zerstörerische Typus, wie er etwa in der Meerkönigin in dem schwedischen Märchen Zuerst geboren, zuerst vermählt ausgeführt ist und auch bei Vorlíčeks Märchenfilm Die Seekönigin wichtig wird – also der fatale Typus, der in der Verfilmung der kleinen Meerjungfrau in der Gestalt der Nixenmutter angedeutet und in der Meerhexe ausgeführt wird. Das Märchen bei Andersen endet mit der Verwandlung der kleinen Meerjungfrau aus dem Meerschaum in einen wohltätigen Luftgeist. Im Film verwandelt sie sich in blühende Seerosen, die auch Nymphaeas heißen. Diese schützen das Schiff vor den Klippen und sind – wie bei Andersen – wohltätig. Dieses Seerosenbild ist inspiriert von dem Mathildentraum in NovalisHeinrich von Ofterdingen: Das bald dem Leben entrissene Mädchen begegnet in diesem Traum unter Wasser und verwandelt sich später in die blaue Sehnsuchtsblume. Natürlich ist das Bild der Meeres-Seerosen im Film aber auch noch eine letzte Reminiszenz an Antonín Dvořáks Rusalka. Diese slawische Seenixe hat viele Ähnlichkeiten mit Andersens kleiner Meerjungfrau, aber sie entstammt nicht dem Meer, sondern einem seerosenüberwachsenen See. Und in diesen Seerosenteich zieht die traurige Rusalka ihren wankelmütigen Liebhaber ins nasse Grab. Dieser ist allerdings willig, reuig und völlig im Klaren über die Folgen des Nixenkusses.

Bilder

Die Lichtführung des Meermädchenfilms betreffend ist – genau wie Andersen die See im Märchen beschreibt – die Meereswelt der Nixen in kornblumenblaues Licht getaucht. Der Film verzichtet auf die Darstellung des Fischleibes von Nixen und steht damit auch in der Tradition der griechischen Wassernymphen, die ebenfalls ohne Fischschwanz gedacht wurden. Das Filmbild nach dem sich die Meeresbewohner und Nixen von Menschen unterscheiden, ist inspiriert von Alfons Muchas Personifikation des Mondes in seinem Bild Der Mond. Unter den Bildern von Seemädchen und Nixen haben die Nixen-Bilder von Edward Burne-Jones einen gewissen Einfluss auf die Atmosphäre des Films gehabt. Auch die Naturbilder von den blühenden Apfelbäumen und die an Gewandstudien erinnernden fließenden Gewänder rufen die Bilder dieses Präraffaeliten ins Gedächtnis.

Meeresmusik

In einem Film über Meermädchen hat die Musik Schlüsselbedeutung. Zdeněk Liška komponierte im Horizont der großen Tradition musikalischer Wasserkompositionen die Filmmusik zu Die kleine Meerjungfrau. Allerdings bleibt Liškas Klang dennoch eigenständig und verzichtet auf wörtliche Zitate. Besonders wichtig wurde Antonín Dvořáks Rusalka. So ist hier z. B. im Ho – ho – ho-Gesang der Dryaden die Intervallfolge von dem Mitternachtslied der kleinen Meerjungfrau herauszuhören. Die rollenden Rhythmen von Meereswellen finden sich in Claude Debussys La Mer ebenso wie in der Märchenmusik, die das Rauschen der Weltmeere untermalt. Das Elegische des Nixengesangs erinnert an die über den Wassern schwebenden Stimme in Ernest Chaussons Poème de l’amour et de la mer (Op. 19) – insbesondere in dem Gesang der Wasserblume. Auch der Vokalgesang von Debussys Sirènes ist in dem rätselhaften, monotonen Nixen-Lied der drei Steine gegenwärtig. Darüber hinaus hat Liška die wasserillustrierenden Aspekte von Smetanas Moldau in den Tonfolgen seiner Meeresmusik aufgegriffen. Verglichen mit der vielschichtigen Musik der Nixen ist die Musik der Menschenwelt in sehr einfachen Tanzweisen gehalten.

Synchronisation

Die westdeutsche Synchronbearbeitung, die gelegentlich im Fernsehen zu sehen ist und auf DVD erhältlich war, entstand im Bavaria Atelier München. Gleichzeitig wurde in der DDR eine eigene Fassung für den Kinoeinsatz produziert in den Ateliers des DEFA Studios für Synchronisation, Weimar, die später ebenfalls auf DVD veröffentlicht wurde.

