Humphrey DeForest Bogart (* 25. Dezember 1899 in New York; † 14. Januar 1957 in Los Angeles) war ein US-amerikanischer Filmschauspieler. 1999 wählte ihn das American Film Institute zum „größten männlichen amerikanischen Filmstar aller Zeiten“. Mit seinen Darstellungen harter, erfahrener, oftmals zynischer und konsequent einem inneren Moralkodex folgender Charaktere wurde er zu einer schauspielerischen Ikone des 20. Jahrhunderts.

Nachdem er seine Schauspielerkarriere beim Theater begonnen hatte, kam Bogart Ende der 1920er-Jahre mit dem Tonfilm nach Hollywood. Während der 1930er-Jahre war er vor allem als Nebendarsteller in Gangsterrollen bekannt, darunter in Der versteinerte Wald und Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern. Anfang der 1940er-Jahre gelang ihm der große Durchbruch zum Filmstar. Insbesondere den Film noir prägte er mit Filmen wie Die Spur des Falken, Tote schlafen fest und Gangster in Key Largo wie kein anderer Darsteller. Seine wohl berühmteste Rolle ist der Cafebesitzer Rick Blaine in dem 1942 gedrehten Kultfilm Casablanca. Den Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt er für seinen Auftritt im Abenteuerfilm African Queen (1951).

Leben

Jugend

Bogart wurde als Sohn des Chirurgen Dr. Belmont DeForest Bogart (1867–1934) und der Illustratorin Maude Cecil Humphrey (1868–1940) in ein wohlhabendes Elternhaus geboren. Erzogen wurde er vornehmlich von einem irischen Kindermädchen. Sein Lispeln – entstanden infolge einer schlecht verheilten Lippenverletzung – brachte ihm als Kind viel Spott ein. Bogart wurde auf gute Schulen geschickt, zeigte dort jedoch mäßige Leistungen und eine Abneigung gegen Autoritäten. Weil er 1918 wegen schlechten Betragens von der Phillips Academy ausgeschlossen wurde, erlangte Bogart keinen Abschluss einer High School.

Frühe Karriere

Bogart ging im Frühjahr 1918 zur Marine, wurde jedoch nicht mehr im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Im Wesentlichen diente sein Schiff zum Truppentransport. Die häufig anzutreffende Behauptung, seine Lippenverletzung sei von einem Granatsplitter beim Beschuss seines Schiffes verursacht worden, hat unter anderem Bogarts enger Freund David Niven in seinen Memoiren zurückgewiesen. Anfang der 1920er-Jahre betreute Humphrey Bogart die New Yorker Theaterkompanie sowie das kleine Filmstudio eines Freundes seiner Familie und begann, am Broadway als Theaterschauspieler zu arbeiten. 1920 hatte er auch eine winzige Rolle in einem in New York produzierten Film.

Ab 1930 drehte er erste Filme in Hollywood. Sein eigentliches Filmdebüt hatte er an der Seite von Joan Blondell in dem Kurzfilm Broadway’s Like That. Ein Durchbruch war jedoch weder vor der Kamera noch auf der Bühne in Sicht. Die Schauspielerei sagte Bogart zu, doch die bedeutungslosen Rollen, die er zu spielen hatte, stellten ihn nicht zufrieden. In dieser Zeit lernte Bogart am Broadway seinen dann lebenslangen und von ihm sehr bewunderten Freund Spencer Tracy kennen, der ihn 1930 als erster mit dem Spitznamen „Bogie“ ansprach.

Der Durchbruch

1935 bekam Humphrey Bogart eine für ihn damals eher ungewohnte Rolle angeboten: In dem Stück The Petrified Forest spielte er an der Seite von Hauptdarsteller Leslie Howard den Gangster „Duke Mantee“ auf der Flucht. Mit 197 Aufführungen geriet das Stück zum großen Erfolg. Warner Bros. kaufte die Filmrechte an dem Stoff und wollte auch den damals bereits bekannten Filmstar Leslie Howard übernehmen, die Rolle des Duke Mantee sollte jedoch Edward G. Robinson bekommen, Warners Gangsterdarsteller Nummer 1. Howard bestand aber auf dem Engagement seines Bühnenpartners, so dass das Studio schließlich nachgab. Der Film Der versteinerte Wald war sehr erfolgreich und machte Bogart über Nacht zum anerkannten Filmschauspieler. Er bekam einen mehrjährigen Vertrag bei Warner Bros. und vergaß nie, wem er seinen Durchbruch zu verdanken hatte. Leslie Howard starb 1943 auf dem europäischen Kriegsschauplatz, als sein Flugzeug bei einer Truppenbetreuungstournee abgeschossen wurde. Bogart nannte später seine Tochter zum Dank Leslie Howard.

