Die Königliche Münze am Steintor, auch Königliche Münze an der Langen Laube in Hannover genannt, war eine zur Zeit des Königreichs Hannover errichtete Villa, in der ab der Mitte des 19. Jahrhunderts Münzen und Medaillen hergestellt wurden. Standort war das Gelände am Steintor zwischen der Straße Lange Laube und Goethestraße, die heutige Münzstraße.

Geschichte

1817 erwarb der Berghauptmann und spätere Kabinettsminister Franz von Meding ein Grundstück namens „Vorort 1“. Es lag gegenüber dem Gebäude der ehemaligen Geschütz-Gießerei, die nach den Befreiungskriegen um 1813 nach Stade verlegt worden war und deren Gebäude als spätere Artilleriekaserne am Steintor für die ehemalige King’s German Legion zum Aufbau einer nun Königlichen Hannoverschen Armee umgenutzt werden konnte. Unmittelbar zwischen der ehemaligen „Stückgießerei“ und dem sogenannten „von Medingschen Besitztum“ unter der damaligen Adresse Lange Laube 27 (später: Hausnummer 28) stand damals ein kleines Wachhäuschen für die Torwache mit zwei größeren steinernen Torpfosten davor, die bis um das Jahr 1820 abends noch mit Gittertoren abgeschlossen wurden.

Hier nun, in dem von Medingschen Garten am Beginn der Georgstraße, ließ sich Franz von Meding bis 1819 von dem Architekten Georg Ludwig Friedrich Laves ein eigenes Wohngebäude im Stil des Klassizismus errichten.

Gut drei Jahrzehnte später, nachdem der Kabinettsminister von Meding 1851 gestorben war, kaufte die königliche Landesregierung den Erben die Villa und das Grundstück ab, um dort eine neue Hannoversche Münzstätte einzurichten. Denn mittlerweile war das noch zur Zeit des Kurfürstentums um 1750 am Mühlenplatz errichtete Münzgebäude zu eng geworden und entsprach nicht mehr dem neuesten technischen Stand, vor allem, nachdem 1848 die Münze Clausthal mit der hannoverschen Münze vereinigt worden war. So wurde das von Medingsche Wohnhaus am Steintor zum neuen Sitz der Münzverwaltung, mit einer Dienstwohnung für den königlichen Münzmeister in der Ersten Etage. Für die eigentliche Herstellung von Münzen wurde im Garten der Villa ein weiteres, zweiflügeliges Gebäude nach den technischen Erfordernissen errichtet.

In der Königlichen Münze am Steintor stach und prägte nun der Medailleur Friedrich Brehmer seine qualitätvollen Münzen und Medaillen, in Zusammenarbeit mit dem königlichen Münzmeister Theodor Wilhelm Brüel,.

Auch nach der Schlacht bei Langensalza und der Annexion des Staates Hannover durch das Königreich Preußen arbeitete hier die nun Königlich Preußische Münze bis 1878 weiter. Dann wurde die Münze geschlossen, die Gebäude abgebrochen und eine Straße über das Grundstück angelegt, die zur Erinnerung 1879 Münzstraße benannt wurde.

Literatur

  • Johannes Kretzschmar: Die königliche Münze zu Hannover. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen 1902, S. 4–63, bes. S. 39–42 (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Ludwig Hoerner: Vor dem Steintor. In: Hannover in frühen Photographien. 1848–1910. Schirmer-Mosel, München 1979, ISBN 3-921375-44-4, S. 192f.
  2. Franz Rudolf Zankl (Hrsg.): Liste der Architekten, aufgestellt unter Mitarbeit von Helmut Zimmermann, in dies.: Hannover. Vom Alten Bahnhof zum Neuen Rathaus. Bilddokumente zur Stadtentwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Ausstellungsführer des Historischen Museums am Hohen Ufer, Hannover, 1975, S. 42f.
  3. 1 2 3 4 Klaus Mlynek: Münzwesen. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 454f.
  4. Helmut Zimmermann: Münzstraße. In: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 178
  5. 1 2 3 4 5 Franz Rudolf Zankl: Das Münzgebäude an der Langen Laube. Fotografie. Um 1870. In: Hannover Archiv, S. 87.
  6. 1 2 Franz Rudolf Zankl: Die Artilleriekaserne am Steintor. Farbige Lithografie von Wilhelm Kretschmer. Um 1860. In: Hannover Archiv, S. 92.
  7. 1 2 Bernhard Dörries, Helmut Plath: Das Steintor. In: Alt-Hannover 1600 - 1900 / Die Geschichte einer Stadt in zeitgenössischen Bildern von 1600 - 1900, hrsg. im Auftrag der Stadt Hannover und Jahresgabe 1951 vom Kunstverein Hannover, München: F. Bruckmann, S. 56
  8. Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen 1902, S. 28 u.ö.; teilweise online über Google-Bücher

Koordinaten: 52° 22′ 32,3″ N,  43′ 53,9″ O

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