Dienstleister (oder Dienstleistungsunternehmen) sind Unternehmen des Tertiärsektors und eine Betriebsform, durch die eine oder mehrere Dienstleistungen erbracht werden. Pendant sind die Sachleistungsunternehmen.

Allgemeines

Der in der Betriebswirtschafts- und Volkswirtschaftslehre verwendete Begriff des Dienstleistungsunternehmens betrifft die dem Betriebszweck entsprechende Leistungsart, die insbesondere in Handelsunternehmen, Finanzdienstleistungsunternehmen und Verkehrsunternehmen vorkommt.

Einteilung

Nach der Art der Leistung wird allgemein unterschieden:

SachleistungsunternehmenGewinnungsunternehmen, Aufbereitungsunternehmen, Energiewirtschaft,
Veredelungsunternehmen, Verarbeitungsunternehmen, Handwerk
DienstleistungsunternehmenHandelsbetriebe, Kreditinstitute, Verkehrsbetriebe, Versicherungsbetriebe
sonstige Dienstleistungsbetriebe

Die Dienstleistungsunternehmen gehören ausschließlich dem Dienstleistungssektor an.

Für die nach Wirtschaftszweigen eingeteilten Betriebe gibt es häufig spezielle Betriebslehren (unter anderem im Handel die Handelsbetriebslehre, im Bankwesen die Bankbetriebslehre oder im Versicherungswesen die Versicherungsbetriebslehre).

Typisierung

Unternehmen, die sowohl Sachgüter herstellen (sog. Produzenten) als auch (z. B. produktbegleitende) Dienstleistungen erbringen, gehören zu den Dienstleistungsunternehmen, sofern ihre Wertschöpfung oder Umsatzerlöse überwiegend aus der Erbringung von Dienstleistungen bestehen.

Der Teilsektor der „sonstigen Dienstleistungsunternehmen“ ist sehr vielschichtig. Hierzu gehören insbesondere Friseure, Gaststätten, Hotelgewerbe, Kinos, Krankenhäuser, öffentliche Unternehmen und Behörden (Daseinsvorsorge), Schulen, Speditionen, Theater, Touristikunternehmen, Vermögensverwaltungen, Werkstätten oder Wohnungsunternehmen sowie die freien Berufe wie Ärzte, Handelsvertreter, Kommissionäre oder Makler.

Weitere Dienstleistungsunternehmen (Auswahl)

Volkswirtschaftslehre

Dienstleistungen als Wirtschaftssektor erreichen in Industriestaaten mindestens 2/3 des Bruttoinlandsprodukts, während in Entwicklungs- und Schwellenländern die Primär- und/oder Sekundärsektoren dominieren. Dies wird durch folgende Statistik der Weltbank verdeutlicht:

in % des BIP
Staat Primärsektor Sekundärsektor Tertiärsektor Jahr
 Deutschland 0,6 % 30,3 % 69,1 % (2016)
 Österreich 1,3 % 28,0 % 70,7 % (2016)
 Schweiz 0,7 % 25,5 % 73,8 % (2015)
 Vereinigte Staaten 1,1 % 20,0 % 78,9 % (2015)
 Vereinigtes Königreich 0,6 % 19,2 % 80,2 % (2016)
 Japan 1,1 % 28,9 % 70,0 % (2015)
 Angola 10,2 % 61,4 % 28,4 % (2015)
 Somalia 60,2 % 7,4 % 32,5 % (2013)
 Sierra Leone 61,4 % 5,9 % 32,7 % (2016)

In Angola, Sierra Leone oder Somalia sind die relativ geringen Anteile des Dienstleistungssektors besonders deutlich. Das liegt oft daran, dass in Entwicklungs- und Schwellenländern die wesentlichen Rohstoffvorkommen vorhanden sind, dort ausgebeutet und im Sekundärsektor veredelt werden.

