Jürgen Peter Vogel (* 29. April 1968 in Hamburg) ist ein deutscher Schauspieler, Drehbuchautor, Filmproduzent und Sänger. Seinen Durchbruch hatte er 1992 als Tellerwäscher Ingo Hermann in Sönke Wortmanns Filmkomödie Kleine Haie.

Leben

Herkunft und Ausbildung

Jürgen Vogel ist der Sohn eines Hamburger Kellners und einer Hausfrau. Er wuchs zusammen mit drei Geschwistern im Stadtteil Schnelsen auf. Mit neun posierte er für Kindermoden beim Otto-Versand. Im Alter von 15 Jahren zog er von zu Hause aus. Nach der Mittleren Reife besuchte er einen Tag lang eine Schauspielschule in München und zog 1985/1986 nach Berlin, wo er mit dem Schauspieler Richy Müller zwei Jahre in einer Wohngemeinschaft lebte. Nach eigenen Angaben wurde Vogel auch durch den Film Taxi Driver mit Robert De Niro inspiriert. In unregelmäßigen Abständen fand er Engagements als Darsteller in Film- und Fernsehproduktionen, daneben hatte er Jobs wie Beikoch in einer Großküche, Paketausfahrer bei der Post und Aufpasser bei einem Partyservice.

Privates

Vogel wurde 1988 Vater einer Tochter. 1997 heiratete er Madeleine Sommerfeld, adoptierte ihre beiden Söhne und bekam mit ihr eine weitere Tochter (* 1999). Mit der Kamera- und Regieassistentin Michelle Gornick bekam er einen Sohn (* 2009), mit seiner Verlobten (seit 2019), der Schauspielerin Natalia Belitski, eine Tochter (* 2019). Er wohnt in Berlin-Charlottenburg.

Werdegang

Schauspiel

Sein Schauspieldebüt gab Vogel im Alter von 17 Jahren als Eishockeyspieler Lutz in der deutsch-niederländischen ZDF-Fernsehserie Bas-Boris Bode. Für seine Rolle als arbeitsloser Emil in dem in der Wirtschaftskrise zu Beginn der 1930er Jahre spielenden Kriminalfilm Rosamunde erhielt er 1989 den Bayerischen Filmpreis als „Bester Nachwuchsdarsteller“. Zu Beginn der 1990er Jahre verkörperte er in zahlreichen Spielfilmen meist jugendliche oder kleinbürgerliche Delinquenten. 1992 gelang ihm mit Sönke Wortmanns Filmkomödie Kleine Haie in der Rolle des Tellerwäschers Ingo Hermann sein endgültiger Durchbruch. Für seine dortige schauspielerische Leistung bekam er erneut den Bayerischen Filmpreis verliehen, diesmal in der Kategorie „Bester Darsteller“. 1994 besetzte ihn Rainer Kaufmann in der Rolle des drogensüchtigen Max der Hamburger Stricherszene in seinem Filmdrama Unschuldsengel. 1996 gründete er zusammen mit Matthias Glasner die Schwarzweiss Filmproduktion in Berlin. In dem von dieser Firma im Gründungsjahr produzierten Film Sexy Sadie spielte er einen Serienmörder. Unter Rainer Kaufmann arbeitete er 1997 erneut in der Ingrid-Noll-Romanverfilmung Die Apothekerin, wo er an der Seite von Katja Riemann den Zahnmedizinstudenten Levin Graber verkörperte. In Bernd Böhlichs Fernsehdrama Der Kindermord war er im selben Jahr als alkohol- und tablettenabhängiger Familienvater, der unter starken Wahnvorstellungen leidet und dessen zwei Kinder vermisst werden, zu sehen. Ebenfalls 1997 brachte ihm seine Darstellung des unglücklichen Fleischers Jan Nebel in der Filmkomödie Das Leben ist eine Baustelle den Deutschen Filmpreis ein.

