Das Museum Faesch (auch Faesch’sches Kabinett) bezeichnet die Sammlung des Schweizer Juristen und Kunsthistorikers Remigius Faesch (1595–1667). Typologisch als eine Kunst- und Wunderkammer zu bezeichnen, umfasst das Museum Faesch Bücher, Gemälde, Druckgrafik, Antiken, Naturalien und so genannte Exotica. Ab 1653 war sie Bestandteil eines von Faesch für seine wachsende Sammlung erworbenen stattlichen Hauses am Basler Petersplatz.

Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Sammlung 150 Gemälde, Familienporträts, mehr als tausend Zeichnungen, einige tausend Drucke, mehr als achttausend Münzen, naturwissenschaftliche Illustrationen, mindestens 96 Holzstiche, Skulpturen und Goldschmiedearbeiten. In dem 1648 erstellten Inventar wurden 648 Zeichnungen gezählt, davon 191 von Dürer, 200 italienische und 257 von deutschen, flämischen und niederländischen Meistern.

1823 wurde die Familiensammlung aufgelöst und ging ins sogenannte Universitätsgut über, aus dem im Verlauf des 19. Jahrhunderts zahlreiche Spezialsammlungen erwuchsen. Heute ist der Grossteil des ehemaligen Museum Faesch weiterhin in Basel erhalten, zwischen Universitätsbibliothek, dem Kunstmuseum und dem Historischen Museum aufgeteilt.

2023 hat der Verein Digitales Schaudepot für das Museum Faesch und seine Geschichte eine digitale Präsentation erarbeitet.

Geschichte der Sammlung

Im Basel der Frühen Neuzeit gab es zahlreiche Familiensammlungen, die über Generationen vererbt wurden. Von heutiger – und teilweise auch damaliger – Warte erwuchs dieses Modell städtischer Sammlungskultur aus der Verbindung zwischen Erasmus von Rotterdam und Bonifacius Amerbach. Im bis heute weithin bekannten Amerbach Kabinett verband sich humanistische Gelehrsamkeit, mit der Dynamik städtischer Drucker- und Gelehrtendynastien, die eng mit der politischen und ökonomischen Elite der Stadt ebenso eng verbunden waren wie mit der Universität.

In diesem im 16. Jahrhundert etablierten kulturellen Umfeld begann auch Remigius Faesch, Spross einer alteingesessenen, zu politischem Einfluss und Wohlstand gelangten Familie, eine Sammlung anzulegen. Möglicherweise verdankt sich dieser Entscheid auch den Eindrücken, die der junge Faesch auf einer mehrmonatigen Italienreise in den 1620er Jahren gewonnen hatte. Sein systematisches Anliegen spiegelt sich zuerst in der Erstellung eines handschriftlichen Katalogs, in welchem Faesch seit 1628 den Erwerb von Büchern säuberlich festhielt.

Zahlreiche handschriftliche Dokumente bezeugen, dass Faesch – neben seiner Anstellung als Professor an der Universität – seine Sammlung intensiv pflegte. Eine reiche Korrespondenz mit Gelehrten in Frankreich und Deutschland, Eingangs- und Rechnungsbücher erlauben einen Blick auf die Sammlungspraxis der Frühen Neuzeit. Zugleich waren solche Sammlungen aber nicht nur Privatsache, sondern standen dem interessierten Publikum, vorausgesetzt es war gebildet und vermögend genug, auf Ankündigung offen. Neben der Sammlung der Medizinerdynastie der Platter (s. Thomas Platter der Ältere, Thomas Platter der Jüngere) zählte auch das Museum Faesch zu den festen Stationen europäischer Bildungsreisender. Zwei Besucherbüchlein dokumentieren den Besuch zahlreicher illustrer Gäste von 17. bis ins 19. Jahrhundert; sie dürften selbst regelmässig präsentiert worden sein, wodurch sich das Prestige des Museums zusätzlich steigern liess.

Kuriositätenkabinett

Zum Museum Faesch gehörten diverse Gemälde, Skizzen, Skulpturen, Möbel aber auch eine umfassende Bibliothek. 1619 gab Faesch dem Kunsttischler Franz Pergo ein imposantes, kunstvoll ausgearbeitetes Möbelstück im manieristischen Geschmack mit burgundischen und deutschen Einflüssen in Auftrag. Es wird heute zusammen mit vielen Werken aus dem Faesch-Kabinett im Historischen Museum Basel aufbewahrt.

Zur Sammlung gehörte auch eine Bibliothek mit über 5.000 Werken aus verschiedensten Wissensgebieten. Unter anderem enthielt sie rund 200 griechische und karolingische Manuskripte. Faesch verfasste Studien und Monographien über einzelne Künstler. Er lieferte insbesondere bisher unveröffentlichte Informationen über Holbein und war der Autor des ersten «Catalogue raisonné» (Verzeichnis aller Werke) des Künstlers. Zudem führte er umfangreiche Studien durch und hinterliess detaillierte Verzeichnisse von Holzschnitten, Drucken und Gold- und Silberobjekten.

