Die römisch-katholische St.-Hedwigs-Kathedrale (Eigenschreibweise: St. Hedwigs-Kathedrale) ist ein Baudenkmal am Bebelplatz im Berliner Ortsteil Mitte und Teil des Forum Fridericianum. Sie dient als Bischofskirche des Erzbistums Berlin und war bis Anfang 2021 Pfarrkirche der Domgemeinde St. Hedwig. Die ranghöchste katholische Kirche gilt auch als historisch bedeutendste katholische Kirche der Stadt.

Der Rundbau wurde ab 1747 im Auftrag von Friedrich dem Großen nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff im Stil des Friderizianischen Rokoko errichtet. Im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, wurde die Kathedrale 1952 bis 1963 nach Plänen von Hans Schwippert im Stil der Nachkriegsmoderne wiederhergestellt. Seit 2018 ist sie wegen Sanierung und Umbaus geschlossen, die Gottesdienste finden in der St.-Josephs-Kirche in Berlin-Wedding statt. Die Weihe des neuen Altars ist für den 1. November 2023, den 250. Jahrestag der ursprünglichen Kirchweihe, vorgesehen. Die Wiedereröffnung der umgestalteten Kathedrale soll 2024 stattfinden.

Knobelsdorff-Bau

Vorgeschichte

Friedrich der Große hatte zunächst die Idee, zur Förderung der Toleranz ein großes Pantheon („allen Göttern geweiht“) nach römischem Vorbild zu bauen. In den Kapellennischen sollten die Religionsgemeinschaften ihre Gottesdienste abhalten. Sein Berater Charles Étienne Jordan, zugleich Diakon an der Französischen Kirche, brachte ihn schließlich von diesem Gedanken ab. Die Idee des Rundbaus sollte dann jedoch in einem katholischen Kirchenbau verwirklicht werden, dem ersten in Berlin seit dem Ende der Reformation. Er wurde besonders für die neuen römisch-katholischen Einwohner Berlins aus Schlesien errichtet und deshalb dem Patrozinium der als Schutzpatronin Schlesiens verehrten Hedwig von Andechs unterstellt.

Baubeginn

In der Baugestalt als runder Zentralbau orientierte sich die Kirche am Pantheon in Rom und wurde so repräsentativer Bestandteil des königlichen Forum Fridericianum. Die entscheidenden Pläne lieferte Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, der führende Architekt des Friderizianischen Rokoko.

Die Bauzeit erstreckte sich von 1747 bis 1773. Im Jahr 1753 hatte der König noch eine Lotterie genehmigt, um Gelder für die Fortführung des Baus zu bekommen. Die lateinische Giebelinschrift nennt Kardinal Angelo Maria Quirini († 1755) als Hauptstifter. Aber durch den Beginn des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) kamen die Bauarbeiten zum Erliegen. 1765 litt der unvollendete Bau mit teils offener Kuppel immer mehr unter den Unbilden des Wetters. Die Berliner Dominikaner sandten einen Hilferuf an ihren Vorgesetzten, denn es fehlten noch immer 64.000 Taler, um den Bau zu vollenden. Die Berliner Juden boten den Kauf des unfertigen Gebäudes an, um daraus eine Synagoge zu machen. Erst im Frühjahr 1773 konnten die Bauarbeiten, dank finanzieller Hilfe aus Rom und vom König, fortgesetzt werden. Dennoch war Bauleiter Johann Boumann d. Ä. aus Geldmangel gezwungen, die hölzerne Kuppel statt mit der geplanten Blei- nur mit einer Ziegeldeckung zu versehen und auch auf die bekrönende Laterne zu verzichten. Diese und der Giebelfries konnten erst Ende des 19. Jahrhunderts vollendet werden.

Direkt an die Rückseite des Kirchenrundbaus anschließend wurde in Form eines zweiten kleineren Rundbaus eine Sakramentskapelle errichtet, mittlerweile Sakristei. Darüber befindet sich die Glockenstube. Ignatius Krasicki, Fürstbischof von Ermland und Freund des preußischen Königs, vollzog am 1. November 1773 die Kirchweihe.

