Hubert Naendrup (* 3. November 1872 in Salzkotten; † 28. Januar 1947 in Münster) war ein deutscher Rechtswissenschaftler und Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität.
Akademische Karriere
Hubert Naendrup besuchte das Theodorianum in Paderborn und studierte Rechtswissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Philipps-Universität Marburg, der Georg-August-Universität Göttingen und der Universität Leipzig. Während seines Studiums wurde er 1891 Mitglied der KDStV Hercynia Freiburg im Breisgau im CV. Er bestand im April 1899 das zweite Staatsexamen und wurde zum Dr. iur. promoviert. Schon ein Jahr später habilitierte er sich an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau. Danach lehrte er als Privatdozent in Breslau.
1902 wurde Naendrup zum außerordentlichen Professor an der Universität Münster ernannt, am 15. Dezember 1919 dann zum persönlichen Ordinarius für Deutsche Rechtsgeschichte. 1933 erhielt er ein planmäßiges Ordinariat an der Universität Münster.
Politische Karriere
Im Ersten Weltkrieg diente Naendrup als Offizier. Nach Kriegsende schied er aus der Deutschen Armee als Major der Reserve aus. Zur Zeit der Unruhen in der Weimarer Republik um 1920 sympathisierte er mit den Zielen des Kapp-Putsches. Er gründete die Akademische Wehr Münster, ein Freikorps, dem sich ganze Studentenverbindungen anschlossen. Bis 1932 gehörte Naendrup der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) an.
Seit Dezember 1932 Mitglied der NSDAP, begründete Naendrup den Kampfbund für deutsche Kultur in Münster. Nicht zuletzt deswegen war er im Wintersemester 1933/34 und im Jahr 1934/35 Rektor der Universität. Damit gehörte er auch der Gleichschaltungskommission der Universität Münster an. Von 1939 bis 1940 war er Kommandant des Stammlagers VI A, einem Kriegsgefangenenlager in Hemer.
In der Nachkriegszeit versuchte man, Naendrup im Spruchkammerverfahren als Mitläufer einzustufen; doch verstarb er vor Abschluss des Verfahrens.
Einzelnachweise
- ↑ Gesamtverzeichnis des C.V. Die Ehrenmitglieder, Alten Herren und Studierenden des Cartellverbandes (C.V.) der kath. deutschen Studentenverbindungen. Straßburg i. Els. 1912, S. 125.
- ↑ Titel der Dissertation: Protesterhebung mangels Zahlung trotz Angebotes an den Protestbeamten.
- ↑ Zur Geschichte deutscher Grunddienstbarkeiten. Habilitationsschrift.
- 1 2 Lieselotte Steveling: Juristen in Münster. Ein Beitrag zur Geschichte der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster/Westf. Lit, Münster 1999, ISBN 3-8258-4084-0.
- ↑ Rektoratsreden (HKM)
Literatur
- Sebastian Felz: Im Geiste der Wahrheit? Zwischen Wissenschaft und Politik: Die Münsterschen Rechtswissenschaftler von der Weimarer Republik bis in die frühe Bundesrepublik. In: Hans-Ulrich Thamer, Daniel Droste, Sabine Happ (Hrsg.): Die Universität Münster im Nationalsozialismus. Kontinuitäten und Brüche zwischen 1920 und 1960 (= Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster, Bd. 5). Aschendorff, Münster 2012, Bd. 1, S. 347–412.
- Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik. Synchron, Heidelberg 2004, ISBN 3-935025-68-8, S. 123.
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
- Lieselotte Steveling: Juristen in Münster. Ein Beitrag zur Geschichte der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster/Westf. Lit, Münster 1999, ISBN 3-8258-4084-0.
- Bernd Haunfelder: Die Rektoren, Kuratoren und Kanzler der Universität Münster 1826–2016. Ein biographisches Handbuch (= Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster, Bd. 14). Aschendorff, Münster 2020, ISBN 978-3-402-15897-5, S. 205–208.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Wolfgang Keller | Rektor der WWU Münster 1933–1935 | Karl Gottfried Hugelmann |