Alexander Ludwig Georg Friedrich Emil von Hessen und bei Rhein (* 15. Juli 1823 in Darmstadt; † 15. Dezember 1888 ebenda) war ein Prinz von Hessen und bei Rhein sowie der Begründer des Hauses Battenberg, einer Nebenlinie des hessischen Herrscherhauses. Er war sowohl russischer und hessischer General, als auch österreichischer Feldmarschallleutnant, sowie 1866 kommandierender General des VIII. deutschen Bundesarmeekorps im Deutschen Krieg gegen Preußen.

Leben

Herkunft und Familie

Alexander war offiziell der dritte Sohn des Großherzogs Ludwig II. von Hessen und bei Rhein (1777–1848) aus dessen Ehe mit Prinzessin Wilhelmine von Baden (1788–1836), Tochter des Erbprinzen Karl Ludwig von Baden. In der Forschung herrscht allerdings Uneinigkeit über die Frage, ob Großherzog Ludwig II. von Hessen tatsächlich der biologische Vater Alexanders war oder ob dieser einer außerehelichen Verbindung seiner Mutter mit dem Großherzoglichen Oberstallmeister und Reitlehrer der Prinzen Baron August Ludwig von Senarclens-Grancy entstammt und von Ludwig nur als sein eigener Sohn anerkannt und in die Erbfolge eingesetzt wurde, um einen öffentlichen Skandal zu vermeiden. Baron Senarclens-Grancy wird häufig ebenfalls die Vaterschaft für die beiden Schwestern Alexanders, Elisabeth Karoline (1821–1826) und Marie (1824–1880), die spätere Zarin, zugeschrieben.

Karriere

Während sein Bruder Ludwig III. nach dem Tod des Vaters den Thron in Darmstadt bestieg, verlegte sich Alexander auf die militärische Karriere. Bereits im Alter von zehn Jahren im hessischen Militärdienst, folgte er 1840 seiner Schwester Marie, der Gattin des späteren Zaren Alexander II., nach Sankt Petersburg, wo er sich einer steilen Karriere im militärischen Dienst des Zaren erfreute.

1843 wurde er russischer Generalmajor und Kommandant des Garde-Husarenregiments. Er kämpfte 1845 als General der Kavallerie unter Fürst Woronzow im Kaukasuskrieg.

Während seiner Zeit in russischen Diensten verliebte sich Alexander in die Hofdame seiner Schwester, Gräfin Julia Hauke. Diese war die verwaiste Tochter des 1826 in den polnischen Adelsstand erhobenen kongress-polnischen Kriegsministers und 1829 zum polnischen Grafen erhobenen Hans Moritz Hauke und ein Mündel des Zaren. Da Zar Alexander II. einer Heirat seines Schwagers mit einer Hofdame als nicht standesgemäß niemals zugestimmt hätte, verließ Alexander sein Regiment ohne Erlaubnis. Dafür wurde er degradiert und wurde aus russischen Diensten entlassen. Er floh mit Julia, die zu diesem Zeitpunkt schon im fünften Monat schwanger war, nach Breslau, wo er sie am 28. Oktober 1851 heiratete.

1852 trat Alexander in österreichische Kriegsdienste ein und erhielt am 13. August 1853 den Charakter als Generalmajor zuerkannt. Er nahm 1859 im Rahmen des V. Korps unter Feldmarschalleutnant Graf Stadion am Sardinischen Krieg teil. Mit seiner Brigade zeichnete er sich beim Gefecht von Montebello aus und wurde am 27. Mai zum Feldmarschalleutnant befördert. Während der Schlacht von Solferino zeichneten sich seine Truppen im Zentrum der Schlachtfront bei Cavriana aus, wo es ihm gelang, unter Hinzuziehung zweier ihm nicht unterstellter Bataillone die Front stabil zu halten und den österreichischen Truppen einen geordneten Rückzug zu ermöglichen. Im Krieg von 1866 befehligte Prinz Alexander als großherzoglich-hessischer General der Infanterie das 8. deutsche Bundesarmeekorps gegen die preußische Mainarmee, dessen Operationen im Mainfeldzug er durch sein Feldzugsjournal (1867) rechtfertigte. Seit 1868 österreichischer, wurde er 1873 auch zum hessischen General der Kavallerie ernannt.

In Zusammenarbeit mit dem reaktionären hessischen Ministerpräsidenten von Dalwigk bemühte sich Alexander bei der Lösung der deutschen Frage um eine proösterreichische Orientierung.

Landstände

Als Prinz des Hauses Hessen war er qua Verfassung von 1848 bis zur Märzrevolution 1849 (wobei er nie förmlich eintrat) und nach dem Sieg der Reaktion von 1856 (formal eingetreten 1862) bis 1888 automatisch Mitglied der 1. Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen. 1886 bis 1888 war er dort Präsident.

