Jean Quérin de Forcade, Marquis de Biaix, sonst Johann Quirin von Forkade-Biaix genannt (* 14. Dezember 1663 in Pau in Béarn; † 2. Februar 1729 in Berlin) war ein königlich preußischer Generalleutnant. Er war Chef des Infanterie-Regiments Nr. 23 und Kommandant der Residenz Berlin.
Leben
Familie
In älteren biographischen Handbüchern werden als seine Eltern der französische Feldmarschall Jaques de Forcade, Marquis de Biaix und Philippine d’Espalungue Baronne d’Arras genannt. Ob diese Namen absichtlich oder irrtümlich falsch angegeben wurden, bleibt ungewiss. Für Pau sind vor 1668 keine protestantischen Kirchenbücher überliefert.
Seine Eltern waren Jean de Forcade, seigneur de Biaix, (1659–1684) und Madeleine de Lanne († nach 1701), Tochter des Ramon de Lanne, Bürger in Pau. Ein Jean de Forcade ist als Münzmeister für Béarn und Navarra (fermier des monnaies de Béarn et Navarre) überliefert. Jean de Forcade, seigneur de Rontignon, kaufte das Lehen Biaix im Pau am 28. Februar 1659 vom Gratian von Turon, seigneur de Beyrie. Am 10. Juni 1659 wurde er als seigneur de Biaix (Herr von Biaix) zum Orden des Adels von Béarn zugelassen. Das Lehen wurde einige Tage nach seinem Tod an seinen ältesten Sohn, Isaac, übergeben, der am 18. November 1684 zum Orden des Adels von Béarn als seigneur de Biaix zugelassen war.
Soweit bekannt ist, war Jean Quérin de Forcade-Biaix tatsächlich kein Marquis. Das Lehen Biaix war kein Marquisat, sondern eine Herrschaft. Sicher ist, dass er nie Herr von Biaix war. Die Herren von Biaix waren sein Vater, Jean de Forcade (1659–1684), sein Bruder, Isaac de Forcade (1684–1737) und sein Neffe, Jean-Jacob de Forcade (1738–?).
Auswanderung nach Preußen
Jean Quérin de Forcade verließ wie viele Hugenotten das Land nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes. Spätestens im Oktober 1685 (Terminus ante quem) kam er nach Brandenburg.
Am 15. April 1697 heiratete Jean Quirin de Forcade die Freiin Juliane von Honstedt (Hohnstaedt) aus dem Hause Erdeborn. Sie war die Tochter des Generalmajors Quirin, Erbherr von Honstedt, auf Sulzau, Weikenburg und Erdeborn, und dessen Frau Maria Magdalena Streiff von Löwenstein, auf Falkenau, Diedenhosten und Bacour. Ihre beiden Söhne waren:
- der preußische Generalleutnant Friedrich Wilhelm Quirin von Forcade (1699–1765)
- der Hofmarschall des Prinzen von Preußen Peter Isaak von Forcade (1702–1775); er war in der 1. Ehe mit Anna Elisabeth Cantenius verheiratet, nach ihrem Tod heiratete er Katharina von Eickstedt. Das Ehepaar hatte noch mehrere Töchter.
Ferner eine Tochter:
- Sophia Philippina
- ⚭ Paul Albrecht Thevenin Sieur Des Glereaux
- ⚭ Georg Wilhelm von Aschersleben (* 1702; † 1775), preußischer Kammerpräsident von Pommern
Militärische Werdegang
- Oktober 1686 war er Leutnant im Miliz des Kurfürsten von Brandenburg, Friedrich II., in Frankfurt (Oder).
- 1688 war er Hauptmann in der Leibgarden der Kurfürst in Frankfurt (Oder).
- 1692 wurde er Hauptmann in der preußischen Garde in Crossen (Oder).
- Am 12. September 1702 wurde er Major in der weißen Garde (später Infanterie-Regiment Nr. 1).
- Am 12. August 1705 wurde er Oberstleutnant.
- 1711 wurde er Oberst.
- 1713 wurde er Gouverneur militaire de Berlin.
- Februar 1716 erhielt er als Oberst das damalige in Berlin garnisonirende Infanterieregiment Nr. 23.
- Am 31. Mai 1718 wurde er Generalmajor.
- 1722 wurde er Kommandant der Residenz Berlin.
- Am 2. Februar 1729, seinem Todestage, wurde er noch zum Generalleutnant ernannt.
Literatur
- Pierre Danty: Une famille béarnaise au service de la Prusse : les Forcade-Biaix. In: Société des Sciences Lettres et Arts de Pau et du Béarn (Hrsg.): Revue de Pau et du Béarn. Nr. 6, 1978, S. 269–272.
- Gustave Chaix d'Est-Ange: Dictionnaire des Familles françaises anciennes ou notables à la fin du XIXe siècle. Band 18: FEL–FOR. 1922, S. 315–316 (gallica.bnf.fr Digitalisat).
- Anton Balthasar König: Jean Quirin de Forcade. In: Biographisches Lexikon aller Helden und Militairpersonen, welche sich in Preußischen Diensten berühmt gemacht haben. Band 1. Arnold Wever, Berlin 1788, S. 429 (Jean Quirin de Forcade bei Wikisource [PDF]).
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adels-Lexicon. Band 2, 1836, S. 179 (books.google.de Digitalisat); Band 4, 1837, S. 390 (books.google.de Digitalisat).
Einzelnachweise
- ↑ Bernhard R. Kroener: Potsdam: Staat, Armee, Residenz in der preussisch-deutschen Militärgeschichte. S. 169.
- 1 2 Evangelische Kirche Berlin-Friedrichstadt, Tote 1716–1731, Seite 198 (französische Handschrift)
- ↑ Anton Balthasar König: Jean Quirin de Forcade. In: Biographisches Lexikon aller Helden und Militairpersonen, welche sich in Preußischen Diensten berühmt gemacht haben. Band 1. Arnold Wever, Berlin 1788, S. 429 (Jean Quirin de Forcade bei Wikisource [PDF]).
- ↑ Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adels-Lexicon. Band 2, 1836, S. 179; Band 4, 1837, S. 390.
- 1 2 3 Evangelische Kirche Berlin-Friedrichstadt, Trauungen 1674–1707, S. 73 (französische Handschrift).
- ↑ Christian Charlet, Fernand Arbez: Fermeture et réouverture des monnaies de Navarre et Béarn en 1662–1663. In: Revue numismatique. 6e série, Jg. 1997, Nr. 152, S. 223–264.
- ↑ Archives Départementales des Pyrénées-Atlantiques, Série E: Notaires et tabellions, Pau, Jean d’Agoeix, E2048.
- ↑ Gustave Chaix d’Est-Ange: Dictionnaire des Familles françaises anciennes ou notables à la fin du XIXe siècle. Band 18: FEL–FOR, 1922, S. 315–316.
- ↑ Charles de Picamilh: Statistique générale des Basses-Pyrénées. Band 1, Pau 1858, S. 421 (books.google.ch Digitalisat).
- ↑ Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 1. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landeskollegien in Stettin gehörigen Kreise. Stettin 1784, S. 264. (books.google.de Digitalisat).
- ↑ Johann Gottfried Dienemann, Nachrichten vom Johanniterorden, S.360
- ↑ Günther Gieraths: Die Kampfhandlungen der brandenburgisch-preussischen Armee, 1626-1807. Band 8, Berlin 1964, S. 79 (books.google.ch Digitalisat).