Griesmühle (fränkisch: Gräjsmühl) ist ein abgegangener Gemeindeteil der ehemaligen Gemeinde Enderndorf im früheren mittelfränkischen Landkreis Gunzenhausen. Heute liegt das Gebiet der damaligen Griesmühle inmitten des Igelsbachsees. Die heutige Grenze zwischen Absberg und Spalt verläuft durch das Gebiet der damaligen Mühle, weswegen die damalige Fläche sowohl teilweise im heutigen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen als auch teilweise im heutigen Landkreis Roth befindet.
Lage
Die Griesmühle lag am Igelsbach nordöstlich von Absberg und nordwestlich von Enderndorf im Bereich des heutigen Igelsbachsees. Eine im Südosten am Igelsbach benachbarte, auch durch den Bau des Fränkischen Seenlandes abgegangene Mühle war die Sägmühle, die ebenfalls zu Enderndorf gehörte. Unweit südlich lag der Spagenhof.
Geschichte
In einem Beleg, der zwischen 1503 und 1505 entstand, wird die „Gryeßmul“ erstmals genannt. Sie war im Besitz der Adelsfamilie Absberg. Der Ortsnamenforscher Robert Schuh sieht den Mühlennamen abgeleitet vom Ortsnamen Griesbuck, den er deutet als „Siedlung am Sand bzw. auf der sandigen kleinen Anhöhe“. 1608 ist die Rede, das die „Grüeß Mühel“ bezüglich der Fraisch zum markgräflich-ansbachischen Amt Gunzenhausen gehört, für die Vogtei und Gült aber die Herrschaft Absberg zuständig ist. Nach dem Aussterben der Absberger (1647 starb als letzter seines Geschlechtes Hans Veit von Absberg) gehörte die Mühle, belegt für 1652, als Reichslehen der Deutschordenskommende Absberg. Für 1732 erfährt man, dass die „Krieß Mühl“ nach Absberg gepfarrt ist und die hohe Fraisch vom markgräflichen Oberamt Gunzenhausen wahrgenommen wird.
1792 wurde die Mühle mit dem Markgrafentum Ansbach preußisch. Am Ende des Heiligen Römischen Reichs ging sie mit dem ehemaligen Fürstentum Ansbach infolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1806 an das Königreich Bayern über, wo die Einöde ab 1808 dem Steuerdistrikt Absberg, ab 1811 der Ruralgemeinde Absberg und ab 1818 der Ruralgemeinde Enderndorf eingegliedert war.
Von den Mühlenbetreibern sind aus dem Lauf der Jahrhunderte mehrere bekannt. 1652 saß auf der Griesmühle ein Balthasar Riedmüller, 1692 ein Hans Hannsman. 1802 erwarb die Mühle Johann Georg Bickel von Igelsbach, 1900 Georg Michael Lang von der Birkenmühle. Letzte Besitzer vor dem Abriss waren Johann und Luise Saalbaum.
1856 fand eine Hofteilung statt. Beide Anwesen wurden in den 1970er/1980er Jahren durch den Freistaat Bayern zum Bau des Igelsbachsees aufgekauft und abgerissen.
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 12 | 13 | 11 | 16 | 19 | 12 | 16 | 21 | 13 | 12 |
Häuser | 2 | 2 | 3 | 3 | 3 | 3 | 2 | |||
Quelle |
Religion
Der Ort war seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach Absberg gepfarrt.
Literatur
- Ein Tag auf dem Mühlenweg. Versunkene Mühlen rund um Absberg. [Flyer der] VGN-Freizeit 2/2009
- Hanns Hubert Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. Reihe I, Heft 8. Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1960, DNB 452071089 (Digitalisat).
- Robert Schuh: Gunzenhausen (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 5). Michael Laßleben, Kallmünz 1979, ISBN 3-7696-9922-X, S. 113.
Weblinks
- Geschichte der Griesmühle auf Fränkisches-Seenland.de
- Die durch den Brombachsee verloren gegangenen Mühlen
- Griesmühle in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 2. Mai 2023.
- Griesmühle im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 2. Mai 2023
Fußnoten
- ↑ R. Schuh: Gunzenhausen, S. 113. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „gręismṻl“.
- ↑ Topographische Karten, Bayerisches Vermessungsamt (BayernAtlas)
- ↑ Siehe Mühlenweg-Flyer sowie Kreiskarte Gunzenhausen, Stuttgart-Bad Cannstatt: Städte-Verlag o. J.
- ↑ R. Schuh: Gunzenhausen, S. 112f.
- 1 2 R. Schuh: Gunzenhausen, S. 113.
- ↑ H. H. Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg, S. 230, 232.
- 1 2 Fränkisches-Seenland.de
- ↑ Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahr 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1970 als Wohngebäude.
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 32 (Digitalisat).
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 129 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1034, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1199, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1129 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1198 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1235 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1067 (Digitalisat).
- 1 2 Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 784 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 180 (Digitalisat).
- ↑ H. H. Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg, S. 123.
Koordinaten: 49° 9′ 2,5″ N, 10° 53′ 40,2″ O