Kritiken

  • „Tief unten, auf dem Grund des Meeres, lebt ein mächtiger König mit seinem Gefolge und herrscht über alle Meere. Eine seiner Töchter ist nicht nur von bezaubernder Anmut, sondern hat auch noch eine wunderschöne Stimme, mit der sie alle betört. An ihrem Geburtstag trifft sie auf einen Menschenprinzen, der, von ihrer Stimme angelockt, ins Verderben segelt. Sie rettet ihn und verliebt sich. In ihr wächst immer mehr die Neugier auf die Welt außerhalb des Wassers. Der Wunsch wird stärker, dem Leben im Meer zu entfliehen und fortan als Mensch zu leben, an der Seite des geliebten Prinzen. Für ihn nimmt sie alle Strapazen in Kauf, um ein Mensch zu werden. Doch ihre Liebe bleibt unerwidert, die kleine Meerjungfrau stirbt an gebrochenem Herzen. Ein stimmungsvoller Märchenfilm nach Hans Christian Andersen.“ – schreibt die Datenbank-film-the-fan-net
  • „Die kleine Seejungfrau lebt am Grunde des Meeres. Eines Tages rettet sie einem Prinzen das Leben und verliebt sich in ihn. Zunächst aber werden von ihr viele Opfer verlangt. Sie muß sogar ihr Leben riskieren. Stimmungsvolle Märchenverfilmung, die im Gegensatz zur Disney-Version den traurigen Grundton der Geschichte beibehielt. (Fernsehtitel auch: ‚Die kleine Meerjungfrau‘)“ – Lexikon des internationalen Films

Literatur

  • Hans Christian Andersen: Die kleine Seejungfrau in Gesammelte Märchen; hrsg. und zum Teil neu übertragen von Floriana Storrer-Madelung; mit einem Nachwort von Martin Bodmer; Bd. 1, manesse-Verlag, Zürich 2002; ISBN 978-3-7175-1014-7

