Eschborn–Frankfurt ist ein Straßenradrennen, das 1962 erstmals unter dem Namen Rund um den Henninger-Turm ausgetragen wurde.

Es zählt neben den Cyclassics in Hamburg und Rund um Köln zu den wichtigsten deutschen Eintagesrennen. Seit dem Jahr 1968 findet die Veranstaltung jeweils am 1. Mai statt. Neben dem Eliterennen, welches im Rahmen der UCI WorldTour ausgetragen wird, und einem U23-Rennen werden unter anderem auch Rennen in verschiedenen Nachwuchsklassen (U11, U13, U15, U17), sowie die Škoda Velotour, ein Jedermann-Rennen mit etwa 8.000 Teilnehmern und eine Vielzahl von weiteren Side-Events veranstaltet.

Geschichte

Das Rennen wurde zunächst unter dem Namen Rund um den Henninger-Turm von der Henninger-Brauerei und der Gesellschaft zur Förderung des Radsports (1961 von den Brüdern Hermann und Erwin Moos gegründet) ausgerichtet. Start und Ziel befanden sich zunächst am Hainer Weg im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen in der Nähe des Henninger-Turms.

Bis zum Jahre 1996 und der damaligen Umgestaltung der Sportmannschaften durch die UCI fand parallel zum Profirennen noch ein Amateurrennen statt. Seither wurde ein U23-Rennen ausgerichtet. Beim Rennen 1966 wurde erstmals die Zielfototechnik eingesetzt, die von mehreren ausländischen Teams eingefordert worden war. Häufig fanden auch Frauenrennen, Rennen der Jugendklassen sowie Tandemrennen mit Blinden statt.

Nachdem die Binding-Brauerei Henninger übernommen hatte, wurden Start und Ziel im Jahr 2002 vor die Tore der Binding-Brauerei in der Darmstädter Landstraße verlegt, welche ebenfalls in Sachsenhausen liegt. Das Rennen endete an beiden Zielorten jeweils nach einer mehrmals zu durchfahrenden Zielrunde von ca. 5 km um den Henninger-Turm.

Nach dem Tod der beiden Brüder (Erwin Moos verstarb im Herbst 2002, Hermann Moos im November 2004) führte der Sohn von Hermann Moos, Bernd Moos-Achenbach, die Geschäfte der Gesellschaft zur Förderung des Radsports im Sinne seines Vaters und seines Onkels weiter.

Nach dem Rückzug des bisherigen Hauptsponsors fand das Rennen 2009 unter dem Namen Eschborn-Frankfurt City Loop statt. Startpunkt war in Eschborn, das Ziel lag in der Frankfurter Siedlung Riedberg. Die Streckenführung durch den Taunus blieb bestehen.

Im Dezember 2009 wurde das Rennen erneut umbenannt in Rund um den Finanzplatz Eschborn–Frankfurt. Das Rennen führt seitdem von Eschborn zur Alten Oper nach Frankfurt, wo auf einem gut vier Kilometer langen Rundkurs Zielrunden ausgefahren werden.

2015 sagte die Polizei das Rennen aus Sicherheitsgründen ab, nachdem ein unter Polizeibeobachtung stehendes salafistisches Ehepaar beim Ausspähen der Rennstrecke beobachtet wurde. Bei der folgenden Wohnungsdurchsuchung wurden Waffen und Sprengstoff von der Polizei sichergestellt.

Zur Saison 2017 wurde das Rennen unter dem Namen Eschborn–Frankfurt «Rund um den Finanzplatz» beginnend mit der Saison 2017 in den Kalender der UCI WorldTour aufgenommen. Im Januar 2017 wurde die das Rennen veranstaltende Gesellschaft zur Förderung des Radsports durch den Tour-de-France-Veranstalter Amaury Sport Organisation (ASO) übernommen. Im Vorfeld der Austragung 2018 wurde das Rennen in Eschborn-Frankfurt umbenannt.

Das für den 1. Mai 2020 geplante Rennen wurde wegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland abgesagt. Die Veranstalter prüften mit zuständigen Behörden und dem Radsport-Weltverband UCI die Möglichkeit einer Verlegung auf einen späteren Termin im September oder Oktober des Jahres. Im Juni 2020 wurde die Austragung endgültig abgesagt, da eine Austragung nicht sichergestellt sei. Für 2021 wurde das Rennen auf den 19. September verlegt.

Der Rekordsieger des Rennens ist der Norweger Alexander Kristoff (2014, 2016, 2017 und 2018) mit vier Erfolgen.