Entstehung des Namens Battenberg

Prinz Alexanders Bruder, Großherzog Ludwig III., erhob Alexanders Frau Julia am 5. November 1851 zur „Gräfin von Battenberg“ und sieben Jahre später, am 26. Dezember 1858, anlässlich seiner Silberhochzeit mit dem Prädikat „Durchlaucht“ in den Fürstenstand, und somit zur „Prinzessin von Battenberg“, einen Titel, den ab dann auch ihre Kinder führten. Diese waren von der Erbfolge in Hessen ausgeschlossen. Prinz Alexander selbst behielt seinen angestammten Namen bei, um persönlich nicht von der Erbfolge in Hessen-Darmstadt ausgeschlossen zu werden und auch um keinen Ansehensverlust zu erleiden.

Das Paar lebte im Winter in seinem Palais in Darmstadt und im Sommer auf Schloss Heiligenberg.

Numismatik

Prinz Alexander beschäftigte sich intensiv mit der Numismatik. Er galt auf diesem Gebiet als Autorität und publizierte drei Arbeiten über seine eigenen umfangreichen Sammlungen: „Hessen“, „Mainz“ und noch drei Wochen vor seinem Tode und bereits schwer krank, korrigierte er am 23. November 1888 die letzten Druckbogen zu der Publikation „Numismatisch-Genealogische Serien – Münzcabinet des Prinzen Alexander von Hessen. Schloss Heiligenberg, September 1889“.

Es existieren fünf Medaillen mit seinem Porträt.

  • Medaille ohne Jahr, Silber und Bronze, 42 mm. Medailleur: Carl Heinrich Lorenz. Literatur: Hoffmeister 5679 (Kupfer)
  • Medaille ohne Jahr, Silber und Bronze, 42 mm. Medailleur: Christian Schnitzspahn. Hoffmeister 5678 (Kupfer)
  • Medaille 1859, Silber und Bronze, 42 mm, auf die Verleihung des österreichischen „Militär-Maria-Theresia-Ordens“. Medailleur: Christian Schnitzspahn. Hoffmeister 5677 (Silber)
  • Medaille 1888, Silber und Bronze, 42 mm, auf seinen Tod. Medailleur: Christian Schnitzspahn. Schütz 3450 (Bronze)
  • Medaille 2002, Weißmetallguss, 90 mm. Medailleur: Peter-Götz Güttler, Dresden. Literatur: Güttler Seite 263, 13

Letzte Ruhestätte

Nach seinem plötzlichen Tod wurde Alexander zuerst im heutigen Alten Mausoleum neben seiner Mutter und seiner früh verstorbenen Schwester auf der Rosenhöhe in Darmstadt beigesetzt.

Da seine Gemahlin Julia wegen ihrer bürgerlichen Herkunft niemals einen Platz neben ihm erhalten hätte, wurde er im April 1894 in das neu errichtete Mausoleum im Kreuzgarten auf dem Heiligenberg bei Jugenheim überführt. Nach ihrem Tode am 19. September 1895 wurde Prinzessin Julia von Battenberg an der Seite ihres Gemahls in ebendiesem Mausoleum beigesetzt.

Im Jahr 1902 kam es zu einer letzten Umbettung; Alexander und Julia fanden ihre gemeinsame letzte Ruhestätte in der Gruft eines Grabes unter freiem Himmel, direkt beim Goldenen Kreuz, welches an Alexanders Mutter, die Großherzogin Wilhelmine, erinnert.

Nachkommen

Aus seiner Ehe hatte Battenberg folgende Kinder:

⚭ 1871 Fürst und Graf Gustav Ernst zu Erbach-Schönberg (1840–1908)
⚭ 1884 Prinzessin Victoria Alberta von Hessen und bei Rhein (1863–1950)
⚭ 1889 Johanna Loisinger (1865–1951)
⚭ 1885 Prinzessin Beatrice von Großbritannien und Irland (1857–1944)
⚭ 1897 Prinzessin Anna von Montenegro (1874–1971)

Zu Nachfahren von Ludwig Alexander gehören die Mitglieder der heutigen britischen, zu Nachfahren von Heinrich Moritz die Mitglieder der heutigen spanischen königlichen Familie.

Auszeichnungen

Anlässlich seines 50-jährigen Dienstjubiläums ernannte ihn der preußische König Wilhelm I. am 8. September 1883 zum Chef des Schleswig-Holsteinischen Dragoner-Regiments Nr. 13.

Schriften

  • Feldzugs-Journal des Oberbefehlshabers des 8ten deutschen Bundes-Armee-Corps im Feldzuge des Jahres 1866 in Westdeutschland. Eduard Zernin, Darmstadt & Leipzig 1867, S. 39 (Stand am 24. Juli 1866) (Online bei Google Books)