Fertigstellung

Im Sinne der 1747 von Jean Laurent Legeay hergestellten Stiche nach Zeichnungen von Knobelsdorff vollendete Max Hasak 1886–1887 den Kirchenbau. Er deckte die Kuppel mit einem Kupferdach und bekrönte sie mit Laterne und Kreuz. Der Innenraum erhielt eine neobarocke Ausstattung. Während Wilhelm Achtermann die Supraporten-Reliefs mit Szenen des Neuen Testaments bereits 1837 nach Entwürfen von Georg Franz Ebenhech geschaffen hatte, vollendete Nikolaus Geiger das Giebelrelief mit einer Szene der Anbetung der Könige erst 1897 nach einem Modell von Achtermann. 1927 verlieh der Papst der Hedwigskirche den Titel einer Basilica minor.

Nach der Erhebung zur Kathedrale erfolgte 1930–1932 eine erneute Umgestaltung des Innenraums nach Plänen des österreichischen Architekten Clemens Holzmeister. Unter Verwendung expressionistischer Gestaltungsmerkmale entstand dabei eines der eigenständigsten Zeugnisse expressionistischer Sakralarchitektur der späten Weimarer Republik. Holzmeister betonte die Längsachse, indem er den Hauptraum zur damaligen Sakramentskapelle, der heutigen Sakristei, öffnete. Geschickt bezog er hergebrachte Ausstattungsobjekte, unter anderem den neobarocken Altar und die zwölf Apostelfiguren, in den modernen Innenraum ein. Seitlich der nunmehr zentralen Mittelachse platzierte er die Kathedra des Bischofs sowie einen Durchgang zu einer neu errichteten Sakristei ein. Er entfernte im Innenraum den Zierrat der wilhelminischen Zeit, ohne jedoch die Spuren der verschiedenen Ausstattungsschichten zu verwischen.

Im Zweiten Weltkrieg brannte die St.-Hedwigs-Kathedrale bei einem alliierten Luftangriff in der Nacht zum 2. März 1943 bis auf die Umfassungsmauern aus. Dabei wurde auch die Kuppel zerstört.

Orgeln

Von 1773 bis 1930 verfügte St. Hedwig über eine spätbarocke Orgel. Im Jahr 1932 erhielt die Hedwigskathedrale eine Orgelanlage mit 78 Registern, verteilt auf Altar- und Emporenorgel, erbaut von der Orgelbaufirma Klais (Bonn). Die Emporenorgel hatte 44 Register auf vier Manualwerken und Pedal. Die Altarorgel befand sich über dem Bischofsthron und Sakristeieingang. Sie hatte 34 Register auf zwei Manualwerken und Pedal und einen eigenen Spieltisch im Chorgestühl, konnte aber auch vom Generalspieltisch auf der Empore aus angespielt werden. Beide Instrumente wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Schwippert-Bau

Umbauarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg

In den Jahren 1952 bis 1963 wurde die nunmehr in der Hauptstadt der DDR gelegene Kathedrale wiederhergestellt. Den Innenraum gestaltete der (westdeutsche) Architekt Hans Schwippert in Zusammenarbeit mit Künstlern neu und schuf eine außergewöhnliche Raumaufteilung. In dem durch den Bombenabwurf zerstörten Sakralbau wurde ein Zugang zur Unterkirche mit den neugeschaffenen acht Kapellen geschaffen. Die in der Substanz weitgehend erhaltene Außenarchitektur des Zentralbaus wurde in Anlehnung an das historische Erscheinungsbild wiederhergestellt. Die Kuppel wurde jedoch im Umriss verändert und erhielt eine mit Kupfer verkleidete, paraboloide Betonschalenkonstruktion aus 84 Segmenten. Sie hat einen Innendurchmesser von 33 Metern. Auf die von Schwippert ursprünglich geplante Laterne oberhalb der Kuppel wurde bei der Bauausführung ebenso verzichtet wie auf die Figurengruppe der als Heilige verehrten Hedwig von Andechs an der Spitze des Giebeldreiecks. Statt der Laterne wurde ein drei Meter hohes vergoldetes Kreuz in Kupfertreibarbeit auf die oben abgeflachte Kuppel aufgesetzt, entworfen und ausgeführt im Atelier von Fritz Kühn. Schlichte Putzquaderung, hohe einfache Rundbogenfenster und ein umlaufendes Hauptgesims sind Ausdruck der Fassadengestaltung einer der Zeit des Wiederaufbaus entsprechenden Kathedrale.

