Die Kufiya oder Kefije (arabisch كوفية Keffiah, DMG Kūfīya, auch Ghutra / غترة / Ġutra oder Hatta / حطة / Ḥaṭṭa) ist ein von Männern getragenes Kopftuch in der arabischen Welt. Der arabische Begriff ist abgeleitet vom Namen der irakischen Stadt Kufa. Das Tuch wird von Arabern zum Schutz vor der Sonne getragen. Durch den Nahostkonflikt kam das Tuch zur Bezeichnung Palästinensertuch. In Armeekreisen ist es als Shemag / شماغ / šimāġ bekannt.

Form

Die Kufiya ist ein quadratisches weißes Tuch, teilweise mit Quastenrand, in der Regel aus Baumwolle, das häufig in der Mitte ein gleichmäßig gewürfeltes Muster trägt, am Rand Streifen, meist in Schwarz oder Rot, aber auch Blau und Lila, eingewebt oder aufgestickt hat. Farbe und Material variieren regional. So ist die Kufiya zum Beispiel in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar beinahe immer ganz weiß, im Irak beispielsweise mehrheitlich rot und in Palästina schwarz. In Palästina sind viele Kufiyas aus einem Wolle/Baumwolle-Mischgewebe hergestellt.

Es gibt zwei grundsätzliche Arten, die Kufiya zu verwenden:

  • Als Turban (die übliche Kopfbedeckung in Oman).
  • Nach diagonaler Faltung in der Art eines Kopftuches. Im letzteren Falle kann sie mit einem Agal (auch: Ogal, Iqal oder Ekal), einer Art Kordel, als Halteschnur befestigt werden. In Palästina wird die Kufiya direkt auf den Kopf gesetzt, in den Emiraten wird darunter eine Mütze getragen. Jede Region hat dabei ihre eigene Art, die Ecken des Tuches vorne oder hinten oder hochgeklappt usw. zu tragen, so dass man teilweise anhand der Farbe und der Art, wie die Kufiya getragen wird, sagen kann, woher ihr Träger stammt.

Kufiyas gibt es in unterschiedlichen Qualitäten. In Europa findet man oft Billigprodukte. Hochwertige Kufiyas erkennt man am eingewebten oder durchgewebten Muster und der Qualität des Gewebes.

Herkunft

Die Kufiya stammt ursprünglich aus Kufa im Irak und wurde anfangs von Beduinen und sesshaften Bauern in dieser Region getragen. Die Kufiya entwickelte sich im gesamten arabischen Raum zu einem traditionellen Kleidungsstück und ist noch heute weit verbreitet. Das Tuch wird als Kopfbedeckung gegen intensive Sonneneinstrahlung getragen, dient aber auch bei Wüstenstürmen als Schutzbedeckung der Augen und des Mundes vor Staub und Sand. Die traditionelle Kopfbedeckung existiert in unzähligen Variationen und Farben. Die Kufiya ist fast immer aus weißer Baumwolle gefertigt und oft mit kariertem Muster in einer bestimmten Farbe versehen. Die Kufiya in ausschließlich weißer Farbe wird auch Ghutra genannt und wird speziell in den Golfstaaten wie Saudi-Arabien, Oman und Bahrain getragen. Heute werden „Palästinensertücher“ überwiegend in China hergestellt. Die traditionellen Hersteller in den Palästinensischen Autonomiegebieten sind vom Wettbewerb weitestgehend verdrängt. Zu einem der letzten palästinensischen Produzenten zählt das Unternehmen Hirbawi Textiles aus Hebron (Westjordanland).

Die Kufiya als palästinensisches Nationalsymbol

Im Zuge des Nahostkonfliktes hat sich die Kufiya zu einem Symbol für die gegen Israel kämpfenden Palästinenser entwickelt, so dass es im deutschsprachigen Raum vielfach als „Palästinensertuch“ bekannt wurde.

Anfang des 20. Jahrhunderts war die Kufiya in Palästina, wie in anderen arabischen Ländern eine traditionelle und verbreitete Kopfbedeckung, die vor allem im ländlichen Bereich häufig getragen wurde. Während des von Großmufti Mohammed Amin al-Husseini in den Jahren 1936 bis 1939 geführten arabischen Aufstandes gegen die Mandatsmacht Großbritannien, die im Auftrag des Völkerbundes Palästina verwaltete, wurde die Kufiya jedoch erstmals politisch behaftet. Vertreter der arabischen Oberschicht wurden von Husseinis Leuten gezwungen, anstelle des traditionellen osmanischen Fes, eine Kopfbedeckung der türkischen Besatzer und Großgrundbesitzer, die Kufiya als Zeichen der Verbundenheit mit den arabischen Fellachen zu tragen.

