Das Fort Lagarde ist ein Festungswerk des 17. Jahrhunderts oberhalb des Dorfes Prats-de-Molló im französischen Département Pyrénées-Orientales. Es liegt 60 Kilometer von Perpignan und 13 Kilometer von der spanischen Grenze entfernt. Hauptaufgabe war der Schutz von Prats-de-Molló und die Bewachung des aus Spanien nach Frankreich führenden Passes am Col d'Ares. Es handelt sich hierbei um ein perfektes Beispiel für die Ausführung des Bastionärsystems.
Prats-de-Molló ist der Hauptort des oberen Vallespir Tales und war ein wichtiger strategischer Punkt seit der 1659 erfolgten Angliederung des Comté de Roussillon (Grafschaft Roussillon) an Frankreich. Die Ortschaft wurde auf Befehl von Ludwig XIV. durch Sébastien Le Prestre de Vauban befestigt, welcher auch für den Bau des Fort Lagarde verantwortlich war.
Seit 1925 ist das Fort Lagarde in die Liste der historischen Monumente (Monuments historique) aufgenommen.
Geschichte
Seit dem 13. Jahrhundert war das Dorf Prats-de-Molló durch das Flüsschen Tech in eine nördliche und südliche Hälfte geteilt. Im nördlichen Teil lag die Burg der Grafen von Bésalu.
Im Jahre 1307 wurde vom König von Aragon oberhalb des Dorfes in 1540 Meter Höhe ein Wach- und Signalturm, errichtet, der den Namen „Lagardia“ erhielt. Über diesen Turm wurden militärische Nachrichten weitergegeben, was des Nachts mit Feuer und tagsüber mit Rauchzeichen geschah. Es stand in Verbindung mit dem „Tour d'En Mir“ und dem „Tour de Cos“. Letzterer stand zwischen Le Tech und Montferrer.
Nach dem Pyrenäenfrieden 1659 musste das Vallespir, die Grafschaft Roussillon, und ein Teil der Cerdagne an Frankreich abgetreten werden. Prats-de-Mollo wurde Grenzort.
Oberhalb des befestigten Ortes wurde der „Tour de la Guardia“ in das Fort Lagarde umgebaut, um die neue Grenze und den Eingang zum oberen Villespir Tal zu überwachen. Es handelte sich dabei um einen Donjon, dabei wurde der ursprüngliche Wachturm um einen Anbau erweitert und das Ganze von einem sternförmigen Wall umgeben.
In den Jahren 1663 und 1672 revoltierten die Bewohner des Vallespir und Conflent unter Josep de la Trinxeria gegen die „Gabelle“ genannte Salzsteuer, die seit 1291 erhoben wurde. Es bedurft zweier Versuche königlicher Truppen, um die Ordnung wiederherzustellen. Während der Belagerung des Ortes im Jahre 1670 wurde das Château de Perella (oder |Périlloux), die ehemalige, mittelalterliche Burg der Grafen von Bésalu, mit Artillerie verstärkt und mit einer hundertköpfigen Besatzung belegt, auch um dessen Bewohner in Schach zu halten. Diese Anlage wurde zugunsten des heutigen Forts sechs Jahre später aufgegeben und abgebrochen.
Im Holländischen Krieg (1672–1678) wurde die Befestigung 1674 von den Spaniern eingenommen, konnte jedoch im folgenden Jahr durch eine Armee unter dem Grafen Friedrich von Schomberg zurückerobert werden.
Im Jahre 1677 wurde die Anlage dann umfangreich verstärkt. Verantwortlich dafür war Sébastien Le Prestre de Vauban, der Festungsbaumeister (Commissaire général des fortifications) des französischen Königs Ludwig XIV. Gleichzeitig wurden auch weiteren Befestigungen der Region (Fort de Bellegarde, das Château de Collioure, Mont-Louis und andere) ausgebaut. Die Befestigungspläne von Christian Rousselot de Monceaux und Vauban aus dem Jahre 1679 schlossen auch die Gemeinde Prats-de-Mollo-la-Preste mit ein. Unter der Aufsicht von Vauban wurde das Kernwerk im Jahre 1686 fertiggestellt.
Der Ingenieur Rousselot, verantwortlich für die Befestigungen in der Provinz Roussillon, erweiterte 1691 mit Genehmigung des Königs die Pläne Vauban's. Die Erweiterungsmaßnahmen wurden allerdings durch einen erneuten Krieg und mangelnde finanzielle Mittel unterbrochen. Die Bauarbeiten konnten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts fortgesetzt werden und waren erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgeschlossen.
Krieg von Roussillon
Nachdem der französische Nationalkonvent am 7. März 1793 an Spanien den Krieg erklärt hatte, rückte eine spanische Armee ab dem 17. April 1793 über die Grenze nach Norden vor, um die Einwohner der Region und die dort weilenden Flüchtlinge zu schützen. General Ricardos zog durch die Region Vallespir und besetzte am 23. Mai 1793 das Dorf Prats de Mollo. Am 5. Juni wurde das Fort Lagarde zur Übergabe gezwungen und besetzt. Danach zogen die Spanier im Tal weiter und nahmen Bellegarde am 25. Juni ein. 1794 wurden beide Festungen durch die Truppen von Général (dt.: General) Jacques François Dugommier zurückerobert.
1926 wurde das Bauwerk als militärische Liegenschaft aufgegeben. 1976 erwarb die Gemeinde das Fort und lässt seither Restaurierungsarbeiten durchführen.
Bauwerk
Aus den bereits im vorigen Abschnitt geschilderten Gründen wurden die Pläne Vaubans nicht gänzlich realisiert. Im Zentrum des sternförmigen Kernwerks befindet sich der runde, ehemalige Wachturm mit dem Anbau. An der südlichen Front liegen zwei Linien vor dem Kernwerk, der Contregarde mit einer Fausse-Braie und der Bastion St. Marguerite, der Wall ist von der Bastion nach Osten geländebedingt höher gestaltet als auf der westlichen Seite. Die Nord- und Ostfronten sind schwächer ausgelegt. Die Ostfront verfügt außerdem über ein vorgeschobenes Verteidigungssystem aus Erdwällen. An das Kernwerk wurde in südöstlicher Richtung ein Hornwerk angebaut, in dem sich ein Gebäude befindet. Als Baumaterial dienten verschiedene Steinsorten, Granit aus dem „Massif du Costabonne“, Schiefer, aber auch Backsteine (und wahrscheinlich Steine aus der abgebrochenen Burg Bésalu). Alle Materialien mussten als Mannlast oder mit Maultieren über den schmalen Zugangsweg nach oben gebracht werden. Ein gedeckter Weg führt seit dem 18. Jahrhundert über 142 Stufen in eine Reduote. Dieser vorgeschobene Posten wird „Tour Carrée“ genannt. Zwischen Stadt und Fort existiert ein weiterer gedeckter Weg, der die Verbindung im Falle einer Blockade sicherstellte.
Kommandant
- 1830–1848: Jean-Louis Boyer
Fußnoten
- ↑ Eintrag Nr. PA00104101 in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
Literatur
- Alain Ayats, Louis XIV et les Pyrénées catalanes (1659–1681) — Frontière politique et frontières militaires, éditions Trabucaïre, 2002
Weblinks
Koordinaten: 42° 24′ 26″ N, 2° 28′ 53″ O