Georgi Nikolow Deltschew genannt Goze Deltschew (bulgarisch Георги Николов Делчев, bzw. Гоце Делчев, bis 1945 Георги bzw. Гоце Дѣлчевъ; * 23. Januarjul. / 4. Februar 1872greg. in Kukuš (heute Kilkis), damals Osmanisches Reich; † 4. Mai 1903 in Banitza (heute: Karié) bei Serres, heute in Griechenland) war ein bulgarisch-mazedonischer Revolutionär und gilt als eine führende Persönlichkeit der BMARK (Bulgarische Makedonisch-Adrianopeler Revolutionäre Komitees/Български Македоно-Одрински революционни комитети). Aus der Geheimkorrespondenz der BMARK sind seine Decknamen Achil (bulg. Ахил) und Mindizot (bulg. Миндизот) überliefert. Ihm zu Ehren wurde die bulgarische Stadt Newrokop in Goze Deltschew umbenannt. Ferner ist er Namensgeber des höchsten Gipfels (Gotsev Vrah, 2212 m) des Slawjanka-Gebirges sowie des Delchev Peak und Delchev Ridge auf der Livingston-Insel in der Antarktis.

Leben

Goze Deltschew war der Sohn des Händlers Nikola Deltschew und Sultana Nurdschiewa Deltschewa und wurde in der makedonische Stadt Kukuš im Osmanischen Reich geboren. Er besuchte in seiner Heimatstadt zunächst die bulgarisch-katholischen Grundschule bevor er das bulgarische Exarchats-Progymnasium (Drei Klassenstufen) 1887 abschloss. Obwohl Goze seine Ausbildung am Bulgarische Männergymnasium Hl. Kyrill und Method in Thessaloniki, einer der wichtigsten und prestigeträchtigsten bulgarischen Bildungsinstitutionen im Osmanischen Reich fortführen wollte, beschloss sein Vater, dass er als sein Nachfolger im Familienunternehmen eine Ausbildung als Händler aufnehmen sollte. Dennoch konntE Goze SICH durchsetzten und im Herbst im Jahr darauf wurde er zum Schuljahr 1888/89 am Gymnasium in Thessaloniki für die vierte Gymnasialklasse eingeschrieben. Dort befreundete er sich mit weiteren Schülern aus Kukuš wie Goze Imow, Goze Petkow, Christo Tenschow sowie mit Jordan Nikolow aus Prilep. Seit dieser Zeit ist Deltschew, dank seines Literaturlehrers, der Schriftsteller Konstantin Welitschkow stark vom Leben und Werk des Revolutionärs Christo Botew beeinflusst.

Nach dessen Abschluss zog er 1891 mit Goze Imow zur Militärakademie in Sofia, von der er allerdings wenig später wegen „sozialistischer Umtriebe“ im monarchistischen Bulgarien unehrenhaft entlassen wurde. 1894 ging er als Exarchatslehrer der bulgarischen Sprache nach Štip, wo er Dame Gruew kennenlernte, der Deltschew zum ersten Mal in Kontakt mit den BMARK brachte. 1895 wurde Deltschew deren Vorsitzender. Unter seiner Führung wurde der Ausbau der Organisation, besonders in den Gebieten Ost-, und Westthrakiens vollzogen. Die letzten Gebiete besuchte er zwischen März und April 1900. In dieser Zeit richtete er im Hinterhof der Minkow-Gaststätte eine Sprengstofffabrik in der Hafenstadt Burgas ein und wählte Michail Gerdschikow als Führer der Organisation in diesem Gebiet aus.

1903 unterstützte Deltschew stark die Vorbereitungen zum Ilinden-Preobraschenie-Aufstand, den er selbst allerdings nicht mehr miterlebte. Deltschew wurde am 4. Mai 1903 während einer Auseinandersetzung mit der osmanischen Polizei getötet. 43 Jahre nach seiner Beerdigung, wurde sein Leichnam 1946 exhumiert, nach Mazedonien überstellt und in einem Sarkophag in Skopje beigesetzt.

Deltschew gilt heute als einer der Nationalhelden in Bulgarien und Nordmazedonien. Er wird unter anderem in der mazedonischen Nationalhymne erwähnt. Beide Nationen sehen in Deltschew einen „nationalen Helden“. Deltschew selbst kämpfte und starb für die Befreiung MakedonienS von den Osmanen.

Sein Weggefährte und enger Freund Pejo Jaworow verfasste 1904 die erste Biographie Deltschews. Der mazedonische Kulturverein in Russe trägt seinen Namen.

Über Jahrzehnte trug ein Boulevard in Belgrad, der Hauptstadt des ehemaligen Jugoslawiens, den Namen Goze Deltschews. 2015 wurde er von der Belgrader Stadtverwaltung umbenannt, da Deltschew keinen Bezug zur Geschichte Serbiens habe.

Literatur

  • Antoni Giza: The Balkan States And The Macedonian Question. Makedonski Naučen Institut, Sofia 2001. ISBN 954-81-87-523-1
Commons: Goze Deltschew – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Boris Nikolow: Die IMORO Pseudonyme und Chiffren 1893–1934 (aus dem Bulg. ВМОРО - псевдоними и шифри 1893–1934), Verlag Zwezda, Sofia 1999, ISBN 954-951-417, S. 13, 65.
  2. Die Lehrer und Leiter der bulgarischen Bildungsstätten wurden in dieser Zeit von der Bulgarisch-orthodoxen Kirche ernannt, zusammen mit der Kirchengemeinde oder dem Bildungsverein vor Ort mitfinanziert und unterstanden dem örtlichen Bischof. Um sich von den Bildungsstätten der Bulgarisch-katholischen Kirche zu unterscheiden, wurden die orthodoxen Schulen nach der zu dieser Zeit existierenden kirchlichen Organisation, dem Bulgarischen Exarchat, auch oft Exarchatsschulen und deren Lehrer Exarchatslehrer genannt
  3. Iwan Karajotow, Stojan Rajtschewski, Mitko Iwanow: История на Бургас. От древността до средата на ХХ век (zu dt. „Geschichte der Stadt Burgas. Von der Antike bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts'“). Verlag Tafprint OOD, Plowdiw, 2011, ISBN 978-954-92689-1-1; S. 192
  4. Улица Војводе Косте Пећанца. 22. јула 2015, Србска Акција.
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