James David „J. D.“ Vance (geboren als James Donald Bowman 2. August 1984 in Middletown, Ohio) ist ein US-amerikanischer Kapitalmanager, Schriftsteller und Politiker der Republikanischen Partei. Seit Januar 2023 vertritt er den Bundesstaat Ohio im US-Senat. Ursprünglich ein scharfer Kritiker Donald Trumps, suchte er im Wahlkampf 2022 die Unterstützung des Ex-Präsidenten.

Leben

Herkunft und Jugend

James Donald Bowmans mütterliche Familie stammt aus dem Breathitt County, sie zog nach Middletown im Rust Belt, wo Vance in einer Arbeiterfamilie aufwuchs, die durch wirtschaftlichen Wandel, Arbeitslosigkeit, Scheidung und Drogenkonsum ihren Halt verlor. Dank des festen Willens seiner mütterlichen Großmutter konnte Vance die Schule absolvieren und die Stadt verlassen. Mit 18 Jahren verpflichtete er sich bei den Marines. Er studierte an der Ohio State University (B.A., 2009) und machte 2013 die Prüfung zum Juris Doctor an der Yale Law School.

Finanzmanager und Trump-kritischer Autor

Vance arbeitet als Finanzmanager in einer Investmentfirma in San Francisco, die zu einer Gruppe von Unternehmen gehört, die von Peter Thiel gegründet wurden.

Vance veröffentlichte 2016 ein autobiografisches Buch über die Geschichte seiner Familie und ihre sozialen und ökonomischen Probleme mit dem Titel "Hillbilly Elegy". Das Buch, zu dem ihn seine Yale-Professorin Amy Chua ermutigt hatte, erschien im Juni 2016 während Donald Trumps Wahlkampf vor der US-Präsidentschaftswahl am 8. November 2016. Kurz nach einem Interview mit der Zeitschrift The American Conservative im Juli 2016 gelangte das Buch an die Spitze der The New York Times Best Seller list und stand dort im Januar 2017 erneut an der Spitze. Im Februar 2017 waren über 700.000 Exemplare von Buch und digitaler Ausgabe verkauft. Unter der Regie von Ron Howard wurde eine Verfilmung realisiert, die am 24. November 2020 auf Netflix veröffentlicht wurde. Vance als junger Mann wird von Gabriel Basso dargestellt.

Vance äußerte vor der Präsidentschaftswahl 2016, Trumps politische Vorstellungen seien verachtenswert und absurd. Er kritisierte dessen harsche Rhetorik gegen Einwanderer: Trump jage Menschen, die ihm (Vance) „am Herzen liegen“, Angst ein, vor allem Immigranten und Muslimen. Seither galt Vance als ein Zeuge der neuen US-amerikanischen weißen Unterschicht (auch: „White Trash“), die 2016 möglicherweise den Ausschlag für die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten gab. Die New York Times schrieb, sein Buch sei „one of the six best books to help understand Trump’s win“. Vance wurde landesweit zu Vorträgen über sein Buch eingeladen. New York Times und der Sender CNN engagierten ihn als Kommentator.

Vance lebte mit seiner Frau Usha, einer Juristin, die für den Vorsitzenden Richter des Supreme Court arbeitet (2018), und seinem Sohn bis 2017 in San Francisco. Dann zog die Familie zurück nach Columbus (Ohio) in seine Heimatregion.

Politische Kehrtwende

Parteigänger der Republikaner in Ohio trugen Vance 2018 eine Kandidatur für den US-Senat an, was er zunächst ablehnte, um im Bild der Öffentlichkeit seine moralische Distanz zu dem von ihm kritisierten Establishment zu wahren.

Am 2. Januar 2021 kündigte der republikanische Senator Rob Portman an, bei der US-Senatswahl in Ohio am 8. November 2022 nicht erneut zu kandidieren. Vance kündigte an, für diesen Sitz zu kandidieren; in diesem Zusammenhang rückte er von seiner 2016 geäußerten Kritik an Trump ab. Er wandte sich gegen Globalisierung und Zuwanderung und machte Wahlkampf mit der rechtsextremen Abgeordneten Marjorie Taylor Greene.

Am 3. Mai 2022 gewann Vance die parteiinterne Vorwahl der Republikaner mit 32 Prozent der Stimmen. Im Vorfeld wurde er vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump unterstützt, was sich als maßgeblich für seinen Wahlerfolg herausstellte, weil Vance in Umfragen zuvor noch abgeschlagen hinter den anderen Kandidaten zurücklag.

Vance trat gegen den demokratischen Kandidaten Tim Ryan an. Am 19. September 2022 sagte Trump bei einer öffentlichen Rede in Anwesenheit von Vance: "J. D. is kissing my ass he wants my support so bad." (»J. D. küsst mir den Hintern, so dringend will er meine Unterstützung.«) Er konnte die Wahl im November für sich entscheiden und trat deshalb am 3. Januar 2023 sein Mandat als Senator an.

Werke

  • Hillbilly elegy : a memoir of a family and culture in crisis. Harper, New York 2016
    • Hillbilly Elegie. Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise. Übersetzt von Gregor Hens. Ullstein, Berlin 2017, ISBN 978-3-550-05008-4

Literatur

  • Mara Delius: Dort, wo das Nichts nichtet. Wie das amerikanische Sachbuch „Hillbilly Elegie“ die weiße Unterschicht enttrasht. Rezension, in: Die Literarische Welt, 15. April 2017, S. 28
  • Hubert Wetzel: Mit Trump oder gar nicht. SZ, 10. Juli 2021, S. 9

Einzelnachweise

  1. Der Milliardär und das kleine Mädchen, NZZ, 2. Juni 2018 (Titel der Printausgabe, Seite 36)
  2. 1 2 3 Karen Heller: „Hillbilly Elegy“ made J.D. Vance the voice of the Rust Belt. But does he want that job?. In: The Washington Post, 6. Februar 2017
  3. 1 2 faz.net: Ein „Landei“ will Senator werden
  4. 6 Books to Help Understand Trump's Win
  5. 1 2 Shawn Donnan: „The people calling the shots for the past 30 years really screwed up“. Interview in: Financial Times, 3. Februar 2018, S. L&A3
  6. siehe auch en:2022 United States Senate election in Ohio.
  7. Karl Doemens: Donald Trump greift ein und verhilft bekanntem Autor Vance zum Sieg www.augsburger-allgemeine.de, 4. Mai 2022
  8. Sofia Dreisbach (FAZ): Trumps Rechnung ist aufgegangen
  9. politico.com: Trump flexes and the center shrinks: 5 takeaways from a key primary night
  10. spiegel.de 20. September 2022.
  11. Chris Cillizza / cnn.com: Donald Trump humiliated J.D. Vance for fun
  12. Ohio U.S. Senate Election Results. In: The New York Times. 8. November 2022, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 9. November 2022]).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.