Oberkirche

Der neugestaltete Innenraum von Hans Schwippert war vom nüchternen Raumideal jener Zeit geprägt und wurde als „Meisterwerk der Baukunst der fünfziger Jahre“ bezeichnet. In der Architektur Hans Schwipperts war die Oberkirche konzentrisch auf den Altar bezogen, während später durch die Kathedra, einen Läufer, den Altar und die Orgel die Achse und so die Symmetrie des kreisrunden Raumes stärker betont wurden. Zum klaren Gesamteindruck trug das gläserne Geländer entlang der Öffnung zur Unterkirche erheblich bei. Die Ausführung erfolgte durch Fritz Kühn. Markant war der vertikale Aufbau des als Fundament dienenden Altars der Unterkirche mit der Stele und vergoldetem Tabernakel, auf dem – in die Oberkirche ragend – der Hauptaltar ruhte.

Die Goldschmiede Fritz Schwerdt und Hubertus Förster (1929–2020) aus Aachen gestalteten 1963 den Tabernakel und das vergoldete Altarkreuz mit einem Kruzifixus aus Elfenbein von Kurt Schwippert. Die Entwürfe der teppichartig grafisch gestalteten Fenster der Oberkirche stammen von Anton Wendling. In die Altarsäule, die die beiden Altäre verband, war eine Petrus-Plastik eingesetzt, ein Geschenk Papst Johannes Pauls II. anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Bistums im Jahr 1980. Dem Betrachter präsentierte sich der Vertikalaufbau der Altargestaltung durch die halboffene Krypta als bemerkenswerte Einheit und Verbindung von Unter- und Oberkirche.

Zum Bestand der Kathedrale gehörten drei großformatige Wandteppiche. Allen gemeinsam ist das Motiv der „Stadt Gottes“, des „himmlischen Jerusalem“ aus der Offenbarung des Johannes (Offb 21,1–2 ). Die ehemalige Bauhausschülerin Margaretha Reichardt (1907–1984) (Grete Reichardt) aus Erfurt, schuf 1963 einen großen handgewebten Gobelin, der das stilisierte Jerusalem zeigt. Anton Wendling (1891–1965) verwendete Applikationstechnik für seine farbige geometrische Komposition. Else Bechteler-Moses (1933–2023) aus München gestaltete einen dreiteiligen Teppich, der von 1979 bis 1981 in Zusammenarbeit mit der Nürnberger Gobelinmanufaktur entstand. Er stellt Gott auf dem Thron sitzend dar, der gleichzeitig den Menschen nahe ist (Offb 4 ).

Unterkirche

Die Krypta war der Märtyrer-Confessio frühchristlicher Basiliken nachgebildet und diente – neben der Funktion als Unterkirche mit Taufkapelle, Beichtstühlen und der Grablege der Berliner Bischöfe – auch dem Gedächtnis der katholischen Märtyrer Berlins in der Zeit des Nationalsozialismus. Dort befanden sich – bis zum Umbaubeginn der Kathedrale 2018 und der damit verbundenen Umbettung der Gebeine – das Grab des seligen Dompropstes Bernhard Lichtenberg, der 1943 auf dem Transport in das Konzentrationslager Dachau in Hof starb, sowie eine Gedenktafel für den seligen Petro Werhun, der als Seelsorger unter den Ukrainern wirkte und 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht nach Sibirien deportiert wurde.

Für den beim Wiederaufbau neu geschaffenen Kreuzweg in der Unterkirche beauftragten der Dompfarrer Heinz Endres und der Architekt Hans Schwippert den Künstler Josef Hegenbarth mit der Gestaltung der 14 Kreuzwegstationen. Ein Jahr vor seinem Tod stellte Hegenbarth im November 1961 die schwarzweißen Pinselzeichnungen fertig. Der Zyklus gehört zur umfangreichen Werkgruppe biblischer Darstellungen, mit der er sich zeitlebens beschäftigte. Notker Eckmann sah in Josef Hegenbarth gar „den Altmeister der deutschen Passionskunst“. In der Auffassung verwandt sind Hegenbarths Letzte Blätter zur Passion, ebenfalls von 1960/1961. Daraus wurde 1983 der Kreuzweg der Jugend zusammengestellt.

Der Kreuzweg der St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin ist das einzige Werk, das Hegenbarth als Teil eines Gesamtkunstwerks und zur dauerhaften Anschauung im öffentlichen Raum konzipierte. Er führte die Originalzeichnungen in geringfügig unterschiedenen Formaten aus. Die Abmessungen bei den Originalen variieren in der Höhe von 460 bis 500 mm und in der Breite von 310 bis 370 mm. Sie wurden in späterer Zeit gegen vereinheitlichte Reproduktionen ausgetauscht.

