Flutender Sellerie

Flutender Sellerie (Helosciadium inundatum)

Systematik
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Tribus: Oenantheae
Gattung: Helosciadium
Art: Flutender Sellerie
Wissenschaftlicher Name
Helosciadium inundatum
(L.) W.D.J.Koch

Der oder die Flutende Sellerie (Helosciadium inundatum), auch Untergetauchter Scheiberich oder Untergetauchter Sumpfschirm genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Helosciadium innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Die Verbreitung dieser subaquatisch bzw. amphibisch gedeihenden Pflanze beschränkt sich weitgehend auf die atlantisch-subatlantische Klimaregion Westeuropas.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Flutender Sellerie wächst als sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 15 bis 60 Zentimetern. Ihre bisweilen rötlich überlaufenen Stängel wachsen niederliegend oder im Wasser flutend.

Es liegt Heterophyllie vor. Sie weisen einerseits haarfein-zipfelige, zwei- bis dreifach gefiederte Tauchblätter und andererseits einfach gefiederte „Luftblätter“ auf. Letztere befinden sich im oberen Abschnitt des Sprosses und bestehen aus keil- bis rautenförmigen, meist dreilappigen Teilblättern (zu Begriffen des Blattaufbaus vergleiche: Blatt).

Generative Merkmale

Die Blütezeit liegt insbesondere im Juni und Juli. Die scheinbar blattgegenständig angeordneten, doppeldoldigen Blütenstände sind relativ klein, sehr unauffällig und lediglich zwei- bis vierstrahlig. Es fehlt eine Hülle. Drei- bis sechszählige Hüllchen sind stets vorhanden.

Die weißlichen Kronblätter sind nur 0,5 Millimeter lang. Die Früchte sind bei einer Länge von 2,5 bis 3 Millimetern eiförmig.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.

Verbreitung und Ökologie

Das Verbreitungsgebiet des Flutenden Sellerie ist auf atlantische, also wintermild-humide Gebiete im westlichen Europa, namentlich im west-mitteleuropäischen Tiefland und auf den Britischen Inseln, konzentriert. Es erstreckt sich insgesamt von Irland, Schottland, Dänemark und Südschweden im Norden über Deutschland, Benelux und Frankreich bis vereinzelt nach Italien, zur Iberischen Halbinsel und zum Rand Nordwestafrikas im Süden. In Deutschland wird insbesondere das nordwestdeutsche Tiefland (vor allem Niedersachsen westlich der Weser, Schleswig-Holstein) besiedelt. Die östliche Verbreitungsgrenze wird durch disjunkte Vorkommen unter anderem in Vorpommern, dem Wendland und der Altmark, im Drömling sowie in der Lausitz markiert.

Beim Flutenden Sellerie handelt es sich um einen helomorphen Hemikryptophyten und Hydrophyten. Er bevorzugt flache, oligo- bis mesotrophe, also nährstoffärmere Gewässer mit humos-torfigem (anmoorigem) Schlamm- oder Sandgrund. Dies können beispielsweise Heideweiher, Weidetümpel, vernässte Dünentäler auf Nord- und Ostseeinseln, Sandgrubengewässer oder auch langsam fließende Gräben sein. Dort wächst die Art in Strandlings-Gesellschaften (pflanzensoziologische Klasse Littorelletea uniflorae), wobei sie hierin insbesondere als „Apium inundatum-Gesellschaft“ oder auch als „Littorello-Apietum inundati“ innerhalb des Verbandes Hydrocotylo-Baldellion (Igelschlauch-Gesellschaften) gekennzeichnet wird. Auch in ärmeren Ausprägungen von Kleinlaichkraut-Gesellschaften soll sie anzutreffen sein. Die Standorte sind oft durch einen bestimmten jahreszeitlichen Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser- bzw. Austrocknungsphasen charakterisiert.

Gefährdung und Schutz

Flutender Sellerie ist eine konkurrenzschwache Pflanzenart, deren Lebensräume durch Nährstoffeinträge, Verschmutzung, Bewirtschaftungsmaßnahmen und direkte Zerstörung im Lauf des 20. Jahrhunderts erheblich geschwunden sind. Auf der bundesdeutschen Roten Liste wird der Flutende Sellerie als „stark gefährdet“ eingestuft. Vielerorts ist diese Art bereits verschollen. Im Sinne des Naturschutzgesetzes gilt sie als „besonders geschützt“.

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Sison inundatum durch Carl von Linné. Die Neukombination zu Helosciadium inundatum (L.) W.D.J. Koch wurde 1824 durch Wilhelm Daniel Joseph Koch veröffentlicht. Ein weiteres Synonym für Helosciadium inundatum (L.) W.D.J. Koch ist Apium inundatum (L.) Rchb. f., unter dem diese Art oft in der Literatur und Datenbanken zu finden ist.

Literatur

  • A. C. Ronse, Z. A. Popper, J. C. Preston, M. F. Watson: Taxonomic revision of European Apium L. s.l.: Helosciadium W.D.J.Koch restored. In: Plant Systematics and Evolution, Volume 287 (1–2), 2010, S. 1–17.
  • Heinz Ellenberg: Zeigerwerte der Gefäßpflanzen Mitteleuropas. (=Scripta Geobotanica, Band IX), 2. Auflage, Verlag Erich Goltze KG, Göttingen 1979, ISBN 3-88452-518-2.
  • Eckhard Garve: Atlas der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen. (= Naturschutz Landschaftspflege Niedersachsen, Band 30), 1994. ISBN 3-922321-68-2.
  • Heinz-Dieter Krausch: Farbatlas Wasser- und Uferpflanzen. Ulmer-Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-3352-0.
  • Richard Pott: Die Pflanzengesellschaften Deutschlands. UTB, Ulmer-Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-8252-8067-5.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.

Einzelnachweise

  1. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 708.
  2. Helosciadium inundatum (L.) W.D.J. Koch, Untergetauchter Sumpfschirm. FloraWeb.de
  3. Ralf Hand, 2011: Apiaceae.: Datenblatt Helosciadium inundatum In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.
  4. Helosciadium inundatum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 5. Januar 2015.
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