Im Jahr 2023 fand erneut eine Streckenänderung statt. Mit einer Rückkehr zur 200-km-Distanz und einer doppelten Befahrung des Feldbergs wurde das Streckenprofil verschärft.

2023 wurde auch das U23-Rennen wieder eingeführt, welches seit 2020 aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen musste.

Palmarés

Profis / Elite

JahrSiegerZweiterDritter
Rund um den Henninger-Turm
1962 Armand Desmet Huub Zilverberg Rik Van Looy
1963 Hennes Junkermann Willi Altig Jean Stablinski
1964 Clément Roman François Mahé Yvo Molenaers
1965 Jean Stablinski Frans Verbeeck Georges Van Coningsloo
1966 Barry Hoban Walter Godefroot Willy Planckaert
1967 Daniel Van Ryckeghem Willy Planckaert Georges Van Coningsloo
1968 Eddy Beugels Valère Van Sweevelt Herman Van Springel
1969 Georges Pintens Michele Dancelli Herman Van Springel
1970 Rudi Altig Joop Zoetemelk Ottavio Crepaldi
1971 Eddy Merckx Jos Deschoenmaecker Lucien Aimar
1972 Gilbert Bellone Eddy Merckx Noël Van Tyghem
1973 Georges Pintens Jürgen Tschan Freddy Maertens
1974 Walter Godefroot Eddy Merckx Frans Verbeeck
1975 Roy Schuiten Frans Verbeeck Walter Godefroot
1976 Freddy Maertens Frans Verbeeck Roger De Vlaeminck
1977 Gerrie Knetemann Dietrich Thurau Frans Verbeeck
1978 Gregor Braun Rudy Pevenage Hennie Kuiper
1979 Daniel Willems Henk Lubberding Gregor Braun
1980 Gianbattista Baronchelli Francesco Moser Alfons De Wolf
1981 Jos Jacobs Dietrich Thurau Daniel Willems
1982 Ludo Peeters Jostein Wilmann Sean Kelly
1983 Ludo Peeters Leo van Vliet Luc Colijn
1984 Phil Anderson Eric Vanderaerden Sean Kelly
1985 Phil Anderson Johan Lammerts Rolf Gölz
1986 Jean-Marie Wampers Steve Bauer Michael Wilson
1987 Dag Otto Lauritzen Peter Stevenhaagen Henk Lubberding
1988 Michel Dernies Rolf Sørensen Giovanni Mantovani
1989 Jean-Marie Wampers Martial Gayant Claudio Chiappucci
1990 Thomas Wegmüller Jan Wijnants Peter Winnen
1991 Johan Bruyneel Johan Museeuw Martin Earley
1992 Frank Van Den Abeele Claudio Chiappucci Frans Maassen
1993 Rolf Sørensen Maximilian Sciandri Eddy Bouwmans
1994 Olaf Ludwig Andreas Kappes Emmanuel Magnien
1995 Francesco Frattini Jens Heppner Massimo Podenzana
1996 Beat Zberg Jens Heppner Rolf Sørensen
1997 Michele Bartoli Bjarne Riis Mauro Gianetti
1998 Fabio Baldato Nicolai Bo Larsen Stefano Garzelli
1999 Erik Zabel Léon van Bon Alberto Ongarato
2000 Kai Hundertmarck Matteo Tosatto Jens Heppner
2001 Markus Zberg Davide Rebellin Kurt Van De Wouwer
2002 Erik Zabel Jo Planckaert Sergei Walerjewitsch Iwanow
2003 Davide Rebellin Erik Zabel Igor Astarloa
2004 Karsten Kroon Danilo Hondo Johan Coenen
2005 Erik Zabel Alejandro Borrajo Markus Zberg
2006 Stefano Garzelli Gerald Ciolek Danilo Hondo
2007 Patrik Sinkewitz Kurt Asle Arvesen Dario Cataldo
Eschborn-Frankfurt City Loop
2008 Karsten Kroon Davide Rebellin Mauricio Ardila
Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt
2009 Fabian Wegmann Karsten Kroon Christian Knees
2010 Fabian Wegmann Geert Verheyen Bert Scheirlinckx
2011 John Degenkolb Jérôme Baugnies Michael Matthews
2012 Moreno Moser Dominik Nerz Sergei Firsanow
2013 Simon Špilak Moreno Moser André Greipel
2014 Alexander Kristoff John Degenkolb Jérôme Baugnies
2015: Abgesagt wegen islamistischer Terrorgefahr
2016 Alexander Kristoff Maximiliano Richeze Sam Bennett
2017 Alexander Kristoff Rick Zabel John Degenkolb
Eschborn-Frankfurt
2018 Alexander Kristoff Michael Matthews Oliver Naesen
2019 Pascal Ackermann John Degenkolb Alexander Kristoff
2020abgesagt
2021 Jasper Philipsen John Degenkolb Alexander Kristoff
2022 Sam Bennett Fernando Gaviria Alexander Kristoff
2023 Søren Kragh Andersen Patrick Konrad Alessandro Fedeli
2024

