Paul Michael Heinrich Herbert (* 31. März 1872 in Hermannstadt, Siebenbürgen; † 16. Dezember 1956 in Marburg-Wehrda) war ein deutscher Bauingenieur österreich-ungarischer Abstammung und Direktor der Baugewerkschulen in Idstein und Erfurt.
Familie und Privates
Herbert war ein Sohn des Hermannstädter Gymnasialprofessors Alfred Berthold Heinrich Herbert und seiner Ehefrau Pauline, geb. von Merra. Er wuchs im siebenbürgischen Hermannstadt auf. Am 12. Oktober 1903 heiratete Herbert in Stettin Anna Emilie Glaubitz. Die Ehe blieb kinderlos. Anna Herbert verstarb 1911 in Kassel. Herbert heiratete nicht wieder.
Ausbildung und Beruf
Seinen ersten Unterricht erhielt Herbert zwischen 1878 und 1882 an einer Privatschule. Ab 1882 besuchte er das deutsche evangelische Gymnasium seiner Heimatstadt und legte dort am 4. Juli 1890 das Abitur ab. Anschließend leistete er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim k.u.k. Feldartillerieregiment Nr. 12 in Hermannstadt ab. Per 1. Januar 1892 wurde Herbert zum Leutnant der Reserve der k.u.k. Österreich-Ungarischen Armee ernannt. Ab dem Wintersemester 1891 studierte er Bauingenieurwesen an der Eidgenössischen Polytechnischen Schule Zürich, die er am 16. März 1895 mit dem Diplom abschloss. Nach mehrjähriger praktischer Tätigkeit als Ingenieur bei der Maschinenbau-Actien-Gesellschaft Nürnberg, der Straßenbahn Hannover AG und der Generalagentur der System Hennebique in Frankfurt am Main trat er am 1. Oktober 1899 als Probelehrer an der Königlichen Baugewerkschule Stettin in den preußischen Schuldienst. Zum 1. Juni 1901 erfolgte die Ernennung zum etatsmäßigen Baugewerkschullehrer. Herbert war bereits zum Oberlehrer befördert worden, als er auf eigenen Wunsch zum 1. Oktober 1905 an die Königliche Baugewerkschule Kassel versetzt wurde. Am 16. Juli 1909 wurde Herbert an der philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen promoviert. Nachdem der bisherige Leiter der Baugewerkschule Idstein, Carl Wilhelm Gustav Wagener, in den Ruhestand getreten war, wurde Herbert zum 1. Oktober 1912 zunächst interimistisch und im Folgejahr endgültig als dessen Nachfolger bestellt. Am 22. Juni 1915 gemustert und zunächst als Leutnant zu verschiedenen Ersatzeinheiten des Deutschen Heeres eingezogen, wurde er per 6. September 1916 zum Ingenieurkomitee nach Berlin kommandiert. Bereits am 17. Juli 1917 erfolgte jedoch seine Beurlaubung vom Militärdienst, um interimistisch die Aufgaben des Gewerbeschulrats für Wiesbaden und bald darauf auch für Köln und Aachen zu übernehmen. Im Jahr 1920 erhielt er die neu eingeführte Amtsbezeichnung eines Oberstudiendirektors und wurde 1921 an die Staatliche Baugewerkschule Erfurt versetzt. Einer zum 1. Oktober 1928 geplanten Versetzung nach Buxtehude entzog er sich durch Beantragung der Versetzung in den Ruhestand, der per 31. Dezember 1928 stattgegeben wurde. Von 1931 bis zu seinem Tod lebte er in Marburg-Wehrda.
Ehrungen
- 20. März 1912: Verleihung des Charakters eines Professors.
- 21. Dezember 1914: Ernennung zum Rat vierter Klasse.
- 18. Dezember 1917: Verleihung des Verdienstkreuzes für Kriegshilfe.
Veröffentlichungen
- Über den Zusammenhang der Biegungselastizität des Gußeisens mit seiner Zug- und Druckelastizität. Dissertation der Philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität. Verlag A. W. Schade, Göttingen 1909. Veröffentlicht in: Mitteilungen über Forschungsarbeiten auf dem Gebiete des Ingenieurwesens, insbesondere aus den Laboratorien der technischen Hochschulen. Band 89. Springer Verlag, Berlin 1910, S. 39–81.
Einzelnachweise
- ↑ Standesamt Marburg: Sterbeurkunde 110/1956 des Standesamts Wehrda von Marburg
- 1 2 Thüringisches Staatsarchiv Gotha: Preußische Regierung Erfurt. Personalakte Heinrich Herbert (Nr. 28309)
- ↑ H(einrich) Herbert: Über den Zusammenhang der Biegungselastizität des Gußeisens mit seiner Zug- und Druckelastizität. Dissertation der Philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität. Verlag A. W. Schade, Göttingen 1909, S. Vita.
- ↑ Deutsche Bauzeitung. Jahrgang 35, Nr. 57. Verlag der Deutschen Bauzeitung GmbH, Berlin 17. Juli 1901, S. 356.
- ↑ Idsteiner Zeitung. Jahrgang 23, Nr. 44. Verlag Grandpierre, Idstein 19. März 1921, S. 2.
- ↑ Stadtarchiv Kassel: Bestand Baugewerkschule in Kassel (S 5 M 40)