Die heutige Bekanntheit und Bezeichnung als Palästinensertuch erlangte die Kufiya seit Ende der 1960er und in den 1970er Jahren durch den Anführer der Fatah-Organisation, Jassir Arafat. Die schwarz-weiße Kufiya ist Arafats Markenzeichen geworden, mit der er öffentlich auftrat und das Tuch dadurch weltweit bekannt machte. Daher stammt auch die deutschsprachige Bezeichnung Arafat-Schal. Arafat hat die Kufiya auf seine eigene Weise über die rechte Schulter in Form eines Dreiecks gefaltet getragen, sodass das Tuch an die Grenzen der Region Palästina (einschließlich des Staates Israel) erinnert. In den Palästinensergebieten ist die schwarz-weiße Variante der Kufiya typisch für die Fatah, während Sympathisanten der linken Organisationen wie der PFLP eher rote Kufiyas bevorzugten. Diese farbliche Zuordnung soll jedoch nicht überbewertet werden und ist in Palästina nicht allgemein anerkannt.

Militärischer Gebrauch

Während des Zweiten Weltkrieges übernahmen im Nahen Osten und arabischen Nordafrika eingesetzte Soldaten, wie bei der Long Range Desert Group der britischen Armee, den Shemag aufgrund ihres Tragekomforts oft in ihre Ausrüstung, ohne dass es Teil der offiziellen Uniform wurde. Ähnliche Entwicklungen gibt es in den letzten Jahren bei anderen westlichen Armeen bei Einsätzen in Regionen, in denen die Kufiya üblich ist, beispielsweise bei der US-Armee und der Bundeswehr in Afghanistan. Zur optischen Tarnung verwenden die Soldaten in der Regel, passend zur Uniformfarbe, Tücher in Olivgrün oder Khaki mit schwarzem Muster.

Kufiya in nichtarabischen Ländern

Seit den Tagen des außerparlamentarisch organisierten Studentenprotests der 68er Jahre ist in der linken Jugend- und Subkultur das „Palituch“ als Zeichen der Solidarität mit der PLO ein beliebtes Zeichen zum Ausdruck der persönlichen Zugehörigkeit insbesondere zur antiimperialistischen Strömung innerhalb des politisch linken Lagers und der alternativen Szene. Es wird dort als Zeichen des Widerstands gegen Repression und als Symbol persönlicher Freiheit verstanden. Auch von Hippies wird es in diesem Sinne getragen.

In den Vereinigten Staaten kam die Kufiya Ende der 1980er auf, zur Zeit der Ersten Intifada, und erlebte nach der Jahrtausendwende einen weiteren Popularitätsschub. Zudem kamen Kufiyas mit jüdischen Symbolen auf den Markt, die auch von zionistischen Aktivisten getragen werden.

Abseits seiner politischen Bedeutung wird das Palästinensertuch in Deutschland und Österreich in der Jugendkultur (zum Beispiel Krocha) auch gerne als Modeaccessoire ohne unmittelbar politischen Symbolgehalt besonders von jungen Menschen verwendet; die Kufiya hat somit auch Einzug in die unpolitische Jugend- und Popkultur erhalten.

Insbesondere die politische Strömung der Antideutschen und Teile der antinationalen Linken kritisieren das Tragen der Kufiya als Symbol des Kampfes und Terrorismus gegen Israel.

In Deutschland wird die Kufiya seit Ende der 1990er Jahre zunehmend auch von Rechtsextremisten und Neonazis (siehe zum Beispiel die Freien Kameradschaften) getragen. Dies geschieht im Rahmen des Verwendens linker Symbole, das seit den späten 1990er Jahren häufig in der rechtsextremen Szene zu beobachten ist, um sich als sozialistisch oder revolutionär darzustellen.

Commons: Kufiya – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Palästinensertuch kämpft mit Kopien aus China FAZ.net, 1. September 2008, abgerufen am 15. Januar 2013
  2. kufiyahirbawi.com
  3. 1 2 Where Some See Fashion, Others See Politics. New York Times, 11. Februar 2007.
  4. Avi Yellin: PA Angered by Israeli Keffiyeh. Israel National News, 11. März 2010
  5. Siehe beispielsweise „Ist Dir kalt oder hast Du was gegen Juden?!“
  6. Johanna Kramer: Neonazis mit Palästinensertuch (Memento des Originals vom 4. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Sächsische Zeitung vom 10. Mai 2004.
  7. Ulrich Gutmair: Radikaler Diskurslappen, Die Tageszeitung vom 28. März 2008
  8. Timo Nowack und Markus Flohr: Verkleidete Rechte: Tarnkappen-Nazis buhlen um junge Linke, Spiegel-Online vom 1. Mai 2007
  9. Thomas Grumke, Bernd Wagner (Herausgeber), Handbuch Rechtsradikalismus: Personen — Organisationen — Netzwerke vom Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft, Leske + Budrich, Opladen 2002, Neuauflage als E-Book 2013 bei Springer Science+Business Media, S. 219.
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