U23

JahrSiegerZweiterDritter
Rund um den Henninger-Turm
1998 Raphael Schweda Stefan Rütimann Marcel Strauss
1999 Stephan Schreck Jochen Summer Markus Wilfurth
2000 Torsten Hiekmann Dirk Reichl Thomas Bruun Eriksen
2001 David Kopp Dirk Reichl Christian Pfannberger
2002 Bernhard Kohl Stefan Rucker Steffen Lockan
2003 Denis Titschenko Markus Fothen Brian Vandborg
2004 Marc de Maar Thomas Dekker Bastiaan Giling
2005-2007 keine Austragung
2008 Stefan Denifl Christoph Sokoll Jean Mitja Schlüter
Eschborn-Frankfurt City Loop
2009 Jack Bobridge Daniel Schorn Matthias Brändle
Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt
2010 Tino Thömel Wesley Kreder Loïc Aubert
2011 Patrick Bercz Florian Scheit Maurits Lammertink
2012 Sven Erik Bystrøm Michael Valgren Maurits Lammertink
2013 Lasse Norman Leth Michael Valgren Maximilian Werda
2014 Mads Pedersen Nils Politt Sven Erik Bystrøm
2015 keine Austragung
2016 Konrad Geßner Benjamin Declercq Christophe Noppe
2017 Fabio Jakobsen Casper Pedersen Patrick Müller
Eschborn-Frankfurt
2018 Niklas Larsen Jonas Rutsch Marten Kooistra
2019 Frederik Madsen Kaden Groves Jake Stewart
2020abgesagt
2021abgesagt
2022abgesagt
2023 Joshua Gudnitz Gustav Wang Aklilu Arefayne

Trivia

1964 wurde von den Veranstaltern bei der Union Cycliste International (UCI) eigens eine Lizenz für ein Radsportteam beantragt, das nur am 1. Mai bestand. Man wollte den Luxemburger Charly Gaul für das Rennen verpflichten und ihm eine Mannschaft zur Verfügung stellen. In dem Team waren drei deutsche Fahrer sowie einige Niederländer und Belgier aus verschiedenen Mannschaften vertreten. Das Engagement von Gaul scheiterte an dessen finanziellen Forderungen.

Jedermannrennen

Parallel zu den Rennen der Profis findet die Škoda Velotour, ein Jedermannrennen, statt. Von 2006 bis 2012 wurde es über vier Distanzen ausgetragen: 102 Kilometer bergig durch den Taunus und die Frankfurter Innenstadt; 74 Kilometer flach unter Umgehung der Steigungen des Taunus, aber durch Frankfurt; 63 Kilometer bergig, durch den Taunus, aber ohne die Schleife durch Frankfurt; 35 Kilometer flach ohne die Steigungen des Taunus und nicht durch Frankfurt. Nach Angaben des Veranstalters haben daran im Jahr 2007 mehr als 3500 Radfahrer teilgenommen. Start und Ziel war 2006 und 2007 das Main-Taunus-Zentrum in Sulzbach westlich von Frankfurt. 2012 wurde die Velotour mit Ausgangspunkt Eschborn über 42, 70 und 103 Kilometer durchgeführt.

Ab 2023 wird die Škoda Velotour über 3 Strecken ausgetragen. 103 km, 92 km und 40 km.

Rhein-Main Skate-Challenge

Auf der Strecke der Velotour fand von 2007 bis 2019 auch ein Inlineskating-Wettbewerb über die Marathondistanz, sowie über 70 km statt.

2007 wurde das Rennen erstmals ausgetragen. Start und Ziel befanden sich im Main-Taunus-Zentrum in Sulzbach. Das 74 km Rennen verlief durch den Taunus und die Frankfurter Innenstadt, sowie das 35 km Rennen nur durch den Taunus.

2009 wurde der Start und Ziel des Rennens nach Eschborn verlegt. Es wurde nur noch ein Wettbewerb über 42 km ausgetragen, der auch als Wertungslauf der German Blade Challenge gewertet wurde. Das Rennen verlief durch die Frankfurter Innenstadt und den Vordertaunus.