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Die kleine Meerjungfrau. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, August 2012 (PDF; Prüf­nummer: 134 227 V).
  2. Vgl. Die kleine Seejungfrau auf S. 299–303 in 77 Märchenfilme – Ein Filmführer für jung und alt (hrsg.) Eberhard Berger, Joachim Giera u. a. Henschel Verlag GmbH; Berlin 1990; ISBN 3-362-00447-4
  3. Vgl. hierzu auch den Abschnitt zu diesem Märchenfilmklassiker von Fabienne Liptay, wo sich die Autorin mit dem Kunstmärchenmodell Andersens auseinandersetzt, Erlösung und Liebestod in eins zu denken und wie dies im Film Die kleine Seejungfrau/Malá mořská víla in Filmbildern der Melancholie formuliert wird: Fabienne Liptay: Wunderwelten – Märchen im Film; Michael Itschert, Gardez!Verlag; Remscheid, 2004; ISBN 3-89796-041-9, S. 292–294
  4. Diesen Hinweis gibt Fabienne Liptay (geb. Will) in Die kleine Seejungfrau S. 108 in Filmgenres – Fantasy- und Märchenfilm (Hrsg.) Andreas Friedrich, Philipp Reclam Verlag. jun. Stuttgart, 2003; ISBN 3-15-018403-7 (ebenda: Die kleine Seejungfrau S. 107–109)
  5. vgl. Karl Kerényi: Acheloos und die Sirenen in Die Mythologie der Griechen – die Götter und Menschheitsgeschichten; Bd. I; S. 49–50; ungekürzte Ausgabe vom November 1966, erschienen bei Deutscher Taschenbuchverlag in dreiundzwanzigster Auflage, München 2003, ISBN 3-423-30030-2
  6. Über den rätselhaften Wandel in der Spätantike von der Vogelgestalt der Sirene, die auf Meeresklippen Schiffer mit ihrem Gesang betört zu der Nixengestalt vgl. Gwen Benwell und Arthur Waugh: Töchter des Meeres – von Nixen, Nereiden, Sirenen und Tritonen, S. 38; Marion von Schröder Verlag GmbH, Hamburg 1962
  7. Parallel zu dem Vogel-Fisch-Wandel der griechischen Sirene vollzieht sich der Wandel von der Schwanenjungfrau zur kleinen Seejungfrau. Beispiele hierfür sind die Schwanenmädchen im mittelhochdeutschen Nibelungenlied, die in Wagners Ring zu Rheinnixen werden; des Weiteren Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Schwanensee, wo sich ein ähnliches Schicksal ereignet wie bei der kleinen Seejungfrau und schließlich auch die Übergangsformen von Schwan und Nixe in Vorlíčeks Seekönigin.
  8. Diese Schwierigkeit der Erkenntnis von Liebe und Selbst stellt sich auch Aschenbrödel. Und deshalb ist die Frage nach ihrem selbst, also die Antwort auf die Rätselfrage an den Prinzen bei Aschenbrödel die Voraussetzung für das Glück. Anders verläuft die Geschichte von Lieben und Geliebtwerden bei der kleinen Meerjungfrau – die fremdartige Nixe ist stumm und kann die Frage nach ihrem „Ich“ nicht stellen. Sie muss sich in der Liebe verleugnen und schläft sogar bei den Hunden vor der Tür des Prinzen.
  9. Ähnlich psychologisch erhellend geht der tschechische Märchenfilm vor in Wie man Dornröschen wachküßt und das Märchen wird durch vererbtes Familienschicksal auch im Wunderbaren erklärlich. Während sich Dornröschen sticht und ihrem Schicksal entrinnen kann, sticht sich die kleine Meerjungfrau beim Ablegen der blutroten Rose, die sie als Haarschmuck trägt, in den Finger. Ein Tropfen Blut entweicht und für einen kurzen Moment erblickt sie das Antlitz der Statue ihrer Mutter anstelle ihres eigenen Gesichts im Spiegel. Allerdings kann bei Rosa dem Lauf des vererbten Schicksals durch Tatkraft begegnet werden, was der kleinen Nixe in der Beziehung zu ihrer Mutter furchtbarer Weise nur im Opfer ihrer selbst gelingt.
  10. Das Donauweibchen in Märchen von Nixen und Meerjungfrauen hrsg. von Barbara Stamer S. 49–50; Königfurt-Verlag, Kiel 2007, ISBN 978-3-89875-197-1
  11. Zum ambivalenten Melusinentypus mit dem Tabuproblem vgl. auch das Märchen Die Meermaid ( S. 223–235) aus der Sammlung Friedrich Reinhold Kreutzwald: Estnische Märchen übersetzt von Ferdinand Löwe Verlag Perioodika, Tallinn1981
  12. Zuerst geboren zuerst vermählt ist ein schwedisches Volksmärchen in Nordische Volksmärchen 1.Teil – Dänemark/ Schweden, S. 237–248; übersetzt von Klara Stroebe; Eugen Diederichs-Verlag, Jena 1922
  13. Im Spektrum zwischen Sirène Fragile und Sirène Fatale nimmt Dahut (auch: Ahès) eine französische Schwester der kleinen Meerjungfrau eine Mittelstellung ein. Dahut ist die Tochter des Königs von Ys. Als diese bretonische Stadt im Meer versinkt, wird Dahut eine singende Sirene, die sowohl liebreizend freundlich als auch gefährlich sein kann.
  14. Novalis: Werke in einem Band, S. 325f.; Carl Hanser Verlag, München, Wien 1981; ISBN 3-446-13367-4
  15. Eine weitere Parallele zu der tschechischen Rusalka zeigt sich im Film in der Bedeutung des Meereskönigs. Der Vater der kleinen Seejungfrau spielt bei Andersen nur am Rande des Geschehens, während bei Dvořáks Rusalka ein Wassermann sich besorgt und ratend um das Schicksal der schönen See-Nixe bekümmert. Die tschechische Rusalka hat neben den Charakterzügen der Andersenschen Meerjungfrau auch Züge der russischen Vorstellung der Rusalka. Puschkin schreibt ein Fragment zu dem Stoff und Dargomyschski eine Oper (Russalka). In der russischen Erzähltradition handelt es sich – anders als bei der tschechischen – in der Rusalka zunächst um ein Mädchen, das sich aus Liebeskummer in einen Fluss stürzt und erst dann in eine gefährliche Nixe verwandelt wird. Mit dieser Vorgeschichte aus der Menschenwelt ist die russische Rusalka eine Schwester der rheinischen Loreley. Das Mädchen, das ins Wasser geht, und die Nixe, die ins Wasser gehört, stehen zu einer Perspektive verbunden am Anfang von Ingeborg Bachmanns Novelle Undine geht.
  16. Das Mond-Bild von Mucha prägte auch die Darstellung von Sonne, Mond und Wind in der tschechischen Märchenverfilmung Die sieben Raben, allerdings wurde diese Allegorie bei den sieben Raben nicht so monumental umgesetzt wie bei der kleinen Meerjungfrau. Dadurch ist dort die Gewalt der Naturmacht nicht im gleichen Maße spürbar wie bei dem Meermädchenfilm.
  17. Alfons Mucha: Study for The Moon, 1902; Study for The North Star, 1902, referenziert durch auf muchafoundation.org
  18. Alfons Mucha: Bild auf imagecache2.allposters.com
  19. Alfons Mucha: Abbildung von Der Mond
  20. Bild: Edward Burne Jones: mermaids in the deep
  21. A Sea-Nymph, 1881 by Sir Edward Burne-Jones, referenziert durch WorldGallery
  22. Die kleine Meerjungfrau. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.