Wirtschaftliche Aspekte

Im Prozessmodell einer Dienstleistung versteht man unter einem Dienstleister folgende Akteure:

Bei Dienstleistungsunternehmen gibt es aus Sicht der Produktionstheorie außer den klassischen internen Produktionsfaktoren zusätzlich noch den externer Produktionsfaktor. Die Produktion einzelner Dienstleistungen besteht in der Kombination der internen mit dem externen Produktionsfaktor. Dieser befindet sich außerhalb der Unternehmen und besteht aus den die Dienstleistung nachfragenden Kunden (etwa der Kreditnehmer eines Kreditinstituts) und/oder deren für die Dienstleistung vorgesehenen Wirtschaftsobjekte (etwa das Auto für die Autowerkstatt). Da die Dienstleistungen meist nicht lagerfähig sind, können sie erst erbracht werden, wenn Kunden sie nachfragen. Ist die Nachfrage zu einem bestimmten Zeitpunkt groß und trifft auf Engpässe personeller und/oder materieller Art durch „Leistungserstellung auf Anforderung“, entstehen die für viele Dienstleistungsunternehmen typischen Warteschlangen mit entsprechender Wartezeit. Deshalb ist die Lieferbereitschaft kurzfristig nur durch Erhöhung des Arbeitstempos oder Verlängerung der Arbeitszeit (Mehrarbeit) möglich.

Die typische Kostenstruktur von Dienstleistungsunternehmen wird meist beherrscht von den Personalkosten, so dass die Unternehmen im Regelfall zu den personalintensiven Betrieben gehören. Die Inanspruchnahme von Dienstleistungsunternehmen verursacht für den Kunden Dienstleistungskosten, die je nach Unternehmensart zum Beispiel Bankgebühren, Frachtkosten oder Versicherungsprämien heißen.

Siehe auch

Wiktionary: Dienstleister – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Joachim Paul, Praxisorientierte Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 2011, S. 29
  2. Ludwig Berekoven: Die Dienstleistung. In: Der Dienstleistungsbetrieb: Wesen — Struktur — Bedeutung. Gabler Verlag, Wiesbaden 1974, ISBN 3-663-13597-7, S. 13–30, doi:10.1007/978-3-663-13597-5_2.
  3. Günter Wöhe/Ulrich Döring, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 25. Auflage, 2013, S. 3; ISBN 978-3-8006-4687-6
  4. Friedrich Klein-Blenkers, Rechtsformen der Unternehmen, 2016, S. 2 f.
  5. Reinhold Sellien/Helmut Sellien, Gablers Wirtschafts-Lexikon, Band 1, 1988, Sp. 1245
  6. Mathias Rüdiger: Forschung und Entwicklung als Dienstleistung. 2000, doi:10.1007/978-3-663-08504-1.
  7. Jürgen Mataré: Informationswirtschaft als Dienstleistung. In: Koordination von Informationen (= Informatik-Fachberichte). Springer, Berlin, Heidelberg 1984, ISBN 3-642-69396-2, S. 61–79, doi:10.1007/978-3-642-69396-0_5 (springer.com [abgerufen am 7. Oktober 2021]).
  8. NZZ: Geschichte der Dienstleistungen. Neue Zürcher Zeitung, 28. März 2008, abgerufen am 7. Oktober 2021.
  9. Sabine Haller: Dienstleistungsmanagement: Grundlagen - Konzepte - Instrumente. 4., aktual. Auflage. Gabler, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-8349-1531-3, S. 2 ff.
  10. World Bank Group - International Development, Poverty, & Sustainability. In: World Bank. (worldbank.org [abgerufen am 9. Juli 2017]).
  11. Rudolf Maleri, Betriebswirtschaftliche Probleme der Dienstleistungsproduktion, 1970, S. 83 ff.; ISBN 978-3-540-74058-2
  12. Rudolf Maleri, Grundlagen der Dienstleistungsproduktion, 1991, S. 159 f.
  13. Ralf Carl Klinge, Kapazitätsplanung in Dienstleistungsunternehmen, 1997, S. 98
  14. Reinhold Sellien/Helmut Sellien, Gablers Wirtschafts-Lexikon, Band 1, 1988, Sp. 1245
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