Die Kreuzwegstationen waren an den gerundeten Wandflächen zwischen den Kapellen der Krypta (Unterkirche) angebracht. Die erste Station liegt links gegenüber der Statue des hl. Antonius von Padua. Zwischen der Grabkapelle der Berliner Bischöfe und der des seligen Dompropst Bernhard Lichtenberg befanden sich die ersten vier Stationen:

  • Schaustellung Jesu: Ecce homo (Nr. I)
  • Jesus nimmt das Kreuz auf sich (Nr. II)
  • Jesus fällt unter dem Kreuz (Nr. III)
  • Jesus begegnet seiner Mutter (Nr. IV)

An den folgenden Wänden des Unterkirche folgten bis zur Marienkapelle die Stationen fünf bis zwölf:

  • Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen (Nr. V)
  • Das Schweißtuch der Veronika (Nr. VI)
  • Jesus fällt das zweite Mal unter dem Kreuz (Nr. VII)
  • Jesus spricht zu den klagenden Frauen (Nr. VIII, links von der Altarstele)
  • Jesus fällt das dritte Mal unter dem Kreuz (Nr. IX, rechts von der Altarstele)
  • Jesus wird seiner Kleider beraubt (Nr. X)
  • Jesus wird ans Kreuz genagelt (Nr. XI)
  • Jesus stirbt am Kreuz (Nr. XII)

Zum Schluss folgen unmittelbar vor der Schatzkammer:

  • Jesus wird vom Kreuz genommen (Nr. XIII)
  • Jesus wird ins Grab gelegt (Nr. XIV)

Hegenbarth hielt sich an die übliche Reihenfolge der Stationen, in der Gestaltung vermied er jedoch alles Traditionelle. Er erzählte das Passionsgeschehen aus höchst unkonventionellen Blickwinkeln. Seine Kreuzwegdarstellungen haben einen meditativen Bildcharakter und wirken „psychologisch ausdrucksvoll und gleichnishaft“. Sabine Schulte beschreibt diesen Eindruck wie folgt: „Die Ernsthaftigkeit der Wahl der künstlerischen Gattung [Zeichnung] für einen auf die räumlichen Gegebenheiten […] bezogenen Kreuzweg beeindruckt. Jedes einzelne Blatt erzeugt eine so intensive und innere Sammlung wie sie wohl nur an diesem Ort erreicht werden kann.“

Neue Orgeln

Ab 1964 diente eine einmanualige Orgel der Firma Alexander Schuke als Behelfsinstrument. Laut Schuke-Werkverzeichnis handelte es sich um das op. 352 mit zehn Registern auf zwei Manualen und Pedal.

Die neue Kathedralorgel wurde 1975–1977 von der Orgelbaufirma Klais als Opus 1529 mit 67 Registern und 4630 Pfeifen auf drei Manualwerken und Pedal erbaut, und 1978 eingeweiht. Das Instrument hatte seit einer Generalreinigung und dem zusätzlichen Einbau der Schwellwerks-Trompette 8′ im Jahr 1997 68 Register. Es hing als Schwalbennest über dem Hauptportal und hatte ein Gewicht von rund 20 Tonnen. Klais sowie die Prospektgestalter Josef Schäfer und Paul Corazolla versuchten, die Orgel durch die Anordnung der Teilwerke sowie den (teilweise vergoldeten) Dekor an den Prospektpfeifen als Skulptur auszubilden. Die einzelnen Werke waren auf insgesamt drei Ebenen, die sich aus der Prospekt-Gestaltung erkennen lassen, untergebracht. Das Hauptwerk befand sich in dem oberen Orgelgehäuse, das in die Kuppel reichte. Darunter war der Spieltisch. Auf der Mittelebene befand sich das Schwellwerk, das von der Kirche aus nicht sichtbar war. Unter der Mittelebene befand sich das in den Kirchenraum ragende Rückpositiv; die Pfeifen des Pedalwerks flankierten das Rückpositiv bzw. befanden sich dahinter (sogenannter „Hamburger Prospekt“). Das Schleifladen-Instrument hatte mechanische Spiel- und elektrische Registertrakturen, war mit einer 5120-fachen elektronischen Setzeranlage samt Diskettenlaufwerk ausgestattet, und verfügte über eine Tastenfessel für das Hauptwerk und eine Registrierfessel. Nach einem letzten Konzert Anfang September 2018 mit Domorganist Thomas Sauer, der die Orgel mehr als 40 Jahre gespielt hatte, und der folgenden Schließung der Kathedrale wurde das Instrument im Juli 2019 vollständig demontiert und eingelagert.