Der Filmstar

Bogarts Erfolg als Darsteller von Gangstern führte zu zahlreichen weiteren Rollen gleicher Art. In diesen wurde er häufig erschossen, landete im Zuchthaus oder in der Todeszelle. Jack Warner beschäftigte Bogart kontinuierlich, zeigte jedoch kein Interesse daran, ihn zum Star zu machen und vergab die interessantesten Einsätze als heavy an Kollegen wie Edward G. Robinson, James Cagney, Paul Muni oder George Raft. Ein qualitativer Schritt nach vorne war für Bogart 1941 die tragische Hauptrolle des Gangsters im Film Entscheidung in der Sierra von Raoul Walsh; auch hier wären eigentlich Muni und Raft erste bzw. zweite Wahl gewesen, aber beide hatten die Rolle abgelehnt. Zudem lernte Bogart bei den Dreharbeiten zu diesem Film John Huston kennen, der das Drehbuch verfasst hatte. Die beiden verband von da an eine lebenslange Freundschaft.

Die Rolle des Privatdetektives „Sam Spade“ in der Verfilmung von Dashiell Hammetts Krimi Der Malteser Falke lehnten sowohl James Cagney als auch George Raft ebenfalls ab. John Huston griff also 1941 für sein Debüt als Filmregisseur auf Bogart zurück. Die Spur des Falken wurde stilbildend und gilt als erster Vertreter des Film noir. Huston und Bogart machte der Erfolg zu Stars ihrer Zünfte. Für den Schauspieler war der abgebrühte, oberflächlich von den Gangstern kaum zu unterscheidende Detektiv ein idealer Übergang vom Bösewicht zum Helden. Seine Gegenspieler waren Sydney Greenstreet, Peter Lorre und Elisha Cook jr., wobei vor allem die beiden Ersteren in den folgenden Jahren mehrmals in dieser Konstellation zu Bogart in Erscheinung traten.

Im Jahr darauf folgte denn auch Bogarts erster Einsatz als Protagonist einer romantischen Liebesgeschichte in dem schließlich zum Kultfilm gewordenen Casablanca an der Seite von Ingrid Bergman. Casablanca gewann 1943 den Oscar als „Bester Film“, Bogart erhielt seine erste Oscar-Nominierung.

Danach spielte Bogart neben zahlreichen Routineproduktionen in einer ganzen Reihe von Klassikern, wie der Hemingway-Verfilmung Haben und Nichthaben (1944), der Chandler-Verfilmung Tote schlafen fest (1946), dem Schatz der Sierra Madre (1948) und im selben Jahr – neben seinem alten Rivalen Edward G. Robinson – den Gegenspieler der Gangster in Key Largo.

1949 konnte er sich von Warners unabhängig machen und gründete seine Filmfirma Santana Pictures Corporation. Bis 1953 entstanden sieben abendfüllende Spielfilme. In zwei Filmen spielte er selbst nicht mit.

Gegen Ende seines Lebens fand Bogart zu großen Charakterrollen in aufwändigen Produktionen. 1952 bekam er für seine Rolle in John Hustons klassischem Abenteuerfilm African Queen neben Katharine Hepburn den Oscar als Bester Hauptdarsteller. 1955 folgte seine letzte Nominierung für die Darstellung des psychotischen Kapitäns in Die Caine war ihr Schicksal.

1954 durfte er in Billy Wilders romantischer Komödie Sabrina den seinen Bruder spielenden William Holden beim Werben um die dreißig Jahre jüngere Audrey Hepburn ausstechen. 1955 war Bogart ein – wenn auch falscher – Priester in Die linke Hand Gottes. Im selben Jahr übernahm er für An einem Tag wie jeder andere noch einmal eine Gangsterrolle. Das Drama Schmutziger Lorbeer (1956) um Korruption im Boxsport war Bogarts letzter Film.

Tod und Nachruhm

Mitte der 1950er Jahre war bei Bogart Speiseröhrenkrebs festgestellt worden. Eine schwere Operation im Januar 1956 hatte nur noch eine palliative Wirkung. Humphrey Bogart starb am 14. Januar 1957 im Alter von 57 Jahren, abgemagert auf 36 kg. Bogarts Asche sollte – seinem Wunsch gemäß – auf dem Meer verstreut werden, was jedoch nicht gestattet wurde. Er wurde im Forest Lawn Memorial Park in Glendale, Kalifornien, beigesetzt.