Literatur

  • Günter Baisch, Claudia Schäfer: „Jugenheim“ Der Heiligenberg und die Battenberger. Verkehrs- und Verschönerungsverein Jugenheim 1863 e.V., Seeh.-Jugenheim 2011, ohne ISBN.
  • Hans-Joachim Böttcher: Prinz Alexander von Battenberg, 1857-1893, Im Strudel europäischer Politik und des Herzens. Gabriele Schäfer Verlag, Herne 2021, ISBN 978-3-944487-84-7.
  • Egon Cesar Conte Corti: „Unter Zaren und gekrönten Frauen“ – Schicksal und Tragik europäischer Kaiserreiche an Hand von Briefen, Tagebüchern und Geheimdokumenten der Zarin Marie von Russland und des Prinzen Alexander von Hessen. Pustet, Salzburg 1936.
  • Sigrun Comati, Johnny Glover, Olaf Kühn, Karl Listner, Vanessa Novak und Thomas Bröning (Jossa56): Sandro – Alexander Prinz von Battenberg. Ein europäisches Schicksal. Begleitbuch zur Ausstellung auf Schloss Heiligenberg im September 2022. Legat Verlag und Stiftung Heiligenberg 2022, ISBN 978-3-932942-42-6
  • Marie zu Erbach-Schönberg Prinzessin von Battenberg: Entscheidende Jahre. 1859–1866–1870. Aus meiner Kindheit und Mädchenzeit. 1.A. Braunschweig, H.Wollermann 1921.
  • Eckhart G. Franz: Alexander Prinz von Hessen und bei Rhein. In: Roland Dotzert et al.: Stadtlexikon Darmstadt. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-8062-1930-2, S. 19.
  • Eckhart G. Franz (Hrsg.): Haus Hessen. Biografisches Lexikon. (=Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. N.F., Bd. 34) Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-88443-411-6, Nr. HD75, S. 352 (Eckhart G. Franz).
  • Constantin von Wurzbach: Hessen und bei Rhein, Alexander Prinz. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 8. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1862, S. 427–431 (Digitalisat).
  • Oscar Criste: Alexander. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 45, Duncker & Humblot, Leipzig 1900, S. 750 f.
  • Gustav Adolf Metnitz: Alexander. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 192 f. (Digitalisat).
  • Hessen und bei Rhein Alexander Ludwig Georg Friedrich Emil Prinz von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 305 f. (Direktlinks auf S. 305, S. 306).
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index. (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 181.
  • Prinz Alexander von Hessen. In: Illustrirte Zeitung. Nr. 1203 vom 21. Juli 1866, S. 44–46 (Online bei Google Books)
  • Martin Trageser: Die Mountbattens. Eine Familie im Zentrum europäischer Geschichte. Würzburg 2021.
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Einzelnachweise

  1. "AWOL-Absence Without Official Leave", also unerlaubtes Entfernen von der Truppe, nicht zu verwechseln mit Desertation
  2. Diese Beförderung erfolgte „in der Tour“, war folglich ein normaler Karrieresprung und keine Belohnung für Montebello. Anders sieht es mit den ihm 1859/60 verliehenen Orden aus, die eine klare Anerkennung der Leistungen bei Solferino waren.
  3. Alexander von Hessen-Darmstadt: Feldzugs-Journal des Oberbefehlshabers des 8ten deutschen Bundes-Armee-Corps im Feldzuge des Jahres 1866 in Westdeutschland. Eduard Zernin, Darmstadt & Leipzig 1867 online in der Google-Buchsuche
  4. Man suchte hierfür nach einem Titel aus dem Umfeld ihrer Abstammung. Julias Ur-urgroßvater Johann Kaspar Hauck, 1675–1722 aus Wetzlar, war Pedell am dortigen Reichskammergericht, und so wurde man im 30 Kilometer entfernten Battenberg an der Eder fündig. Die Grafen von Battenberg waren 1310 erloschen; und so dachte man zuerst über deren Stammsitz als Paten des neuen Adelstitels nach. Großherzog Ludwig war aber angeblich der Ansicht, "Kellerburg" höre sich zu sehr nach einem billigen Weißwein an, und so fiel die Wahl letztlich auf "Battenberg". Abgesehen davon hat die heute noch bestehende Gemeinde gleichen Namens herzlich wenig mit diesem neuen Adelshaus zu tun.
  5. Zeichen der Regierungsgewalt im Großherzoglich Hessischen Wappen ist das Schwert in der erhobenen rechten Pranke des Hessenlöwen. Das Wappen im Torturm von Schloss Heiligenberg zeigt das Wappen klar ohne dieses Schwert; das Relief über der Tür des Mausoleums im Kreuzgarten zeigt ebenfalls das Hessenwappen mit Krone, doch hat der es haltende Engel „versehentlich“ sein Gewand über der Stelle, an der man das Schwert sehen könnte/sollte. Im Inneren des Mausoleums über dem Fenster der Nordwand ist das Wappen hingegen mit Krone und Schwert dargestellt. (Hinweis Christian Baisch, Pfleger des Kreuzgartens, mündlich um 1978). Wieso dieser Löwe im Mausoleum keinen doppelten Schweif, dafür aber einen "Donut" hat, ist bis dato ungeklärt.
  6. Nach der Annexion Hessen-Rumpenheims durch Preußen 1866 wurde dieser Orden nicht mehr verliehen. Prinz Alexander sollte 1888 der letzte lebende Träger dieser Auszeichnung sein.
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