I Rückpositiv C–a3
1.Praestant8′
2.Rohrflöte8′
3.Quintade8′
4.Principal 4′
5.Blockflöte4′
6.Gedackt4′
7.Nasard223
8.Octave2′
9.Hohlflöte2′
10.Terz135
11.Larigot113
12.Sifflet1′
13.Scharff V1'
14.Dulcian16′
15.Cromorne8′
16.Vox humana8′
Tremulant
II Hauptwerk C–a3
17.Praestant16′
18.Principal8′
19.Holzgedackt8′
20.Bifaria8′
21.Octave4′
22.Nachthorn4′
23.Rohrflöte4′
24.Quinte223
25.Superoctave2′
26.Waldflöte2′
27.Cornet V (ab fis)
28.Mixtur V113
29.Cymbel IV12
30.Trompete16′
31.Trompete8′
32.Trompete4′
III Schwellwerk C–a3
33.Rohrbordun16′
34.Salicional16′
35.Holzprincipal8′
36.Flute harmonique 8′
37.Spitzgamba8′
38.Vox coelestis8′
39.Gemshorn513
40.Fugara4′
41.Traversflöte4′
42.Dulzflöte4′
43.Terz315
44.Rohrpfeife2′
45.Sesquialter II223
46.Septnon II179
47.Fourniture VI223
48.Englischhorn16′
49.Trompette (1997)8′
50.Oboe8′
51.Klarine4′
Tremulant
Pedal C–g1
52.Principal16′
53.Subbass16′
54.Zartbass16′
55.Quinte1023
56.Octave8′
57.Cello8′
58.Spitzgedackt8′
59.Terz625
60.Superoctave4′
61.Gemshorn4′
62.Trichterflöte4′
63.Hintersatz IV 2′
64.Mixtur III1′
65.Fagott32′
66.Posaune16′
67.Holztrompete8′
68.Schalmey4′
Tremulant
  • Koppeln: III/I, I/II, III/II, I/P, II/P, III/P, III Super/P
  • Schleifladen, mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur, elektrische Koppeln
  • Anmerkung
  1. Tiefer schwebend.
  2. Abschwächung von Nr. 53.

Weiterhin stand in der Unterkirche eine Orgel mit sieben Registern auf einem Manualwerk (C–g3: Salicional 8′; folgende Register alle in Bass- und Diskantseite geteilt: Gedackt 8′, Rohrflöte 4′, Principal 4′, Principal 2′, Sifflet 1′) und Pedal (C–f1: Subbass 16′); das Instrument verfügte über eine Pedalkoppel.

Glocken

Die Kathedrale verfügt über vier Glocken, die in der kleineren Kuppel über der Sakristei aufgehängt sind. Sie wurden 1952 von der Glockengießerei Franz Schilling in Apolda gegossen und haben die Schlagtöne e′ (Auferstehungsglocke), g′ (Corpus Christi), a′ (Soli Deo Gloria) und h’ (Hl. Hedwig). Ein Teil der Glockenbronze stammt von einer 3264 kg schweren bo-Glocke eines fünfstimmigen Geläutes, das die Glockengießerei Otto aus Hemelingen/Bremen für die Pfarrkirche St. Adalbert in Aachen im Jahre 1896 gegossen hatte. Wie tausende andere Glocken wurden die Glocken von St. Adalbert im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmt.

Sanierung und Umbau (seit 2018)

Vorbereitung

Im November 2013 schrieb das Erzbistum Berlin einen Architektenwettbewerb zur Neugestaltung des Innenraumes und des baulichen Umfelds aus, weil die Entwicklungen in Liturgie und Theologie infolge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) entsprechende bauliche Weiterentwicklungen und Anpassungen verlangten. Es wurden 169 Entwürfe eingereicht. Am 30. Juni 2014 entschied sich das Preisgericht für einen Entwurf des Architekturbüros Sichau & Walter Architekten GmbH aus Fulda mit Leo Zogmayer aus Wien als ersten Preisträger.