War Bogart zu Lebzeiten bereits ein anerkannter Charakterdarsteller, avancierte er ab den 1960er Jahren nach und nach zu einer Figur der globalen Popkultur, die auch die nachfolgenden Zuschauergenerationen ansprach. Der von ihm verkörperte Charakter des einzelgängerischen Zynikers im Trenchcoat, der unbeirrbar seinem Moralkodex folgt, gewann – ähnlich wie die von Marilyn Monroe verkörperte Blondine – eine ikonenhafte Dimension. 1999 wählte das American Film Institute Humphrey Bogart vor Cary Grant, James Stewart und Marlon Brando zum „größten männlichen amerikanischen Filmstar aller Zeiten“ und bestätigte so die herausgehobene filmgeschichtliche Bedeutung des Darstellers.

Zahlreiche popkulturelle Anspielungen und Referenzen verweisen auf Humphrey Bogart. In seinen Rollen spielte er oft einen Kettenraucher, der zwar ständig eine Zigarette im Mundwinkel hat, sie aber oft schon nach wenigen Zügen wegwirft. Dieses von Kiffern als ‚egoistisch‘ betrachtete Rauchverhalten wurde mit der Zeile Don’t Bogart that Joint, my Friend angesprochen, die den Anfangsrefrain des von der Band Fraternity of Man veröffentlichten (1968) und nicht zuletzt durch den Kultfilm Easy Rider (1969) bekannt gewordenen Song Don’t Bogart Me bildet. Das transitive Verb to bogart wird im US-Englischen inzwischen in allgemeinerem Sinn von etwas ohne zu teilen benutzen oder verbrauchen verwendet. In seiner Komödie Mach’s noch einmal, Sam (1972) verkörperte Woody Allen einen tollpatschigen Filmkritiker, der gerne die Coolness und Männlichkeit von Bogart hätte und mit diesem halluzinatorische „Gespräche“ führt. Der österreichische Künstler Gottfried Helnwein schuf eine Version des bekannten Gemäldes Nighthawks von Edward Hopper, in der die namenlosen Figuren in der nächtlichen Bar durch die Popkultur-Ikonen Humphrey Bogart, Marilyn Monroe, James Dean und Elvis Presley ersetzt wurden.

Privatleben

Nach einer von 1926 bis 1927 dauernden Ehe mit der Bühnenschauspielerin Helen Menken (1901–1966) heiratete Bogart 1928 deren Kollegin Mary Philips (1901–1975). Philips arbeitete weiter am Broadway, während Bogart sich zumeist in Hollywood aufhielt. Die Ehe wurde 1938 geschieden.

Im selben Jahr heiratete Bogart seine Kollegin Mayo Methot (1904–1951). Diese Ehe wurde 1945 geschieden.

1944 verliebte sich Bogart bei den Dreharbeiten zu Haben und Nichthaben in seine fast 25 Jahre jüngere Partnerin Lauren Bacall (1924–2014). Die beiden heirateten 1945. Das Paar trat in vier Filmen gemeinsam auf. 1949 wurde der Sohn Stephen geboren. 1952 folgte Tochter Leslie.

1982 veröffentlichte Bogarts langjährige persönliche Assistentin Verita Thompson (1918–2011) ein Buch mit dem Bekenntnis, sie sei ab 1942 einige Jahre seine Geliebte gewesen. Neben ihrer Tätigkeit als persönliche Assistentin war Thompson bei einigen Filme auch Bogarts Haarstylistin (in seinen letzten Lebensjahren trug Bogart in Filmen meist ein Toupet).

Bogart war ein begeisterter Segler und besaß in den 1940er Jahren eine Segeljacht namens Santana. Nach ihr benannte er seine 1949 gegründete Filmfirma Santana Pictures Corporation.

Filmografie

Auszeichnungen

  • 1944: Nominierung für den Oscar als Bester Hauptdarsteller für Casablanca
  • 1952: Oscar als Bester Hauptdarsteller für African Queen
  • 1955: Nominierung für den Oscar als Bester Hauptdarsteller für Die Caine war ihr Schicksal
  • 1999: Platz 1 in der Liste des American Film Institute der 25 größten männlichen Filmlegenden aller Zeiten
  • 1960: Stern auf dem Hollywood Walk of Fame (6322 Hollywood Blvd.)
  • Die von Bogart verkörperten Figuren Rick Blaine (Casablanca) und Philip Marlowe (Tote schlafen fest) wurden vom American Film Institute zu den „100 größten Helden des amerikanischen Films“ gewählt (Blaine auf Platz 4 und Marlowe auf Platz 32).

