Ferat Ali Koçak (* 26. Mai 1979 in Berlin) ist ein deutscher Politiker. Er trat 2014 der HDP und zwei Jahre später Die Linke bei. Seit 2021 ist er für letztere Mitglied im Abgeordnetenhaus von Berlin.
Leben
Nach dem Abitur 1998 absolvierte Ferat Koçak ein Studium der Volkswirtschaftslehre mit Diplomabschluss 2007 an der FU Berlin und war anschließend bis 2012 zunächst im Versicherungswesen beschäftigt. Er war Mitglied des Studierendenparlaments der Universität und als Kulturreferent Mitglied des dortigen AStA. Danach war er selbstständig in verschiedenen Bereichen des Vertriebs, des Marketings und der Öffentlichkeitsarbeit tätig.
Koçak trat 2014 in die HDP Berlin ein und wurde Mitglied des Landesvorstandes. Im Jahr 2016 trat er in die Partei Die Linke ein und kandidierte im Wahlkreis Neukölln 6 erfolglos zur Abgeordnetenhauswahl 2016. Bei der nachfolgenden Abgeordnetenhauswahl 2021 erhielt er ein Mandat über die Landesliste seiner Partei und trat im Wahlkreis Neukölln 5 an. Bei der Wiederholungswahl 2023 konnte er seinen Sitz im Abgeordnetenhaus verteidigen. Er spricht im Abgeordnetenhaus von Berlin für seine Fraktion zu den Themen antifaschistische Politik bzw. Strategien gegen rechts sowie Klimapolitik und vertritt sie in den Ausschüssen für Inneres, Sicherheit und Ordnung, Umwelt, Verbraucher- und Klimaschutz und Verfassungsschutz.
Außerparlamentarisch engagiert sich Koçak bei der Migrantifa. Für Ende 2016 gibt er darüber hinaus an, Mitglied der trotzkistischen Organisation marx21, der innerparteilichen Landesarbeitsgemeinschaft Internationals der Berliner Linkspartei und der AktivistInnenvereinigung gegen Rassismus, Nationalismus und Diskriminierung, (AKEBİ e.V.) zu sein.
Neukölln-Komplex
Bei einem Brandanschlag auf sein Auto in der Nacht zum 1. Februar 2018 wurde auch das Haus seiner Eltern beschädigt. Koçak wurde vom Amtsgericht Tiergarten ursprünglich nicht als Nebenkläger im Prozess gegen die Hauptverdächtigen der Anschlagsserie zugelassen. Am 26. August 2022 urteilte jedoch das Landgericht Berlin, eine Tötungsabsicht der Angeklagten sei „nicht so fernliegend“, dass dem geschädigten Koçak der Zugang zum Prozess als Nebenkläger verwehrt werden könne. Er ist auch Zeuge in dem Prozess und als Abgeordneter auch stellvertretendes Mitglied des Untersuchungsausschusses zum Neukölln-Komplex, einer Anschlagsserie, der zwischen 2012 und 2018 mindestens 23 Brandstiftungen und 50 weitere Straftaten zugerechnet werden. Am 15. Dezember 2022 wurde der Mitangeklagte Tilo P. vom Amtsgericht Tiergarten vom Vorwurf der Beihilfe zur Brandstiftung an den Autos freigesprochen, dessen Haftbefehl aufgehoben und zu einer Geldstrafe von 4.500 Euro wegen Sachbeschädigungen verurteilt. Tilo P. war 2018 Mitglied des Bezirksvorstandes der AfD Neukölln.
Weblinks
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 5 Kandidatur von Ferat Koçak für den Die Linke-Bezirksvorstand in Neukölln vom 16. November 2016, abgerufen am 2. Februar 2023.
- ↑ Landeswahlleiterin von Berlin - Abgeordnetenhauswahl 2021: Gewählte. Abgerufen am 30. November 2021.
- ↑ Gewählte Wiederholungswahl zum 19. Abgeordnetenhaus von Berlin am Sonntag, dem 12. Februar 2023 (Hauptwahl vom 26.09.2021) in Berlin. In: wahlen-berlin.de. 12. Februar 2023, abgerufen am 3. März 2023.
- ↑ Peter Nowak: »Das Urteil ist ein Freifahrschein für Nazis«. In: Neues Deutschland. 30. Juni 2020, abgerufen am 20. Januar 2023.
- ↑ Linken-Politiker Ferat Kocak - "Die Spur des NSU 2.0 führt bis nach Neukölln". Deutschlandfunk Kultur, 22. Juli 2020, abgerufen am 3. Dezember 2021.
- ↑ Betroffener von Nazi-Anschlag nicht als Nebenkläger zugelassen, Der Tagesspiegel, 3. August 2022
- ↑ Ferat Kocak doch als Nebenkläger zugelassen, bb24.de, 26. August 2022
- ↑ Nick Brauns: Freispruch im Neukölln-Komplex. In: junge welt. 17. Dezember 2022, abgerufen am 18. Dezember 2022.
- ↑ Kristian Stemmler: »Das Urteil ist ein Freifahrschein für Nazis«. In: junge welt. 2. Januar 2023, abgerufen am 2. Januar 2023.