Der Entwurf sieht eine Schließung der Öffnung zur Unterkirche vor, durch die eine „Normalzentralität“ erreicht werden solle, die den liturgischen Anforderungen und der Tradition des Gebäudes gleichermaßen gerecht werde. Der Altar steht also nach diesem Entwurf in Zukunft geometrisch in der Mitte des Kirchenraums. Die Gemeinde feiert im Kreis um den Altar Gottesdienst, die Bänke sollen in konzentrischen Kreisen angeordnet werden. Auf der Homepage der Kathedrale wird es folgendermaßen kommentiert: „Liturgisch konkretisiert der Entwurf den Gedanken des Zweiten Vatikanischen Konzils, dass die am Altar gefeierte Eucharistie Höhepunkt und Quelle allen kirchlichen Handelns ist. Zugleich vervollständigt der Altar in seiner Halbkugel-Form die in der Kuppel angelegte, der Kathedrale eingeschriebene Kugelform.“ Zum Kontext dieser Positionen (Auswirkungen des Zweiten Vatikanums und der Liturgiereform auf den Kirchenbau), siehe auch: Kirchenarchitektur nach der Liturgiereform.

Bei der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin im Februar 2016 sprachen sich 78 Prozent der Delegierten für den Umbau der Kathedrale auf der Basis des Siegerentwurfs aus, der allerdings noch weiter entwickelt werden müsse. Zum November 2016 wurde das Eigentum an der Kathedrale von der Domgemeinde auf das Erzbistum übertragen. Nachdem alle Gremien und Räte des Erzbistums mehrheitlich für eine Umgestaltung votiert hatten, gab Erzbischof Heiner Koch am 1. November 2016 in einem Hirtenbrief seine Entscheidung zur Umgestaltung des Innenraums der Kathedrale auf der Grundlage des Entwurfs der Preisträger mit Schließung der Bodenöffnung bekannt.

Die Umbaukosten werden auf 43 Millionen Euro veranschlagt. Zur gleichen Zeit soll das benachbarte Bernhard-Lichtenberg-Haus für 17 Millionen Euro renoviert werden und ein „Wissenschaftszentrum“ für einen Dialog über ethische oder interreligiöse Fragen aufnehmen, außerdem werden dort wieder der Dienstsitz des Berliner Erzbischofs sowie ein „niedrigschwelliges Caritasangebot“ untergebracht. Die Bauarbeiten sollen 2018 beginnen. Ein Fünftel der Gesamtkosten wird vom Bund übernommen. Anfang März 2018 gab das Erzbistum bekannt, in der Zeit der Umbaumaßnahmen ab September desselben Jahres werde die Kathedralliturgie in St. Joseph im Wedding als Ersatzort gefeiert. Erzbischof Heiner Koch feierte am 15. August 2018 in der Kathedrale das letzte Pontifikalamt vor dem Umbau; ab dem 1. September 2018 fanden keine Gottesdienste mehr in der Kirche statt.

Während der Umbauphase der St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin-Mitte (seit dem Jahr 2018) wird die Kathedralliturgie in der St.-Josephs-Kirche als Ersatzort gefeiert.

Erste Arbeiten

Ende Mai 2020 begann die Sanierung des schadhaften Kuppeldaches, dessen historischer Zustand mit Laterne allerdings nicht wiederhergestellt wird.

Der am 27. Februar 2020 beim Bezirksamt Berlin-Mitte gestellte Bauantrag zur Sanierung und Umgestaltung der Kathedrale wurde am 16. Juli 2020 genehmigt und liegt dem Erzbistum Berlin seit dem 29. Juli 2020 vor. Zuvor hatte das Landgericht Berlin am 14. Juli 2020 mehrere Urheberrechtsklagen von Künstlern oder deren Rechtsnachfolgern gegen das Erzbistum Berlin abgewiesen, die an der Gestaltung beim Wiederaufbau der Kathedrale beteiligt gewesen waren und mit ihren Klagen die Umgestaltung des Innenraums verhindern wollten. Der Richter führte aus, dass das Eigentumsrecht des Erzbistums Vorrang vor dem Urheberrecht der Künstler habe, denn beim Umbau werde die bisherige künstlerische Gestaltung des Innenraums nicht nur verändert, sondern beseitigt, sodass die Künstler keine Urheberrechte mehr geltend machen könnten. Eine Klage von Künstlern bzw. deren Rechtsnachfolgern vor dem Berliner Verwaltungsgericht auf Rücknahme der denkmalrechtlichen Genehmigung zum Kathedralumbau war bereits am 9. Januar 2019 wegen fehlender Klagebefugnis als unzulässig abgewiesen worden.

