Effeltermühle
Gemeinde Wilhelmsthal
Koordinaten: 50° 22′ N, 11° 24′ O
Höhe: 450 m ü. NHN
Postleitzahl: 96352
Vorwahl: 09260

Effeltermühle ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Wilhelmsthal im Landkreis Kronach (Oberfranken, Bayern).

Geographie

Die Einöde liegt nordwestlich von Effelter an der Dober. Eine steile Anliegerstraße führt nach Effelter zur Staatsstraße 2200 (1 km südöstlich).

Geschichte

In einer Urkunde im Urbar über Zins und Gült in Stadt und Amt Kronach wurde 1507 die Effelter-Dober-Mühle als Schneidmühle mit oberschlächtigem Mühlrad mit Hanns Mulner als Müllermeister erwähnt. 1746 hatte die Mühle zwei Mühlgänge und einen Schlaggang. Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Kronach aus. Die Grundherrschaft hatte das Kastenamt Kronach inne.:S. 468

Mit dem Gemeindeedikt wurde Effeltermühle dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Birnbaum und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Effelter zugewiesen. 1830 wurde ein zweigeschossiger Mansardwalmdachbau mit Sandsteinsockel und Schieferdach errichtet, in dem die Mahlmühle untergebracht war. Im Jahr 1857 bestand das Anwesen gemäß Haus-Steuer-Kataster aus einem Wohnhaus mit zwei Kellern, einer Mahlmühle mit zwei Gängen, einer Schneidmühle mit einem Schneidmühlhäuschen, einem Schweinestall, einem Backofen, einer Stallung, einer Scheune, einem Holzlege und einem Hofraum.

Am 1. Mai 1978 wurde Effeltermühle im Zuge der Gebietsreform in Bayern in die Gemeinde Wilhelmsthal eingegliedert.:S. 579 Der Betrieb der Getreidemühle wurde etwa um 1955 eingestellt. 1979 folgte die Schneidmühle.

Um das Jahr 1980 gab es vom damaligen Kronacher Landrat Heinz Köhler (SPD) angestoßene Pläne, die Mühle zur Heimvolkshochschule der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung umzubauen. Die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung baute zur gleichen Zeit die ehemalige Benediktinerabtei Kloster Banz zu einer Tagungsstätte um, weshalb das auf rund zehn Millionen DM geschätzte Projekt der SPD aus Gründen der Gleichbehandlung finanziell zu großen Teilen vom Freistaat Bayern hätte gefördert werden müssen. Die Pläne scheiterten jedoch am Rückzug der Friedrich-Ebert-Stiftung, da die von Bundeskanzler Helmut Schmidt geführte sozial-liberale Koalition 1982 zerbrach und die Partei Bündnis 90/Die Grünen beim Bundesverfassungsgericht Klage gegen die Finanzierung der großen parteinahen Stiftungen eingereicht hatte.

Stattdessen erwarb das evangelische Dekanat Kronach im Sommer 1984 das fast fünf Hektar große Grundstück und baute die Gebäude bis 1988 zum Dekanatsjugendheim mit 30 Übernachtungsplätzen um. Dort gibt es auch einen Jugendzeltlagerplatz, dessen Geräte in den Nebengebäuden der Mühle untergebracht sind. Mit der Einrichtung des Jugendheims versetzte der Förderverein Effelter-Mühle den Mühlteich und die Schneidmühle wieder in funktionstüchtigen Zustand und installierte ein neues hölzernes Wasserrad, das 2005 erneuert wurde. Im Jahr 2007 wurde die 500-jährige Erstnennung der Mühle gefeiert.

Im Jahr 2020 war das hölzerne Wasserrad der Mühle wiederum marode und musste erneuert werden. An seiner Stelle wurde im Frühjahr 2021 ein Mühlrad aus Stahl installiert, dessen Finanzierung durch öffentliche und private Spendengelder erfolgte. Der Generator, der vom Wasserrad angetrieben wird, und das dazwischen liegende Getriebe wurden ebenfalls erneuert.

Baudenkmäler

  • Effeltermühle
  • Zwei Floßbache

Einwohnerentwicklung

Jahr 1818186118711885190019251950196119701987
Einwohner *1998955740
Häuser *111111
Quelle :S. 579
* 
Ort wird zu Effelter gerechnet.

Religion

Der Ort ist römisch-katholisch geprägt und nach St. Ägidius in Lahm gepfarrt.:S. 468

Literatur

  • Helmut Demattio: Kronach – Der Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 32). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1998, ISBN 3-7696-9698-0.
  • Otto Knopf: Thüringer Schiefergebirge, Frankenwald, Obermainisches Bruchschollenland : Lexikon. Ackermann-Verlag, Hof 1993, ISBN 3-929364-08-5, Sp. 99.
  • Klemens Löffler: Effelter im Frankenwald – Geschichte und Volkskultur. Carl Link Druck, Kronach 1985.
Commons: Effeltermühle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Gemeinde Wilhelmsthal, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 10. Oktober 2023.
  2. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 10. Oktober 2023 (Die gemessenen Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  3. 1 2 Klemens Löffler: Effelter im Frankenwald – Geschichte und Volkskultur. Carl Link Druck, Kronach 1985, S. 123
  4. 1 2 3 4 Helmut Demattio: Kronach – Der Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 32). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1998, ISBN 3-7696-9698-0.
  5. 1 2 Bianca Hennings: Die Rettung eines einzigartigen Idylls. In: Neue Presse Coburg. 18. September 2020, S. 15.
  6. Bianca Hennings: Es klappert nicht mehr. In: Neue Presse Coburg. 18. September 2020, S. 15.
  7. Bianca Hennings: Es klappert wieder. In: Neue Presse Coburg. 24. April 2021, S. 9.
  8. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  9. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 954, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  10. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1127, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  11. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1013 (Digitalisat).
  12. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1127 (Digitalisat).
  13. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1164 (Digitalisat).
  14. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 935 (Digitalisat).
  15. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 687 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 158 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 312 (Digitalisat).
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