Emil (eigentlich Aemilianus) Maximilian Leopold von Hessen und bei Rhein (* 3. September 1790 in Darmstadt; † 30. April 1856 in Baden-Baden) war Prinz von Hessen.

Familie

Emil von Hessen-Darmstadt war der vierte Sohn des Großherzogs Ludwig I. von Hessen-Darmstadt und dessen Gemahlin Luise Henriette Karoline von Hessen-Darmstadt. Sein Bruder Ludwig II. war der zweite Großherzog von Hessen.

Seine Tochter Helene Luise (1817–1853) war über ihre Tochter Bertha (1850–1928) die Großmutter des Dichters Walter von Molo.

Militärische Karriere

Anders als seine Brüder suchte Emil kein ausländisches Kommando, sondern machte innerhalb der kleinen hessischen Armee Karriere. Im Verlauf der napoleonischen Kriege und der Befreiungskriege nahm er ab 1809 verschiedene Positionen ein, wobei er die Achtung Napoleons gewonnen haben soll. Er brachte es bis zum Kommandanten der hessischen Truppen. In der Völkerschlacht bei Leipzig kommandierte er die 3. (Hessische) Brigade im Corps von Maréchal MacDonald. Beim Sturm auf Leipzig geriet er in preußische Gefangenschaft. Die hessischen Veteranen der Revolutionskriege und der nachfolgenden Auseinandersetzungen unterstellten ihren Verein deshalb seinem Protektorat. Sichtbares Zeugnis der Tätigkeit des „Prinz-Emil-Veteranen-Vereins“ ist das heute im Herrngarten stehende Kriegerdenkmal von 1852, das umgangssprachlich „Riwwelmatthes“ genannt wird.

Politik

Prinz Emil vertrat zunächst eine an Napoleon, nach dessen Niederlage eine an Österreich orientierte, streng konservative Politik. Er galt als einer der bedeutendsten Vertreter der Hochkonservativen in Süddeutschland. Seinem älteren Bruder, zunächst Erbgroßherzog, dann, als Ludwig II. Großherzog, war er an Intelligenz und Tatkraft weit überlegen, hatte aber als jüngerer Prinz keine offizielle Rolle in der Politik. So zog er die Fäden hinter den Kulissen. Für Innenpolitik und Verwaltung interessierte er sich nicht, um so mehr für Außenpolitik und das Prestige des regierenden Hauses und die Souveränität des Großherzogtums. So war er gegen den Preußisch-Hessischen Zollverein – nicht etwa aus wirtschaftlichen Erwägungen, sondern weil er um die Souveränität des Großherzogtums fürchtete.

Prinz Emil nahm es dem damals leitenden Minister, Karl Ludwig Wilhelm von Grolman, übel, dass er in der Verfassungskrise 1820 nicht standhaft geblieben war. So wurde 1821 Karl du Thil auf Betreiben des Prinzen Außen- und Finanzminister, von Grolman auf die Innenpolitik beschränkt. Du Thil verstand es sehr viel besser mit dem Prinzen umzugehen, als von Grolman, und dessen Wünsche einzubeziehen. In der Märzrevolution lehnte der Prinz liberale Reformen ab.

Prinz Emil war aufgrund der Verfassung des Großherzogtums Hessen von 1820 bis 1849 Mitglied der ersten Kammer der Landstände und von 1832 bis 1849 deren Präsident.

Nachleben

Emil erbte 1830 das Palais und den Moserschen Garten, benannt nach einem früheren Bewohner, Minister Friedrich Karl von Moser. Die Darmstädter benennen die im Stadtteil Bessungen gelegenen Anlagen bis heute nach dem einst populären Militär „Prinz-Emil-Schlösschen“ und „Prinz-Emil-Garten“.

Emil von Hessen-Darmstadt ist im Alten Mausoleum im Park Rosenhöhe bestattet.

Vorfahren

 
 
 
 
 
Ludwig VIII. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1691–1768)
 
 
 
 
Ludwig IX. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1719–1790)
 
 
 
 
 
Charlotte von Hanau-Lichtenberg (1700–1726)
 
 
 
Ludwig I. Großherzog von Hessen und bei Rhein (1753–1830)
 
 
 
 
 
 
Christian III. von Pfalz-Zweibrücken (1674–1735)
 
 
 
Karoline von Pfalz-Zweibrücken (1721–1774)
 
 
 
 
 
Karoline von Nassau-Saarbrücken (1704–1774)
 
 
 
Emil von Hessen-Darmstadt
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig VIII. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1691–1768)
 
 
 
Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt (1722–1782)
 
 
 
 
 
Charlotte von Hanau-Lichtenberg (1700–1726)
 
 
 
Luise Henriette Karoline von Hessen-Darmstadt (1761–1829)
 
 
 
 
 
 
 
 
Christian Karl Reinhard von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (1695–1766)
 
 
 
Maria Luise Albertine zu Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (1729–1818)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Katharina Polyxena von Solms-Rödelheim (1702–1765)
 
 

Anmerkung: Aufgrund von interfamiliären Heiraten sind Landgraf Ludwig VIII. und seine Frau Charlotte gleich zweifache Ur-Großeltern von Emil.

Literatur

  • Adolf von Deitenhofen: Fremde Fürsten in Habsburgs Heer 1848–1898, Im Selbstverlage, 1898, S. 89–90.
  • Eckhart G. Franz (Hrsg.): Haus Hessen. Biografisches Lexikon. (=Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission N.F., Bd. 34) Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-88443-411-6, Nr. HD 70, S. 345–346 (Eckhart G. Franz).
  • Manfred Knodt: Die Regenten von Hessen-Darmstadt. Schlapp, Darmstadt 1989, ISBN 3-87704-004-7, S. 80–82.
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 181.
  • Klaus-Dieter Rack, Bernd Vielsmeier: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820–1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919–1933 (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 19 = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. NF Bd. 29). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-88443-052-1, Nr. 349.
  • Dieter Schäfer: Emil. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 478 f. (Digitalisat).
  • Dieter Schäfer: Prinz Emil von Hessen-Darmstadt in der deutschen Revolution. Selbstverlag der Hessischen Historischen Kommission, 1954
  • Philipp Walther: Emil, Prinz von Hessen und bei Rhein. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 80 f.
  • Constantin von Wurzbach: Hessen und bei Rhein, Emil Maximilian Leopold August Karl Prinz. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 8. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1862, S. 431–434 (Digitalisat).
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Einzelnachweise

  1. Gustav Christian Rassy (* 1896): Walter von Molo. Ein Dichter des deutschen Menschen. Bohn, Leipzig 1936. S. 20 und Ahnentafel im Anhang.
  2. Alt: Das königliche preußische stehende Heer , 1869, Band 1, S. 152f
  3. Siegfried Büttner: Die Anfänge des Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt und das du Thilsche System. Historischer Verein für Hessen, Darmstadt 1969, S. 26f.
  4. Was gar nicht ein „Fehler“ des Ministers, sondern eine Weisung des Großherzogs war (Eckhart G. Franz, Peter Fleck, Fritz Kallenberg: Großherzogtum Hessen (1800) 1806–1918. In: Walter Heinemeyer, Helmut Berding, Peter Moraw, Hans Philippi (Hg.): Handbuch der Hessischen Geschichte. Band 4.2: Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen Reich (1806) 1815–1945. Die hessischen Staaten bis 1945 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Elwert. Marburg 2003. ISBN 3-7708-1238-7, S. 759).
  5. Siegfried Büttner: Die Anfänge des Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt und das du Thilsche System. Historischer Verein für Hessen, Darmstadt 1969, S. 27.
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