Kritik an der Neugestaltung

Die Pläne für die Neugestaltung führten beim Bekanntwerden zu einer öffentlichen Debatte. Die Denkmalbehörde war im Preisgericht vertreten, erkannte aber in keinem der Entwürfe eine denkmalgerechte Lösung, die dem vorhandenen Doppelkirchencharakter des Schwippertschen Baus mit der Verklammerung der unteren, der Memorialebene, mit dem Kirchenraum Rechnung trage. Die Stiftung Denkmalschutz kritisierte das Vorhaben, obwohl sie selbst im Auswahlkomitee vertreten gewesen war.

Der Architekturkritiker Jürgen Tietz wertete die Neugestaltungspläne als Umbau der St. Hedwigs-Kathedrale zu einer Kathedrale des 21. Jahrhunderts in Berlin-Mitte. Der Bauhistoriker Adrian Buttlar setzte sich mit anderen Persönlichkeiten in einem offenen Brief an Erzbischof Heiner Koch für den Erhalt des Baudenkmals in der Schwippertschen Architektur ein. Die Entscheidung des Erzbistums für einen Kirchenraum, der auch Menschen anspreche, „denen christliche Symbole fremd sind“, wurde in der Öffentlichkeit als „tragisch“ bezeichnet. Der Kunstwissenschaftler Nikolaus Bernau äußerte in dem Artikel Umbau Ost, mit der Neugestaltung des Schwippertschen Kirchenraums würden „die Lebensläufe einer Generation von ostdeutschen Katholiken“ ignoriert. Die Kritiker, die sich unter dem Motto „Kreuz zeigen“ zur Bürgerinitiative Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale zusammengeschlossen haben, riefen aus diesem Anlass zu einer Protest-Demonstration auf dem Bebelplatz auf, an der sich rund 60 Personen beteiligten.

Am 13. September 2019 verhängte das zuständige Bezirksamt wegen „ungenehmigter beziehungsweise denkmalrechtlich nicht abgestimmter Abbrucharbeiten“ im Innenraum der Kathedrale einen Baustopp, nachdem es entsprechende „Hinweise von Dritten“ bekommen hatte; gemeint war eine Anzeige der „Initiative Freunde der Hedwigskathedrale“. Das Bezirksamt nahm am 27. September den Baustopp zurück, da sich nach einer Besichtigung herausstellte, dass die Vorwürfe unberechtigt waren. Wenige Wochen später wurde der Hochaltar abgebrochen. Im Zuge der Sanierung der Hedwigs-Kathedrale sollen der Glockenstuhl erneuert und die Glockenanlage erweitert werden.

Geistliche an St. Hedwig

In der hinter der Kathedrale verlaufenden Französischen Straße gab es bereits von Anfang an für die Pröpste der St.-Hedwig-Gemeinde ein Nutzgebäude. Dieses Propstei-Gebäude hatten die Architekten Kremer & Wolffenstein Ende des 19. Jahrhunderts neu errichtet. Darin gab es im Untergeschoss Räumlichkeiten für den Küster, den Kirchendiener und den Portier, im ersten Hauptgeschoss befanden sich die Delegatur, Geschäftsräume, die Wohnung des Kantors, darüber im II. Hauptgeschoss die Wohnung des Propstes, im III. Hauptgeschoss wohnten drei Kapläne, ein geistlicher Sekretär und ein Vikar. Schließlich konnten einige Räume im Dachgeschoss für die Aufwärterinnen genutzt werden. An der Hauptfassade zur Französischen Straße hin war eine überlebensgroße Skulptur der heiligen Hedwig oberhalb eines repräsentativen Balkons angebracht.