Auch die Kataloge seiner Bibliothek liefern wertvolle Hinweise, wie man sich die Nutzung einer solchen – von heutiger Warte weitgehend ungeordneten – Sammlung als Laboratorium des Wissens vorstellen kann. Sowohl der von Faesch (und seinen Nachfolgern als Verwalter des Museums) angelegte Thesaurus rei numerariae («Schatz an Münzdingen») oder die Humanae industriae momumenta, eine große Enzyklopädie der Künste und Techniken, eröffnen zahlreiche Verbindungen zwischen Objekten, Ideen, Experimenten auf dem Stand des damaligen Wissens. Zugleich bilden sie den Versuch, die menschliche Vorstellungskraft übersteigende Vollkommenheit der göttlichen Schöpfung zu ordnen und sie so der menschlichen Vernunft weiter zugänglich zu machen.

Zahlreiche Kopien von bereits damals hoch berühmten Werken (Holbein, Grünewald, Dürer) bezeugen zudem die Bedeutung, welche der Nachahmung als wissenschaftliche und ästhetische Praxis beigemessen wurde. Für die heutige Forschung sind solche «Nachahmungen» als Zeugnisse exakter Beobachtung und skrupulöser Dokumentation von Werken im ursprünglichen Zustand, d. h. vor den zahlreichen konservatorischen Eingriffe seit dem 19. Jahrhundert. Besonders prominent zeigt sich diese «Kultur der Kopie» an Holbeins Doppelbildnis des Jakob Meyer zum Hasen und der Dorothea Kannengießer, das gemeinsam mit einer Kopie die Galerie des Museums Faesch zierte.

Es ist nicht abschliessend geklärt, wer diese Kopie angefertigt hatte, doch der bekannteste Holbeinkopist, Bartholomäus Sarburgh, galt unter städtischen Eliten – zunächst in Bern, dann auch in Basel – als beliebter Porträtist. Entsprechend liess sich auch der Museumsgründer Remigius Faesch als Mitzwanziger in selbstbewusster Pose und zurückhaltender, aber unübersehbarer Repräsentationsgeste porträtieren. Der Auftraggeber dieses Gemäldes dürfte sich in dieser Geste wohl bestätigt gesehen haben, als Sarburgh 1632 zum Hofmaler in Den Haag berufen wurde.

Nachleben der Sammlung

Als Remigius Faesch am 27. Februar 1667 in Basel kinderlos starb, hatte er testamentarisch dafür gesorgt, dass seine Sammlung fortbestand. Er hatte sie als Familienfideikommiss an seine Familie im männlichen Stamm vermacht, d. h. ihre treuhänderische Verwaltung an seine Nachkommen übertragen. Zunächst amtete sein Bruder Christoph Faesch, danach sein Neffe Sebastian Faesch als Verwalter des Museums, die beide wie Remigius Faesch auch Professoren und Rektoren der Universität waren. Wie es das Testament vorsah, musste die Verwaltung des Museums von einem Doktor der Rechte wahrgenommen werden. Sollten diese beiden Bedingungen nicht mehr erfüllt werden konnten, war die Sammlung – nicht aber das Haus am Petersplatz – der Universität zu übertragen.

Die ungewöhnliche Regelung erklärt sich daraus, dass Faesch miterlebte, wie die Erben des Amerbachkabinetts dessen Bestände 1660 um ein Haar auf dem internationalen Markt angeboten hatten; nur der Entscheid des städtischen Rates, dieses erste grosse Basler Kabinett für die Stadt zu erwerben, bewahrte sie als Sammlung davor, in alle Welt verstreut zu werden. Das von Faesch gewählte Vorgehen bewährte sich, verblieb das Museum Faesch doch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in Familienbesitz, bevor es an die Universität und von dort in die städtischen Sammlungen einging.

Ausstellungen (Auswahl)

  • «Sammeln im Wandel der Zeit – Das Museum Faesch im Kupferstichkabinett». Kunstmuseum Basel, 10. Juni bis 9. November 2023.

Literatur

  • André Salvisberg: «… mit grosser Müh, Sorgfalt und Unkosten, in dreissig und mehr Jahren zusammen geleget …» Das Museum Faesch. In: Die grosse Kunstkammer. Bürgerliche Sammler und Sammlungen in Basel. Basel 2011.
  • Remigius Sebastian Faesch, André Salvisberg: Das Museum Faesch. Eine Basler Kunst- und Raritätensammlung aus dem 17. Jahrhundert. Christoph Merian Verlag, Basel 2005, ISBN 978-3-85616-229-0.
  • Holger Jacob-Friesen: Des Rechtsgelährten Fäschen berühmte Kunstkammer. Der Sammler Remigius Faesch (1595–1667). In: Basler Stadtbuch 1995, S. 42–45.
  • Der Kunstschrank aus dem Museum Faesch – Sammlertum und Frömmigkeit um 1620 (= Basler Kostbarkeiten. 33). Basel 2012, ISBN 978-3-9523739-6-5 Digitalisat
Commons: Museum Faesch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. digitale Präsentation
  2. Paul H. Boerlin: Das Amerbach Kabinett. Basel 1991.
  3. Ausstellungs-Webseite des Veranstalters, abgerufen am 17. Juli 2023.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.