Synchronisation

In vielen seit den 1970er Jahren hergestellten deutschen Synchronfassungen – darunter zahlreiche Neusynchronisationen – wurde Humphrey Bogart meist von Joachim Kemmer gesprochen; zum Beispiel in Casablanca, Entscheidung in der Sierra oder Haben und Nichthaben. In früher entstandenen Synchronfassungen seiner Filme wurde Bogart auch von Wolfgang Lukschy (zum Beispiel Sabrina), Paul Klinger (zum Beispiel erste deutsche Synchronfassung von Casablanca, Schach dem Teufel), Erwin Linder (zum Beispiel Die Maske runter), Erich Ebert (Geheimbund Schwarze Legion) oder O. E. Hasse (zum Beispiel Die Caine war ihr Schicksal) gesprochen.

Trivia

  • 1996 wurde das Abbild Bogarts als computergenerierter Darsteller für die Hauptrolle in der Folge You, Murderer in der Fernsehserie Geschichten aus der Gruft verwendet.
  • Ursprünglich sollte der Refrain des Liedes Escape (The Piña Colada Song) von Rupert Holmes mit „If you like Humphrey Bogart“ beginnen. Der Name des Schauspielers wurde dann in letzter Minute jedoch durch den bekannten Cocktail ersetzt.
  • Bogarts populärer, auch in Kreuzworträtseln abgefragter Spitzname „Bogey“ (auch „Bogie“) soll auf Spencer Tracy zurückgehen.

Literatur

  • Jeffrey Meyers: Humphrey Bogart. Ein Leben in Hollywood. Henschel, Berlin 1998 (Originaltitel: Bogart. A Life in Hollywood, übersetzt von Britta Dieterle), ISBN 3-89487-306-X.
  • Clifford McCarty: Humphrey Bogart und seine Filme. In: Joe Hembus (Hrsg.): Goldmann Magnum – Die Citadel-Filmbücher. Goldmann-Taschenbuch 10210, München 1981 (Originaltitel: The Films of Humphrey Bogart, übersetzt von Rolf Thissen), ISBN 3-442-10210-3 (Eingeleitet von Peter Bogdanovichs: Bogie in exelsis).
  • Stephen Bogart, Gary Provost: Mein Vater Humphrey Bogart. Econ, Düsseldorf 1995 (Originaltitel: In Search of My Father, übersetzt von Michael Althen), ISBN 3-430-11434-9.
  • Richard Schickel, George Perry: Bogart. Heyne, München 2006 (Originaltitel: Bogie – A Celebration of the life of Humphrey Bogart, übersetzt von Michael Sailer), ISBN 978-3-89910-339-7 (Biografie zum 50. Todestag mit zahlreichen Abbildungen, einem Vorwort von Stephen Bogart und einem Filmverzeichnis, Redaktion: Christiane Manz).
  • Hans-Christoph Blumenberg et al.: Humphrey Bogart. In: Reihe Film. 3., ergänzte Auflage. Band 8., Hanser, München / Wien 1985, ISBN 3-446-14536-2.
  • Alan G. Barbour: Humphrey Bogart. Seine Filme – Sein Leben. In: Heyne Filmbibliothek. 11. Auflage. Heyne, München 1997 (deutsche Erstausgabe 1979) (Originaltitel: Humphrey Bogart, übersetzt von Alfred Dunkel), ISBN 3-453-86001-2.
  • Andrea Thain, Michael O. Huebner: Humphrey Bogart. Der Mann hinter der Maske – Eine Biographie. Wunderlich bei Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1996, ISBN 3-8052-0551-1.
  • Verita Thompson: Ich seh’ Dir in die Augen, Kleines – Meine aufregendsten Jahre mit Humphrey Bogart. Heyne, München 1982 (Originaltitel: Bogie and Me, übersetzt von Ingeborg F. Meier), ISBN 3-453-01959-8.
  • Stefan Kanfer: Tough Without a Gun: Humphrey Bogart, Men in Movies, and Why It Matters. Faber and Faber, London 2010, ISBN 978-0-571-26072-0.
Commons: Humphrey Bogart – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jeffrey Meyers: Bogart: A Life in Hollywood. Andre Deutsch Ltd., London 1997, ISBN 0-233-99144-1, S. 19.
  2. Santana Pictures Corporation in der Internet Movie Database
  3. Text von Don’t Bogart Me bei songtexte.com.
  4. Eintrag to bogart bei Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary.
  5. Neil Norman: The love that saved Humphrey Bogart. 14. Februar 2011, abgerufen am 12. Dezember 2020 (englisch).
  6. Robert Zemeckis: You, Murderer. In: Geschichten aus der Gruft. 4. August 1996, abgerufen am 16. Juni 2022.
  7. Unda Hörner: Lauren Bacall und Humphrey Bogart. Gangsterbraut im Seemannsgarn. Rowohlt, Berlin 1999, ISBN 3-87134-357-9, S. 36.
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