Johann Conrad Melchior Pichler (auch Piechler, Pichl, Pickler, Püchler, Pückler, Bichler, Buchler, Büchler; getauft am 19. Februar 1695 in Wien; † 1776) war ein österreichischer Komponist, Geiger, Sänger und Lautenist.
Leben
Sein Vater Joannes Pichler war ein Gastwirt aus der Nähe von Rossau, hatte seine Mutter Maria Catharina 1680 geheiratet und beide verzogen 1683 in die Innenstadt von Wien, wo ihr Sohn Johann Conrad Melchior im Jahre 1695 geboren und im Stephansdom getauft wurde.
Nach seiner Ausbildung bei den Jesuiten trat Pichler 1710 erstmals als Sänger der Wiener Chori Musici im Oratorium Sacer Hymenaeus de profano amore victor von Ferdinand Tobias Richter auf. Die Aufführung fand im Jesuitenkolleg am Festtag des Heiligen Ignatius (31. Juli) in Anwesenheit der Widmungsträger, Kaiser Joseph I. und Wilhelmine Amalia, sowie ihrer beiden Töchter, der Erzherzoginnen Maria Josepha und Maria Amalia, statt.
Ab 1722 wirkte er als einer der bestbezahlten Angestellten (500, später 600 Florins) als Komponist am Lichtensteiner Hof unter Joseph Johann Adam. Zu dieser Summe kamen eine volle Offizierspension und eine Unterkunft in Wien im liechtensteinischen Palais in der Herrengasse, wo er lebte, während er seinem Fürsten diente. Dort schrieb er Instrumentalmusik für Flöte und Laute sowie Kirchenmusik. Nach dem Tod Joseph Johann Adam im Jahre 1733 verließ er den Hof. In den Jahren 1727 und 1728 erwarb der spätere Herzog Anton Ulrich von Sachsen-Meiningen bei seinen Aufenthalten in Wien Kopien von mindestens 7 Werken Pichlers für seine Musikaliensammlung.
Ab dem Jahr 1736 war Pichler als Kapellmeister für den Woiwoden Theodor Lubomirski in Krakau und ab 1749 bis 1772 am Hof in Białystok beim Großhetman Jan Klemens Branicki tätig. Im Jahr 1749 war Pichler für Branicki auch in der damals polnischen Stadt Lemberg tätig.
Danach könnte er nach Wien zurückgekehrt sein. Es ist auch möglich, dass er in Białystok bei seiner Tochter Maria Magdalena geblieben ist, die ihrerseits mindestens bis 1796 weiterhin dort lebte.
Zeitgenössische Kopien seiner Werke finden sich u. a. in der Musikbilblithek des Stift Göttweig (darunter eine Parthie für 4 Chalumeaux aus 1716) und in der Schranck No: II-Sammlung in der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden.
Werk
- Parthie für 4 Chalumeaux (1716)
- Trio A-Dur
- 3 Triosonaten für Violine, Flöte und b.c.
- Triosonate für Violine, Oboe und b.c.
- Concertino G-Dur
- 3 Parthien a III. Violino, Flauto Traversiere e Basso.
- 2 Parthien a IV. Violino, Flauto Traversiere, Corno e Basso.
- Parthie a IV. Viola d’Amore, Flauto Traversiere, Corno e Basso.
- Sonata Leuto, Violino, Flauto Traversiere, Basso
- Sonata Liuto I., II. Violini I., II., Flauti I., II., e Basso.
Literatur
- Alber R. Rice: The Baroque Clarinet and Chalumeau Oxford University Press, Oxford 2020, S. 53f.
- Jóhannes Ágústsson: Joseph Johann Adam of Liechtestein, Patron of Vivaldi. in Studi Vivaldiani 17 – 2017. Istituto Italiano Antonio Vivaldi (Fondazione Giorgio Cini), Venezia 2017, S. 19ff.