Literatur

  • Der Dachstuhl der St. Hedwigskirche in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 38, 1918, S. 298 (zlb.de).
  • Heinz Endres: Die St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin. Leipzig 1974.
  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten. Teil VI: Sakralbauten. Verlag Ernst & Sohn, Berlin 1997, ISBN 3-433-01016-1, S. 32 ff., 184 f., 355 (Abbildungen S. 77–79, 417–418).
  • Victor H. Elbern, Hans Reuther: Die St.-Hedwigskirche zu Berlin Bauwerk und innere Ausgestaltung. In: Abhandlungen der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft Band 49, 1998, S. 99–140, (Digitalisat)
  • Christine Goetz, Victor H. Elbern: Die St. Hedwigs-Kathedrale zu Berlin. Schnell und Steiner, Regensburg 2000, ISBN 3-7954-1253-6.
  • Agatha Buslei-Wuppermann (Hrsg.): St. Hedwigs-Kathedrale Berlin – Hans Schwipperts Mahnmal für den Frieden. JOVIS Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-86859-560-4.
  • Klaus Müller: Eine Mitte, die für das Ganze steht. Die Berliner St. Hedwigs-Kathedrale als Kirchenbau für eine Theologie des 21. Jahrhunderts. (= Sankt Hedwig Mitte, Band 1). Verlag Herder, Freiburg 2019, ISBN 978-3-451-39911-4.
  • Benedikt Kranemann, Klemens Richter: Die Innenraumgestaltung der Sankt Hedwigs-Kathedrale Berlin. Liturgiehistorische und liturgietheologische Aspekte. (= Sankt Hedwig Mitte, Band 2). Verlag Herder, Freiburg 2019, ISBN 978-3-451-39766-0.
  • Bernhard Schneider: Hedwig von Schlesien und die Revolution der Caritas. (= Sankt Hedwig Mitte, Band 3). Verlag Herder, Freiburg 2019, ISBN 978-3-451-38679-4.
  • Werner Lorenz, Roland May, Hubert Staroste, unter Mitwirkung von Ines Prokop: Ingenieurbauführer Berlin. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2020, ISBN 978-3-7319-1029-9, S. 192–193.
Commons: Sankt-Hedwigs-Kathedrale – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. St. Michael (Mitte) ( St. Hedwig ). Abgerufen am 12. August 2023.
  2. Die St.-Hedwigskirche zu Berlin Bauwerk und innere Ausgestaltung. Abgerufen am 12. August 2023.
  3. Sankt Hedwig Mitte: Geschichte der St. Hedwigs-Kathedrale. Abgerufen am 2. Januar 2022.
  4. Baugeschichte | St. Hedwigs-Kathedrale Berlin. 11. März 2018, archiviert vom Original am 11. März 2018; abgerufen am 2. Januar 2022.
  5. 1 2 3 Plattenhülle der Eterna-LP 8 27 476 „Die Klaisorgel der St. Hedwigs-Kathedrale zu Berlin“ – Edgar Krapp spielt Werke von Bach, Mendelssohn und Liszt (Aufnahme von 1979).
  6. Klais Orgelbau. Abgerufen am 12. August 2023.
  7. Kai Kappel: Was von den Aufbrüchen des 20. Jahrhunderts bleibt. Zur Umgestaltung von St. Hedwig in Berlin. (PDF) Kunstexte.de, 2014, abgerufen am 25. April 2018.
  8. Marcus Böttcher, Volkmar Otto (Fotos): Gut verkuppelt. In: Berliner Zeitung, 10. Mai 2017, S. 14.
  9. 1747 bis morgen. Abgerufen am 12. August 2023.
  10. Eine kaum verhohlene Verunglimpfung. Abgerufen am 15. Januar 2023 (deutsch).
  11. 1 2 Innenraum | St. Hedwigs-Kathedrale Berlin. 6. März 2018, archiviert vom Original am 6. März 2018; abgerufen am 2. Januar 2022.
  12. Die Kathedrale als liturgischer Raum | Monumente Online. Abgerufen am 12. August 2023.
  13. Josef Hegenbarth. Abgerufen am 2. Januar 2022.
  14. Notker Eckmann: Kleine Geschichte des Kreuzwegs. In: Welt des Glaubens in der Kunst. Band VI. Friedrich Pustet, Regensburg 1968, S. 52.
  15. Josef Hegenbarth. In: Harald Olbrich, Gerhard Strauss, Dieter Dolgner et al. (Hrsg.): Lexikon der Kunst. Deutscher Taschenbuch Verla, München 1996, ISBN 3-423-05906-0, S. 173.
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Koordinaten: 52° 30′ 57″ N, 13° 23′ 41″ O

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