2010 wurde wieder ein zusätzliches Rennen über 70 km ausgetragen, das in zwei Schleifen durch die Frankfurter Innenstadt und den Vordertaunus verlief.

Seit 2011 wird das 42 km Rennen als Wertungslauf des German-Inline-Cup gewertet.

2012 wurde erstmals ein drittes Rennen über 21 km ausgetragen. Der Start befand sich an der Alten Oper in Frankfurt und das Ziel in Eschborn. Die Absage des Radrennens betraf 2015 auch die Rhein-Main Skate Challenge.

Siegerliste
42 km
Jahr Siegerin Zeit Sieger Zeit
2014  Katja Ulbrich -2- 01:21:04  Gary Hekman 01:10:08
2013  Katja Ulbrich 01:16:56  Victor Wilking 01:05:45
2012  Sabine Berg -2- 01:15:56  Severin Widmer 01:04:16
2011  Sabine Berg 01:18:38  Felix Rijhnen 01:05:56
2010  Sabrina Rossow 01:27:49  Daniel Hönigl 01:28:25
2009  Katharina Rumpus 01:22:34  Alexander Bastidas 01:06:22
35 km
Jahr Siegerin Zeit Sieger Zeit
2008  Linda Schwickardi 01:10:44  Pascal Ramali -2- 00:58:48
2007  Susi Eigler 01:06:09  Pascal Ramali 00:55:35

Siehe auch

Commons: Rund um den Henninger-Turm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eschborn-Frankfurt bietet mehr als Profi-Radsport auf höchstem Niveau. (pdf) In: Eschborn-Frankfurt. Abgerufen am 20. September 2023.
  2. Die Macht am Main. In: Tour. Nr. 5/1986. Atlas Verlag, Reutlingen 1986, S. 58–61.
  3. Über uns/Historie auf www.eschborn-frankfurt.de (Memento vom 17. Mai 2013 im Internet Archive) abgerufen am 10. Mai 2013
  4. Bund Deutscher Radfahrer (Hrsg.): Radsport. Nr. 21/1966. Deutscher Sportverlag Kurt Stoof, Köln 1966, S. 9.
  5. Virtueller Streckenplan bei "Rund um den Henninger-Turm" auf radsport-news.com vom 29. April 2004
  6. 1 2 Frankfurt: 1. Mai-Radrennen gesichert. fr-online.de, 8. März 2010, abgerufen am 7. August 2016.
  7. radsport-news.com vom 14. Dezember 2009: Hessischer Frühjahrsklassiker ab 2010 mit neuem Namen
  8. Frankfurter Neue Presse: Terroristen in Oberursel Vereitelter Terror-Anschlag in Oberursel: Hatte Halil D. Helfer?, 4. Mai 2015, abgerufen am 6. Mai 2015
  9. Wiesbadener Kurier: Nach vereiteltem Anschlag: Polizei sagt Radrennen rund um den Finanzplatz Eschborn - Frankfurt ab, 30. April 2015
  10. Eschborn-Frankfurt gehört ab 2017 zur WorldTour. radsport-News.com, 2. August 2016, abgerufen am 3. August 2016.
  11. Französisch wird erste Fremdsprache. fr-online.de, 5. Januar 2016, abgerufen am 6. Januar 2017.
  12. Eschborn-Frankfurt 2018: Kürzerer Name, schwierigere Strecke –. In: radsport-news.com. 16. November 2017, abgerufen am 16. November 2017.
  13. Auch Radklassiker Eschborn-Frankfurt abgesagt. In: kicker.de. 18. März 2020, abgerufen am 19. März 2020.
  14. Eschborn-Frankfurt reiht sich in die Serie der Absagen ein. In: radsport-news.com. 8. Juni 2020, abgerufen am 8. Juni 2020.
  15. hessenschau de, Frankfurt Germany: Neuer Streckenplan: Radrennen Eschborn-Frankfurt erhält 2023 neues Profil. 2. November 2022, abgerufen am 20. September 2023 (deutsch).
  16. Bund Deutscher Radfahrer (Hrsg.): Radsport. Nr. 17/1964. Deutscher Sportverlag Kurt Stoof, Köln 1965, S. 12.
  17. Neuer Rekord bei der 6. Rhein-Main Skate Challenge auf eschborn-frankfurt.de (Memento vom 6. Mai 2012 im Internet Archive) abgerufen am 25. Dezember 2012
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