Für seine Gesamtleistung als Schauspieler, Koautor und Koproduzent des Filmes Der freie Wille wurde er 2006 mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. 2008 spielte er in Dennis Gansels Filmdrama Die Welle nach dem gleichnamigen Roman von Morton Rhue den Lehrer Rainer Wenger, der seiner Schulklasse in einem von ihm konzipierten Sozialexperiment vorführt, wie autokratische faschistoide gesellschaftliche Strukturen entstehen. Für diese Rolle erhielt er 2009 den Jupiter-Filmpreis als „Bester Darsteller Deutschland“. Von 2009 bis 2011 war Vogel als Nachfolger von Cordula Stratmann Hauptmieter in der Sat.1-Impro-Comedy Schillerstraße. 2016 übernahm er neben Iris Berben und Anna Maria Mühe in dem von Dror Zahavi inszenierten ZDF-Zweiteiler Familie! die Rolle des untreuen Sternekochs Lennart Behrwaldt. 2019 war Vogel neben Bettina Lamprecht und Walter Kreye in der Rolle des Kurt Fankhauser als einer der Hauptdarsteller in der für VOX von Till Franzen produzierten Serie Das Wichtigste im Leben zu sehen. Im selben Jahr übernahm er in der neunten Staffel von Pastewka eine Gastrolle.

Vogel gastierte im Verlauf seiner Karriere vor der Kamera in zahlreichen Fernsehserien, u.a. in Der Fahnder, Tatort, Hecht & Haie, Polizeiruf 110, Ein Fall für zwei, Rosa Roth und Nachtschicht.

2003 zählte er mit zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie.

Fernsehaktivitäten

  • Für den Sender DMAX testete Vogel im Jahr 2007 in der Sendung Fat Machines, bestehend aus neun Folgen, große Fahrzeuge wie Panzer, Baumaschinen oder U-Boote.
  • Vogel saß in der Jury von Michael „Bully“ Herbigs Castingshow Bully sucht die starken Männer bei ProSieben.
  • Für die Berliner Rockband Beatsteaks spielte Vogel 2004 unter der Regie von Zoran Bihać in dem Musikvideo zum Song Hello Joe.
  • 2009 war Jürgen Vogel in Werbespots für die Sparkasse zu sehen.
  • Ab Ende 2012 trat Vogel regelmäßig als Sidekick in der Harald Schmidt Show auf.
  • Jürgen Vogel war bereits vierzehn Mal zu Gast in der Quizshow Wer weiß denn sowas?.
  • Von der 35. Ausgabe von Klein gegen Groß im Jahr 2019 bis zur 45. Sendung 2021 gab es in der Sendung als ständige Rubrik „Klein gegen Vogel“. Ein Kind trat dabei in einem Duell gegen Jürgen Vogel an.

Hansen Band

Für den halbdokumentarischen Musikfilm Keine Lieder über Liebe gründete Vogel im Jahr 2005 zusammen mit Thees Uhlmann, Marcus Wiebusch, Felix Gebhard und Max Schröder die zunächst fiktive Hansen Band. Diese tourte zweimal, bevor der Film offiziell startete. Am 21. Oktober 2005 erschien ihr Album Keine Lieder über Liebe.

Filmografie

Kino

Fernsehen

Fernsehfilme

Fernsehserien und -reihen

Auszeichnungen

Literatur

  • Ariane Heimbach: Jürgen Vogel – Schauspieler. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 30, 1998.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 196 f.
  • Manfred Hobsch, Ralf Krämer, Klaus Rathje: Filmszene D. Die 250 wichtigsten jungen deutschen Stars aus Kino und TV. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-511-2, S. 458 ff.
Commons: Jürgen Vogel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 3sat TV- & Kulturmagazin 2/2018, S. 16.
  2. Jürgen Vogel im Munzinger-Archiv, abgerufen am 22. Juni 2021 (Artikelanfang frei abrufbar)
  3. Papa Vogel zeigt seine Küken. In: bz-berlin.de, 21. August 2006
  4. BILD erklärt das große Vogel-Nest, bild.de vom 27. August 2020, abgerufen am 25. Februar 2020
  5. Jürgen Vogels Freundin Natalia Belitski im Baby-Talk, vip.de vom 13. März 2019, abgerufen am 2. Mai 2019.
  6. Jürgen Vogel und Natalia Belitski sind verlobt, promiflash.de vom 31. August 2019, abgerufen am 31. August 2019
  7. Berlin, wo die Promis wohnen. Abgerufen am 9. September 2022.
  8. Jürgen Vogel privat: Patchwork-Papa mit Leidenschaft! Seine Familie bedeutet ihm ALLES. Abgerufen am 9. September 2022.
  9. Presseportal.de: Jürgen Vogel zieht in die Schillerstraße.
  10. Uwe Mantel: "Fat Machines": Jürgen Vogel testet für DMAX große Fahrzeuge. In: DWDL.de. 11. Dezember 2006, abgerufen am 1. April 2023.
  11. Sparkasse spannt Jürgen Vogel für Werbekampagne ein, horizont.net, online.
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