Friedrich Klingholz, bekannter als Fritz Klingholz (* 21. Oktober 1861 in Barmen (heute Stadtteil von Wuppertal); † 23. Januar 1921 in Berlin), war ein deutscher Architekt, Baubeamter und Hochschullehrer, der sich auf die Errichtung von Bahnhofs-Empfangsgebäuden spezialisiert hatte.
Familie und soziales Umfeld
Fritz Klingholz entstammte einer Kaufmannsfamilie, die seit dem 16. Jahrhundert in Rittershausen am Klingholzberg ansässig war. Fritz Klingholz heiratete im April 1911 Anna Melitta Noak, Tochter eines Berliner Möbelfabrikanten. Der einzige Sohn – er trug ebenfalls den Namen Friedrich – wurde im März 1913 geboren.
Zu seinem Freundeskreis in Berlin gehörten zahlreiche Künstler, darunter Georg Kolbe, August Gaul, Franz Iffland, Heinrich Zille und die Illustratorin Gertrude Korth.
Werdegang
Ausbildung
Zunächst besuchte er die Oberrealschule in Barmen, nach einem Umzug die in Bonn. Nach dem Abitur in Köln studierte Klingholz 1880 bis 1882 an der Technischen Hochschule Stuttgart und 1882 bis 1884 an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Dort legte er das erste Staatsexamen als Baumeister ab. 1886 trat er in den preußischen Staatsdienst und war zunächst mit der Neugestaltung von Bahnanlagen in Düsseldorf befasst. Im Mai 1889 stürzte er dort von einem Baugerüst und zertrümmerte sich das rechte Ellenbogengelenk, das versteifte. 1891 ging Klingholz nach Berlin zurück und legte im folgenden Jahr das zweite Staatsexamen als Baumeister mit Auszeichnung ab. Anschließend begab er sich drei Monate auf eine Studienreise in die Toskana.
Berufliche Tätigkeit
Von 1893 bis 1904 war er als Regierungsbaumeister (Assessor) im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten mit Entwürfen für Eisenbahnhochbauten befasst. Die ersten drei Jahre im Ministerium wurde Klingholz als Stellvertretender Baudirektor zum Kaiserlichen Gouvernement Deutsch-Ostafrika abkommandiert und war hier zuständig für den Bau des Bahnhofs von Daressalam und die Sanierung der Stadt. Diesen Aufenthalt nutzte er, um anschließend einen halbjährigen Studienaufenthalt in Britisch-Indien einzulegen, wo er Bombay, Delhi, Agra, Benares, Ahmedabad und Jaipur besuchte.
1902 erhielt er den Titel „Königlicher Landbauinspektor“. 1904 wurde er Hochbaudezernent der Eisenbahndirektion Mainz, 1905 wechselte er als Professor an die Technische Hochschule Aachen, wo er unter anderem auch für die Renaissance-Forschung zuständig war. Im Jahr 1908 wurde er als Professor an die Technische Hochschule Hannover und 1911 an die Technische Hochschule Charlottenburg berufen. Hier erhielt er den Titel „Geheimer Regierungsrat“. Trotz Invalidität wurde er 1915 im Ersten Weltkrieg einberufen, dann aber 1917 aus gesundheitlichen Gründen als Oberleutnant vorzeitig entlassen. Für seine Verdienste wurde er 1920 zum Ehrendoktor der RWTH Aachen ernannt.
Bei seinen Eisenbahnbauten arbeitete er in der Regel nicht alleine, sondern mit anderen Architekten zusammen. Neben Eisenbahnbauten errichtete er auch Villen für private Auftraggeber und sich selbst. Er nahm an zahlreichen Wettbewerben teil.
Werk (Auswahl)
Bahnhofs-Empfangsgebäude
- Bahnhof Ebersstraße der Berliner Ringbahn (Inbetriebnahme 1897), heute: S-Bahnhof Schöneberg
- Bahnhof Pulitzstraße der Berliner Ringbahn (Inbetriebnahme 1897), heute: S-Bahnhof Westhafen (im Zeitraum 1896–1899)
- Hauptbahnhof Koblenz (1899–1902)
- Hauptbahnhof Essen (1900–1902, im Zweiten Weltkrieg zerstört)
- Bahnhof Sadowa, heute: Bahnhof Berlin Wuhlheide (im Zeitraum 1896–1899)
- Erweiterungsbau für den Stettiner Bahnhof (1903), 1962 abgerissen
- Hauptbahnhof Worms (Inbetriebnahme 1904)
- Hauptbahnhof Wiesbaden (1904–1906)
- Bahnhof Bad Kreuznach (Inbetriebnahme 1905)
- Neuer Hauptbahnhof Lübeck für die Lübeck-Büchener Eisenbahn (Inbetriebnahme 1908)
- Bahnhof Lübeck-Travemünde Strand für die Lübeck-Büchener Eisenbahn (Inbetriebnahme 1912)
- Bahnhof Berlin-Lichtenberg (Mitarbeit)
Entwürfe
- Bahnhof Berlin-Grunewald (1899)
- Hamburg Hauptbahnhof (1901)
- Metz Hauptbahnhof (1905) – 2. Preis
- Leipzig Hauptbahnhof (1907) – 2. Preis
- Darmstadt Hauptbahnhof (1907) – 2. Preis (gemeinsam mit Friedrich Pützer)
- Völkerschlachtdenkmal, Leipzig
- Bahnhof Luxemburg (1907)
Sonstiges
Seit Dezember 2007 trägt die neue Klingholzstraße in der Nähe des Wiesbadener Hauptbahnhofs den Namen des Architekten.
Literatur
- Hochbau-Entwürfe der Königlich Technischen Hochschule zu Aachen, angefertigt unter der Leitung von Professor Fritz Klingholz. Berlin 1908.
- Paul Trommsdorff: Der Lehrkörper der Technischen Hochschule Hannover 1831–1931. Hannover 1931, S. 98.
- Friedrich Klingholz [Enkel]: Fritz Klingholz – ein deutscher Bahnhofsarchitekt an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. In: Jahrbuch für Eisenbahngeschichte 43 (2011/2012), S. 99–108.
- Robert Malcher: Die Bahnhofsbauten von Fritz Klingholz. Diplomarbeit im Fach Architektur an der Technischen Universität Berlin. Berlin 2006. (online, PDF)
Weblinks
- Fritz Klingholz auf www.klingholz-fritz.de, zuletzt abgerufen am 11. November 2010
- Entwürfe Klingholz im Architekturmuseum der TU Berlin, zuletzt abgerufen am 10. Dezember 2010
Einzelnachweise
- ↑ Klingholz, Friedrich, in: Catalogus Professorum TU Berlin. TU Berlin, abgerufen am 31. Dezember 2022.