Iwan Pantelejewitsch Mosgowenko (russisch Иван Пантелеевич Мозговенко, englisch Ivan Panteleyevich Mozgovenko; * 13. Februar 1924 in Jaschalta; † 31. Dezember 2021 in Moskau) war ein sowjetischer und russischer Klarinettist und Musikpädagoge, der am Gnessin-Institut Moskau das Fach Klarinette unterrichtete, ab 1980 mit dem Titel eines Professors. Er erhielt für seine Teilnahme als Soldat im Zweiten Weltkrieg und für seine späteren künstlerischen Leistungen zahlreiche Orden und Ehrentitel, darunter 1995 den Titel Volkskünstler der Russischen Föderation.

Leben

Mosgowenko wurde in Jaschalta, Bezirk Stepnowsky, Region Rostow geboren. 1931 wurde die Familie enteignet und in den Ural in die Region Nischni Tagil verbannt. Ab 1939 studierte er am Tschaikowsky-Musikkolleg in Swerdlowsk in der Klarinettenklasse. Ab 1943 nahm er als Angehöriger der 10. Garde-Panzerdivision am Zweiten Weltkrieg teil. Er diente in einer Sanitätseinheit und erreichte 1945 Berlin.

1946 setzte er seine Ausbildung zum Klarinettisten am Gnessin-Institut bei Alexander Leonidowitsch Schtark fort (Abschluss 1951, Abschluss der Graduiertenschule 1954). 1951 gewann er den ersten Preis bei einem internationalen Wettbewerb in Berlin und war seitdem als Solist und Kammermusiker tätig, unter anderem mit dem Borodin-Quartett. Von 1953 bis 1968 war Mosgowenko Soloklarinettist am Russischen Staatlichen Sinfonieorchester für Kinematographie. In Zusammenarbeit mit dem Borodin-Quartett und anderen Kammerensembles nahm Mosgowenko Werke von Mozart, Brahms, Prokofjew und einigen zeitgenössischen Komponisten auf. Zudem machte er Aufnahmen für den Rundfunk.

Mosgowenko konzertierte gemeinsam mit russischen Ensembles wie dem Prokofjew-Quartett, dem Beethoven-Quartett, dem Komitas-Quartett und dem Glinka-Quartett sowie mit zahlreichen Künstlern, zum Beispiel Swjatoslaw Richter, Sergei Prokofjew, Maria Judina, Van Cliburn und Mstislaw Rostropowitsch. Dabei arbeitete er mit Dirigenten wie Jewgeni Swetlanow, Kirill Kondraschin, Alexander Gauk, Leonard Bernstein, Juri Temirkanow, Wladimir Fedossejew und Gennadi Roschdestwenski zusammen.

Neben seiner Konzerttätigkeit unterrichtete Mosgowenko von 1951 am Gnessin-Institut, seit 1966 als außerordentlicher Professor. 1980 wurde ihm der Titel eines Professors verliehen. Zu seinen Schülern zählen bedeutende Klarinettisten und Preisträger internationaler Wettbewerbe. Zudem ist Mosgowenko Autor einer Reihe von Lehrbüchern und Transkriptionen für Klarinette.

Instrumente

Als Mosgowenko anfing Klarinette zu spielen, dominierte in der UdSSR für die Klarinette das deutsche Griffsystem. Ab 1958 erfolgte die Umstellung auf das Böhm-System (einschließlich des dem gewohnten deutschen Klang näher kommenden Reform-Böhm-Systems bis in die 1980er Jahre), der sich auch Mosgowenko nicht entziehen konnte. 1964 wechselte er und spielt fortan viele Jahre Instrumente von Buffet Crampon.

Bedeutung

Zu Lebzeiten wurde Mosgowenko in Russland als lebende Legende angesehen und galt als Vater der derzeitigen Klarinettistengeneration. Zahlreiche Professoren und Musikpreisträger gingen aus seiner Schule hervor. In einer Würdigung zu seinem 95. Geburtstag wird berichtet, er sehe sich selbst als „kreativen Enkel“ des Gründers der russischen Klarinettenschule Sergej Sobnow, der in Russland als Nachfolger des Gründers der Klarinettenschule in Deutschland Carl Baermann gilt.

An seinem 90. Geburtstag trat Mosgowenko noch einmal auf. Seit 2019 findet aus Anlass seines Geburtstages am 13. Februar in Moskau jährlich ein internationaler Klarinettenwettbewerb statt, der nach Mosgowenko benannt ist.

Diskografie (Auswahl)

  • Mozart: Klarinettenquintett KV 584 mit dem Borodin-Quartett, mit dem er von 1951 bis 1976 zusammenarbeitete. Die Aufnahme entstand 1961. Am Klang und der Spielweise ist deutlich zu hören, dass der Künstler damals eine deutsche Klarinette spielte und deutschen Tradition des Klarinettenspiels verpflichtet war.
  • Sergei Prokofjew: Ouvertüre über hebräische Themen, op. 34, mit Swjatoslaw Richter (Klavier), in: Sviatoslav Richter – Plays Rakhmaninov & Prokofiev, 11 CDs, CD Nr. 11/1, aufgenommen 1961
  • Sergei Prokofjew: Quintett op. 39 für Oboe, Klarinette, Violine, Viola und Kontrabass

Auszeichnungen

Commons: Iwan Pantelejewitsch Mosgowenko – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mitteilung des Todes
  2. Dekret des Präsidenten der Russischen Föderation vom 4. August 1995 Nr. 812: Über die Vergabe von Ehrentiteln der Russischen Föderation. Abgerufen am 15. Februar 2021 (russisch; Vergabe unter anderem an Ivan Mozgovenko).
  3. Musik mit Kriegspause. In: Culture № 18-19 (7426) 13.−19. Mai 2004. Archiviert vom Original am 4. August 2012; abgerufen am 15. Februar 2021 (russisch).
  4. 1 2 (ru) Enzyklopädie der Klarinette unter Nr. 340, abgerufen am 15. Februar 2021
  5. 1 2 3 (ru) Zweimaliger Freiwilliger Ivan Mozgovenko, Englischer Artikel: Two-Time Volunteer Fighter Ivan Mozgovenko, abgerufen am 15. Februar 2021
  6. (ru) Elizaveta Grishanova (9 February 2019)Lebende Legende der nationalen Klarinettenschule: Iwan Mozgowenko wird 95 Jahre alt, abgerufen am 15. Februar 2021.
  7. (ru) Mosgowenko Wettbewerb, abgerufen am 15. Februar 2021.
  8. Mosgowenko, Mozart Quintett (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 20. Februar 2021
  9. Mosgovenko, Brahms Quintett (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. OCLC 981897726
  11. Sviatoslav Richter plays Rakhmaninov & Prokofiev
  12. Указ Президента Российской Федерации от 4 августа 1995 года № 812 «О присвоении почетных званий Российской Федерации», kremlin.ru (russisch)
  13. Юбилейная награда Ивана Мозговенко, pamyat-naroda.su (russisch)
  14. 1 2 3 4 5 6 Мозговенко Иван Пантелеевич, 1418museum.ru (russisch)
    This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.